Fußball-Weltmeisterschaft 1970

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Das Logo der Fußball-Weltmeisterschaft 1970

Die Fußball-Weltmeisterschaft vom 31. Mai bis zum 21. Juni 1970 fand in Mexiko statt. Sie gilt in der Historie der Fußball-Weltmeisterschaften als einer der spielerisch besten Wettbewerbe, da viele unvergessene und hochklassige Spieler damals auf dem Gipfel ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit standen. Zudem gilt sie als die erste echte WM, da jeder Kontinent einen Startplatz im Turnier erhielt, und die Bilder dieser WM konnten von den Fernsehzuschauern erstmals in Farbe empfangen werden.

Vorgeschichte

In der WM-Qualifikation kämpften 71 Länder um die Teilnahme an der Endrunde. England als Titelverteidiger und Mexiko als Gastgeber waren automatisch qualifiziert. Kuba schied bereits im Vorfeld aus: Die Mannschaft meldete sich nur per Telegramm statt wie gefordert brieflich an, weswegen unvollständige Angaben vorlagen. Zudem wurde die Meldegebühr in Höhe von 1000 Schweizer Franken nicht bezahlt. Albanien verpaßte ebenfalls die Anmeldefrist. Bei der Fußball-Europameisterschaft 1968 war die Mannschaft der West-BRD noch in der Qualifikation an Albanien gescheitert. In Europa schied der Dritte der Fußball-Weltmeisterschaft 1966, Portugal, als Gruppendritter hinter Rumänien und Griechenland aus. Auch Ungarn, Jugoslawien und Frankreich setzten sich als Favoriten in ihren Gruppen nicht durch. Sensationell war das Ausscheiden Argentiniens in Südamerika gegen Peru. [1]

Auf den anderen Kontinenten gab es einige politische Auseinandersetzungen, die dann über den Fußball zur Eskalation führten. Allen voran der sogenannte „Fußball-Krieg“ zwischen den ohnehin verfeindeten Staaten El Salvador und Honduras. Nach dem Entscheidungsspiel (3:2 für El Salvador) auf neutralem Boden in Mexiko-Stadt brach der Krieg aus, in dem es eigentlich um 300.000 Wirtschaftsflüchtlinge aus El Salvador ging, die Honduras nicht mehr im Land dulden wollte. Das Thema gärte schon länger, ein Fußballspiel sorgte schließlich für den Ausbruch der Spannungen. Der Sieger auf dem Platz marschierte schließlich mit 12.000 Mann im Nachbarland ein. Der Krieg kostete rund 2.100 Menschen das Leben und wurde nach vier Wochen auf internationalen Druck hin beendet. Bei der WM sollte El Salvador rein sportlich zum Punktelieferanten anderer Mannschaften werden. Drei Spiele zwischen Tunesien und Marokko brachten keinen Sieger hervor, so daß eine Entscheidung per Münzwurf nötig wurde. Die Entscheidung fiel für Marokko aus. Später sollte die zehnjährige Tochter des mexikanischen Verbandspräsidenten bei der Auslosung am 10. Januar 1970 in Mexico-Stadt Marokko in die Gruppe der bundesdeutschen Auswahl ziehen. Auch Bulgarien und Peru fanden sich noch in der deutschen Gruppe und Bundestrainer Helmut Schön sagte erfreut: „Selbstverständlich beklage ich mich nicht über die Gruppeneinteilung“.

In Gruppe 3 sollten mit Titelverteidiger England und Brasilien, das mit 12:0 Punkten durch die Qualifikation marschiert war, die beiden Sieger der Turniere seit 1958 aufeinandertreffen. Auch Italien und Uruguay waren qualifiziert, so daß alle Weltmeister am Turnier teilnahmen. Dies erhöhte die Chance, daß eine Mannschaft den dritten WM-Titel erringen könnte und den bis dahin vergebenen Jules-Rimet-Pokal für immer behalten würde. Denn Brasilien, Uruguay und Italien hatten jeweils die Chance, schon zum dritten Mal Weltmeister zu werden. Und dann, so beschloß es die FIFA, würde es einen neuen Pokal geben. Israel nahm ebenfalls teil und erhielt die Teilnahme über einen Startplatz des asiatischen Fußballverbandes.

