Nordische Gesellschaft

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Plakat zur Nordischen Woche 1921

Nordische Gesellschaft (NG) hieß eine am 22. September 1921 in Lübeck (im Anschluß an die vom 1. bis zum 11. September 1921 stattfindende „Nordische Woche“) unter Senator Georg Kalkbrenner gegründete Vereinigung, welche die Aufgabe hatte, den Nordischen Gedanken in Deutschland zu fördern und zu vertiefen und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und den Ländern des Nordens auf allen Gebieten des volkhaften Lebens zu pflegen. Hans F. K. Günther lobte die Mitglieder, die als Bekenner des nordischen Gedankens die besonders Nordischgesinnten waren.

Erläuterung

„Der Norden“, Monatsschrift der Nordischen Gesellschaft, 17. Jahrgang
Feierstunde der Nordischen Gesellschaft in Wien
Reichsgeschäftsführer Dr. Ernst Timm: Deutschland – nordisch!

Die Nordische Gesellschaft war nicht die einzige Organisation, die den nordischen Gedanken proklamierte. Zahlreiche germanische und nordische Glaubensgenossenschaften wie die „Nordische Bewegung“, der „Nordische Ring“, der „Mittgart-Bund“, der „Ring der Norda“, die „Wikinger-Jungenschaft“ und der „Bund Kinderland“ – um nur einige zu nennen – gehörten zu den Nordischgesinnten mit den all-nordischen Gedanken.

Ziele

Empfang der „Nordischen Gesellschaft“ im Hotel Adlon in Berlin zu Ehren des finnischen Gesandten Toivo Mikael Kivimäki am 28. Februar 1941; links: Alfred Rosenberg; rechts: der Präsident der Gesellschaft, Hinrich Lohse

Die Gesellschaft verfolgte hauptsächlich drei Ziele:

  • Enge Beziehungen zwischen Deutschland und dem Norden, basierend auf einer Nordischen Weltanschauung
  • Förderung des Nordischen Gedankens im Deutschen Reich
  • Alle nordisch ausgerichteten Bemühungen sollten in der Nordischen Gesellschaft ihren Mittelpunkt finden

Reichskontor

Der Sitz (Reichskontor) war Lübeck, mit Zweigstellen (Kontoren) in vielen Städten.

Veranstaltungen

Die Nordische Gesellschaft veranstaltete Vorträge, Kunstausstellungen, Schulungskurse über den nordischen Raum und den nordischen Gedanken, wissenschaftliche Kongresse, Reichstagungen, Sonnwendfeiern und dergleichen.

Publikationen

Die Gesellschaft gab seit 1924 die zunächst 14tägig, später monatlich erscheinende „Ostsee-Rundschau“[1] mit vornehmlich Wirtschaftsthemen heraus. Die „Ostsee-Rundschau“ änderte 1934 ihren Namen in „Der Nordische Aufseher“, 1935 bis zu ihrer Einstellung 1944 trug sie dann den Namen „Der Norden“. Neben diese Zeitschrift trat eine weitere, „Rasse – Monatsschrift der Nordischen Bewegung“, die von 1934 bis 1944 erschien. Sie widmete sich primär rassenbiologischen Fragen und den sich daraus ergebenden geopolitischen Problemen, Fragen der Rassenhygiene sowie dem Zusammenhang zwischen Rasse und Kultur mit den vier Hauptkomponenten des nordischen Gedankens:

Führung ab 1933

Alfred Rosenberg wurde 1933 Schirmherr der NG, unterstützt wurde er von seinem damals erst 23jährigen Privatsekretär und Studenten Thilo Ernst Hans Berndt von Trotha, Leiter des Länderreferats „Norden“ des am 1. April 1933 neu gegründeten und von Rosenberg geleiteten Außenpolitischen Amtes der NSDAP (APA). Anstatt diese Nordabteilung weiter auszubauen, wurde die NG dem APA de facto zugeordnet. Die Nordische Gesellschaft bestimmte nun das Bild, was die Arbeit für den nordischen Gedanken betraf und sollte alle deutsch-nordischen kulturellen Vereine verbinden.

