Die Reiter von Deutsch-Ostafrika
Filmdaten | |
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Originaltitel: | Die Reiter von Deutsch-Ostafrika |
Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | 1934 |
Laufzeit: | 81 Minuten |
Sprache: | Deutsch |
Filmproduktion: | Terra-Film AG |
Erstverleih: | Terra-Filmverleih GmbH |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Herbert Selpin |
Drehbuch: | Marie-Louise Droop |
Vorlage: | Marie-Louise Droop (Roman „Kwa heri“) |
Produktionsleitung: | Walter Zeiske |
Musik: | Herbert Windt |
Ton: | Fritz Seeger |
Kamera: | Emil Schünemann |
Kameraassistenz: | Bernhard Hellmund |
Standfotos: | Kurt Wunsch |
Bauten: | Robert A. Dietrich, Bruno Lutz |
Aufnahmeleitung: | Arno Winckler, Günther Regenberg |
Schnitt: | Lena Neumann |
Besetzung | |
Darsteller | Rolle |
Sepp Rist | Deutscher Farmer Peter Hellhoff, später Hauptmann der Reserve |
Ilse Stobrawa | Gerda, spätere Frau Hellhoff |
Peter Voß | Englischer Farmer Robert Cresswell, später Captain |
Ludwig Gerner | Hellhoffs Assistent Lossow, später Leutnant |
Rudolf Klicks | Hellhoffs Volontär Wilm Klix |
Georg Heinrich Schnell | Colonel Black |
Arthur Reinhardt | Safari-Führer Charles Rallis |
Emine Zehra Zinser | Hellhoffs Dienerin Milini |
Louis Brody | Hellhoffs Aufseher Hamissi, später Askari |
Mohamed Husen | Signalschüler Mustapha |
Gregor Kotto | Hellhofs Boy Selemani |
Vivigenz Eickstedt | Englischer Offizier |
Ernst Rückert | |
Erwin Fichtner | |
Adolf Fischer | |
Raffles Bill | |
Herbert Ebel |
Die Reiter von Deutsch-Ostafrika ist ein deutscher Kriegsfilm von 1934. Er handelt von der Schutztruppe des ostafrikanischen Schutzgebietes unter Paul von Lettow-Vorbeck im Ersten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Deutsch-Ostafrika im Jahr 1914: der Farmer Peter Hellhoff hat sich nach Jahren schwerer Arbeit eine beachtliche Existenz aufgebaut; nun kann ihm seine Braut Gerda beruhigt in die Fremde nachreisen, wo schon bald die Hochzeit gefeiert wird. Die Stimmung des Festes wird getrübt, als ein Bote die Nachricht von der Mobilmachung der deutschen Truppen überbringt.
Der englische Farmer Robert Cresswell, Peters bester Freund, verläßt sofort das Land, da er weiß, daß Deutschland und England nun Feinde sind. Hellhoff verläßt ebenfalls seinen Hof und schließt sich einer Schutztruppe an. Auch Cresswell leistet mittlerweile Dienst bei der englischen Armee und wird als Kommandant in die Gegend um Hellhoffs Farm gesandt, da er sich dort gut auskennt.
Als die Engländer Hellhoffs Farm besetzen, verspricht Cresswell Gerda, daß ihr nichts passieren werde. Als Gerda erfährt, daß ihre Farm als Waffenlager dienen soll, schmiedet sie einen Plan, um dieses Vorhaben zu vereiteln – mit Erfolg. Hellhoffs Einheit, die in der Nähe die Stellung hält, wird von den Engländern unter Druck gesetzt, denn sie halten die einzige Wasserstelle der Gegend besetzt.
Um ihren Mann vor dem Verdursten zu retten, startet Gerda eine Aktion, um den Deutschen Wasser zukommen zu lassen. Aber Gerda und ihre Helfer werden von den Engländern gefaßt. Nur der junge, schwer verwundete Volontär Klix kann Hellhoff mit letzter Kraft ein wenig Wasser überbringen, bevor er in dessen Armen stirbt.
Hellhoff ist entschlossen, seine Frau vor dem englischen Kriegsgericht zu retten. Er führt eine spektakuläre Befreiungsaktion durch und entkommt den englischen Häschern. Cresswell ist indes insgeheim erleichtert, daß er seine alten Freunde in Sicherheit weiß. Auch der Krieg konnte die alte Freundschaft nicht zerbrechen.
Anmerkungen
Gedreht wurde der Film im Jahre 1934 in der Umgebung des Kilimandscharo und in der Umgebung von Berlin. Es war eine Terra-Film-AG-Produktion in Zusammenarbeit mit dem Reichskolonialbund e. V. Die Uraufführung fand am 2. November 1934 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin statt.
