Brasillach, Robert

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Robert Brasillach (Lebensrune.png 31. März 1909 in Perpignan; Todesrune.png 6. Februar 1945 in Montrouge) war ein einflußreicher französischer Schriftsteller, Journalist und Filmkritiker, der während des Zweiten Weltkriegs als Bürger des Französischen Staates völkerrechtskonform mit der deutschen Besatzungsmacht in Frankreich zusammenarbeitete, weswegen er nach der Einnahme Frankreichs durch die Alliierten verhaftet und hingerichtet wurde.

Leben

Brasillach, Robert.jpg

Biographie und Tätigkeit bis 1940

Brasillach wuchs in Perpignan in den östlichen französischen Pyrenäen in einer katalanischen Familie als Sohn eines Leutnants der französischen Kolonialarmee auf. Bereits 1914 starb sein Vater bei Kämpfen in der französischen Kolonie Marokko. Dennoch konnte Robert Brasillach die Eliteschule École Normale Supérieure mit Auszeichnung absolvieren und sich schon bald einen Namen als Literatur- und Filmkritiker in Zeitschriften wie Action Francaise und Nouvelle Revue Française machen.

Brasillach galt in den 30er Jahren als eines der großen literarischen Talente Frankreichs. Schon früh engagierte sich Brasillach im politischen Spektrum für einen christlichen, antiliberalen, autoritären Nationalismus gegen die Republik sowie gegen die Engländer, die Deutschen und vor allem gegen die Juden. Er sympathisierte mit der Erstürmung des Parlaments durch die französische Rechte im Februar 1934. Der italienische Faschismus und auch der deutsche Nationalsozialismus beeindruckten ihn so wie viele vor allem junge Intellektuelle Frankreichs, aber auch bedeutende und einflußreiche Schriftsteller wie Charles Maurras (Mitglied der Académie française seit 1936), Maurice Barrès, und Léon Daudet, Louis-Ferdinand Céline, Pierre Drieu la Rochelle und Henri Béraud.

Als Homosexuellen zog ihn auch die von Faschismus und Nationalsozialismus inszenierte Ästhetik der Männerbünde an und er erging sich in Schwärmerei für „die in einen Rhythmus gebrachten Bewegungen der Armeen und Massen.“ Die charakteristische Ästhetik einer Leni Riefenstahl und eines Arno Breker, die Stilisierung einer virilen Jugend, beeindruckten ihn besonders.

Von 1937–1943 war er Chefredakteur der Zeitschrift Je suis partout (dt.: „Ich bin überall“), in der er Kritk an politischen Gegner und Juden übte. In den 1930er Jahren schrieb Robert Brasillach die Romane Das Kind der Nacht (frz.: „L'Enfant de la nuit“), Der Funkendieb (frz.: „Le Voleur d'étincelles“), Der Vogelhändler (frz.: „Le Marchand d'oiseaux ou le Méridien de Paris“), Ein Leben lang (frz.: „Comme le temps passe“) und Uns aber liebt Paris. Im 1937 veröffentlichten Roman Die sieben Farben (frz.: „Les Sept Couleurs“), der an den Schauplätzen Paris, Florenz, Nürnberg und Spanien spielt, und in zwei weiteren Erzählungen würdigte er die spanischen Falangisten und die Armee des Generals Franco. 1935 hatte er zusammen mit Maurice Bardèche die bekannte Histoire du cinéma (dt.: „Geschichte des Kinos“) veröffentlicht.

Tätigkeit während der Vichy-Regierung und der deutschen Besetzung

Robert Brasillach (links) und Jacques Doriot (Mitte; 22. Februar 1945), 1943 an der Ostfront
Schauprozeß gegen Robert Brasillach

Nachdem er als Leutnant der französischen Armee am Krieg teilgenommen hatte, geriet er 1940 in deutsche Gefangenschaft, aus der er jedoch nach einem Jahr im Juni 1941 entlassen wurde, damit er in der Vichy-Regierung das Amt des „Generalkommissars für das Filmwesen“ übernehmen konnte. Auch die Chefredaktion von „Je suis partout“ führte er weiter, der nun einflußreichsten Publikation für die deutschfreundlichen Intellektuellen Frankreichs. Er hatte engen Kontakt mit dem deutschen Botschafter in Frankreich Otto Abetz, dem Bildhauer und Architekten Arno Breker, dem Schriftsteller und Philosophen Ernst Jünger und dem Direktor des Deutschen Instituts in Paris Karl Epting.

Ab 1941 begann er ein Liebesverhältnis mit dem Kulturattaché der Deutschen Botschaft. 1941 erschien seine Autobiographie über die Jahre 1929–39 unter dem Titel „Notre Avant-Guerre“ (dt.: „Unsere Vorkriegszeit“).