Qualifikation der West-BRD

Die BRD-Fußballnationalmannschaft der Herren spielte in einer Gruppe mit Schottland, Österreich und Zypern und belegte am Ende den ersten Platz mit 11:1 Punkten. Lediglich gegen Schottland wurde ein Punkt abgegeben; gegen Zypern kam es mit 12:0 bis zum dahin höchsten Qualifikationssieg.

Kritische Höhenlage

Die ungewohnte Höhenlage von teils über 2200 Metern und das drückende Klima rief bei vielen Funktionären und Spielern Bedenken hervor. So fingen die Russen und Bulgaren schon sechs Monate vor Turnierbeginn mit gezieltem Höhentraining an; noch bei der WM mußten die Spieler im Hotel täglich an die Sauerstofflaschen. In Bulgarien wurde sogar die Meisterschaft für drei Monate unterbrochen, damit die Nationalspieler Ende 1969 auf Südamerikatournee gehen konnten. In der Bundesrepublik Deutschland wurde vor dem Konsum des Leitungswassers in mexikanischen Hotels gewarnt, da dies zu Durchfallerkrankungen führen könnte. Der damalige DFB-Trainer Helmut Schön wiederum empfahl seinen Spielern, was sonst kein Trainer empfiehlt: Zum Frühstück und zum Abendessen ein Glas Whisky. Die Deutschen blieben tatsächlich alle gesund. Die DFB-Delegation traf zusätzliche Vorsorge und nahm kiloweise Salz- und Vitamintabletten an Bord. [2]

Gruppen und Spielorte

Es nahmen sechzehn Mannschaften an der Endrunde teil, die in Vierergruppen gelost wurden. Europa hatte dabei neun Startplätze. Es folgten Südamerika mit drei, Nord-, Mittelamerika sowie Karibik mit zwei, Afrika sowie Asien und Ozeanien mit einem Startplatz. Die Spiele wurden in vier Städten ausgetragen: Guadalajara, León, Mexiko-Stadt, Puelba und Toluca. Das größte Stadion des Turniers war das Aztekenstadion in Mexikos Hauptstadt mit 110.000 Plätzen.

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4
Sowjetunion Italien England Bundesrepublik Deutschland
Mexiko Uruguay Brasilien Peru
Belgien Schweden Tschecho-Slowakei Bulgarien
El Salvador Israel Rumänien Marokko

Kader der West-BRD

Torhüter: Manfred Manglitz, Sepp Maier, Horst Wolter

Abwehr: Hans-Hubert Vogts, Bernd Patzke, Klaus-Dieter Sieloff, Franz Beckenbauer, Klaus Fichtel, Willi Schulz, Karl-Heinz Schnellinger, Horst-Dieter Höttges, Wolfgang Weber

Mittelfeld: Wolfgang Overath, Helmut Haller, Max Lorenz, Peter Dietrich

Sturm: Jürgen Grabowski, Siegfried Held, Uwe Seeler, Gerd Müller, Hannes Löhr, Reinhard „Stan“ Libuda

Gladbachs Spielmacher Günter Netzer war verletzt, reiste aber als Kolumnist der Bildzeitung mit nach Mexiko. Zur Ausstattung der 22 Kaderspieler gehörten unter anderem ein Fotoapparat, ein Saba-Kassettenrecorder, ein Elektrorasierer und zwei Fritz-Walter-Freizeithemden.

Vorrunde

Das Eröffnungsspiel im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt vor über 100.000 Zuschauern bestritten die Favoriten der Gruppe 1, Mexiko und die UdSSR. Die enttäuschende Begegnung endete torlos, sollte aber kein Gradmesser für das WM-Turnier werden. Die Gastgeber konnten danach jedoch El Salvador (4:0) und Belgien (1:0) auf Distanz halten und wurden Gruppenzweiter. Die UdSSR siegte ebenfalls gegen die beiden weiteren Gegner und hatte aufgrund der mehr geschossenen Tore in der Endabrechnung der Gruppe knapp die Nase vorn. [1]