Anläßlich der Hamburger Uraufführung des Films hielt der frühere Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Heinrich Schnee, eine Festansprache, die auf dem Deutschlandsender übertragen wurde. Er erinnerte an die Taten der kleinen Schar deutscher Männer und Frauen, die mit den anhänglichen treuen Askari vier Jahre hindurch unter schwersten Entbehrungen standhielten und am Tage des Waffenstillstands unter der heldenmütigen Führung Lettow-Vorbecks unbesiegt dastand. Der Reichsleiter des kolonialpolitischen Amtes, Dittrich, wies auf die besondere Bedeutung des Films hin, der zu den deutschen Brüdern und Schwestern in den früheren Kolonien eine Brücke schlagen und ihnen zeigen wollte, daß die Heimat sie nicht vergessen hatte. Weiter sollte der Film den Willen zu freundschaftlichem Verhältnis zu England zeigen und der Förderung des Gedankens der Zusammengehörigkeit der beiden großen Völker – des deutschen und des englischen – dienen.[1]
Zeitgenössischer Artikel
Erlebnisbericht von Peter Voß:
Es kam ganz plötzlich. Auf einmal hieß es, daß die Filmexpedition für den Film „Die Reiter von Deutsch-Ostafrika“, in dem ich die Rolle eines Engländers spiele, von Marseille aus mit der „Malda“ losfährt. Nach Tanganjika, dem früheren Deutsch-Ostafrika und jetzigen Mandatsgebiet. Alle, das heißt der Spielleiter Selpin und meine Kollegen Rudolf Klix, Ludwig Gerner und die Stobrawa, waren natürlich gespannt. Gerade im Kolonialdenkjahr sollten wir das alte deutsche Land im dunklen Erdteil besuchen.
Von Marseille ging es quer durch das Mittelmeer nach Port Said, dann durch den Suezkanal zum Roten Meer. Der Süden meldete sich an. Fünfundvierzig Grad Hitze, eine feuchte Schwitzbadatmosphare, wir Herren dazu abends im Smoking, wie sich das komischerweise auf einem Schiff gehört. Kleider und Wäsche waren im Augenblick feucht wie warme Handtücher. Das war eine Fahrt durch den Backofen. Endlich kam der Indische Ozean mit einem erträglicheren Klima. Das Schiff fuhr an der Somali-Küste entlang, und am einundzwanzigsten Tag landeten wir in Mombassa, der Hafenstadt der englischen Kolonie Kenya. Afrika. Palmen, Schwarze, blendend weiße Häuser. Grelle Sonne. Ein buntes orientalisches Durcheinander. Eine unerhört schöne und malerische Stadtkulisse. Ein Rassengemisch.
Wir blieben einen halben Tag und die darauffolgende Nacht. Dann ging es mit der Eisenbahn landeinwärts Kilimandscharogebiet. In neunhundert Meter Höhe liegt die Stadt Moshi. Sauber und glänzend vor dem großartigen Hintergrund des Kilimandscharo mit seiner schneeglänzenden Kuppe. Wir kamen Ende Mai in Moshi an. Die Regenzeit war gerade vorüber. Alles grünte leuchtend und saftig. Grüne Hänge, weite Felder, sanfte Hügel. Aber der Sonnenuntergang! Ein glutroter Ball und der Himmel von farbigen Tinten schimmernd. Pastellfarben schön und zart. Man braucht kein Schwärmer für Landschaftsstimmungen zu sein. Schließlich ist der Sonnenuntergang überall Ziel schneller Begeisterung. Aber in Deutsch-Ost – ich muß so sagen und kann nicht anders – ist das doch etwas anderes. Man kann das schwer ausdrücken.
Es gibt in Moshi und in dem ganzen Land, um auch das zu erwähnen, Myriaden von Moskitos und anderen aufdringlichen Insekten. Man kann sich vor ihnen einfach nicht retten, muß das eben durchmachen. Ein Glück, daß es nachts die Netze über dem Bett gib. Ich wohnte mit meinen Kollegen in einer deutschen Pension. Für unsere verwöhnten Ansprüche ja ein bißchen primitiv. Aber unsere Gastgeber taten alles, um uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Die Landsleute waren rührend um uns besorgt. Wir wurden überall auf das herzlichste begrüßt und mußten stundenlang von der Heimat erzählen.
