Wieting, Franz (1876)

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„Diese Aufklärungsstreitkräfte der Ostsee (A. d. O.) wurden dem Kontreadmiral Hopman unterstellt. Als 2. Admiral trat Kommodore Kapitän zur See v. Karpf zum Verband, ihm lag im besonderen die Führung der leichten Seestreitkräfte ob; die X. Flottille erhielt als Chef den Korvettenkapitän Wieting, dessen Namen im Torpedobootskrieg der Ostsee stets einen besonders guten Klang behalten wird. […] Unternehmungen bestanden hauptsächlich in Vorstößen der Kleinen Kreuzer und Torpedoboote, die Flugzeuge möglichst nahe an die feindlichen Stützpunkte herantragen sollten. Man hatte gelernt, auf den Kreuzern und sogar den Torpedobooten Flugzeuge einzusetzen und mitzuführen. Als Hauptangriffsobjekte galten Mariehamn auf Aaland, Utö, Abo, Hangö und Hapsal im Moonsund. Unter den Unternehmungen dieser Art ist ein Vorstoß besonders hervorzuheben, bei dem es am 17. Juli gelang, die Flugzeuge durch die Minenfelder hindurch bis vor den Finnischen Meerbusen zu bringen und auf Reval anzusetzen. In glänzender Flugleistung gelangten die angesetzten 4 Flugzeuge unter der hervorragenden Führung des ‚Fliegers von Tsingtau‘, Kapitänleutnant Plüschow, an ihr Ziel und warfen ihre Bomben mit gutem Erfolge auf die Werftanlagen des gerade erwachenden Reval ab. In engem Zusammenhang mit diesen kombinierten Flugzeugunternehmungen muß ein Torpedobootsvorstoß erwähnt werden, der, angesetzt von dem bereits erwähnten, von frischem Draufgängertum beseelten F. d. VI. A. G., Kontreadmiral Langemak, von der X. Flottille mit außerordentlichem Schneid unter dem Kommando ihres vorzüglichen, vorbildlichen Flottillenchefs, Korvettenkapitäns Wieting, eines der bewährtesten und verantwortungsfreudigsten Unterführers der Ostseekriegführung, durchgeführt wurde, aber sehr starke Verluste zeitigte.“[1]

Franz Wieting (Lebensrune.png 27. Oktober 1876 in Bremerhaven; Todesrune.png 20. Februar 1966 in Lippstadt) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine und der Reichsmarine, zuletzt Vizeadmiral zur Verfügung der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg.

Familie

Vizeadmiral z. V. Franz Wieting mit Gemahlin
Franz Wieting, Der Ostsee-Krieg 1914–1918, Verlag Gustav Braunbeck, Berlin 1918.png

Zu Wietings Kindern gehörte der Kampfflieger und Ritterkreuzträger Hauptmann Wieting, der 1941 in Griechenland gefallen war. Ob der Marineoffizier Dietrich Wieting (Lebensrune.png 27. Mai 1913 in Flensburg; die SMS „Württemberg“, auf der sein anzunehmender Vater Erster Offizier war, lag zu diesem Zeitpunkt vor Flensburg-Mürwik) ebenfalls ein Sohn war, ist anzunehmen, ließ sich aber nicht einwandfrei belegen. Dietrich trat der Reichsmarine im April 1932 bei (Crew 32), war 1941 auf U 73 unter Kapitänleutnant Helmut Rosenbaum Kommandantenschüler sowie Wachoffizier, im Oktober 1943 wurde er als Kapitänleutnant Zweiter Artillerieoffizier (II. AO) und Flak-Offizier auf dem Schlachtschiff „Scharnhorst“. Als das Schlachtschiff am 26. Dezember 1943 von der Royal Navy versenkt wurde, blieb auch Dietrich Wieting mit seinen Kameraden auf See, er wurde posthum und mit Wirkung vom 1. Dezember 1943 zum Korvettenkapitän befördert.

