Heyde, Heinrich Sigismund von der

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Zeichnung von Adolph von Menzel

Heinrich Sigismund von der Heyde (auch: Siegmund und von der Heyden oder von Heyden, selten auch Heide; Lebensrune.png 1703[1] in Tzschacksdorf bei Forst, Kurfürstentum Sachsen; Todesrune.png 4. Mai 1765 in Kolberg) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt Oberst der Infanterie, Chef eines Garnisonbataillons, Festungskommandant von Kolberg im Siebenjähriger Krieg und Ritter des Ordens „Pour le Mérite“. Er wird auf dem Reiterstandbild Friedrichs des Großen verewigt.

Werdegang

Silbermedaille 1760 von N. Georgi und J. Abraham auf die Verteidigung der Festung Kolberg durch den preußischen Kommandanten Heinrich Sigismund von der Heyde; on der vorliegenden Medaille bekam Oberst von der Heyde vom König ein goldenes und 20 silberne Exemplare überreicht „um die Erinnerung an die ruhmwürdige Defension, so Ihr zu wiederholten Malen von der Euch anbetrauten Vestung Colberg gethan habt […] auch auf die späteste Nachricht zu bringen.“ Geharnischtes Brustbild des Kommandanten, rechts ein Krieger mit dem preußischen Schild, der ein Feuer speiendes Seeungeheuer bekämpft und die hinter ihm sitzende Stadtgöttin von Kolberg, die das Stadtwappen hält, beschützt.
Oberst von der Heyde (Standbild mit einer Karte der Festung Kolberg) auf dem Reiterstandbild Friedrichs II.

Heinrich war der Sohn des Erbherrn auf Gut Tzschacksdorf in der Niederlausitz Heinrich Siegmund von der Heyde (Lebensrune.png 11. Dezember 1671) und dessen Frau Magdalene Sophie von Stutterheim (Lebensrune.png 1680) aus dem Hause Sellendorf. Er soll neun Geschwister gehabt haben. Heinrich gehörte zu den drei Herrenfamilien in Groß Schacksdorf. Seine Eltern brachten sich bei dem Wiederaufbau der Kirche in Schacksdorf ein und das Wappen der „von der Heyde“ ist im Gewölbe der Schacksdorfer Kirche eingelassen.

Der junge Heinrich Sigismund wurde schließlich mit 14 Jahren Grenadier. In der Schlacht von Hohenfriedberg 1745 wurde er verwundet, feuerte aber seine Grenadiere weiter an, bis er entkräftet zusammenbrach. Der König versetzte ihn 1747 in den Garnisondienst beim Garnisonregiment No. II in Königsberg unter Christoph Ernst von Roeder (ab 1754 dann unter Hans Siegmund von Sydow). Dort wurde er Chef einer Grenadierkompanie als Nachfolger von Stabskapitän Maximilian von Bornstedt (1709–1759; später Major) und am 5. Juni 1753 als Major Kommandeur des IV. Stehenden Grenadier-Bataillons.

Am 13. Dezember 1755 wurde er Kommandeur der Festung Friedrichsburg bei Königsberg. Im Jahre 1757 kämpfte er von hier gegen die Invasionstruppen der Kaiserlich-Russischen Armee, doch nach der Schlacht bei Groß-Jägersdorf am 30. August 1757 und einem neuen russischen Vorstoß im Jahr 1758 mußte er sich mit der Besatzung in die Festung Kolberg zurückziehen, wo ihn der König von Preußen zum Unterkommandanten ernannte. Festungskommandant war Oberst Georg Arnold von Grolman (1678–1762), seit dem 21. Dezember 1756 Chef des 1718 errichteten Garnison-Regiments No. III und dabei als Nachfolger von Oberst Volrath von Hellermann (1686–1756) zum Kommandanten von Kolberg bestallt. Seit 1757 befand sich Grolman mit seinem Regiment beim Feldheer, wo er schließlich in Gefangenschaft geriet, so daß von der Heyde de facto als Kommandant fungierte.

