Der Biberpelz (Film)
Filmdaten | |
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Originaltitel: | Der Biberpelz |
Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | 1937 |
Laufzeit: | 98 Minuten |
Sprache: | Deutsch |
Filmproduktion: | F.D.F. Fabrikation deutscher Filme GmbH |
Erstverleih: | Märkische Film GmbH |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Jürgen von Alten |
Regieassistenz: | Erich Palme, Hans Günther von Klöden (ungenannt) |
Drehbuch: | Georg C. Klaren |
Vorlage: | Gerhart Hauptmann (Bühnenstück) |
Produzent: | Hans von Wolzogen |
Musik: | Leo Leux |
Ton: | Bruno Suckau |
Kamera: | Georg Krause |
Kameraassistenz: | Felix Nerlich |
Standfotos: | Alexander Schmoll |
Bauten: | Artur Günther, Robert A. Dietrich |
Kostüm: | Eleanor Behm |
Aufnahmeleitung: | Conny Carstennsen, Karl Pawel |
Schnitt: | Erich Palme |
Besetzung | |
Darsteller | Rolle |
Ida Wüst | Waschfrau Auguste Wolff |
Heinrich George | Amtsvorsteher Baron von Wehrhahn |
Rotraut Richter | Tochter Adelheid Wolff |
Sabine Peters | Tochter Leontine Wolff |
Heinz von Cleve | Konstrukteur Dr. Fleischer |
Ernst Waldow | Forstadjtant a.D. Motes |
Ewald Wenck | Julius Wolff |
Eduard Wenck | Rentier Krüger |
Blandine Ebinger | Frau Krüger |
Albert Florath | Schiffer Agust Wulkow |
Renée Stobrawa | Almine Wulkow |
Fritz Odemar | Fürst August Sigismund |
Arthur Schröder | Adjutant von Theerbrügge |
Walter Bluhm | Schreiber Glasenapp |
Carlheinz Carell | Amtsdiener Mitteldorf |
Hilde Seipp | Sängerin |
Walter Werner | Amtsvorsteher |
S. O. Schoening | Tischnachbar des Amtsvorstehers |
Günther Vogdt | Jagdgehilfe Heines |
Walter Bechmann | Herr von den Daimler-Werken |
Ernst Stimmel | Generaldirektor |
Oskar Höcker | Polizist |
Charles Willy Kayser | 2. Adjutant des Fürsten |
Gustav Mahncke | Hotelportier |
Anita Düvel | 1. Dame mit Herrn Motes |
Gerti Kammerzell | 2. Dame mit Herrn Motes |
Jac Diehl | Kellner im „Ochsen“ |
Dorothea Thiess | Hebamme |
Willy Meyer-Sanden | Beiwohner der Amtseinführung des Baron von Wehrhahn |
Renée Carstennsen | Tochter Elschen Krüger |
Wolfgang Dohnberg | Herr von den Daimler-Werken |
Der Biberpelz ist eine Diebeskomödie von Gerhart Hauptmann. Der Film wurde zu Ehren des damals 75jährigen Dichters gedreht. Die Dreharbeiten fanden vom 24. September bis November 1937 statt. Die Uraufführung war am 3. Dezember im Capitol zu Breslau.
Handlung
- Wie und wo mein „Biberpelz“ entstand
Gerhart Hauptmann Vorspruch zum Film
„Die Komödie ‚Der Biberpelz‘ ist ganz ein Kind der märkischen Erde. Ohne die weiten Seen und Kieferforsten des märkischen Sandes ist sie nicht zu denken. Der Autor des Filmspiels hat den Rahmen der Komödie bedeutend erweitert, weil der Film eine andere Behandlung als die einfache Schauspielbühne verlangt. Einige Stellen meiner Jugenderinnerungen schildern die Umwelt, aus der meine ursprüngliche Komödie hervorgegangen ist. Es ist die Gegend von Erkner bei Berlin, in der meine junge Frau und ich uns vor dem letztlich einen halben Jahrhundert niedergelassen hatten. Die Monotonie des Winters stand vor der Tür. Zu unserer Sicherheit hatte ich in einer Hamburger Managerie zwei echte attische Schlittenhunde gekauft, für unsere Begriffe bildet Geschöpfe, die einiger Maßen im Zaum zu halten, mir viel Mühe gekostet hat. Schlaf- und Wohnräume lagen im Parterre, der Schutz dieser beiden Wölfe war notwendig. Damals lebte man ohne elektrisches Licht, und die schwarze Nacht preßte sich unmittelbar um die Glocke der Petroleumlampe.
