Schulz-Streeck, Karlheinz
Karlheinz Schulz-Streeck (auch: Karl-Heinz;[1] 21. Januar 1909 in Berlin-Wilmersdorf; 1. September 1978 in Westerstede) war ein deutscher Lehrer (promovierter Pädagoge), Reserveoffizier der Wehrmacht, zuletzt Hauptmann der Reserve des Heeres, sowie SS-Sturmbannführer des Reserve der Waffen-SS und Ritterkreuzträger der Sturmartillerie im Zweiten Weltkrieg sowie zuletzt Oberstudiendirektor und Schulleiter in der Nachkriegszeit.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Karlheinz Schulz-Streeck wurde nach Abitur und Studium, u. a. an der Pädagogischen Akademie in Stettin (1930–1932), vom Beruf Lehrer. Er war ein frühes Mitglied der NSDAP (vor dem 30. Januar 1933), weshalb er später auch den SS-Ehrenwinkel trug. Da er ein Militärpaß der Reichswehr besaß, ist davon auszugehen, daß er schon 1934 der Reserve als Reserveoffizieranwärter (ROA) beitrat.
Zweiter Weltkrieg
Als Artillerie-Offizier des Heeres nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, diente als Leutnant der Reserve in der nach dem Westfeldzug 1940 aufgestellten Sturmartillerie-Abteilung 192 (Zugführer in der 1. Batterie), die am 7. Februar 1941 in Sturmgeschütz-Abteilung 192 umbenannt wurde. Im Ostfeldzug wurde die Abteilung und somit auch Schulz-Streeck eingesetzt und am 4. bzw. 9. April 1942 (aus dem Rest der Abteilung und der Sturmgeschütz-Batterie 640) in Treuenbrietzen als Sturmgeschütz-Abteilung „Großdeutschland“ neu aufgestellt. Schulz-Streeck war zwar vorübergehen vom 4. bis 30. April 1942 zur Sturmgeschütz-Abteilung 184 kommandiert, wurde dann aber zu seinen Kameraden zur „Großdeutschland“ versetzt, wo er als Oberleutnant der Reserve (befördert am 1. Februar 1942) als Führer der Stabsbatterie diente.
Ab März 1943 war er Chef der 2. Batterie der leichten Sturmgeschütz-Abteilung 912 (am 14. Februar 1944 in Sturmgeschütz-Brigade 912 umbenannt), die in Jüterbog aufgestellt wurde. Als solcher wurde er an der Ostfront 1943 durch Granatsplitter schwer verwundet, konnte, inzwischen zum Hauptmann befördert, genesen und wurde im Herbst des Jahres als Berater der unerfahrenen SS-Sturmgeschütz-Abteilung 11 der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“ von der Waffen-SS angefordert.
Am 21. Januar 1944, als der Abteilungskommandeur Röntzsch an der Kriegsfront schwer verwundet wurde, wurde Hauptmann Schulz-Streeck mit der Führung beauftragt. SS-Sturmbannführer Alwin Ernst Röntzsch ( 18. Januar 1914 in Bretnig) konnte zwar noch in das Lazarett nach Jamburg 137 km südwestlich von Sankt Petersburg verlegt werden, verstarb dort aber am 23. Januar 1945. Am 1. Februar 1944 überrannte die Rote Armee während der Leningrad-Nowgoroder Operation die Stadt, Röntzsch’ Kriegsgrab wurde eingeebnet, seine Überreste konnten in der Nachkriegszeit (Stand: 2018) nicht geborgen werden.[2]
Schulz-Streeck wurde noch im Winter, ggf. Frühjahr 1944 offiziell in die Waffen-SS als SS-Hauptsturmführer d. R. übernommen, blieb als Abteilungsführer, soll im Sommer 1944 kurze Zeit (ggf. gleichzeitig) auch mit der Führung der SS-Panzer-Jäger-Abteilung 11 betraut worden sein (unbelegt sind Angaben, die Sturmgeschützabteilung wäre im Spätsommer 1944 in eine neu aufgestellte SS-Panzerjäger-Abteilung 11 umgegliedert wurden), wurde am 9. November 1944 zum SS-Sturmbannführer d. R. befördert und gleichzeitig zum Kommandeur der SS-Sturmgeschütz-Abteilung 11 ernannt. Im Februar 1945 führte Schulz-Streeck eine gemischte Kampfgruppe, die gemeinsam mit dem Fallschirmjäger-Regiment z. b.&n.bsp;V unter Major i. G. Gerhard Schacht als Unterstützung für die Division Nr. 402 (Einsatz-Division 402) am Unternehmen „Sonnenwende“ teilnahm.