Da Ostpreußen den Russen in die Hände gefallen war, drohte auch Kolberg wieder ein feindlicher Überfall. Major von der Heyde machte sich sogleich an, die nachlässige Verteidigung der Stadt zu verstärken und die Einwohner in Selbstschutz-Kompanien zu organisieren. Dem Unterkommandanten stand u. a. der Bürgeradjutant Nettelbeck zur Seite, der die Verbindung zwischen den Militärkommandanten und der Einwohnerschaft herstellte. Dessen junger Sohn Joachim Nettelbeck stand wiederum dem Vater zur Seite. Joachim selbst sollte 1806/07 im Koalitionskrieg während der Belagerung durch die Franzosen zum Verteidiger Kolbergs werden.

Russische Belagerungen Kolbergs

Die mit starken Festungsmauern umwehrte pommersche Küstenstadt Kolberg wurde im Siebenjährigen Krieg dreimal von russischen Streitkräften belagert. Der in russischen Diensten stehende Oberbefehlshaber General Wilhelm Graf von Fermor (1702–1772) hatte den Invasionstruppen unter dem baltendeutschen Herrn auf Igast bei Teilitz Generalmajor Gustav Moritz von Palmenbach (Todesrune.png 30. November 1770; seit dem 16. März 1762 Generalleutnant, seit 1762 nach preußischem Vorbild von Peter III. zum Regimentschef ernannt, seit dem 3. Oktober 1762 Ritter des St. Alexander-Newsky-Ordens sowie Ritter des Sankt-Annen-Ordens und seit dem 25. November 1770 Ritter des Ordens des Heiligen Georg) befohlen, die Stadt in Besitz zu nehmen. Er benötigte dringend einen Hafenplatz, und der Kolberger war ihm an der pommerschen Küste am günstigsten gelegen.

1758 behauptete sich die 700 Mann zählende preußische Besatzung, zwei Bataillone Landmiliz, zusammen mit der Bürgerwehr und 130 Kanonen von verschiedenem Kaliber gegenüber einer 10.000 Soldaten starken russischen Armee. Der größte Mangel in der Festung waren Artilleristen, es befanden sich nur 14 Mann im Platze, doch bald wurden 130 Mann im Schnellkurs zu diesem Dienste eingeübt. Trotz der zu erwartenden Begünstigung des Feindes, ließ von der Heyde die Vorstädte nicht abbrennen, was ihm die Liebe des Volkes einbrachte. Von Palmenbach hatte die Stadt am 3. Oktober eingeschlossen und forderte von der Heyde am 4. Oktober 1758 zur Kapitulation auf, was dieser sogleich ablehnte. Die feindliche Artillerie eröffnete nun das Feuer, Kolberg hielt aber stand. Am 8. Oktober wollte von Palmenbach die Belagerung abbrechen, erhielt aber am selben Tag Verstärkung durch Oberst Jacoblew, der mit zwei Regimenter Infanterie und zwei Haubitzen, aber auch mit einem schreiben des Oberbefehlshabers eintraf, der darauf drängte, die Belagerung fortzusetzen. Am 11. Oktober 1758 führte die feindliche Artillerie das Bombardement fort, am 19. Oktober brachen die Belagerer in den bedeckten Weg und in die Lauenburger Vorstadt ein. Die Russen gelangten bis zum 29. Oktober 1758 in den Graben um die Stadt. Von Palmenbach erfuhr, daß Generalleutnant von Dohna-Schlodien mit seinem Korps anrückte, diese Information war jedoch falsch. Es waren nur mehrere Eskadronen und 400 Husaren, die jedoch nie Kolberg erreichten. So hob von Palmenbach die Belagerung in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober auf, ließ aber überraschend am Morgen des 31. Oktober 1758 18 Grenadier-Bataillone und die leichte Reiterei angreifen, aber auch diese Streitmacht wurde abgewehrt. Für diese Waffentat wurde Major von der Heyde vom König zum Oberst befördert und mit dem Verdienstorden „Pour le Mérite“ ausgezeichnet.

