Sohr, Friedrich Georg Ludwig von

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Oberst Friedrich Georg Ludwig von Sohr[1]

Friedrich Georg Ludwig von Sohr (Lebensrune.png 22. März 1775 in Berlin; Todesrune.png 10. September 1845 in Stargard in Pommern) war ein deutscher Offizier der Königlich Preußischen Armee, u. a. Teilnehmer an den Befreiungskriegen und zuletzt Kommandeur seines Stammregimentes, des 3. Husaren-Regiments (Leib-Regiment des Generals der Kavallerie Hans Joachim von Zieten) und Direktor des Königlich Preußischen Militär-Reitinstitutes in Berlin mit dem Charakter als Generalleutnant.

Werdegang

Friedrich Georg Ludwig von Sohr wurde im elterlichen Hause in Berlin durch Hauslehrer wohlunterrichtet und vortrefflich erzogen. Sein Vater, der einst wegen seines protestantischen Glaubens aus der Ostmark flüchten mußte, war dort Oberst und Kommandeur des 2. Feld-Artillerie-Regimentes.

Am 15. Februar 1789 trat von Sohr der Armee beim Leib-Husaren-Regiment „von Eben“ (H 2) unter Karl Adolf August von Eben und Brunnen bei.

Beim Ausbruch des Krieges gegen Frankreich im Jahr 1792 war er Cornet (damals bei der Kavallerie der unterste Offiziersgrad). Als solcher machte er in diesem Jahre den Herbstfeldzug in der Champagne und die Feldzüge der Jahre 1793 und 1794 am Rhein mit. Sein Unternehmungsgeist, seine Umsicht und seine kaltblütige Tapferkeit lenkten bald die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf ihn und brachten ihm die vielbegehrte Auszeichnung der Verleihung des Ordens „Pour le Mérite“ durch den preußischen König ein. Bei der Schlacht bei Kaiserslautern wurde er derart schwer verwundet, daß das Regiment nicht mehr an sein Überleben glaubte. Im Frühsommer 1994 saß er jedoch schon wieder auf seinem Pferd und führte seine Männer seit Ende Juni wieder in die Schlacht.

Von 1798 bis 1800 besuchte er die „Thierarzneischule“ (Tierarztschule) in Berlin. Im Anschluß daran war er mehrere Jahre beim Remonte-Wesen (Pferdebeschaffung und -musterung) verwendet. Zunächst hatte er die für das Regiment bestimmten, in der Moldau angekauften Pferde in Oberschlesien in Empfang zu nehmen; später erhielt er den Auftrag, das Ankaufsgeschäft für sämtliche Husarenregimenter an Ort und Stelle zu überwachen und zu leiten und die Pferde durch Österreich nach Preußen zu befördern. Es war eine interessante aber schwierige Aufgabe, welche Menschen- und Pferdekenntnis, Umsicht und Tatkraft forderte und zugleich große Ansprüche an die körperliche Leistungsfähigkeit stellte.

Der Remontedienst war es, welcher Premierleutnant von Sohr den kriegerischen Ereignissen vom Herbst 1806 fernhielt. Er hatte in diesem Jahr nur die Pferde für sein eigenes Regiment in Oberschlesien in Empfang zu nehmen. Auf dem Rückmarsch von dort erhielt er die Nachricht von den Niederlagen, welche das Heer betroffen hatten (Die Truppen unter Feldmarschall von Blücher ergaben sich am 7. November bei Ratekau nach der Schlacht bei Lübeck). Nur auf weiten Umwegen konnte er die im fernen Osten des Landes sich sammelnden Trümmer desselben erreichen. Unter großen Schwierigkeiten, durch die Vortruppen des siegreich vordringenden Feindes sich hindurch schleichend, gelang es ihm, seinen Transport nach Ostpreußen zu bringen. Der König dankte ihm durch die Ernennung zum Stabsrittmeister. Bald darauf, Ende Februar 1807, erhielt er den Befehl einer aus Mannschaften verschiedener Regimenter zu bildenden Eskadron, mit welcher er an mancherlei kleinen Gefechten teilnahm. Dann war er dem mit der Errichtung eines Freikorps beauftragten Major Friedrich August Ludwig von der Marwitz (1777–1837) zur Aufstellung einer Kavallerie-Abteilung überwiesen.

General Wilhelm Heinrich von Rudorff (einstiger Offizier der Belling'schen Husaren) beauftragte von Sohr nach dem Diktatfrieden von Tilsit, die gesammelten Mannschaften des Leib-Husaren-Regimentes zu Gebhard Leberecht von Blücher nach Schwedisch-Pommern zu führen. Mit diesen Mannschaften ging er bei der Neubildung des Heeres 1808 in das 1. Brandenburgische Husaren-Regiment. Als das Regiment 1812 zwei Schwadronen für Napoleons Krieg gegen Rußland stellen mußte, losten die Eskadron-Chefs, wer mitgehen muß und wer zurückbleiben darf. Den Rittmeister von Sohr traf das letztere Los.

