Reichskommissar

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dr. Gustav Nachtigal, Reichskommissar für Deutsch-Südwestafrika

Ein Reichskommissar (zuweilen auch: Reichskommissär oder Reichsbevollmächtigter) war vorübergehend in der Revolutionszeit 1848/1849 im Deutschen Bund die Bezeichnung für die Beauftragten der deutschen provisorischen Zentralgewalt (der vorläufigen Regierung für das damals geplante Deutsche Reich 1848/1849) und dann vor allem in der Zeit des Deutschen Reiches (1871–1945) der Inhaber einer höheren oder höchsten Amtsstelle in Deutschland. Dieses Amt war der Reichsregierung oder einem Reichsminister unterstellt

Erläuterung

Eugen Brandeis, stellvertretender Reichskommissar für die Marshall-Inseln, später Landeshauptmann
Der Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete (1919–1930); Das Reichskommissariat vor seiner Auflösung und der Ausweisung der Beamten im März 1923, vordere Reihe, 4. v. l.: Reichskommissar Hermann von Hatzfeldt-Wildenburg.
Hermann Emil Kuenzer (1872–1946), hier als Tübinger Franke (1893), wurde 1920 zum ersten „Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung“ in der Weimarer Republik ernannt.
Reichskanzler Franz von Papen, beim Preußenschlag von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum „Reichskommissar für Preußen“ ernannt.
„Im Deutschen Reich zwischen 1871 und 1945 Beauftragter der Reichsregierung, der von ihr für besondere und meist zeitlich befristete Verwaltungsaufgaben berufen wurde und dem Reichskanzler unterstand. So gab es 1923-30 einen Reichskommissar für die besetzten rheinischen Gebiete, 1931/32 für die Osthilfe, 1932/33 für Arbeitsbeschaffung und einen Reichssparkommissar. Die Nationalsozialisten nutzten die Möglichkeiten, um mit der Berufung von Reichskommissaren bestehende Institutionen zu umgehen […]. Nach 1933 wurden Reichskommissare als unmittelbare Vollzugsorgane Hitlers eingesetzt, so 1933/34 der Reichsjustizkommissar, 1935 der Kommissar für das Saarland und andere. Im Zuge der Expansion des Deutschen Reiches vor und im Zweiten Weltkrieg wurden Reichskommissare mit der Eingliederung der neuen Gebiete und deren Verwaltung beauftragt.“[1]

Reichskommissare 1848/49

  • Friedrich Ferdinand von Ammon, Reichskommissar für Anhalt-Bernburg, 4. November 1848 bis 25. Januar 1849
  • Moritz Adolf Briegleb, Reichskommissar für Sachsen, 7. bis 12. Mai 1849
  • Ysaak Brons, Reichskommissar zur Regulierung der Angelegenheiten der Hamburger Flottille, 24. Januar bis 13. März 1849
  • Anton Christ, Reichskommissar für Baden, 16. Mai bis 1. Juni 1849
  • Jacob Bernhard Eisenstuck, Reichskommissar für die Pfalz, 5. Mai bis 11. Mai 1849
  • Albrecht Ernst Stellanus Reichsgraf von Holtzendorff, Reichskommissar für Thüringen, 20. Dezember 1848 bis 19. April 1849
  • Gustav Ludwig Emil Graf von Keller, Reichskommissar für die südwestdeutschen Staaten, 23. September bis 28. Oktober 1848
  • Theodor Friedrich Knyn, Reichskommissar für die Spielbank in Homburg, 3. bis 9. Mai 1849
  • Karl Moering, Reichskommissar für die Übernahme der Hamburger Flottille, 5. bis 22. Oktober 1848
  • Johann Ludwig Mosle, Reichskommissar für Österreich, 12. Oktober bis 6. November 1848
  • Ludwig von Mühlenfels, Reichskommissar für Thüringen, 5. Oktober 1848 bis 10. Februar 1849
  • Martin Gotthard Oberländer, Reichskommissar für Reuß jüngere Linie, 31. Juli bis 28. September 1848
  • Adolf Xaver Paur, Reichskommissar in Österreich zur Untersuchung der Hinrichtung Robert Blums, 14. November bis 14. Dezember 1848
  • Joseph Ritter von Pözl, Reichskommissar in Österreich zur Untersuchung der Hinrichtung Robert Blums, 14. November bis 14. Dezember 1848
  • Franz Raveaux, Reichskommissar für die Volksversammlung in Offenburg zur Durchführung der Reichsverfassung, 12. bis 13. Mai 1849
  • Friedrich von Schäffer-Bernstein, Reichskommissar zur definitiven Festsetzung der Demarkationslinie in Posen, 22. Oktober bis 22. Dezember 1848
  • Martin Eduard Sigismund Simson, Reichskommissar in Preußen zur Beilegung des Verfassungskonflikts, 18. November bis 22. Dezember 1848
  • Eduard Franz Souchay, Reichskommissar zur Einsetzung der Statthalterschaft in Schleswig-Holstein, 13. bis 27. März 1849
  • Karl Johann Wilhelm von Stedman, Reichskommissar für Schleswig-Holstein, 20. September 1848 bis 10. April 1849
  • Daniel Friedrich Gottlob Teichert, Reichskommissar für die Übernahme der Hamburger Flottille, 5. bis 22. Oktober 1848
  • Christian Bernhard von Watzdorf, Reichskommissar für Sachsen, 6. bis 10. Mai 1849
  • Johann Friedrich Wilhelm Wedding, Reichskommissar für den Ankauf von Schiffen, 19. Januar bis 10. Juli 1849
  • Karl Theodor Welcker, Reichskommissar für Lauenburg, 10. Juli 1848 bis ?; Reichskommissar in Österreich, 12. Oktober bis 6. November 1848
  • Friedrich Gerhard Levin Freiherr von Wintzingerode, Reichskommissar für Lauenburg, 20. April bis 21. Mai 1849
  • Friedrich Joseph Zell, Reichskommissar für Baden, 16. Mai bis 1. Juni 1849