Die vom 28. August bis zum 19. September 1760 währende zweite Belagerung konnte die unter Befehl des Festungskommandanten Oberst von der Heyde stehende Garnison ebenfalls durchstehen. Den Verteidigern standen eine Flotte aus schwedischen und russischen Kriegsschiffen sowie 8.000 Mann feindlicher Infanterie gegenüber. Die von Generalmajor Johann Paul von Werner geführten Entsatzkräfte, bestehend aus den Braunen Husaren (Husaren-Regiment Nr. 6) und dreier Bataillone preußischer Infanterie, erreichten Kolberg am 18. September 1760. Angesichts der Verstärkung setzten sich die Belagerer am folgenden Tage fluchtartig über die Ostsee ab.

Der General in russischen Diensten Gottlob Curt Heinrich Graf von Tottleben (1715–1773) verriet Friedrich dem Großen in einem Brief, daß die Russen erneut Kolberg angreifen wollten. Der spätere Herzog und Generalfeldmarschall Prinz von Württemberg erhielt den Befehl, den Kampf an der Schwedenfront in Mecklenburg abzubrechen und nach Kolberg zu ziehen, wo er am 4. Juli 1761 eintraf. Die dritte Belagerung unter General Romanzow, der Mitte August noch weitere Verstärkungen erhalten hatte, begann am 22., nach anderen Quellen am 24. August 1761. 23 russische und acht schwedische Kriegsschiffe unterstützen die Invasionstruppen. Am 18. September 1761 ließ Romanzow seine Truppen gegen die Verteidiger des Prinzen vor der Stadt anrennen, verlor aber dabei 3.000 Mann. Nun war ihm klarr, er mußte die Stadt aushungern. Generalleutnant Dubislaw von Platen, der den Prinzen unterstützen sollte, konnte nach Kolberg durchbrechen, unter anderem nach schweren Kämpfen beim Dorf Spie. Am 9. Oktober traten die Kriegsschiffe die Heimfahrt an, aber Romanzow erhielt Verstärkung von der Armee des Generals Alexander Borisovich Buturlin. Dessen Kavallerie unter Gustav Heinrich Berg schnitt alle Nachrichtenwege der Preußen ab. Die Stadt litt, Vorräte waren kaum noch vorhanden. Am 17. Oktober versuchte von Platen mit 5.500 Mann nach Gollnow durchzubrechen, um von dort Vorräte zu holen, wurde aber an der Ihna-Brücke von den Russen aufgehalten. Hunger und Krankheit hatten sich breitgemacht, die Garnison wurde zunehmend aufgerieben. Generalleutnant von Platen erhielt Ende Oktober den Befehl, nach Berlin abzuziehen. Der Prinz von Württemberg hatte bald mit seiner Infanterie und seinen 2.770 Reiter Versorgungsproblemen zu kämpfen und mußte letztlich im November 1761 abziehen.[2] Er brach durch die russischen Linien durch und könnte sich mit von Platen vereinen. Nun entschieden beide, erneut die Russen anzugreifen und zu vertreiben, aber dies schlug fehl. Letztlich reiste von Platen wie angewiesen ab. Der Prinz gab nicht auf und griff immer wieder an, letztmalig am 12. Dezember 1761 bei Spie, wo er rund 1.000 Mann Verluste erlitt. Schließlich mußte er sich mit seinen restlichen Männern nach Stettin zurückziehen. Am 17. Dezember 1761 mußte die Festung wegen des Hungers kapitulieren und von der Heyde wurde Kriegsgefangener. Der Besitz der Hafenstadt ermöglichte der russischen Armee erstmals eine Überwinterung in Pommern und damit eine ständige Bedrohung der Oderlinie.

