Haerlin, Friedl
Friedl Haerlin ( 29. Dezember 1901 in Gauting; 17. April 1981 ebenda) war eine deutsche Schauspielerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Friedl Haerlin war Bayerin von Geburt. In Gauting nahe dem Starnberger See wurde sie als Tochter eines Fabrikbesitzers geboren, und zwar in der romantischen Atmosphäre des uralten, im 12. Jahrhundert erbauten Schlosses Fußberg, das ihren Eltern gehörte. Sie besuchte das Lyzeum in München. Schon als sie in München zur Schule ging, hatte sie den lebhaften Wunsch, zur Bühne zu gehen. Bei den Aufführungen in der Schule war sie eine begeisterte Mitwirkende, als Schauspielerin und als Regisseurin.
Nach dem Examen sollte sie studieren; die Eltern hätten gern gesehen, daß sie Chemikerin werden würde. Es gab harte Kämpfe, bis sie es durchsetzte, zum Theater gehen zu dürfen.
Sie nahm dramatischen Unterricht bei einer Schauspielerin in München, lernte Gymnastik bei Bode und wurde auch im Bühnentanz ausgebildet. Außerdem besuchte sie das Schauspielseminar von Professor Kutscher. Bei Schäferspielen, die das Kutscher-Seminar in Salzburg im Mirabellgarten und in München im Ausstellungspark aufführte, trat sie zum ersten Male vor die Öffentlichkeit. Ihr erstes „richtiges“ Theater waren die Münchner Kammerspiele bei Otto Falckenberg.
Hier hatte Friedl Haerlin als kleine Naive in „Einen Jux will er sich machen“ gleich einen Erfolg; dann ging sie in die Provinz, um sich dort zu vervollkommnen und Bühnensicherheit zu erlangen.
Zahlreiche Bühnen im Reich boten der begabten jugendlichen Liebhaberin und Sentimentalen ein schönes Arbeitsfeld. Darauf kam Fried! Haerlin nach Zurich. Hier trat sie in klassischen Rollen auf.
Von der Schweiz ging es nach Wien. Hier blieb sie vier Jahre lang. Ihr Repertoire beim Theater in der Josefstadt, Burgtheater, bei den Kammerspielen und der Renaissance-Bühne umfaßte eine Menge von Rollen, u. a. Gretchen im „Faust“, Thekla in „Wallenstein“, Solveig in „Peer Gynt“, Johanna in der „Heiligen Johanna“, Hedda Gabler; sie spielte in der deutschen Uraufführung von „Broadway“, dann weiter in „Der ideale Gatte“, in der „Wunderbar“, im „Konzert“ und in der „Wollust der Anständigkeit“.[1]
Bei dem ersten deutschen Gastspiel, 1924, das seit Kriegsende in Straßburg stattfand, spielte sie die „Lulu“ in Wedekinds „Erdgeist“. Nun gelang es ihr, auch in Berlin Fuß zu fassen. Sie trat auf am Deutschen Theater (wo sie u. a. mit Willi Forst und Anton Edthofer in dem später verfilmten französischen Schauspiel „Diese alte Canaille“ spielte), im Renaissance–Theater und im Theater in der Behrenstraße.
Ihre erste Tonfilmrolle hatte sie in „Königin einer Nacht“. Seitdem war ihr Name mit einer Reihe von Filmen verknüpft.
Die elegante Schauspielerin wirkte in den 1930er Jahren in zahlreichen deutschen Filmkomödien mit, seltener in Produktionen mit dramatischem Inhalt. In dem Spielfilm „Die Lokomotivenbraut“ verkörperte sie die Titelfigur. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie kaum mehr berücksichtigt, nach ihrer Heirat (1950) mit ihrem dritten Ehemann, dem hauptsächlich in Lima (Peru) lebenden deutschen Industriellen Carl Schuster, folgte sie ihm 1952 nach, verließ Europa und lebte dauerhaft in Südamerika. Nach Schusters Tod kehrte sie 1977 mit Hilfe ihrer Familie nach Deutschland zurück, verbrachte ihre letzten Lebensjahre dann in ihrer Geburtsgemeinde Gauting, wo sie am 17. April 1981 im Alter von 79 Jahren von der Öffentlichkeit vergessen starb. Ihr Grab gehört zu einer Ehrengrabanlage der Familie Haerlin auf dem Gautinger Waldfriedhof.
Die Schauspielerin war in erster Ehe ab 1922 mit ihrem Kollegen Walter Anton Janitschek verheiratet, aus dieser Verbindung stammte ein einziges Kind, Sohn Peter, der noch kurz vor Kriegsende im März 1945 fiel. Schon nach vier Jahren war die Ehe jedoch zerbrochen und das Paar trennte sich, die offizielle Scheidung erfolgte erst Mitte der 1930er Jahre.
Eine zweite Ehe ging Friedl Haerlin 1944 mit dem Schriftsteller Josef Faass (auch Faas bzw. Faaß) ein, diese hatte jedoch nur drei Jahre Bestand.
Auszeichnungen
Neben ihrer Schauspielertätigkeit war Friedl Haerlin eine preisgekrönte Rennfahrerin.
Auf einem internationalen Semmeringrennen siegte sie als einzige Frau unter lauter bekannten Fahrern. Sie erhielt einen silbernen Pokal mit der Inschrift „Den besten österreichischen Tourenwagen der Klasse von 1,1 l bis 1,5 l. Die Steyrwerke“. Bald darauf wurde Haerlin beim Schwabenbergrennen in Budapest Anwärterin auf den Wanderpreis.[2]
Filmographie
- 1925: Der Schuß im Pavillon
- 1927: Seine Hoheit, der Eintänzer / Hotel Erzherzogin Viktoria
- 1930: Das gestohlene Gesicht
- 1930: Königin einer Nacht
- 1931: Der Mann, der den Mord beging
- 1931: Der Tanzhusar
- 1932: Wehe, wenn er losgelassen
- 1932: Kavaliere vom Kurfürstendamm
- 1933: Früchtchen / Csibi, der Fratz
- 1935: Der stählerne Strahl
- 1935: Großreinemachen
- 1936: Und du, mein Schatz, fährst mit
- 1936: Die Lokomotivenbraut
- 1936: Die letzten Grüße von Marie
- 1936: Auf eigene Faust
- 1936: Der Herr Papa
- 1936: Hilde und die 4 PS
- 1936: Eine Frau ohne Bedeutung
- 1937: Manege
- 1937: Das Schweigen im Walde
- 1937: Stimme des Blutes
- 1937: Pat und Patachon im Paradies
- 1937: Hahn im Korb
- 1937: Vom Regen in die Traufe
- 1938: Stärker als die Liebe
- 1938: Die Brillanten der Moranows
- 1938: Das Protektionskind
- 1939: Leinen aus Irland
- 1940: Die drei Codonas
- 1940: Kora Terry
- 1940: Rosen in Tirol
- 1940: Aus erster Ehe
- 1941: Clarissa
- 1949: Wiener Mädeln
Galerie
Sommerfest des Deutschen Presseklubs im Haus der Deutschen Presse in Berlin. Von links nach rechts, sitzend: Hilde Schönborn (Wintergarten), Frau Direktor Schuch, Anita Spada (Haus Vaterland), Grethe Weiser, Friedl Haerlin; stehend: Direktor Schuch, Hugo Fischer-Koeppe, Henry Lorenzen, Walter Rilla, Willi Schaeffers