Graf von Schwerin, Gerhard

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Gerhard Graf von Schwerin.jpg

Gerhard „Gerd“ Helmut Detleff Graf von Schwerin (Lebensrune.png 23. Juni 1899 in Hannover; Todesrune.png 29. Oktober 1980 in Rottach-Egern) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Kaiserlichen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Panzertruppe und Schwerterträger im Zweiten Weltkrieg. In der Nachkriegsliteratur wird sein Name auch etwas abweichend mit Gerhard Helmuth Detloff Graf von Schwerin angegeben.

Werdegang

Gerhard „Gerd“ Helmut Detleff Graf von Schwerin II.jpg
Generalmajor Gerhard Graf von Schwerin
Gerhard Graf von Schwerin von Wolfgang Willrich

Gerhard Graf von Schwerin war der Sohn des Verwaltungsjuristen, Politikers und Rittergutsbesitzers Rittmeister a. D. Dr. jur. Kurt Detloff Graf von Schwerin[1] (1853–1908) und dessen Gemahlin Anna, geborene von Puttkamer, Tochter des Generalmajors Bernhard von Puttkamer, Herr auf Sellin und Groß-Nipkau. Er hatte vier Geschwister, eine Schwester und drei Brüder. Generalleutnant Richard von Schwerin aus Ostpreußen war jedoch nicht sein Bruder, wie manche Quellen angeben. Bogislav Graf von Schwerin gehört zu seinen vielen Vettern, die ebenfalls Offiziere wurden.

Gerd besuchte das Gymnasium in Köslin und Anklam/Pommern, das er mit dem Abitur abschloß. Von Ostern 1912 bis Ostern 1913 besuchte er die Preußische Kadettenanstalt in Köslin, anschließend bis August 1914 die Hauptkadettenanstalt Berlin-Lichterfelde.

Erster Weltkrieg

Am 10. August 1914 wurde er mit dem Charakter als Fähnrich in die Königlich Preußische Armee in das Ersatz-Bataillon des 2. Garde-Regiment zu Fuß des Garde-Korps übernommen, seine Ausbildung wurde dann fortgeführt. Am 2. Mai 1915 kam er zum mobilen Regiment an die Kriegsfront.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte Graf von Schwerin als Zugführer, Kompanieführer und Bataillonsadjutant. Am 8. Juni 1915 wurde er zum Leutnant (mit Patent vom 23. Juni 1916) befördert. Nach einer Verwundung am 26. September 1918 (Pistolenschuß im Nahkampf in den linken Oberschenkel) erlebte er das Kriegsende im Lazarett. Nach der Demobilisierung diente er in verschiedenen Freikorps, darunter dem Generalkommando „Lüttwitz“ und der Garde-Kavallerie-Schützen-Division. Anschließend wurde er von der Vorläufigen Reichswehr übernommen, bis er im Frühling 1920 aus dem Dienst schied.

Nach einer kaufmännischen Lehre bei der Kaffeehandels-AG in Bremen und einer Stellung als Leiter der Transportabteilung der AG für die Petrol-Industrie in Berlin kehrte Schwerin im Sommer 1923 in die Reichswehr zurück. Zunächst kam er in das 1. (Preußische) Infanterie-Regiment nach Königsberg, später zum 3. Infanterie-Regiment und 1931 schließlich zum 18. Infanterie-Regiment in Paderborn.

Drittes Reich

Am 1. Mai 1933 erfolgte seine Beförderung zum Hauptmann. Nach einer zweijährigen Generalstabsausbildung an der Berliner Kriegsakademie wurde er im Oktober 1935 nach Bremen in den Stab der neu aufgestellten 22. Infanterie-Division versetzt. Nach der Beförderung zum Major i. G. übernahm er am 1. Oktober 1938 die Leitung der Gruppe „USA/England“ der Abteilung „Fremde Heere West“ beim Oberkommando des Heeres und wurde in dieser Stellung am 1. April 1939 zum Oberstleutnant befördert.