Die Italiener machten ihrem Ruf als Minimalisten alle Ehre und wurden mit einem Torverhältnis von 1:0 Gruppensieger. Nur gegen Schweden gelang dem amtierenden Europameister ein Sieg, Uruguay und im letzten Spiel sogar Israel ertrotzten einen Punkt. Uruguay verhalf er ins Viertelfinale, Israel nur zu einem weiteren Achtungserfolg nach dem 1:1 gegen die Schweden. In dieser Gruppe fielen nur sechs Tore und damit weniger, als Gerd Müller allein in der Vorrunde erzielte. [2]

In Gruppe 3 ging es torreicher zu. Zwar setzten sich hier wie erwartet die Favoriten Brasilien und England durch, doch dazu mußten die beiden Mannschaften wesentlich mehr Treffer erzielen. Während Brasilien die Tschecho-Slowakei (4:1) deutlich, England (1:0) und Rumänien (3:2) knapp bezwangen, wurde es für den Weltmeister von 1966 recht eng. Rumänien und die sieglose CSSR konnten jeweils mit 1:0 besiegt werden – das reichte für Platz Zwei.

Der erste Gegner der BRD in Gruppe 4 war Marokko. Der mühsame 2:1-Erfolg konnte nach dem 0:1-Rückstand erst im zweiten Durchgang von Müller und Seeler gesichert werden, die Schön gemeinsam spielen ließ. Die Peruaner setzten sich gegen Bulgarien in einer spannenden Partie mit 3:2 durch. Bulgarien war der zweite Gegner der Deutschen. Für die im ersten Spiel enttäuschenden Haller und Held nahm Schön Libuda und Löhr ins Team. Vor allem der Einsatz von Libuda zahlte sich aus. Trotz des frühen 0:1-Rückstandes ließen sich die Deutschen nicht aus dem Konzept bringen, denn Libuda spielte als Rechtsaußen das Spiel seines Lebens, sorgte selbst für den Ausgleich und bediente seine Mitangreifer, nachdem er seine bulgarischen Gegenspieler schwindelig gespielt hatte laufend mit Flanken. Drei Mal schlug Gerd Müller, ein Mal Uwe Seeler zu, bevor eine Unsicherheit in der Abwehr noch den zweiten Treffer der Bulgaren zuließ. Im letzten Vorrundenspiel galt es nun die Peruaner zu bezwingen, die Marokko, dank ihres Torjägers Cubillas, 3:0 besiegt hatten. Aufgrund einer großartigen ersten Halbzeit, in der Gerd Müller mit einem Dreierpack überzeugte, während Cubillas kurz vor der Pause ein Mal traf führte Deutschland verdient 3:1. Nach dem Seitenwechsel steigerten sich die Peruaner und brachten die Deutschen immer wieder in Schwierigkeiten. Doch dank einer aufopferungsvollen Abwehrschlacht in erbarmungsloser Hitze hielt die DFB-Elf das Ergebnis und durfte auch im Viertelfinale in Leon spielen, wo sich das deutsche Quartier befand. [1]

Viertelfinale

Gerd Müller erzielt das 3:2 gegen den Titelverteidiger England

BRD-England

Mit England wartete der amtierende Weltmeister auf die DFB-Auswahl. England war dahin ein Angstgegner der Deutschen und konnte erst 1968 zum ersten Mal geschlagen werden. Zudem standen sich die beiden Finalisten der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 gegenüber, wo das Finale durch zwei irreguläre Tore für England entschieden wurde.