Befreiungskriege

Nun kamen die Schlachten der Befreiungskriege mit von Sohr an der Spitze seiner Schwadron. Sie kämpften bei der Schlacht bei Großgörschen und der Schlacht bei Bautzen. Sein Verhalten in letzterer Schlacht, namentlich ein erfolgreicher Angriff auf feindliche Infanterie, und sein Benehmen beim Rückzug nach derselben, trugen ihm das Eiserne Kreuz II. Klasse ein. Auch nachdem der Waffenstillstand von Pläswitz abgelaufen war, führte er vorläufig das Kommando seiner Eskadron. So namentlich an der Schlacht an der Katzbach und bei der sich daran anschließenden Verfolgung der geschlagenen Truppen Macdonalds. Im September aber übernahm er, inzwischen zum Major befördert, als ältester Stabsoffizier das Kommando des Regiments, welches jetzt zu der vom Oberst von Katzeler befehligten Avantgarde des schlesischen Heeres gehörte.

Der Tag von Möckern, der 16. Oktober 1813, wurde Sohrs Ehrentag. Am Nachmittag handelte es sich um den endgültigen Besitz des lang und heiß umstrittenen Ortes, nach welchem der Kampf, ein Teil der Völkerschlacht bei Leipzig, benannt worden ist. Es hing davon die Entscheidung des Tages ab. Die Dinge lagen so, daß nur ein Reiterangriff sie herbeiführen konnte. „Wenn jetzt die Kavallerie nicht noch etwas tut, so ist alles verloren“, hatte Ludwig Yorck von Wartenburg von Sohr gesagt. Dieser hatte gebeten, ihm die Bestimmung des Augenblickes zu überlassen, in welchem er angreifen wolle. Als er denselben gekommen sah, brach er mit den drei ihm unterstellten Schwadronen vor. Der Erfolg war ein vollständiger, die inzwischen herangekommene Reserve-Kavallerie sicherte denselben und nützte ihn weiter aus. „Ihnen allein habe ich den Sieg des heutigen Tages zu danken“, sagte ihm Yorck von Wartenburg, als er dem nach dem Gefecht schwerverwundet zurückreitenden von Sohr begegnete. Des letzteren Herstellung ging rascher vonstatten als man erwartet hatte. Schon Ende November traf er vor Mainz wieder beim Regiment ein. Für sein Verhalten bei Möckern war er außer der Reihe zum Oberstleutnant befördert worden, im Januar 1814 wurde er zum wirklichen Kommandeur des Regiments ernannt. Den Feldzug dieses Jahres machte er wieder im Verband der unter von Katzeler stehenden Vor- oder unter Umständen Nachhut des General der Infanterie Yorck von Wartenburg mit. Von den zahlreichen Ereignissen, bei denen sein Name in der Kriegsgeschichte rühmend erwähnt wird, sei nur das Rückzugsgefecht von Château-Thierry am 12. Februar 1814 genannt, weil es ihm das Eiserne Kreuz I. Klasse eintrug. Die Verleihung erfolgte auf den Antrag des Generalmajors Heinrich Wilhelm von Horn und auf das Betreiben der zur Brigade desselben gehörenden Offiziere des Füsilier-Bataillons vom Leibregiment. Mit großer Aufopferung hatte von Sohr mit seinen Husaren an jenem Tage die Infanterie bei ihrem Rückzuge unterstützt.

Nach Friedensschluß benutzte von Sohr die Zeit bis zum erneuten Ausbruch des Krieges gegen Frankreich, um die innere Ordnung und die Ausbildung seines Regiments zu fördern, was ihm bei seinen Dienstkenntnissen, seinem hohen Verstand, seiner einnehmenden Persönlichkeit, seiner großen Tatkraft und seinem ritterlichen Charakter vorzüglich gelang.

Siebte Koalition

Als der Krieg im Frühsommer 1815 bevorstand, erhielt er das interimistische Kommando der aus seinem eigenen und dem pommerschen Husarenregiment gebildeter 2. Kavallerie-Brigade, welche der Reserve-Kavallerie des II. Armee-Korps unter Georg Dubislav Ludwig von Pirch zugeteilt wurde. Er focht mit derselben am 16. Juni bei Ligny, deckte nach der Schlacht den Rückzug des Korps auf Tilly, stand am folgenden Tag dem nachdringenden Marschall Emmanuel de Grouchy gegenüber und konnte am 18. Juni abends an dem Kampfe bei Belle-Alliance noch einigen Anteil nehmen.