Es nahm kein Ende. Wir waren die erste Filmexpedition, die nach Deutsch-Ost kam, um dort Aufnahmen für einen Spielfilm zu machen. Kulturfilmleute sind ja schon öfters dagewesen. Deshalb überboten sich unsere Gastgeber in Unterstützung und Hilfsbereitschaft. Wohin wir auch kamen, begegneten wir Deutschen. Dreiviertel der dortigen Pflanzer sind Deutsche. Sie kämpfen hart, aber mit ungebrochenem Mut um ihre Existenz. Sie bauen Kaffee, Sisal, Mais und Bananen an. Sie verkörpern ein unbeugsames deutsches Lebenselement, und wenn ich ihnen alle freundschaftliche Unterstützung, die sie uns haben zuteil werden lassen, auch an dieser Stelle danke, so habe ich auch im Sinn meiner Kollegen gehandelt. Herr Birkel, der Inhaber unserer Pension, machte mit uns eines Tages eine Safari, d. h. eine Lastautofahrt, nach Naberera. Der ganze Verkehr wird heute mit Lastautos bewältigt. Die Ochsenkarren früherer Jahre sind vollkommen verschwunden. Entfernungen von fünfhundert Meilen spielen in einem Lande, wo eine Entfernung überhaupt erst bei tausend Meilen anfängt, gar keine Rolle. Diese Reise war also gewissermaßen nur ein kleiner Ausflug.
Wir fuhren durch die Sanjasteppe nach Naberera. Diese Fahrt vermittelte wohl die stärksten Eindrücke, die man überhaupt von Afrika mitnehmen kann. Die Landschaft ist grenzenlos. Weite Ebenen, eine großartige Stille. Ab und zu Bauminseln oder Buschwerk. Auf dieser Strecke sind wir allen Tieren begegnet, die ich aus Afrikafilmen kannte. Die Sanjasteppe ist zum Teil Schutzgebiet, in dem nicht geschossen werden darf. Das wissen die Tiere ganz genau und lassen sich darum von dem komisch fauchenden Autotier, das knatternd und ratternd näherkommt, nicht im geringsten stören. Sie wissen, daß es ihnen nichts tut und beachten es darum auch kaum. Hunderte von Zebras und Gnus zogen an uns vorüber, Giraffenherden von zwanzig bis dreißig Tieren kreuzten unseren Weg. Sie ließen sich beim Äsen nicht aus der Ruhe bringen.
Einmal begegneten wir auch einem Löwenpaar, das uns aus zwanzig Meter Entfernung gemütlich anstarrte. Mir war weniger gemütlich zumute, aber ich vertraute unserem freundlichen Pflanzer Birkel, der ein bekannter Jäger ist. Natürlich haben uns die Löwen nichts getan. Daß sie sehr ungemütlich werden können, werde ich weiter unten noch erzählen. Tief in der Nacht kamen wir in Naberera an. Der deutsche Pflanzer Borowski, einer der berühmtesten Jäger Deutsch-Ostafrikas, begrüßte uns herzlich. Er ist ein gebürtiger Danziger und haust mit seinen Eingeborenen mutterseelenallein in der Steppe.
Vorläufig, bis das Steinhaus errichtet ist, wohnt er in einer ganz primitiven Hütte, die nur mit leichtem Stroh gedeckt ist. Das Biwakfeuer loderte etwa drei Meter hoch. Wir legten uns bald schlafen. Ich machte kein Auge zu. Denn ich war nicht gewohnt, in nächster Nähe lärmender Höllengespenster zu übernachten.
Aus dem undurchdringlichen Schwarz der Nacht gellten die grausigsten Töne an mein Ohr. Schaurig lachten die Hyänen. Herr Borowski versicherte mir, daß ich ruhig schlafen könnte. Kein Raubtier würde sich in die Nähe eines Feuers wagen, nicht einmal ein Elefant. Ich war also so sicher wie in Abrahams Schoß. Und damit ich sogleich einen Begriff von der „Harmlosigkeit“ der Löwen bekäme, erzählte er mir die Geschichte, wie er zu seinem lahmen Bein kam. Nun muß man wissen, daß Herr Borowski ein zweiunddreißigjähriger Mann von geradezu herkulischem Körperbau ist, ein berühmter und erfahrener Jäger, ein ausgezeichneter Schütze und alter Afrikaner, und man wird verstehen, daß sein Bericht nicht gerade beruhigend auf mich wirkte, den er lachend und ohne den leisesten Anflug von Überheblichkeit erzählte.