Die Briten erfuhren in Mexiko große Antipathie seitens der Zuschauer. Schadenfreude und Häme begleitete sie bei allen Spielen, während die deutsche Mannschaft große Sympathien genoß. Hinzu kam die belastende Affäre um Bobby Moore, der bei der Anreise in Bogota/Kolumbien von der Polizei als vermeintlicher Juwelen-Dieb festgenommen worden war. Ein Juwelier im Team-Hotel vermisste ein 600 Pfund teures Armband. Erst nach vier Tagen wurde er freigelassen, er war das Opfer von Betrügern geworden, die ihr Geld damit verdienten, Prominente in Fallen zu locken, um sie zu erpressen. Zudem fiel Stammtorwart Gordon Banks wegen Krankheit aus. In diesem Spiel wurden die Engländer Opfer der früher bekannten, legendären, unnachgiebigen Kampfkraft der deutschen Mannschaft. Um zwölf Uhr mittags in schier unglaublicher Hitze wurde das Spiel in Leon angepfiffen. England stand äußerst kompakt und ließ den deutschen Angriff nicht zur Entfaltung kommen. Im Mittelfeld regierte Bobby Charlton und die Tore für den amtierenden Weltmeister fielen nahezu zwangsläufig. Zuerst nahm Mullery eine Newton-Flanke zum 1:0 auf und verwandelte. Das 2:0, fünf Minuten nach der Pause, war ein trockener Schuss von Peters ins kurze Ecke. Glücklich, aber bis dahin verdient. England dominierte auch weiterhin, doch die bis dahin schwachen Deutschen übernahmen langsam die Oberhand. Für Libuda war der dribbelstarke und den Ball fordernde Grabowski im Spiel, während Bobby Charlton beim bereits sicher geglaubten Sieg zwecks Schonung für das Halbfinale ausgewechselt wurde. Nahezu gleichzeitig gelang Beckenbauer mit einem platzierten Schuss aus halbrechter Position der Anschlußtreffer. Die Engländer waren nun stehend K.o. und reduzierten ihre Tätigkeit auf das Halten des knappen Vorsprungs. Die nun einseitige Begegnung erlebte in der Schlußphase viele Strafraumszenen vor dem Gehäuse des englischen Torhüters. Uwe Seeler war es in der 82. Minute vergönnt, mit einem artistischen Kopfball nach einem weiten Schnellinger-Pass, den Ausgleich zu erzielen. In der ersten Viertelstunde der Verlängerung berannten Beckenbauer & Co. weiterhin das englische Tor, doch das vielumjubelte 3:2 fiel erst nach drei Minuten in der 2. Verlängerungshälfte. Eine Overath-Flanke hatte Vereinskamerad Hannes Löhr vor das Tor geköpft, wo Gerd Müller lauerte und einschoß. Ein letztes Aufbäumen des Weltmeisters verpuffte in der Hitze von Leon – die BRD stand im Halbfinale. [1] Bundestrainer Helmut Schön berichtete nach dem Spiel, es habe schon in der Halbzeit „keinerlei Anzeichen von Defätismus gegeben“. In den Straßen Leons brachen spontane Freudenfeste aus, Mexikanerinnen sah man in nichts anders als in eine Deutschland-Flagge gehüllt und sogar deutsche Anhänger mußten Autogramme geben. Bis in die Morgenstunden dröhnte der Schlachtruf „Alemana, bum bum bum.“ [2]

Uruguay-Sowjetunion

Im Aztekenstadion trafen Uruguay und die UdSSR aufeinander. Die zumeist mexikanischen Zuschauer hingen an den Transistorradios, da gleichzeitig Mexiko gegen Italien antrat und Urus wie Russen schwach spielten und hauptsächlich damit beschäftigt waren, gegenseitig den Spielfluß per Foulspiel zu unterbrechen. Dieser ermüdende Kick wurde erst durch das Tor von Victor Esparrago Minuten vor dem Ende der Verlängerung entschieden. Wieder hatte es der zweifache Weltmeister Uruguay mit nur 2,4 Millionen Einwohnern geschafft, in die Fußball-Weltspitze vorzudringen – gegen die Mannschaft einer 200 Millionen Köpfe zählenden Gesellschaft.

Italien-Mexiko

Währenddessen bewährte sich die italienische Mannschaft souverän gegen den Veranstalter Mexiko in Toluca. Mexiko hatte zwar schon nach 13 Minuten das 1:0 erzielt, doch das störte die Italiener nicht. Fast wäre vier Minuten später das 2:0 gefallen, doch diesmal war Torwart Albertosi auf dem Posten. Der Ausgleich in der 26. Minute wurde Domenghini zugerechnet, obwohl es eigentlich ein Guzman-Eigentor war, der den Ball unglücklich abfälschte. Mit einem frischen Gianni Rivera für einen müden Sandro Mazzola kam Italien aus der Kabine und übernahm vermehrt das Ruder. Drei Tore zwischen der 64. und 76 Spielminute entschieden das Spiel für die Italiener. Riva, Rivera und wieder Riva zeigten, dass die Italiener nicht nur die Defensive beherrschten.

