Gryphius, Andreas

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Andreas Gryphius

Andreas Gryphius, eigentlich Andreas Greif (Lebensrune.png 2. Oktober 1616 in Glogau; Todesrune.png 16. Juli 1664 ebenda), war ein deutscher Dichter und Dramatiker des Barock.

Leben

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Andreas Gryphius wurde am 2. Oktober 1616 in Glogau geboren. Schon als Fünfjähriger verlor er seinen Vater, einen 55jährigen Archidiakon, der zum dritten Mal verheiratet war. Die Mutter, 30 Jahre jünger als ihr Mann, vermählte sich 1622 noch einmal, starb aber 1928. Sein Stiefvater, der Lehrer Michael Eder, wurde noch im selben Jahr als Protestant aus Glogau vertrieben. Nur Jungen unter 15 Jahren durften auf Befehl des Landeshauptmanns bleiben. Gegen Ende des Jahres konnte Andreas Gryphius seinem Stiefvater nach Driebitz bei Fraustadt folgen.

„Von der Schule in Glogau wurde er durch einen großen Brand vertrieben, dem am 24. Januar 1631 fast die ganze Stadt zum Opfer fiel. Nach dem Besuch der Gymnasien in Görlitz, Fraustadt und Danzig konnte Gryphius als Lehrer und Begleiter junger Leute aus begüterten Häusern auf der Universität zu Leyden und bei Reisen durch Frankreich und Italien seine Sprachkenntnisse erweitern und Anregungen für sein dichterisches Schaffen gewinnen. Elf Sprachen soll er sich angeeignet haben. In Leyden hielt er auch selbst Vorlesungen über Philosophie, Naturwissenschaft und Geschichte.“[1]

Gryphius wuchs während des Dreißigjährigen Krieges in Glogau auf. Nach Schuljahren in Glogau, 1631 in Görlitz, ab 3. Juni 1632 in Fraustadt und 1934 in Danzig (Akademisches Gymnasium) absolvierte er das evangelische Gymnasium und wurde 1636 Hauslehrer beim Hofpfalzgrafen Georg Ritter von Schönborn (Todesrune.png Dezember 1937) auf dessen Gut bei Freystadt in Niederschlesien (sein Bruder Paul war dort als Pfarrer tätig), der ihm einen Adelstitel sowie die Magisterwürde verlieh und ihn zum „poeta laureatus“ krönte. Danach betrieb er ab Frühjahr 1638, zuerst gemeinsam mit zwei von Georg von Schönborns Söhnen, insgesamt sechs Jahre an der Universität Leiden (er war an der ersten und besten Universität der Generalstaaten der Vereinigten Provinzen als studiosus philosophiae immatrikuliert) ausgedehnte juristische, medizinische und geographische Studien und hielt selbst Vorlesungen. Unter den zahlreichen bekannten Naturwissenschaftlern, die damals in Leiden unterrichteten, war auch René Descartes. Er veröffentlichte bereits im Alter von 21 Jahren seine „Lissaer Sonette“. 1640 starben sein Bruder Paul und seine Schwester Anna Maria, Andreas Gryphius erkrankte zeitgleich schwer. Gemeinsam mit Freunden des pommerschen Adels trat er 1644 die für die damalige Zeit typische Kavalierstour an, einer seit der Renaissance obligatorischen Reise der Söhne des europäischen Adels. Jahre reiste er durch Deutschland, England, Frankreich und Italien. Im Oktober 1646 führten ihn seine Wege von Venedig nach Straßburg. Dort verbrachte er mehrere Monate an der städtischen Universität und verfaßte sein erstes Trauerspiel „Leo Armenius“. Im Juli 1647 entschied er sich dazu, den Rückweg nach Schlesien anzutreten.

Nach dem Abschluß des Westfälischen Friedens, der 1648 den langen Krieg beendete, wurde Gryphius seßhaft. Berufungen als Professor nach Uppsala, Heidelberg und Frankfurt a. d. Oder lehnte er ab; statt dessen wurde er 1650 Syndikus der Stände des Fürstentums Glogau und somit Verantwortlicher für deren Rechtsgeschäfte.