Für ihn bedeutet das alles beinahe etwas Selbstverständliches, nur, daß er eben Pech gehabt hat. Ich muß heute noch den schier unfaßbaren Mut und die ungeheure Lebensenergie dieses Mannes bewundern. Herr Borowski fuhr mit seinem Lastauto durch die Steppe und begegnete einem Löwenpärchen. Die Bremse treten, die Büchse an die Wange und losdrücken, war seins. Das Männchen war sofort tot, ein meisterhafter Blattschuß, aber das Weibchen war durch einen Streifschuß nur verletzt worden. Die wütende Katze tat, was nur ein angeschossenes Tier, aber dann auch todsicher tut: Sie sprang mit einem blitzschnellen, gewaltigen Satz den Mann auf dem Lastauto an. Ein Biß und in derselben Sekunde ein Prankenhieb, und das Bein war von oben bis unten aufgerissen. Und jetzt kommt das uns Europäern fast Unglaubliche: Trotz der klaffenden Wunde packte der mutige Mann die Löwin beim Maul, riß mit übermenschlicher Kraft das Gebiß auseinander und schleuderte das Tier vom Wagen. Ein zweiter Schuß, und das Tier lag tot am Boden. Dann stieg Borowski vom Wagen herunter, goß die Wunde mit Petroleum aus und fuhr noch mehrere Meilen weit bis zur nächsten Ansiedlung.
Es ist überhaupt erstaunlich, mit welchem Mut die Weißen und auch die Neger manchmal meilenweit ohne jede Waffe durch den Busch und die Steppe gehen. Sie haben nicht die geringste Angst vor den Raubtieren: Am nächsten Tage fragte Borowski bei dem Massai-Häuptling Kuwu-Kuwu an, ob ein Deutscher, der bei ihm zu Besuch sei, seine Aufwartung machen dürfte. Kuwu-Kuwu ist ein alter Mann und blind. Er hat die deutsche Zeit Ostafrikas mitgemacht. Die Massai nehmen eine ganz besondere Stellung ein. Man gibt keinem Neger die Hand, aber dem Massai gibt man sie. Er ist sehr stolz. Wenn er zu weißen Ansiedlungen kommt, um etwas zu kaufen, bringt er seinen Boy mit. Er hält es unter der Würde eines freien Kriegers, auch nur das kleinste Päckchen zu tragen.
Kuwu–Kuwu ist ein reicher Mann, er besitzt über tausend Rinder. Er ließ Herrn Borowski wissen, daß der Deutsche kommen möge. Um zehn Uhr war Audienz. Eine Reihe Negerknaben bildete Spalier und verbeugte sich vor uns. Wir mußten jedem die Hand auf die Stirn legen. Dann begrüßten wir den Häuptling, der „europäisch angezogen“ war und einen Zylinder trug. Hinter ihm standen zwanzig seiner vornehmsten Krieger, bis auf einen Schurz völlig unbekleidet, wunderbare, kraftvolle Gestalten. Im Kral des Häuptlings wurde die Kalabasse, eine ausgehöhlte, gedörrte und kürbisartige Frucht, mit Milch herumgereicht. Herr Borowski hatte mir schon gesagt, daß ich trinken müsse, denn eine Ablehnung wäre eine Beleidigung. Ich trank also mit Todesverachtung.
Unser zweiter Ausflug brachte uns zum Djibbe-See. Der moorige Binnensee ist voll von Krokodilen. Ich erfuhr das erst nachher, sonst hätte ich die Fahrt in dem unsicheren und leichten Einbaum nicht mitgemacht. Die Krokodile schwimmen unter die ausgehöhlten Bäume, heben sie hoch, und die Menschen kullern ihnen sozusagen in den Rachen. Erst Tage vorher waren zwei Neger auf diese Weise ums Leben gekommen. Wir fuhren durch mannshohes Schilf und durch ganz schmale Fahrrinnen auf den See hinaus. Die Neger lärmten und schrien, um, wie ich später erfuhr, die Krokodile zu verscheuchen. Mitten auf dem See hörte ich plötzlich die Rufe: „Stillgestanden! Augen geradeaus! Verfluchte Schweinehunde!“ Nanu? Mitten in Afrika? Ich wandte mich um. Der mich rudernde Neger grinste mich über das ganze Gesicht an und sagte: „Ich sein Askari.“ Er war ein Soldat der bis zum Kriegsende unter deutschen Befehl stehenden Askari, die sich in Deutsch-Ost tapfer für die deutschen Farben geschlagen hat. Der Neger hatte erfahren, daß ich ein Deutscher war. Eine Unterhaltung kann nicht in Gang. Von der deutschen Sprache hatte er diese Brocken behalten. Aber er und seine Stammesgenossen haben die deutsche Zeit noch in bester Erinnerung.