Brasilien-Peru

Die rein südamerikanische Partie zwischen Brasilien und Peru geriet zu einem Fest des Offensivfußballs. Dabei war der 4:2-Erfolg für die Brasilianer eigentlich nie gefährdet, bei denen Tostao, Torschütze des 2:0 und 3:1, der überragende Mann auf dem Platz war. Die Beobachter waren sich abschließend einig, wahrscheinlich den neuen Weltmeister gesehen zu haben. [1]

14. Juni 1970, 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Sowjetunion Uruguay 0:1 n.V.
14. Juni 1970, 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in Toluca de Lerdo|
ItalienItalien Italien MexikoMexiko Mexiko 4:1 (1:1)
14. Juni 1970, 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in Guadalajara
Brasilien Peru 4:2 (2:1)
14. Juni 1970, 12:00 Uhr (19:00 Uhr MEZ) in León
BR Deutschland EnglandEngland England 3:2 n.V. (2:2, 0:1)

Halbfinale und das Spiel des Jahrhunderts

Kurzfristig wechselte die FIFA die Spielorte, aus logistischen Gründen wurde das Spiel Italien – BRD nach Mexiko-Stadt verlegt.

Italien-BRD

Als vielleicht dramatischstes Spiel der WM-Geschichte wird noch heute die Begegnung zwischen Italien und Deutschland bezeichnet. Es gilt gemeinhin als das Spiel des Jahrhunderts, was man drei Tage zuvor schon vom Viertelfinale gegen England gesagt hatte. Italien hatte zuvor den Gastgeber ausgeschaltet, umso mehr unterstützten die Einheimischen die BRD-Auswahl. Im Azteken-Stadion wurde wenig später eine Gedenktafel angebracht, die bis heute an den fußballhistorischen Kampf erinnert. Noch 30 Jahre später wählten 50 weltbekannte Fußballer diese 120 Minuten im Azteken-Stadion zum Spiel des Jahrhunderts. [2] Der 120-Minuten-Krimi in der Hitze des Aztekenstadions begann im Prinzip mit dem frühen 1:0 durch Boninsegna (7. Minute). Der Rest der regulären Spielzeit bestand aus einem Anrennen der immer stärker werdenden Deutschen gegen das italienische Tor, die kaum mehr zu Entlastungsangriffen kamen. Unzählige, fragwürdige Entscheidungen des peruanischen Schiedsrichters Arturo Yamasaki und das penetrant zeitschindende Spiel der Italiener sorgten für deutschen Unmut, der sich allerdings auflöste, als der Italienlegionär der deutschen Mannschaft, Karl-Heinz Schnellinger, in der 92. Minute den Ausgleich schoß. Schon fünf Minuten nach Beginn der Verlängerung kullerte Gerd Müllers Ball über die Linie, als sich die Italiener nicht einig waren. Doch ein Fehler von Held, der ungewollt auf Burgnich ablegte, brachte das 2:2. Luigi Riva nahm fünf Minuten später an der linken Strafraumgrenze den Ball auf, umspielte Willi Schulz und traf ins lange Eck: 3:2 für Italien. Wieder antwortete Müller, diesmal per Kopf zum 3:3. Doch kaum war das Spiel wieder angepfiffen und ein deutscher Angriff abgefangen, bekam Rivera über die linke Seite freistehend im Strafraum aufgelegt und vollendete gegen die Laufrichtung Sepp Maiers zum 4:3, der Entscheidung. Das Spiel des Jahrhunderts hatte nach allgemeiner Meinung keinen Sieger verdient, mußte aber einen haben und das war Italien. [1]

