Drechsler, Otto Heinrich
Otto-Heinrich Drechsler ( 1. April 1895 in Lübz; 5. Mai 1945 in Mölln) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres und der SA sowie Politiker, u. a. stellvertretender Gauleiter der NSDAP für Mecklenburg-Lübeck, Bürgermeister von Lübeck und gleichzeitig zeitweise Generalkommissar von Lettland im Reichskommissariat Ostland in Riga.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Drechsler war Mecklenburger. Er stammte aus der Kleinstadt Lübz, wo er am 1. April 1895 als Sohn eines Landdrosten geboren wurde. Er besuchte das Gymnasium in Güstrow und schlug dann die Offizierlaufbahn ein.
Erster Weltkrieg
Er wurde Fahnenjunker im Infanterie-Regiment „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162. Im Dezember 1914 wurde er zum Regiment an die Front versetzt und im März 1915 zum Leutnant befördert. Drechsler wurde im August 1916, während des ersten Regimentseinsatzes an der Somme, als Leutnant zum Chef einer aus den Resten der III. Bataillons erstellten Kompanie ernannt. Am 16. Juni 1917 übernahm er, als beide Führer des Sturmbataillons (7. und 8. Kompanie) während des Angriffs ausfielen, die Führung einer der Kompanien.
Nachdem er sich bereits mehrfach als temporärer Kompaniechef ausgezeichnet hatte, wurde er im September (nach anderen Quellen am 17. Oktober) 1918 in Flandern zum Nachfolger des zu den Fliegern versetzten Vorgängers der 3. Kompanie ernannt. Bei der Abwehrschlacht von Le Câteau wurde am 16. Oktober 1918 er so schwer am rechten Bein verwundet, daß es amputiert werden mußte. Damit war seine Zeit als Frontoffizier abgeschlossen, nachdem er fast vier Jahre ununterbrochen an der vordersten Front gekämpft und alle Schlachten seines Regiments mitgemacht hatte.
Weimarer Republik
Nach Entlassung aus dem Lazarett und seinem Abschied aus der Vorläufigen Reichswehr 1920 widmete er sich dem Studium der Zahnheilkunde und promovierte im Herbst 1922 zum Dr. med. dent. Er ließ sich nun in Kröpelin und Neubukow als praktischer Zahnarzt nieder. Im Jahre 1925 trat er zusammen mit Friedrich Hildebrandt mit dem er schon vorher zusammen in der völkischen Bewegung gekämpft hatte, der NSDAP bei.
Noch im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Rostocker Stadtverordnetenversammlung. Später gehörte er ferner der Amtsversammlung des Amtes Rostock als Fraktionsführer an. Am 1. August 1932 bis 31. Mai 1933 wurde er zum Stellvertreter des Gauleiter Hildebrandt und zum Gauinspekteur des Gaues Mecklenburg-Lübeck ernannt. In dieser Eigenschaft hatte Dr. Drechsler die endgültige Erringung der Macht auch in Mecklenburg mit vorbereitet und die organisatorischen Voraussetzungen innerhalb der Partei für die Machtübernahme geschaffen.
Drittes Reich
So war er als der engste Mitarbeiter seines Gauleiters nach dem 30. Januar der richtige Mann, um aus dem „roten“ Lübeck wieder das zu machen, was es einstmals als „Freie und Hansestadt“ war: eine deutsche Hochburg am Ostseestrand.
Lübeck wurde am 26. Mai 1933 gemeinsam mit den beiden Mecklenburg Friedrich Hildebrandt als Reichsstatthalter unterstellt. Dieser zog am 8. Juni 1933 in Lübeck ein und ernannte seinen Kampfgefährten Drechsler zum Bürgermeister und Friedrich Völtzer zum Senator für Finanzen und Wirtschaft. Weitere Senatoren wurden die Nationalsozialisten Emil Bannemann (Senator für Arbeit und Wohlfahrt), Walther Schröder (Innensenator), Ulrich Burgstaller (Schule und Theater) sowie Hans Böhmcker (Justizsenator).
Dr. Drechsler wurde in Anerkennung seiner Verdienste am 14. März 1934 zum SA-Standartenführer ernannt.
Bürgermeister
Drechsler war 1933-37 Bürgermeister in Lübeck, Mitglied des Großen Rats der Nordischen Gesellschaft sowie Präsident des Kleinen Rates. Seit 1. April 1937 war er erster „Oberbürgermeister des preußischen Stadtkreises Hansestadt Lübeck“.
Generalkommissar
Gleichzeitig vom 17. Juli 1941 bis 1944 Generalkommissar im Reichskommissariat Ostland in Riga, zuständig für die Konzentrationslager in Lettland.
Preußischer Staatsrat
Aufgrund seiner Stellung in der Partei wurde er ebenfalls Preußischer Staatsrat. Er war zudem Mitglied des Aufsichtsrates des Hochofenwerkes Lübeck AG.
Tod
Er wurde von der British Armee nach der Besetzung Lübecks verhaftet und beging angeblich kurz darauf am 5. Mai 1945 Suizid.
SA-Beförderungen
- August 1930 Eintritt in die SA als SA-Staffelführer der SA-Motorstaffel
- 1934 SA-Standartenführer
- 1936 SA-Oberführer
- 1942 SA-Brigadeführer
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Ernst-August-Kreuz, II. und I. Kreuz
- Friedrich-August-Kreuz, II. und I. Klasse
- Goldene Württembergische Tapferkeitsmedaille
- Verwundetenabzeichen (1918) in Silber
- Traditions- und Gau-Ehrenzeichen der NSDAP 1925
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- SA-Ehrenstreifen
- NSDAP-Dienstauszeichnungen
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938