Im Oktober 1941 wurde Brasillach mit sechs weiteren französischen Schriftstellern von Hanns Johst, dem Vorsitzenden der Reichsschrifttumskammer, zu einer Rundreise durch Deutschland eingeladen, unter anderem nach Köln und München. In Wien wurden sie von Baldur von Schirach empfangen, in Berlin durften sie nicht nur Arno Breker in seinem Monumentalatelier besuchen, sondern auch die Reichskanzlei inklusive Hitlers Büro besichtigen - der Hausherr allerdings war nicht anwesend. Eigentlicher Anlaß der Reise war das von Joseph Goebbels und Johst organisierte Weimarer Dichtertreffen, auf dem sie mit weiteren deutschfreundlichen Schriftstellern aus den Ländern im deutschen Machtbereich die Europäische Schriftstellervereinigung gründeten. Diese vom Reichspropagandaministerium großzügig geförderte Vereinigung deutschfreundlicher Schriftsteller blieb aber bis zum Ende 1945 in allen von Deutschland besetzten Ländern weitgehend ohne Einfluß.

Als nunmehr Herausgeber und Chefredakteur von „Je suis partout“ reiste er mit deutschen Wehrmachtsoffizieren in durch Deutschland befreite Gebiete der Sowjetunion und an die Front, wo er die französische Freiwilligendivision „Charlemagne“ besuchte. Begleitet wurde er vom deutschen Literaturzensor in Paris, Leutnant Gerhard Heller. Daneben schrieb er für andere Publikationen, etwa für die Zeitschrift „Révolution nationale“ und arbeitete weiter als Schriftsteller. Seine Kritiker an den Juden wurde radikaler. Am 25. September 1942 schreibt er: „Man muss die Juden allesamt rauswerfen und die Kinder nicht schonen.“

Verhaftung und Prozeß

Nach der Invasion der Alliierten in der Normandie und dem folgenden Vorrücken auf Paris lehnte Brasillach es ab, mit den höchsten Repräsentanten der Vichy-Regierung und den deutschfreundlichen Franzosen, darunter auch Louis-Ferdinand Céline, nach Sigmaringen zu fliehen.

Nach der Einnahme von Paris durch die Alliierten (25. August 1944) versteckte er sich zunächst in einer Dachkammer. Seine Mutter wurde im September 1944 verhaftet, daraufhin stellte er sich Mitte September 1944 freiwillig der Justiz. Er war davon überzeugt, sich um Frankreich verdient gemacht zu haben. Die neue französische Regierung unter General de Gaulle jedoch ging gegen die Funktionsträger der Vichy-Regierung und die deutschfreundlichen Franzosen sofort scharf vor: Das erste Todesurteil wurde gegen den Herausgeber der Zeitschrift „Aujourd'hui“ (dt.: „heute“), Georges Suarez, schon im Oktober 1944 gefällt und am 9. November 1944 vollstreckt. Ebenfalls noch 1944 fand der Prozeß gegen den politischen Direktor (1928-1943) der Zeitschrift „Gringoire“, Henri Béraud, statt. Er wurde wegen Landesverrats zum Tode verurteilt, aber von General de Gaulle zu lebenslänglicher Haft begnadigt.

Auch Brasillach wurde sofort verhaftet und in Fresnes inhaftiert, wo er seinen Prozeß erwartete, der im Januar 1945 stattfand. Sein Verteidiger war Jacques Isorni, der Verteidiger von Marschall Pétain. In der Haft verfaßte er neben Lyrik die „Lettre à un soldat de la classe 60“, einen antibolschewistischen Text in Form eines fiktiven Briefs an einen vierjährigen Jungen, der im Jahr 1960 wehrpflichtig sein würde.

Tod

Am 19. Januar 1945 wurde Brasillach nach einer Verhandlung von 20 Minuten Dauer wegen Landesverrats und Spionage zum Tode verurteilt und am 6. Februar 1945 in Montrouge per hingerichtet. Ein Gnadengesuch war von General de Gaulle abgelehnt worden, obwohl einige namhafte Schriftsteller sich für Brasillach eingesetzt hatten.[1]

Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Cimetière de Charonne in Paris. Jedes Jahr an Brasillachs Todestag (6. Februar) legt der Cercle franco-hispanique, ein Freundeskreis von französischen Rechten und spanischen Anhängern der Falange und des Franquismus an seinem Grab einen Kranz nieder.

Brasillachs Schwager, der französische Literaturwissenschaftler Maurice Bardèches, wurde durch diese Hinrichtung politisiert, entwickelte sich in der Nachkriegszeit zum Gegner der alliierten Invasoren und ergriff sozusagen posthum Partei für die Achsenmächte.[2]

Fußnoten

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