Allgemeine Deutsche Biographie

Heyde: Heinrich Sigismund v. d. H., geb. zu Schaksdorf in der Niederlausitz im J. 1703, † am 4. Mai 1765. Mit 14 Jahren trat er 1718 in das Infanterieregiment Alt-Dessau; wegen seiner Wunden ward er 1747 in ein Garnisonregiment versetzt. Gleichwol sollte ihm auch hier Gelegenheit zu höchster militärischer Auszeichnung durch die dreimalige Vertheidigung Colberg’s zu Theil werden. Für die erste Vertheidigung gegen den überlegenen Feind (October 1758) ward er vom Major direct zum Oberst befördert, durch den Orden pour le mérite und durch die hoch ehrenden Worte ausgezeichnet, mit denen der große König seiner im Kriegsbericht (Oeuvres IV. 219) gedenkt. Auch der zweiten „wundervollen“ Vertheidigung (26. August bis 18. September 1760) widmete der königliche Kriegsherr (Oeuvres V. 79) ein specielles Andenken; höher aber noch ehrte er den Helden durch die vom 22. März 1761 datirte goldene (reichlich 8 Loth schwere) Medaille, mit dem, leider nicht ganz ähnlichen Brustbild v. d. Heyde’s und der vielsagenden Umschrift: „Collbergae defensor“. Der König übersandte ihm dieselbe nebst 20 silbernen Exemplaren, „um die Erinnerung an die ruhmwürdige Defension, so Ihr zu wiederholten Malen … gethan habt … auch auf die späteste Nachwelt zu bringen“. – Bei der dritten längsten und nicht minder ruhmwürdigen Belagerung (3. Sept. bis 16. Dec. 1761) erlag H., ohne Aussicht auf Entsatz, endlich der Uebermacht und mehr noch dem Hunger. Er mußte nach zehnmaliger Aufforderung capituliren. Nach der Rückkehr aus russischer Gefangenschaft ernannte ihn der König wegen der im letzten Kriege geführten guten Defension zum „wirklichen“ Commandanten Colberg’s. Der eigentliche Befehlshaber befand sich nämlich seit 1757 bei der Armee und starb dort im April 1762. – H., der zu Colberg starb, ist daselbst unter der Marienkirche begraben (die entgegenstehende Angabe bei Schönlein – s. u. – ist irrig). Das Denkmal Friedrichs des Großen zeigt auf der Ostseite Heyde’s Standbild.[3]

Nachkriegszeit

Nach dem Tod der Kaiserin Elisabeth übernahm Peter III. und entließ nach dem Frieden von Sankt Petersburg die preußischen Kriegsgefangenen. Oberst von der Heyden wurde zunächst wieder in Königsberg in der Festung Friedrichsburg eingesetzt, wurde aber im April 1763 zum „wirklichen Kommandanten Kolbergs“ ernannt, wo er im August 1763 eintraf. Er blieb hier Kommandant bis zu seinem Tod 1765 und wurde in der Marienkirche von Kolberg beigesetzt.

Gedenken

Während man sich in Groß Schacksdorf des 21. Jahrhunderts gern an den Maler Paul Thumann (1834–1908) erinnert, der jedoch schon mit seiner Familie im Alter von vier Jahren nach Pförten verzog, ist Heinrich Sigismund von der Heyde weniger im regionalen Gedächtnis geblieben. Kein Denkmal, keine Ehrentafel, weder Straße noch Platz erinnern an ihn. Dies gehörte sicherlich zum Diktat der DDR, ein Widerstandskämpfer gegen russische Invasoren galt es nicht zu gedenken.

Beförderungen

Literatur

Fußnoten

  1. Nach vereinzelten Quellen wurde er 1702 geboren.
  2. Auf der Landseite der Festung, rechts und links der Persante, hatte Prinz Friedrich Eugen von Württemberg in seinem verschanzten Lager dem russische Belagerungskorps heftigsten Widerstand entgegengesetzt. Von Platens Marsch im Rücken des russischen Korps, ferner auch, daß er die südliche Schanze, mit ihr aber den Übergang oberhalb der Persante gewann, hatte Romanzow genötigt, seinen linken Flügel eiligst ostwärts über den Fluß zurückzuziehen. Hierdurch erst war von Platens Vereinigung mit Prinz Friedrich Eugen von Württemberg möglich geworden. Die Russen aber wären vorläufig auf das rechte Persanteufer beschränkt und standen dort etwa in Stärke von siebzehntausend Mann. Nunmehr mußten sie den Prinzen Württemberg sowie das die linke Flußseite beherrschende Korps Platen zu gleicher Zeit beobachten. Die beiden preußischen Korps zählten etwa zwölftausend Mann.
  3. Heyde, Heinrich Sigismund von der, in: „Allgemeine Deutsche Biographie“, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 346–347