Voigtsberger, Heinrich
Heinrich Paul Hermann Voigtsberger ( 10. Februar 1903 in Untermhaus, Thüringen; 17. März 1959 in Wittlich, Rheinland-Pfalz) war ein deutscher Offizier der Panzertruppe, Ritterkreuzträger und Generalmajor des Heeres im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Heinrich Voigtsberger trat am 1. Oktober 1922 als Offiziersanwärter in das II. Bataillon des Infanterie-Regiments 15 der Reichswehr ein, wo er am 1. Dezember 1926 zum Leutnant und am 1. Januar 1930 bei der 4. Kompanie des 15. Infanterie-Regiments zum Oberleutnant befördert wurde.[1] 1935 wurde er als Hauptmann der Wehrmacht und Chef der 1. Kompanie im MG-Bataillon 2 im Westen.
Zweiter Weltkrieg
Am 1. Dezember 1939 wurde Hauptmann Voigtsberger Kommandeur des MG-Bataillons 2 und führte dieses im Westfeldzug an. Anfang 1941 wurde sein Bataillon nach Afrika verlegt. Im Sommer 1941 wurde Voigtsberger in der Cyrenaika[2] schwer verwundet. Für seine Leistungen bei den Kämpfen im Festungsgürtel von Marsa el Brega im April 1941 wurde er am 9. Juli 1941 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet.
Nach seiner Genesung löste er den späteren Generalleutnant der Infanterie und Kampfkommandant von Bremen Fritz Becker ab und wurde am 14. Mai 1942 Führer des Infanterie-Regiments 60 und am 1. Oktober 1942 zum Oberstleutnant befördert. Oberst Voigtsberger führte seit dem 23. Juni 1943 das Panzergrenadier-Regiment 60 in der 116. Panzer-Division.[3] Für die Leistungen seines Regiments bei der Räumung des Dnjepr-Brückenkopfes Saporoshje wurde er am 9. Dezember 1943 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet.
Ab 1944 führte er sein Regiment bei den Abwehrkämpfen bei Odessa, bei Kriwoi Rog und am unteren Ingul. Ab Juni 1944 kämpfte er an der Invasionsfront in Frankreich. Ende Januar 1945 gab er das Kommando über sein Regiment ab, um im Osten am 1. Februar die 309. Infanterie-Division – am 7. Februar 1945 in Infanterie-Division „(Groß-)Berlin“ umbenannt[4] – zu führen. Am 1. April 1945 zum Generalmajor befördert, wurde er gleichzeitig letzter Kommandeur seiner Division. Bei Kriegsende geriet er in britische Kriegsgefangenschaft.
Letzte Kommandos
- Panzer-Grenadier-Regiment 60 der 116. Panzer-Division seit März 1944 (durch Umbenennung des Grenadier-Regiments 60)
- 116. Panzer-Division vom 15. bis 19. September 1944 mit der Führung beauftragt[5]
- 309. Infanterie-Division vom 1. Februar bis Kapitulation am 8. Mai 1945 (→ Wachregiment „Großdeutschland“)
Schlachten
Während des Zweiten Weltkriegs nahm Heinrich Voigtsberger an etlichen Schlachten teil:
- Westfeldzug
- Afrikafeldzug
- Schlacht von Sollum (bei Tobruk)
- Schlacht am Dnepr
- Verteidigung gegen die Uman–Botoşani Offensive
- Invasionsfront (Normandie)
- Verteidigung gegen die Operation Cobra[6]
- Unternehmen Lüttich
- Endkampf um Aachen
- Schlacht im Hürtgenwald
- Ardennenoffensive
- Schlacht an der Oder
- Kampf im Kessel von Halbe
Nachkriegszeit
Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1947 lebten Voigtsberger und seine Frau Charlotte am Starnberger See in Bayern. Er war bei der Dienststelle „Schwerin“ als Führer des Schutz-/Begleitkommandos der Bundesregierung tätig. Georg Meyer in seiner Schrift „Zur Situation der deutschen militärischen Führungsschicht im Vorfeld des westdeutschen Verteidigungsbeitrages 1945–1950/51“ zufolge hatte Schwerin Voigtsberger 1949 damit beauftragt, sich der Verwirklichung des Vorhabens die Veteranen der 116. Panzer-Division im Verteidigungsfall zu reaktivieren, allerdings unter dem Befehl der Besatzer. In den ersten beiden Monaten des Jahres 1950 kam es zwischen Voigtsberger und Schwerin jedoch zum Zerwürfnis. Voigtsberger befürchtete, die deutschen Soldaten würden im Kriegsfalle zu „Kanonenfutter“ der Alliierten. Auch Heinz Günther Guderian kritisierte den „Führerkult“ um Graf von Schwerin. „Der Spiegel“ schrieb im März 1950 polemisch:
- „Die ‚Aktion Windhund‘ ist die von Generaloberst a. D. Franz Halder inspirierte fixe Idee des Generals von Schwerin, letztem Kommandeur der 16. Panzergrenadierdivision (mit zwei [sic!] Windhunden als taktischem Zeichen). Schwerin will im Falle eines sowjetischen Angriffs die kampfkräftige mannbare Jugend Westdeutschlands hinter den Rhein evakuieren, um sie dort den Alliierten als HiWis zur Verfügung zu stellen. Offiziell: um die deutsche Substanz zu retten. Außer bei einigen ausländischen Freunden und organisationswütigen Obersten a. D. hat Schwerin für seinen Windhundplan kein Echo gefunden.“
Tod
Generalmajor a. D. Heinrich Voigtsbergerstarb unerwartet auf einer Reise am 17. März 1957 in Rheinland-Pfalz und wurde am Heimatort auf dem Stadtfriedhof Starnberg nur wenige Schritte vom Grab des Adjutanten des Führers Generalleutnant Gerhard Engel bestattet. Seine geliebte Gemahlin folgte ihm ins Gemeinschaftsgrab 1993.
Beförderungen
- 1. Oktober 1922 Offizieranwärter (Fahnenjunker)
- 1. Dezember 1926 Leutnant
- 1. Januar 1930 Oberleutnant
- 1. März 1935 Hauptmann
- 1. August 1940 Major
- 1. Oktober 1942 Oberstleutnant
- 1. August 1943 Oberst
- 1. April 1945 Generalmajor
Auszeichnungen (Auszug)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. und III. Klasse
- Deutsches Schutzwall-Ehrenzeichen
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 20. Februar 1940
- 1. Klasse am 21. April 1941
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz oder Silber
- Medaille für den italienisch-deutschen Feldzug in Afrika
- Ärmelband „Afrika“
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Ritterkreuz am 9. Juli 1941 als Major und Kommandeur des MG-Bataillons 2 (15. Panzer-Division)
- Eichenlaub am 9. Dezember 1943 (351. Verleihung) als Oberst und Kommandeur des (Panzer-)Grenadier-Regiments (motorisiert) 60/16. Panzer-Grenadier-Division
Literatur
- Fellgiebel, Walther-Peer: Die Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes 1939-1945, Podzun-Pallas (2000), ISBN 3-7909-0284-5.
- Scherzer, Veit: Ritterkreuzträger 1939–1945 Die Inhaber des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes 1939 von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündeter Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchives, Jena, Scherzers Militär-Verlag (2007), ISBN 978-3-938845-17-2.