Wegen der Organisation von Vortragsveranstaltungen in Dänemark, Norwegen und Schweden bestand Kontakt zum Auswärtigen Amt (AA). In einer Abmachung zwischen dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) und der Nordischen Gesellschaft in Lübeck im November 1934 verpflichtete sich die NG, den NSDStB bei allen Plänen und Absichten, die das Arbeitsgebiet der Nordischen Gesellschaft betreffen, mit allen Kräften zu unterstützen.

Reichsgeschäftsführer Dr. Ernst Timm (bis 1938), seit 1921 bei der NG, beschrieb die Aufgaben der Nordischen Gesellschaft 1934 folgendermaßen:

„Sie will als treue Dienerin am ganzen Neuaufbau des deutschen Volkes vor allem dazu beitragen, daß sich die Menschen in Deutschland in stetig wachsendem Maße ihrer nordischen Ursprünge bewußt werden. Sie will immer wieder darauf hinweisen, daß uns die eigentlich lebendige Kraft nicht aus der Übernahme fremder Kultureinflüsse zuwächst, sondern nur aus der Pflege der stamm- und artverwandten Beziehungen. Sie wünscht zu erreichen, daß das ganze deutsche Volk nicht mehr wie in all den letztverflossenen Jahrhunderten wie hypnotisiert nach Westen und Süden schaut, sondern sich seinen eigenen Ursprüngen im Norden und Osten zuwendet.“

Großer und Kleiner Rat

Timm zur Seite stand ein Großer Rat, der elf Mitglieder hatte. Der Lübecker Bürgermeister Dr. Otto-Heinrich Drechsler vertrat die regionalen Kräfte, und er war zugleich Präsident des Kleinen Rates. Regierungsrat Dr. Walter Bogs war der Repräsentant des AA, Theodor Adrian von Renteln (später Generalkommissar in Litauen) war Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages, Dr. Falk Ruttke vertrat den Reichsausschuß für Volksgesundheit, und Dr. Völker war Treuhänder der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Ostmark. Auch Walther Darré, nunmehr Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, gehörte dem Großen Rat an wie auch der Präsident der Reichsschrifttumskammer Hans-Friedrich Blunck. Leiter der Nordischen Gesellschaft war der Gauleiter und nunmehr Reichsstatthalter von Mecklenburg-Lübeck Friedrich Hildebrandt. Außer Rosenberg selbst gehörten noch seine beiden engsten Mitarbeiter, der Gesandte Werner Daitz und von Trotha, der 1938 tragisch verunglückte, dem Großen Rat an.

Kontore

Hatten sich die Aktivitäten bisher auf Lübeck konzentriert, wurde nun überall im Reich die Gründung weiterer Kontore forciert. Vorsitzender des Ost-Kontors war Erich Koch, Vorsitzender des Kiel-Kontors Hinrich Lohse, der 1935 Leiter der Gesellschaft wurde; sie beide wurden später Reichskommissare in den besetzten Ostgebieten. Für 1934 verzeichnete Timm für die Nordische Gesellschaft ein Jahr rascher Ausdehnung in die Breite und Tiefe. Die Zahl der Kontore, die sich über fast ganz Deutschland erstreckten, reichte nun an die 25.[2]

Nordischer Ring

1936 wurde die bedeutende Schirmorganisation der Nordischen Bewegung „Nordischer Ring“ einverleibt. Der Nordische Ring wurde, je nach Quelle, 1924 bzw. 1926 unter Ministerialrat und Rassentheoretiker Friedrich Kurt „Hanno“ Konopacki-Konopath (1882–1962) gegründet. Er war u. a. Schriftleiter von „Die Sonne – Monatsschrift für nordische Weltanschauung und Lebensgestaltung“ und seit 1927 dritter Ehemann von Marie Adelheid Prinzessin Reuß zur Lippe-Biesterfeld (1895–1993).