Zweiter Weltkrieg

Vom 1. Oktober 1939 bis 2. Dezember 1942 war er u. a. Kommandeur des I. Bataillons des Infanterie-Regimentes „Großdeutschland“ (im Februar 1940 wurde er vertretungsweise dessen Regimentskommandeur), Kommandeur des Regimentsstabes z. b. V. 200, Kommandeur des Infanterie-Regimentes 76 und Führer der 8. Jäger-Division.

„Die rheinisch-westfälische 16. Panzergrenadier-Division unter Führung des Generalleutnants Graf v. Schwerin verdient für ihre vorbildliche Einsatzfreudigkeit während der großen Absetzbewegungen ostwärts des Dnjepr und bei den Kämpfen im Brückenkopf von Saporoshje besondere Anerkennung.“Wehrmachtbericht vom 27. Oktober 1943

Der Führer verlieh das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Generalleutnant Gerhard Graf von Schwerin am 4. November 1943, Kommandeur der in diesem Jahr dreimal im Wehrmachtbericht besonders hervorgehobenen 16. Panzergrenadier-Division, als 41. Soldaten der deutschen Wehrmacht.

Windhund

Graf von Schwerin führte sowohl bei der 16. Panzer-Grenadier-Division als auch bei der 116. Panzer-Division das Truppenkennzeichens des Windhundes ein. Er schrieb in der Zeitschrift „Der Windhund“ (2. Jahrgang, Kameradengruß, Dezember 1953, Nr. 4) zur Entstehungsgeschichte des „Windhundes“:

„In der Oktoberausgabe unserer Familienzeitung habe ich eine Darstellung hierüber gelesen, die nicht ganz den Tatsachen entspricht. So möchte ich Euch erzählen, wie es war. Als ich im Herbst 1942 die Führung unserer Division übernahm, marschierte diese unter dem Zeichen des altgermanischen dreiarmigen Hakenkreuzes, von dem mir berichtet wurde, daß dieses historisch gesehen ein Vorläufer des vierarmigen Hakenkreuzes der NSDAP sei. Kurz vor Weihnachten wurde mir eines Tages ein halb verhungerter junger Windhund ins Quartier gebracht. Ich sah sofort, daß es ein sehr edles Tier sein mußte, und die Männer des Feldgendarmerietrupps, die es in der Steppe herrenlos umherstreifend aufgegriffen hatten, bestätigten dies. Es sei eine echte reinrassige kalmückische Windhündin. Sie wurde Sascha getauft, obgleich dieser Name eigentlich ganz verkehrt war, denn es ist ein männlicher russischer Vorname. Die Landser mochten ihn aber gern, und so blieb es dabei. Mit der Zeit entdeckte ich an dem Hund sehr bemerkenswerte Eigenschaften. Sascha war unerhört schnell und ausdauernd. Sie konnte mit dem fahrenden Pkw im 35-km-Tempo spielend über eine halbe Stunde lang mithalten ohne irgendein Anzeichen von Müdigkeit oder Erschöpfung. Die Kalmücken erzählten, daß sie die Windhunde als Jagdhunde auf das flüchtende, schnelle Steppenwild züchteten. Seltsamerweise jagte Sascha nicht mit der Nase am Boden, wie unsere Jagdhunde. Sie hob sich mit mächtigen Sprüngen hoch über das mannshohe Steppengras und erspähte mit ihren sehr scharfen Augen so das flüchtende Wild in der Ferne. Bei einem solchen Sprung konnte sie sich in der Luft um 180 Grad abdrehen. Das Tier war unglaublich wendig und elegant in seinen Bewegungen. Es war ein ästhetischer Genuß der schönen Gestalt zuzusehen, wenn sie wie ein Pfeil spielend dahinschoß. Sascha war unerhört stolz, sehr tapfer – und ebenso klug. Nie wieder habe ich einen Hund mit so klugen Augen gesehen, dazu unergründlich tief und verschwiegen – wie die Steppe, der sie entsprang, wie die unendliche Weite Rußlands und wie Asien, an dessen Schwelle wir damals standen. Stundenlang konnte Sascha dahinjagen, ohne einen Laut von sich zu geben. Sie bellte nicht, wenn sie jagte. Sie bellte nicht einmal, als ich sie auf Urlaub zum Reiten mitnahm. Sie war auch anhänglich und treu, aber sehr zurückhaltend und sehr beherrscht im Ausdruck ihrer Gefühle. Klug, schnell, tapfer, ausdauernd, zähe, verschwiegen und treu, rassig, stolz und schön – waren das nicht die Eigenschaften, denen wir selbst nachstrebten? Da machte ich Sascha zu unserem Wappentier. Die Division übernahm den kalmückischen Windhund als Divisionszeichen. Und so hat sie unser Kurt Wendt gezeichnet, der Ic-Zeichner beim Divivisions-Stab war. Später kam noch ein Windhundrüde aus deutscher Zucht hinzu, und viele, viele von Euch habe sich in unserem Genesenden-Lazarett an den Beiden erfreut. Niemand weiß, wo sie nach 1945 geblieben sind, aber ihr Zeichen ist es, das uns immer an gemeinsam erlebte Zeiten erinnert, die niemand von uns vergessen wird.“