Um Mitternacht pfiffen einander draußen die Holzdiebe.
Ich lebte damals in einer durch die Nähe Berlins mit bedingten, tragischen großen Phantasmagorie. Trat ich des Abends vor das Haus, so sah ich im Westen bei klarer Luft den Widerschein der Riesin Berlin blutrot am Himmel. Das wimmelnde Leben der Weltstadt, das ich ja aus vielen Nachtwachen kannte, lebte in mir. Alle Gestalten des „Biberpelz“ habe ich in Erkner kennengelernt. Die Mutter Wolffen ist zugewanderte Schlesierin. Sie bringt in die Dickflüssigkeit des märkischen Platt ein religiöses Element. Sie hat Kolonistengeist, unterliegt aber zum Teil den vielfältig nicht scheuen Wesen einer Großstadtperipherie. Aber es ist auch viel von dem in sie eingetreten, was man als Berliner Witz zu bezeichnen überein gekommen ist. – Dieser berühmte, in gewissen Sinne weltüberwindende Berliner Witz hatte damals, wie mir vorkommt, eine Blütezeit, und auch er schlug mit allerlei Feuerwerk herüber in unserer Eeinsamkeit. Es scheint, auch von ihm ist meine Komödie einigermaßen mitverschuldet worden.“
Den Inhalt von Hauptmanns „Biberpelz“ erzählen, heißt etwas über etwas fast so Bekanntes wie das Märchen von Dornröschen zu berichten. Dennoch sei’s getan, denn im Interesse des Films war es nötig, manches wegzulassen und manches neu hinzuzufügen.
Diese Mutter Wolffen zum Beispiel, unvergänglich zugehörig dem Reigen großer, deutscher Komödienfiguren! Sie wurde nicht verweichlicht. Auf dem Film geht sie straflos aus, die arbeitsme Diebin, das diebische Arbeitstier, wie bei Hauptmann, aber den seelischen Schock, der im Stück zwischen den Zeilen liegt und der ihre Straflosigkeit überhaupt erst rechtfertigt, mußten die rauhen Filmleute optisch machen. Sichtbar, greifbar, fühlbar. Damit am Ende kein Mensch mehr daran zweifeln kann: diese Frau stiehlt nicht mehr! Wir haben ihr nicht umsonst unsere Sympathie geschenkt! Herrscht da also über einem Amtsbezirk nahe der mittelgroßen Vorkriegsresidenz, ein Herr Baron von Werhahn, Fürstentreue bis in die Knochen, der in jedem noch so harmlosen Mitmenschen, wenn er fremd ist, zunächst einen gefährlichen Freigeist, Revolutionär, wenn nicht sogar Attentäter sieht. Seit ihm daß persönliche Pech passiert ist, seinen Allerhöchsten Landesherren selbst zum Duell gefordert zu haben, in einer alkoholisierten Stimmung, die nur durch den allerhöchsten Geburtstag zu entschuldigen war, kennt er überhaupt kein anderes Ziel, als diese Scharte wieder auszugleichen und sich seiner Durchlaucht möglichst unentbehrlich zu machen.
Daß es ansonsten in seinem Amtsbereich drunter und drüber geht, kümmert ihn wenig. Er hält den Wolffens für eine kreuzbrave Familie, obgleich der Mann wildert und die Frau nebst ihrer hoffnungsvollen jüngeren Tochter Adelheid stiehlt, wo sich nur eine Gelegenheit bietet. Dabei sind diese Leute wirklich nicht unsympathisch! Mutter Wolffen schuftet als Waschfrau von früh bis spät, aber sie nimmt mit, was mitzunehmen ist, getreu ihrem Grundsatz:
„Vom Armsein ist noch keiner reich geworden!“
Desto heftiger hat es der Baron auf einen gewissen Herrn Dr. Fleischer abgesehen. Das ist ein Neuzugezogener, der sich in einem Gartenhäuschen der Villa Krüger einer höchst geheimnisvollen Tätigkeit hingibt, mit allen Möglichkeiten fehlerhaften Metallen hantiert, regelmäßige nächtliche Besuche von drei verdächtig aussehenden Herrn bekommt und in Wehrhahns Augen überhaupt der Typus des Hochverräters ist.