Chronologischer Werdegang

  • 2. April 1895 als Kadett in die Kaiserliche Marine eingetreten (Crew 95)
    • Grundausbildung und bis 6. April 1897 Bordausbildung auf der als Schulschiff genutzten Gedeckten Korvette SMS „Stosch“
  • 7. April 1897 bis 30. September 1898 Marineschule in Kiel
  • 1. Oktober 1898 Dienst auf der Panzerkorvette SMS „Baden“
  • 21. Oktober 1898 Adjutant auf dem Linienschiff SMS „Kaiser Friedrich III.“
  • 1. Oktober 1900 zur Nautischen Abteilung des Reichsmarineamtes kommandiert
  • 12. Dezember 1900 auf den Dampfer „Darmstadt“ nach Sydney aufgebrochen
    • Dort übernahm er nach seiner Ankunft am 1. Februar 1901 die Dienststellung des Wachoffiziers und Adjutanten auf dem als Vermessungsschiff genutzten Kanonenboot SMS „Möwe“
  • 8. Februar 1903 bis 10. April 1903 Rückkehr nach Deutschland auf der „Friedrich der Große“ zur Verwendung (z. V.) der 1. Marine-Inspektion gestellt
  • 11. April 1903 Inspektionsoffizier an der Marineschule
  • 1. Oktober 1904 bis 30. September 1906 Kompanieoffizier beim I. Torpedo-Bataillon
    • Während dieser Dienstzeit tat Wieting mehrfach wochenweise Dienst als Kommandant auf verschiedenen Torpedobooten (u. a. S 120, S 124, S 71 und dem Torpedoschulschiff „Blücher“) und war zu Schulungen auf verschiedene weitere Schiffe kommandiert
  • 1. Oktober 1906 bis zum 30. Juni 1907 den ersten (I.) Teil der Ausbildung an der Marineakademie Kiel absolviert
  • 1. Juli 1907 Kompanieoffizier der 1. Matrosen-Division eingesetzt.
    • 1. April bis 30. September 1907 gleichzeitig Segeloffizier auf der Yacht SMS „Orion“
  • 1. Oktober 1907 bis 30. Juni 1908 den zweiten (II.) Teil der Ausbildung an der Marineakademie Kiel absolviert
  • 1. April bis 30. September 1908 gleichzeitig erneut Segeloffizier auf der Yacht SMS „Orion“
  • 1. Juli bis 30. September 1908 zur Verfügung der I. Werft-Division (Kiel) gestellt
  • 1. Oktober 1908 Wach- und Torpedo-Offizier auf dem Linienschiff SMS „Lothringen“
  • 1. Oktober 1909 bis 30. September 1912 Kompaniechef in der I. Torpedo-Division und Chef der IV. Torpedoboot-Reserve-Halbflottille
    • Während dieser Dienstzeit war Wieting darüber hinaus auch neunmal als Chef der IV. Torpedoboot-Halbflottille eingesetzt (Urlaubsvertretung), letztmalig vom 29. August bis 22. September 1912.
  • 1. Oktober 1912 Kompaniechef in der I. Werft-Division
  • 18. März 1913 bis 5. August 1914 Erster Offizier (IO) unter Kapitän zur See Georg von Ammon auf dem Torpedoschulschiff SMS „Württemberg“ (Stützpunkt Flensburg-Mürwik)
  • 6. August bis 5. Oktober 1914 Kommandant des Torpedoboots SMS „V 25“
    • zugleich von 6. Oktober 1914 bis 19 April 1915 Führer der VI. Torpedoboots-Flottille
  • 20. April 1915 Chef der X. Torpedoboots-Flottille
  • 23. März 1917 als Erster Admiralstabsoffizier in den Stab des Kommandeurs der Aufklärungskräfte in der östlichen Ostsee berufen
  • 17. Dezember 1917 bis 22. Dezember 1918 zur Waffenstillstandskommission nach Riga kommandiert