Verrat

Gerhard Graf von Schwerin an Ministerialdirektor Hans Globke, Arbeitsaufnahme Büro (Dienststelle) „Graf Schwerin“, 17. Juli 1950
General der Panzertruppe a. D. Graf von Schwerin

Heute gilt es für manche Militärhistoriker als erwiesen, daß Hochverräter General Speidel zwei kampfstarke Heeres­panzer-Divisionen vom Einsatz in der Normandie lange Zeit zurück­hielt. Ihre beiden Kommandeure, der Generalleutnant Graf Gerhard von Schwerin (116. Pz.Div.) und Generalleutnant Freiherr Heinrich von Lüttwitz (2. Pz.Div.), sollen zum Putschistenkreis im Westheer gehört haben. Graf Gerhard von Schwerin soll die 116. Panzer-Division aus den Abwehrschlachten heraushalten haben, in einer Zeit, im der abgeschnittene Küstenstützpunkte auf versprochenen Panzerentsatz warteten.

Die 116. Panzerdivision war mit 350 Panzern die stärkste deutsche Panzereinheit im Westen. Ger­hard Graf von Schwerin war der Kommandeur der 116. Panzer-Division. Als die Invasion in der Normandie begann, waren von Schwe­rin und sein Stab erleichtert, nicht schon am ersten Kampftag dort „verheizt“ zu werden; sie wurden statt dessen unverständlicherweise von der Normandie weg an die Kanalküste verlegt. Auf der Fahrt, die an Rommels Gefechtsstand in La Roche-Guyon vorbeiführte, ließ von Schwe­rin in einem nahegelegenen Wald halten und diktierte seinem Ia-Schreiber, Stabsfeldwebel Gerhard Lademann, eine Denkschrift zur Lage Deutschlands. Er bezeichnete die Situation als hoffnungslos und sprach sich für eine Liquidierung der NS-Führung aus. Dabei deutete er an, daß seine 116. Panzer-Division nur ihm persönlich treu ergeben sei.

Es war eine irrige Annahme Graf von Schwerins, daß „seine“ Division bei einem Umsturzversuch mitten in der Abwehrschlacht auf Kameraden anderer deutscher Einheiten geschossen hätte. Dann ließ er seinen Ic, Hauptmann Arthur Holtermann, seinen Verbindungs­mann zu Speidel, das eine Schreibmaschinenseite umfassende Schrift­stück, von dem keine Kopie gemacht werden durfte, zu Speidel hin­über ins Schloß bringen. Auf diese Weise blieb, während Rommel sich verzweifelt um Ver­stärkungen sogar von der Ostfront und aus Südfrankreich bemühte, von Schwerins 116. Panzer-Division bis zum 19. Juli untätig.