Als ein Denunziant Wehrhahn hinterbringt, er habe dieselben drei Herrn in den Adelsklub gehen sehen, vor dem auch das Auto des Fürsten stand, und der Fürst bald darauf seinen Besuch ansagt, sieht es für den völlig verhetzten Wehrhahn fest; das man Seine Durchlaucht in eine Falle locken will, um ein Attentat gegen ihn zu verüben.
Was kümmert es ihn, daß Herrn Rentier Krüger, dem erst vor kurzem ein Stapelholz gestohlen wurde, seien neue Biberpelz fehlt! Was kümmert es ihm, das ringsum mehr denn je gewildert wird? Er muß in die Stadt, um Durchlaucht zu warnen. Desto mehr kümmern diese andere Dinge die ältere Tochter der Wolffen. Leontine, ein liebes Geschöpf, das ebenso wie ihre freches jüngere Schwester Adelheid bei Krügers eingestellt ist und genau weiß, wo der Pelz zu finden wäre: bei ihrer Mutter nämlich! Sie liebt den von Werhahn so schwer verdächtigen Dr. Fleischers und wird von ihm wieder geliebt, der selbst der Sohn einer Verkäuferin ist und sich das Geld für sein Studium in schwerer Arbeit verdienen mußte. Sie möchte sich ihm anvertrauen, aber sie kann die Mutter nicht preisgeben. Als er sie schließlich selbst verdächtigt, etwas mit dem Pelzdiebstahl zu tun zu haben, weiß sie sich in ihrer kindhaften Unbesonnenheit keinen anderen Rat, als ins Wasser zu gehen.
Ein alter Spreeschiffer holt sie heraus, aber die Minuten bis dahin haben die Wolffen kuriert. Sie gibt den Pelz zurück, und da die Anzeige des Rentiers Krüger infolge Wehrhahns plötzlicher Abreise nach der Stadt amtlich noch gar nicht aufgenommen wurde, wird sie straflos ausgehen.
Herr von Wehrhahn aber muß eine große Enttäuschung erleben. Seine Durchlaucht will von einer Verschiebung des Allerhöchsten Besuches nichts wissen. Der Fürst, der seinem übereifrigen Untertan seit der Duellaffäre längst eine kleine Lektion geben wollte, macht sich einen Spaß daraus, den Amtsvorsteher nicht wissen zu lassen, was er selbst längst weiß: daß dieser Dr. Fleischer nämlich ein sehr harmloses Konstrukteur ist, der an einer neuen Autozündung arbeitet, und die drei Herrn die Direktor des Werkes, das ihn beauftragt hat! So kommt es, dass Wehrhahn von der es fürstliche Jagd weg Seiner Durchlaucht in seinem Jagdwagen verzweifelt nachfährt, denn er mußte mit ansehen, wie drei Herrn den Fürsten in einem Automobil entführten. Eben, als er zu sehen geschmückten Marktplatz mit Musik und Ehrenjungfrauen einfährt, gibt es einen dumpfen Knall. und eine Rauchwolke stiebt auf.
„Die Bombe!“ stöhnt Wehrhahn, aber es war nichts! Der Fürst, wollte bloß einmal selbst lenken, und dabei hat er ein wenig Bruch gemacht, ohne daß irgend jemandem etwas Böses zugestoßen ist. Die Blamage ist vergessen, als Baron von Wehrhahn sich für die „Förderung“, die er dem jungen Erfinder angedeihen ließ, im Glanz eines neuen Ordens sonnen darf. Der berufsmäßige Denunziant ist als Wilderer entlarvt worden. Die Wolffen wird nicht mehr stehlen. Der Fleischer führt Leontine heim. Ob Adelheid, die freche Göre, wirklich ernsthaft gebessert ist, bleibt der mehr oder weniger wohlwollend Phantasie des Publikums überlassen.