    • anschließend als Chef des Stabes der Waffenstillstandskommission in Sewastopol, als Stabschef der Nautisch-Technischen Kommission und des Marinekommandos im Schwarzen Meer eingesetzt, schließlich Beurlaubung
  • 25. Januar 1919 Berater des Reichsmarineamtes bzw. ab dem 15. Juli 1919 des Admiralstabes
  • 4. Oktober 1919 Stellvertretender Inspektor des Marine-Abschnitt-Kommandos 2 in Pommern
  • 22. November 1919 Inspektor des Marine-Abschnitt-Kommandos 2 in Pommern
  • 11. Januar 1920 Leiter Marinedienststelle der Admiralität in Stettin zur Abwicklung des Admiralstabs der Marine
    • ab dem 11. März 1921 der Marineleitung
  • 15. Oktober 1923 bis 8. Januar 1925 Kommandant des Linienschiffs „Braunschweig“
    • Nach dem Kriegsende wurde die SMS „Braunschweig“ in die Reichsmarine übernommen und war vom 1. Dezember 1921 bis zum 31. Januar 1926 in Dienst. Am 1. März 1922 wurde sie Flaggschiff des Befehlshabers der Seestreitkräfte der Nordsee. Im Juli 1922 machte sie ihre erste Auslandsreise und besuchte die norwegischen Häfen Fretheim und Mundal. Im Sommer 1923 folgten Besuche in Gotenburg und Helsinki. Nach Eisdienst in der Ostsee im Februar und März 1924 folgte vom 6. bis zum 13. Juli 1924 ein Besuch von La Coruña (Spanien).
  • 10. Januar 1925 Befehlshaber der leichten Seestreitkräfte der Nordsee (B.l.N.) beim Oberbefehlshabers der Seestreitkräfte (O.d.S.) Vizeadmiral Konrad Mommsen[2]
  • 1. April 1925 bis 23. September 1925 Befehlshaber der Seestreitkräfte der Nordsee (BSN) und zugleich Zweiter (II.) Admiral der Linienschiffdivision beim Flottenchef und Chef der Linienschiffdivision
  • 24. September 1925 bis 15. März 1927 Befehlshaber der Seestreitkräfte der Ostsee (BSO) und zugleich auch Führer des Verbandes der Aufklärungskräfte
  • 16. März 1927 zur Disposition des Chefs der Marinestation der Ostsee gestellt
  • 31. März 1927 mit der Verleihung des Charakters eines Vizeadmirals verabschiedet
  • 24. Mai 1939 zur Verfügung (z. V.) der Kriegsmarine gestellt
  • 12. Mai 1941 Seniordirektor der Kriegsmarinewerft in La Pallice (Industriehafen von La Rochelle an der französischen Atlantikküste)
  • 1. Dezember 1941 zur Disposition des Kommandierenden Admirals der Marinestation der Ostsee gestellt
  • 28. Februar 1942 endgültig verabschiedet

Beförderungen

  • Kadett (2. April 1895; ab 1899 Seekadett)
  • Seekadett (13. April 1896; ab 1899 Fähnrich zur See)
  • Unterleutnant zur See (2. Oktober 1898)
  • Oberleutnant zur See (23. März 1901)
  • Kapitänleutnant (30. März 1906)
  • Korvettenkapitän (18. November 1912)
  • Fregattenkapitän (29. November 1919)
  • Kapitän zur See (8. März 1920)
  • Konteradmiral (1. Mai 1925)
  • Charakter als Vizeadmiral (31. März 1927)
  • Vizeadmiral z. V. (1. Februar 1942)

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auszug)

Verweise

Fußnoten

  1. In: „Der Weltkampf um Ehre und Recht“ (Band 4: Der Seekrieg), 10 Bände, Verlag von Johann Ambrosius Barth in Leipzig und Walter de Gruyter & Co. in Berlin, 1919–1933
  2. Oberbefehlshabers der Seestreitkräfte