Die Zurückhaltung dieser beiden Divisionen bei schwierigster Frontlage war ein ungeheuerliches Vorkommnis. Beide lagen in unmittel­barer Nachbarschaft in der Invasionsfront und waren erfahrene, kampferprobte Verbände. Sie hätten spätestens am zweiten Invasions­tag eingesetzt werden und die Alliierten in einem empfindlichen Schwä­chemoment treffen können.

Statt dessen wartete das Oberkommando der Heeresgruppe B lieber auf das Eintreffen der aus Belgien hierher verlegten SS-Division „Leibstandarte Adolf Hitler“ und der aus dem Osten kommenden SS-Panzer­verbände „Hohenstaufen“ und „Frundsberg“. So war eine weitere Verzögerung des Eintreffens der deutschen Reserven sichergestellt… Dazu wurden diese Verbände entgegen allen Erfahrungen bei Tage herange­führt und erlitten so schon beim Anmarsch vermeidbare Verluste durch überlegene alliierte Luftwaffenverbände.

Auch kamen sie nicht, wie General Guderian rügte, geschlossen zum konzentrierten Einsatz, son­dern wurden vom Oberkommando West zersplittert eingesetzt. Auf diese Weise mußten sie erneut große Verluste hinnehmen. Damals ent­stand das böse Wort, daß diese Waffen-SS-Verbände im Interesse der Verschwö­rung verheizt werden sollten, um sie für die geplanten politischen Er­eignisse auszuschalten. Bestätigt wurde dies durch Aktenfunde von David Irving, die ein Gespräch zwischen Speidel und von Hofacker ent­hielten:

Zum Unglück für die Verräter wurde die 116. Panzer-Division aber am 19. Juli 1944 vom OKH Richtung Front in Marsch gesetzt. General Graf von Schwerin, der – diesmal in entgegengesetzter Richtung – am Hauptquartier von La Roche-Guyon vorbeifuhr, ließ erneut General Speidel einen Brief persönlich in einem verschlossenen Umschlag überbringen. Darin schrieb von Schwerin, daß jetzt der letzte Augenblick zum Eingreifen der Heeresgruppe zugunsten einer sofortigen Beendigung der Kampf­handlungen gekommen sei, wie sie aus der katastrophalen Entwick­lung der Gesamtlage auf allen Kriegsschauplätzen gefordert werden müsse. Noch stünde die Division ohne Einschränkung dem Feldmar­schall zur Verfügung. Wenn sie im Hexenkessel der Invasion ver­schwunden sei, wäre sie nicht mehr verfügbar.

Von Schwerin hatte wei­ter gebeten, die Division nur in Notfällen einzusetzen, da sie wohl eine der wenigen Divisionen sei, die restloses Vertrauen zu ihrer Führung habe und auf die man sich im Falle einer Veränderung der obersten Führung verlassen könne. Der General bat General Speidel, versichert zu sein, daß er in jeder Lage fest mit ihm und der Division rechnen könne. Es nützte nichts, und die Division mußte an die Front – sechs Wochen nach der Landung.

Generalmajor Otto Ernst Remer warf den Verschwörern des 20. Juli in der Nachkriegszeit vor, auch im deutschen Heimatbereich viele frisch aufgestellte Truppen­einheiten samt ihrer Ausrüstung für ihren geplanten Umsturz zurück­gehalten zu haben. Inwieweit dies zutrifft, dürfte heute schwierig zu überprüfen sein, da, falls irgendwo Akten darüber verfügbar sind, sie kaum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürften.

Endkampf und Kriegsgefangenschaft

Nach der Schlacht um Aachen, wo Graf von Schwerin als Kampfkommandant und Kommandeur der 116. Panzer-Division versagte, da er nicht gewillt war, die Stadt mit allen Mitteln zu verteidigen, wurde er für kurze Zeit in die Führerreserve versetzt,[2] und nachdem sich die Generalfeldmarschälle Gerd von Rundstedt und Walter Model für ihn eingesetzt hatten, erhielt er im November 1944 lediglich eine Verwarnung. Graf von Schwerin soll Aachen als offene Stadt erklärt haben, um die einstige Reichs- und Krönungsstadt sowie das Erbe des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zu schützen.