Uruguay-Brasilien

Bei 31 Grad im Schatten und 45 Grad auf dem Spielfeld trafen Uruguay und Brasilien im zweiten Halbfinalspiel in Guadalajara aufeinander. Überraschend gingen die Urus gegen die bis dahin spielbestimmenden Brasilianer durch Cubilla in Führung. Erst kurz vor dem Halbzeitpfiff gelang Clodoaldo aus spitzem Winkel der Ausgleich gegen eine harte, unbequeme Abwehr aus Uruguay. Enttäuschend war im zweiten Durchgang die Schiedsrichterleistung. Mehrere Fouls der Urus gegen die weit überlegenen Brasilianer wurden entweder gar nicht abgepfiffen oder außerhalb des Strafraums verlegt. Doch Jairzinho und Rivelino bezwangen verdientermaßen den großartigen Schlussmann der Urus, Mazurkiewicz, in der Schlussphase. Der Favorit Brasilien hatte sich doch noch durchgesetzt.

17. Juni 1970, 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Guadalajara
Uruguay Brasilien 1:3 (1:1)
17. Juni 1970, 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
ItalienItalien Italien BR Deutschland 4:3 n.V. (1:1)

Spiel um Platz 3 und Finale

Die Mannschaft der BRD beim Spiel um den dritten Platz gegen Uruguay

Im Spiel um dritten Platz war die deutsche Mannschaft gegen Uruguay körperlich nicht mehr zu großen Taten fähig, gewannen aber gegen die deutlich überlegenen Urus durch ein Tor von Wolfgang Overath glücklich mit 1:0.

20. Juni 1970, 16:00 Uhr (23:00 Uhr MEZ) in Mexiko-Stadt
Uruguay BR Deutschland 0:1 (0:1)

Italien und Brasilien hatten den Jules-Rimet-Pokal vor dem Endspiel bereits je zwei Mal gewonnen. Der Sieger durfte den Pokal also mit nach Hause nehmen. Die Italiener waren nach dem spektakulären Spiel gegen die DFB-Elf nicht wiederzuerkennen und mußten dem ungeheuren Kraftakt des Halbfinales Tribut zollen. Die Brasilianer erreichten ein überlegenes 4:1. Besonders die zweite Halbzeit war eine einseitige Angelegenheit. Pelés Kopfball zum 1:0 wurde zwar nach einem Abwehrfehler durch Boninsegna ausgeglichen, doch im zweiten Durchgang spielten nur noch die Brasilianer. Gerson (65.), Jairzinho (70.) und Carlos Alberto (86.) schraubten den Sieg auf ein auch in dieser Höhe verdientes 4:1. Die eindeutig beste Mannschaft des Turniers hatte den Titel errungen und nahm den Coupe Jules Rimet für immer mit an den Zuckerhut.

21. Juni 1970 in Mexiko-Stadt
Brasilien ItalienItalien Italien 4:1 (1:1)

Sonstiges

Die Weltmeisterschaft in Mexiko war nicht nur dank der Brasilianer ein noch wesentlich offensiver geführtes Turnier, als es sich in England 1966 bereits andeutete. Und die Italiener, Peruaner und Deutschen halfen bei diesem Eindruck mit. Zudem war das Fußballspiel, gerade in den letzten Begegnungen dieser WM, wesentlich temporeicher, aber auch zweckmäßiger geworden. Gerade die Brasilianer zeigten eine geradezu europäische Disziplin in der Abwehr und im Spielaufbau, wo immer mehr auf die sogenannte „brotlose Kunst“, die technischen Kabinettstückchen verzichtet wurde. [1] Der deutschen Mannschaft wurde in Frankfurt ein großer Empfang bereitet. Rund 60.000 Anhänger begrüßten die Spieler am Frankfurter Römer. [2] Torschützenkönig des Turniers wurde Gerd Müller mit zehn Toren vor dem Brasilianer Jairzinho mit sieben und dem Peruaner Teófilo Cubillas mit fünf Treffern.

Filmbeiträge

BRD gegen England 3:2 n.V.
Italien gegen BRD 4:3 n.V – Das Spiel des Jahrhunderts
Endspiel Brasilien gegen Italien 4:1 in voller Länge mit englischem Kommentar

Verweise

Fußnoten