Die konstituierende erste Tagung des Nordischen Ringes umfaßte einen Personenkreis von 24 Teilnehmern, der sich unter anderem zu jeweils einem Drittel aus Mitgliedern des deutschen Adels wozu eine Reihe bekannter Namen wie Günther Graf von der Goltz, einem Verwandten des bekannten Rüdiger Graf von der Goltz, und Friedrich Wilhelm Prinz zur Lippe zählten und promovierten Wissenschaftlern zusammensetzte. Sitz des Ringes war zunächst die Privatadresse von Reuß zur Lippe bzw. der Konopaths in der Konstanzer Straße 64 in Berlin. Treffen fanden auch im Palais Dirksen in der Margaretenstraße zu Berlin statt, bereitgestellt von Viktoria Auguste Freifrau von Dirksen.

Flandern

1938 entschied Joachim von Ribbentrop, daß das Auswärtige Amt und nicht die Nordische Gesellschaft in Belgien und den Niederlanden bei den Flamen aktiv sein darf, und nach dem Unternehmen „Weserübung“ gestaltete sich die Arbeit auch im befreundeten Nordgermanien (Skandinavien) mehr als schwierig. Der Begriff „nordische Völker“ bezeichnete die Völker der nordischen Staaten Norwegen, Schweden, Dänemark, Niederlande und die flämischen Volksgruppen, die infolge der gemeinsamen germanischen Abstammung dem deutschen Volke besonders nahe stünden, da sie artverwandt waren, wobei Finnland einen nicht ganz einfachen Sonderstatus erhielt.

Reichstagungen 1934–1939

Zu den Höhepunkten im Veranstaltungsleben wurden die Reichstagungen. Die erste Tagung der Nordischen Gesellschaft unter neuen Vorzeichen fand im Juni 1933 statt. Diese Veranstaltung erhielt bereits durch eine höchst markante Ansprache des Reichsleiters Alfred Rosenberg auf dem Lübecker Marktplatz besondere Bedeutung, galt allerdings noch nicht als Reichstagung. Die erste Reichstagung fand ein Jahr später statt. Ihr folgten bis einschließlich 1939 fünf weitere, die jeweils in Lübeck abgehalten wurden.

Angliederung

Auf Empfehlung des Schirmherrn Alfred Rosenberg wurde die Lübecker Nordische Gesellschaft 1941 der (Deutsch-)Nordischen Verbindungsstelle (NV) beim Arbeitsausschuß Deutscher Verbände (ADV) – der wiederum der Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes unterstand – angegliedert. Unterstellt wurden aber auch sieben weitere Konkurrenz-Organisationen: die Deutsch-Nordische Gesellschaft (Hamburg), die deutsch-finnischen Vereinigungen in Berlin, Lübeck und Stettin, die deutsch-schwedische Vereinigung und die deutsch-schwedische Studiengesellschaft (beide Berlin) sowie der „Verein der Islandfreunde“.

Auflösung

1956 wurde die „Nordische Gesellschaft“ aufgelöst, ihr Vermögen fiel an die 1949 in Lübeck gegründete „Deutsche Auslandsgesellschaft“.

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Timm: Die Nordische Gesellschaft Lübeck, in: Deutsch-Nordisches Jahrbuch für Kulturaustausch und Volkskunde 1924, S. 159–161
  • Walter Groß: Die ewige Stimme des Blutes, in „Der Norden“ 12, 1935
  • Paul Schultze-Naumburg: Nordische Schönheit. Ihr Wunschbild im Leben und in der Kunst, München 1937
  • Dieter Vollmer: Die Nordische Gesellschaft – Ihr Wollen und Wirken 1921–1945, in: DGG (3/1988)

Fußnoten

  1. Ab 1927 erschien die „Ostsee-Rundschau“ zugleich als Vierteljahrsheft der „Deutsch-Schwedischen Blätter“. Hintergrund war ein Kooperationsabkommen der NG mit der Deutsch-Schwedischen Vereinigung in Berlin.
  2. Birgitta Almgren / Jan Hecker-Stampehl / Ernst Piper: Alfred Rosenberg und die Nordische Gesellschaft, S. 21–25