Andreas Gryphius ist neben Grimmelshausen der bekannteste Lyriker und Dramatiker des deutschen Barock.

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:[2]

An mehreren Universitäten und durch große Reisen gebildet, kehrte der von Schönborn zum Dichter gekrönte und geadelte Gryphius, nachdem er in Leiden sechs Jahre lang wissenschaftliche Vorlesungen gehalten hatte, in seine Heimath zurück, wurde Syndikus bei den Ständen des Fürstenthums Glogau und zeigte sich in Beruf und Poesie als tüchtigen Patrioten. Er hinterließ für damals werthvolle lyrische Gedichte, Sonette und Epigramme; in seinen Tragödien und besonders im Lustspiel („Peter Squenz“ und „Horribilicribrifax“) ragt er weit über seine Zeit hinaus und ist der eigentliche Begründer des deutschen Dramas. Er verstand vierzehn Sprachen, erhielt durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar 1662 die große Ehre, Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft zu werden und führte darin den Namen: „Der Unsterbliche“.

Familie

Am 12. Januar 1649 heiratete er seine Verlobte Rosina Deutschländer, die Tochter eines wohlhabenden Fraustädter Handelsherrn. Der Ehe sind vier Söhne und drei Töchter entsprossen. Sein Sohn Christian Gryphius (Lebensrune.png 29. September 1649 in Fraustadt; Todesrune.png 6. März 1706 in Breslau) wurde später zum Herausgeber der gesammelten Werke seines Vaters (1868).

Denkmal am Andreas-Gryphius-Schauspielhaus 1864

An seinem 200. Todestag 1864 wurde Andreas Gryphius in Glogau ein Denkmal errichtet (Errichtung begann 1863). Eine von Bildhauer Hermann Michaelis modellierte Sandsteinbüste in 2½facher Lebensgröße fand ihren Platz in einer großzügigen Nische über dem Portal zum Schauspielhaus, dem Glogauer Stadttheater. Das Theater, welches zwischen 1798 und 1799 errichtet wurde (1840 neu gestaltet und erweitert, 1926 bis 1928 vollständige Rekonstruktion), wurde 1945 durch die Invasion der Roten Armee zerstört, die beschädigte Büste war jedoch 1950 vorhanden, danach verfiel das Gebäude zur Ruine (Stand: 2016).

Bildergalerie

Deutsch-polnische Konferenz in der Universität Oppeln, Herbst 2001

„Im Herbst des vergangenen Jahres fand in der Universität Oppeln, Theologische Fakultät, eine wissenschaftliche Konferenz statt. Organisiert wurde sie vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit der Stadt Glogau und der Internationalen Andreas-Gryphius-Gesellschaft Stiftung für den Wiederaufbau des Andreas-Gryphius-Theaters. Die Konferenz blickte in das 17. Jahrhundert zurück, besonders wurde das Leben und Werk von Andreas Gryphius vorgetragen. Die damaligen Zeiten waren grausam, es tobte der 30 jährige Religionskrieg, die Ostprovinz Deutschland, das Fürstentum Glogau war einbezogen in das Drama eines unentwirrbaren Konflikts. Von dieser Grundlage, von einem tiefen Pessimismus und den Grunderlebnis der Vanitas ist der bedeutendste Dichter des Hochbarock geprägt worden. Sein Werk umfasst Dichtungen, Theaterstücke, aber er war auch ein besonderer Philosoph, Naturwissenschaftler, Geschichtler und Polyglotte. Als Sohn eines evangelistischen Archivdiakons und von schwacher Gesundheit hatte er seine Ausbildungslaufzeit in der Grundschule in Glogau 1631 begonnen. Weitere Stationen waren Görlitz, Fraustadt und Danzig. Er wurde zum Magister der Philosophie, Naturwissenschaft, Geschichte und Weltsprachen ernannt. Neben seiner Ausbildung waren u. a. auch seine zahlreichen Reisen, lateinischen Dichtungen, die Rolle der Politik in seinem Werk und auch die Epoche des schlesischen Barocks Gegenstand der Konferenz. Die Konferenz wurde eröffnet von Edward Art, Leiter der Kulturabteilung der Stadtverwaltung Glogau, Thaddäus Schäpe, Generaldirektor des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit und Andreas Solbach, Präsident der Internationalen Andreas-Gryphius Gesellschaft Mainz.“

