Reichskommissar
Ein Reichskommissar (zuweilen auch: Reichskommissär oder Reichsbevollmächtigter) war vorübergehend in der Revolutionszeit 1848/1849 im Deutschen Bund die Bezeichnung für die Beauftragten der deutschen provisorischen Zentralgewalt (der vorläufigen Regierung für das damals geplante Deutsche Reich 1848/1849) und dann vor allem in der Zeit des Deutschen Reiches (1871–1945) der Inhaber einer höheren oder höchsten Amtsstelle in Deutschland. Dieses Amt war der Reichsregierung oder einem Reichsminister unterstellt
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
- „Im Deutschen Reich zwischen 1871 und 1945 Beauftragter der Reichsregierung, der von ihr für besondere und meist zeitlich befristete Verwaltungsaufgaben berufen wurde und dem Reichskanzler unterstand. So gab es 1923-30 einen Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete, 1931/32 für die Osthilfe, 1932/33 für Arbeitsbeschaffung und einen Reichssparkommissar. Die Nationalsozialisten nutzten die Möglichkeiten, um mit der Berufung von Reichskommissaren bestehende Institutionen zu umgehen […]. Nach 1933 wurden Reichskommissare als unmittelbare Vollzugsorgane Hitlers eingesetzt, so 1933/34 der Reichsjustizkommissar, 1935 der Kommissar für das Saarland und andere. Im Zuge der Expansion des Deutschen Reiches vor und im Zweiten Weltkrieg wurden Reichskommissare mit der Eingliederung der neuen Gebiete und deren Verwaltung beauftragt.“[1]
Reichskommissare 1848/49
- Friedrich Ferdinand von Ammon, Reichskommissar für Anhalt-Bernburg, 4. November 1848 bis 25. Januar 1849
- Moritz Adolf Briegleb, Reichskommissar für Sachsen, 7. bis 12. Mai 1849
- Ysaak Brons, Reichskommissar zur Regulierung der Angelegenheiten der Hamburger Flottille, 24. Januar bis 13. März 1849
- Anton Christ, Reichskommissar für Baden, 16. Mai bis 1. Juni 1849
- Jacob Bernhard Eisenstuck, Reichskommissar für die Pfalz, 5. Mai bis 11. Mai 1849
- Albrecht Ernst Stellanus Reichsgraf von Holtzendorff, Reichskommissar für Thüringen, 20. Dezember 1848 bis 19. April 1849
- Gustav Ludwig Emil Graf von Keller, Reichskommissar für die südwestdeutschen Staaten, 23. September bis 28. Oktober 1848
- Theodor Friedrich Knyn, Reichskommissar für die Spielbank in Homburg, 3. bis 9. Mai 1849
- Karl Moering, Reichskommissar für die Übernahme der Hamburger Flottille, 5. bis 22. Oktober 1848
- Johann Ludwig Mosle, Reichskommissar für Österreich, 12. Oktober bis 6. November 1848
- Ludwig von Mühlenfels, Reichskommissar für Thüringen, 5. Oktober 1848 bis 10. Februar 1849
- Martin Gotthard Oberländer, Reichskommissar für Reuß jüngere Linie, 31. Juli bis 28. September 1848
- Adolf Xaver Paur, Reichskommissar in Österreich zur Untersuchung der Hinrichtung Robert Blums, 14. November bis 14. Dezember 1848
- Joseph Ritter von Pözl, Reichskommissar in Österreich zur Untersuchung der Hinrichtung Robert Blums, 14. November bis 14. Dezember 1848
- Franz Raveaux, Reichskommissar für die Volksversammlung in Offenburg zur Durchführung der Reichsverfassung, 12. bis 13. Mai 1849
- Friedrich von Schäffer-Bernstein, Reichskommissar zur definitiven Festsetzung der Demarkationslinie in Posen, 22. Oktober bis 22. Dezember 1848
- Martin Eduard Sigismund Simson, Reichskommissar in Preußen zur Beilegung des Verfassungskonflikts, 18. November bis 22. Dezember 1848
- Eduard Franz Souchay, Reichskommissar zur Einsetzung der Statthalterschaft in Schleswig-Holstein, 13. bis 27. März 1849
- Karl Johann Wilhelm von Stedman, Reichskommissar für Schleswig-Holstein, 20. September 1848 bis 10. April 1849
- Daniel Friedrich Gottlob Teichert, Reichskommissar für die Übernahme der Hamburger Flottille, 5. bis 22. Oktober 1848
- Christian Bernhard von Watzdorf, Reichskommissar für Sachsen, 6. bis 10. Mai 1849
- Johann Friedrich Wilhelm Wedding, Reichskommissar für den Ankauf von Schiffen, 19. Januar bis 10. Juli 1849
- Karl Theodor Welcker, Reichskommissar für Lauenburg, 10. Juli 1848 bis ?; Reichskommissar in Österreich, 12. Oktober bis 6. November 1848
- Friedrich Gerhard Levin Freiherr von Wintzingerode, Reichskommissar für Lauenburg, 20. April bis 21. Mai 1849
- Friedrich Joseph Zell, Reichskommissar für Baden, 16. Mai bis 1. Juni 1849
Liste der Reichskommissare 1933–1945 nach Amtsantritt
Reichskommissariat
Reichskommissariat hießen in den Jahren 1932 bis 1945 folgende Dienststellungen:
Als Staatsregierungen:
- Reichskommissariat Papen I (20. Juli 1932 bis 29. Oktober 1932)
- Reichskommissariat Papen II (Oktober bis Dezember 1932)
- Reichskommissariat Schleicher (3. Dezember 1932 bis 28. Januar 1933)
- Reichskommissariat Wagner (10. März bis 8. Mai 1933)
Als Generalbezirke:
- Reichskommissariat Kaukasien
- Reichskommissariat Moskowien
- Reichskommissariat Norwegen
- Reichskommissariat Ostland
- Reichskommissariat Ukraine
Als Amt:
- Reichskommissariat für die besetzten Ostgebiete
- im Laufe des Ostfeldzuges in Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO) umbenannt.
Siehe auch
- Reichskommissar für die Preisbildung
- Reichskommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen
- Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums (ab 7. Oktober 1939)