„Der Kreisleiter-Stadt und der Polizeipräsident Aachen hatten als erste die alte Kaiserstadt in wilder Flucht verlassen, nachdem sie der verwirrten Bevölkerung dies auch befohlen hatten. Der am 12.09.1944 einrückende Schwerin hält diese heillose Flucht auf, auch um den Weg frei zu machen, nimmt aber vorsichtshalber schriftlich Kontakt zum KG VII. US-Korps, J. Lawton Collins, auf mit Bitte um Schutz der nicht evakuierten Zivilbevölkerung Aachens. GFM Model enthob daraufhin am 15.09. Schwerin seines Kommandos und läßt die 7. Armee die Vorgänge untersuchen. Der durch die Kunde von der Flucht seiner Funktionäre schwer betroffene Gauleiter Grohé läßt den RFSS informieren, der wiederum als Oberbefehlshaber des Ersatzheeres am 16.09.1944 den WK-Befehlshaber VI (Münster), General Mattenklott, zur Feststellung des Verbleibs der 116. PD in Marsch setzt. Die Panzerdivision soll nach Darstellung Grohés ebenfalls aus Aachen getürmt sein. Nach Gegendarstellung wird Schwerin am 17.09.1944 vom vorgesetzten KG des LXXXI. AK, Schack, vernommen. Model beordert Schwerin zum HQu der 7. Armee, er habe mit Verhaftung und späterer Aburteilung durch den Volksgerichtshof zu rechnen. Durch General Schack gedeckt, weigert sich der Graf zunächst seine Division zu verlassen, wechselt aber den Gefechtsstand. Am 18.09.1944 wird der körperlich schwer mitgenommene General durch den Armee-Richter 7 vernommen. OB Brandenberger teilt ihm am 20.09.1944 mit, daß er vorläufig in Schutzhaft genommen sei und GFM Model überstellt werde. Dieser hat den Fall an sich gezogen, der Generalrichter West in Koblenz, Henning Freiherr von Beust, findet jedoch kein relevantes Fehlverhalten, insbesondere weder unerlaubtes Entfernen von der Truppe, noch Feindbegünstigung. So erfolgt zunächst nur Entlassung zum 21.09.1944 als Kdr. der 116. PD und Abschiebung, weit genug weg vom Ort des Geschehens, nach Italien. Auch Schack wird abgelöst. Nachfolger bei der 116. PD wird OT/GM Siegfried von Waldenburg. Kampfkdt. Aachen wird dann OT von Osterroth (mit Teilen der Division Nr. 176), dann ab 01.10.1944 OTL Leyher (Kdr. GR 689/246. ID), dann ab 12.10.1944 Oberst Wilck, Kapitulation mit 300 Mann am 20.10.1944.“

Am 10. Dezember 1944 übernahm von Schwerin die 90. Panzergrenadier-Division in Italien. Am 27. Dezember 1944 wurde er mit der Führung des LXXVI. Panzerkorps der Heeresgruppe C in Norditalien beauftragt. Am 1. April 1945 wurde er zum General der Panzertruppe befördert unter gleichzeitiger Ernennung zum Kommandierenden General des LXXVI. Panzerkorps. Am 25., ggf. 26. April 1945 geriet er beim 5. britischen Korps in Kriegsgefangenschaft (das Panzer-Korps übernahm Generalleutnant Karl von Graffen) und kam zuerst in die Enklave Rimini, wurde später nach England verfrachtet, im September 1947 interniert und am 24. Dezember 1947 entlassen.