Einführung in Leben und Werk

Einführung in Leben und Werk:[3]

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Gedichte (Auswahl)

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Tränen des Vaterlandes, anno 1636 (1636 noch unter dem Titel Trawerklage des verwüsteten Deutschland, ab 1663 dann Thranen des Vaterlandes)

Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun
Hat aller Schweiß, und Fleiß, und Vorrat aufgezehret.
Die Türme stehn in Glut, die Kirch’ ist umgekehret.
Das Rathaus liegt im Grauß, die Starken sind zerhaun,
Die Jungfern sind geschänd’t, und wo wir hin nur schaun
Ist Feuer, Pest, und Tod, der Herz und Geist durchfähret.
Hier durch die Schanz’ und Stadt rinnt allzeit frisches Blut.
Dreimal sind schon sechs Jahr, als unser Ströme Flut
Von Leichen fast verstopft, sich langsam fort gedrungen.
Doch schweig’ ich noch von dem, was ärger als der Tod,
Was grimmer denn die Pest, und Glut und Hungersnot,
Daß auch der Seelen Schatz, so Vielen abgezwungen.

Werke (Auswahl)

Trauerspiele, Lustspiele, Oden und Sonette

  • Seugamme oder Untreues Hausgesinde: Lust-Spiell deutsch auffgesetzet (PDF-Datei)
  • Horribilicribrifax (1876) (PDF-Datei)
  • Absurda comica, oder, Herr Peter Squenz: Schimpfspiel in drei Aufzügen (1908) (PDF-Datei)
  • Lissaer Sonnete (1637) (HTML-Version)
  • Fewrige Freystadt
  • Der Schwermende Schäffer – Satyrisches Lust-Spiell deutsch Auffgesetzet (PDF-Datei)
  • Andreae Gryphii Epigrammata Oder Bey-Schrifften (PDF-Datei)
  • Son- undt Feyrtags-Sonnete (1639) (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Leo Armenius, oder Fürsten-Mord (1650)
  • Großmütiger Rechts-Gelehrter, oder sterbender Aemilius Paulus Papinianus (1659) (PDF-Datei)
  • Das verliebte Gespenst, Gesangspiel, und die Geliebte Dornrose, Scherzspiel (1855) (PDF-Datei)
  • Lyrische Gedichte (1880) (PDF-Datei)
  • Dramatische Dichtungen von Andreas Gryphius (1870) (PDF-Datei)
  • Lustspiele (1878) (PDF-Datei)
  • Auserlesene Gedichte; (1822) (PDF-Datei)
  • Trauerspiele (1882) (PDF-Datei)

Siehe auch

Literatur

  • Victor Manheimer: Die Lyrik des Andreas Gryphius, Studien und Materialien (1904) (PDF-Datei)
  • Ernst Gnerich: Andreas Gryphius und seine Herodes-Epen; ein Beitrag zur Charakteristik des Barockstils (1906) (PDF-Datei)
  • Willi Flemming: Andreas Gryphius und die Bühne (1921) (PDF-Datei)
  • Hermann Palm: Gryphius’ Werke (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!

Verweise

Fußnoten

  1. Geboren und gestorben in Glogau, Neuer Glogauer Anzeiger, Nummer 10, Oktober 2006
  2. Ludwig Bechstein / Karl Theodor Gaedertz / Hugo Bürkner: Dreihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer, Leipzig am Sedantage 1890, 5. Auflage (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  3. Gustav Breucker: Zur Würdigung des Dichters Andreas Gryphius, eine litterarhistorische Studie (Trarbach 1889) (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!