Liste der Reichskommissare 1933–1945 nach Amtsantritt

Name (Lebensdaten) Amtsantritt Ende der Amtszeit
Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung
Günther Gereke (1893–1970) 30. Januar 1933 30. März 1933
Friedrich Syrup (1881–1945) (beauftragt) 25. März 1933 30. März 1933
Reichskommissar für Luftfahrt
Hermann Göring (1893–1946) 2. Februar 1933 28. April 1933
Reichskommissar für den Arbeitsdienst
Franz Seldte (1882–1947) 30. Januar 1933 6. Juli 1934
Konstantin Hierl (1875–1955) 6. Juli 1934 30. April 1945
Reichskommissar für den gewerblichen Mittelstand
Erich Wienbeck (1876–1949) 22. März 1933 30. April 1945
Reichskommissar für das Siedlungswesen
Gottfried Feder (1883–1941) 1. April 1933 6. Dezember 1934
Reichskommissar für das Kraftfahrwesen
Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha (1884–1954) April 1933 30. April 1945
Reichskommissar für die Gleichschaltung der Justiz
Hans Frank (1900–1946) 25. April 1933 19. Dezember 1934
Reichskommissar für den Sport
Hans von Tschammer und Osten (1887–1943) 27. April 1933 25. März 1943
Karl Ritter von Halt (1891–1964) (kommissarisch und ehrenamtlich) 25. März 1943 30. April 1945
Reichskommissar für Milch- und Fettwirtschaft
Bernd Freiherr von Kanne (1884–1967) 4. August 1933 30. April 1945
Reichskommissar für die Preisbildung
Carl Friedrich Goerdeler (1884–1945) 5. November 1933 1. Juli 1935
Josef Wagner (1899–1945) 29. Oktober 1936 9. November 1941
Hans Fischböck (1895–1967) 16. Januar 1942 30. April 1945
Reichskommissar für Rohstoffwirtschaft
Johann „Jean“ Puppe (1882–1941) 30. Juni 1934 21. Januar 1937
Reichskommissar für die Durchführung der Marktordnung
Bernd Freiherr von Kanne (1884–1967) 5. November 1934 30. April 1945
Reichskommissar für die Rückgliederung des Saargebiets
Josef Bürckel (1895–1944) 11. Februar 1935 31. März 1941
Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich
Josef Bürckel (1895–1944) 23. April 1938 31. März 1940
Reichskommissar für Sudetendeutschland
Konrad Henlein (1898–1945) 1. Oktober 1938 1. Mai 1939
Reichskommissar für die besetzten norwegischen Gebiete
Josef Terboven (1898–1945) 24. April 1940 30. April 1945
Reichskommissar für die Niederlande
Arthur Seyß-Inquart (1892–1946) 19. Mai 1940 30. April 1945
Reichskommissar für das Ostland
Hinrich Lohse (1896–1964) 25. Juli 1941 Herbst 1944
Erich Koch (1896–1986) (kommissarisch) 8. September 1944 Frühjahr 1945
Reichskommissar für die Ukraine
Erich Koch (1896–1986) 1. September 1941 Anfang 1944
Reichskommissar für die Seeschifffahrt
Karl Kaufmann (1900–1969) 30. Mai 1942 30. April 1945
Reichskommissar für die besetzen Gebiete in Belgien und Nordfrankreich
Josef Grohé (1902–1987) 19. Juli 1944 1944/45

Reichskommissariat

Reichskommissariat hießen in den Jahren 1932 bis 1945 folgende Dienststellungen:

Als Staatsregierungen:

Als Generalbezirke:

Als Amt:

Siehe auch

Fußnoten

  1. Reichskommissar, Preußenchronik