Nachkriegszeit

Nach Krieg berief ihn Kanzler Adenauer am 24. Mai 1950 zu seinem Berater für Militär- und Sicherheitsfragen (mit Wirkung vom 1. Juni 1950). Er sollte im Geheimen Vorbereitungen zum Aufbau einer „mobilen Bundesgendarmerie“ als Gegengewicht zu den kasernierten Bereitschaften der DDR treffen. Aus Geheimhaltungsgründen erhielt die Dienststelle „Schwerin“ den Tarnnamen „Zentrale für Heimatdienst“, auch Friedrich Wilhelm Heinz mit seinen Dienst (FWHD) war der Zentrale angegliedert. Diese war somit die erste amtliche Einrichtung zur Frage eines möglichen westdeutschen Verteidigungsbeitrags. Im Oktober 1950 wurde er deutscher Vertreter im deutsch-alliierten Sicherheitsausschuß. Am 28. Oktober 1950 wurde er nach einer Auseinandersetzung mit Adenauer von Theodor Blank (→ Amt „Blank“), der Staatssekretär wurde, abgelöst, auch weil er gegenüber Journalisten ausgeplaudert hatte, daß die Bundesrepublik ein Wehrpflichtgesetz vorbereite. Graf von Schwerin war in dieser Zeit als CIA-Agent in Westdeutschland tätig. Noch 1952 wurde er von den Medien als „Chef der neuen Heeresleitung“ gehandelt, hatte aber keine Fürsprecher.

Als die Bundeswehr 1955 entstand, wurde Graf von Schwerin wehrpolitischer Berater der FDP im Deutschen Bundestag. Er blieb es bis kurz vor seinem Tod. Anschließend (ab 1956) wurde er führender Angestellter in der Industrie. Bei der Kranzniederlegung am 20. Juli 1958 für die Verräter und Attentäter des 20. Juli 1944 sprach er die Geleitworte.[3]

Bildergalerie

Auszeichnungen (Auszug)

Beförderungen

Fußnoten

  1. Kurt Detloff von Schwerin entstammte dem pommerschen Adelsgeschlecht von Schwerin. Er war ein Sohn des Rittergutsbesitzers Helmuth Graf von Schwerin, Herr auf Ziethen (bei Anklam), und dessen zweiter Ehefrau Antonie, geborene von Bornstedt, verwitwete von der Lehe. Schwerin studierte an den Universitäten Heidelberg, Tübingen und Greifswald. 1872 wurde er Mitglied des Corps Guestphalia Heidelberg. Noch im gleichen Jahr schloß er sich dem Corps Suevia Tübingen an. 1874 wurde er beim Corps Pomerania Greifswald aktiv. Als promovierter Jurist beendete er seine Militärdienstzeit im Rang eines Rittmeister. Nach seiner Referendarzeit wurde er 1881 Gerichts- und Regierungsassessor in Stettin. 1882 war er Hilfsarbeiter im preußischen Innenministerium und wurde im selben Jahr Landrat des Landkreises Usedom-Wollin. 1895 wurde er Polizeipräsident in Hannover. Von 1903 bis 1906 war er Regierungspräsident in Köslin. Er war Rechtsritter des Johanniterordens und Mitglied des Provinziallandtags der Provinz Pommern. Von seinem Vater erbte er das Rittergut Ziethen.
  2. Die 116. Panzer-Division wurde nach der Absetzung von Generalleutnant von Schwerin für kurze Zeit von Oberst Heinrich Voigtsberger, dem Kommandeur des Panzergrenadier-Regiments 60, übernommen, der von Oberst Siegfried von Waldenburg abgelöst wurde. Sie blieb im Raum Aachen eingesetzt, bis sie am 27. September 1944 zur Auffrischung für die Ardennenoffensive aus der Front gezogen wurde.
  3. Geleitworte des Grafen von Schwerin bei der Kranzniederlegung am 20. Juli 1958 im Ehrenhof des Bendlerblocks
  4. 4,0 4,1 4,2 Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Hrsg.: Reichswehrministerium, Mittler & Sohn Verlag, Berlin 1925, S. 188
  5. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 6979