Am 29. Juni 1815 langte er nach anstrengenden, zur Verfolgung des Feindes unternommenen Märschen in der Nähe von Paris an. Seine beeiden autark operierende Husaren-Regimenter, seine Leute und Pferde waren auf das äußerste ermüdet. Dennoch mußte er am 30. Juni früh wieder aufbrechen, um den in Paris befindlichen Feinden den Weg nach dem Süden zu verlegen. Am 1. Juli sollte er „auf der Straße von Paris nach Orleans eintreffen um die Communication von Paris mit dem Innern zu unterbrechen“. Am Nachmittag des letzteren Tages war er zwischen Versailles und Lonjumeau angekommen, als er in der Front von überlegenen Kräften angegriffen wurde. Er mußte weichen, durfte aber darauf rechnen, daß die hinter ihm liegende Stadt Versailles von preußischen Truppen des III. Armee-Korps unter Johann Adolf von Thielmann besetzt sein würde. Dem war nicht so. Im Gegenteil fand er dort Nationalgarden, deren Haltung ihn bewog, schleunigst den Rückweg weiter zu verfolgen. Aber dieser war ihm verlegt. Sein Marsch war von den Türmen von Paris aus schon Tags vorher beobachtet worden, und überall wohin er sich wandte, traf er auf französische Truppen aller Waffen, welche unter dem Kommando des General Excelmans entsandt worden waren, ihn zu überwältigen.

Im Dorfe le Chenay, östlich der von Versailles nach Saint-Germain führenden Straße, kam es zum Verzweiflungskampf. Von Sohr selbst fiel schwerverwundet in die Gewalt des Feindes, nur Überbleibsel seiner Brigade entkamen. Den Gefangenen brachten die Ereignisse der nächsten Tage (von Thielmann und Karl August Ferdinand von Borcke vom III. Armee-Korps nahmen Versailles im Sturme) rasche Befreiung, so auch ihrem Kommandeur, welcher nach Paris ins Lazarett überführt worden war. Länger dauerte es mit seiner Heilung. Er ging Ende November 1815 zu seinem Regiment nach Saint-Mihiel an der Maas, konnte aber keinen Dienst verrichten und mußte sich zum Zwecke vollständiger medizinischer Herstellung nach Berlin begeben. Daß der ungünstige Ausgang des Gefechtes von Versailles nicht ihm zur Last gelegt wurde, erfuhr er bei dem am 3. Oktober 1815 verfügten großen Avancement (Beförderung), bei welchem er nicht nur außer der Reihe zum Obersten ernannt wurde, sondern auch von allen Beförderten das älteste Patent erhielt.

Friedenszeit

Erst im September 1816 fühlte er sich imstande, zu seinem bei dem Besatzungsheer in Frankreich verbliebenen Regiment zurückzukehren. Er wurde aber in Berlin zurückgehalten, um bei der Errichtung einer „cavalleristischen Lehranstalt“ mitzuarbeiten. Durch Kabinettsorder vom 10. Dezember 1816 wurde er zum Direktor des Instituts ernannt und zugleich vom Kommando seines Regiments entbunden. Seine Reitfertigkeit, seine Kenntnis der Ausbildung von Mann und Pferd und von der „Thierheilkunde“ machten ihn für jene Stellung besonders geeignet. An der Spitze dieser Anstalt (auch bekannt als Lehr-Eskadron) blieb er bis zum Sommer 1827.

Seit dem 30. März 1820 hatte von Sohr neben der Dienststellung als Direktor des von ihm mitgegründeten Militär-Reitinstitutes (1820 Lehrescadron genannt, seit 1867 unter dem anfänglichen Namen „zu Hannover“ bestehend), gleichzeitig zum Generalmajor ernannt, das Kommando der 7. Kavallerie-Brigade geführt, deren Regimenter im Magdeburgischen standen, und auch nach seiner Ablösung von der Stellung als Direktor behielt er seinen Wohnsitz in Berlin, um dort eine „Reitinstruction“ auszuarbeiten, welche dem gesamten Reitunterricht im Heer zugrunde gelegt werden sollte. Die vier Bände gelangten in den Jahren 1825 bis 1826 zur Ausgabe und zur Einführung und sind in dieser Gestalt mehr als ein halbes Jahrhundert hindurch die bindende Regel für die gesamte Reitausbildung der preußischen und später der deutschen Kavallerie geblieben. Auch die später erfolgte Neubearbeitung hat an ihrem Inhalte nicht viel wesentliches geändert.

Am 9. Januar 1832 wurde er in den Ruhestand als Charakter-Generalleutnant (vom König zur „öffentlichen Anerkennung seiner guten Dienste!“ verliehen) verabschiedet, wenige Monate zuvor war seine Gattin (geb. von Brünnow) gestorben, die Ehe blieb kinderlos.

Literatur

  • Heinrich Ludwig von Beitzke: Aus dem Leben des königlich preußischen General-Lieutenants Friedrich von Sohr, E. S. Mittler & Sohn (1846)

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Gemälde aus dem Jahr 1852 von Franz O'Brien, Schüler der „Düsseldorfer Akademie“ (1834), war als Bildnis- und Landschaftsmaler zwischen 1846 und 1860 in Berlin ansässig.