Es ist unbekannt, ob er an der Schlacht um Berlin teilnahm und zu den wenigen der Division gehörte, denen der Ausbruch aus Berlin gelang, um dann an der Elbe in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft zu geraten. Fest steht anhand des Soldbucheintrages zum Ritterkreuz (Soldbuch ausgestellt am 18. Januar 1943), daß er zu Kriegsende in einem Lazarett in Timmendorfer Strand, Schleswig-Holstein lag.
Nachkriegszeit
Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft kehrte Schulz-Streeck in die Heimat (Hammenstedt) zurück und wurde wieder Lehrer, 1956 promovierte er zum Dr. phil. an der Philipps-Universität zu Marburg mit der Arbeit „Das Komische und die Komödie im Weltbild und im Schaffen Friedrich Hebbels“. Er lehrte, zuerst als Studienrat (dann Oberstudienrat, Studiendirektor und schließlich Oberstudiendirektor), an der „Oberschule für Jungen“ im Niedersächsischen Westerstede – wo er mit seiner Frau Helga wohnte –, aus der 1957 das „Gymnasium Westerstede“ (heute mit Zusatz Europaschule), dessen Schulleiter Oberstudiendirektor Dr. Schulz-Streeck von 1965 bis 1974 war.
Major a. D. Schulz-Streeck war Mitglied der OdR, zu seinem im Sommer 2017 angebotenen Nachlaß gehört auch eine 57er-Version des Ritterkreuzes, das er bei den Treffen trug.
Auszeichnungen (Auszug)
- SA-Sportabzeichen in Bronze
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- 1. Klasse am 1. November 1941
- Allgemeines Sturmabzeichen
- Sturmabzeichen in Silber
- Sturmabzeichen II. Stufe mit Einsatzzahl „25“
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ als Oberleutnant der Reserve und Führer der Stabs-Batterie
- Verwundetenabzeichen (1939) in Silber und Gold
- SS-Ehrenwinkel
- Nahkampfspange des Heeres in Bronze und Silber
- Deutsches Kreuz in Gold am 19. August 1944 als SS-Hauptsturmführer der Reserve der SS-Panzer-Jäger-Abteilung 11
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 2. oder 9. Mai 1945 als SS-Sturmbannführer der Reserve, Kampfgruppenführer und Kommandeur der SS-Sturmgeschütz-Abteilung 11/11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“
- Manche Quellen geben an, daß die Verleihung, laut Soldbucheintrag (Lazarett Timmendorfer Strand), am 2. Mai 1945 erfolgte, ggf. mit Wirkung vom 15. Februar 1945. Nach anderen Quellen wurde Schulz-Streeck am 11. Mai 1945 vom Oberbefehlshaber Nord Generalfeldmarschall Ernst Busch für das Ritterkreuz vorgeschlagen, die Außenstelle des Heerespersonalamtes (HPA/A) soll den Eingang des Fernschreibens bei der Regierung Dönitz am 13. Mai 1945 bestätigt haben, eine Karteikarte zum Vorschlag ist vorhanden, ein Bearbeitungs- oder Verleihungsnachweis jedoch nicht, weshalb die Deutsche Dienststelle (WASt) die Verleihung als rechtlich ungültig erklärt. Die Verleihung soll nach dem Dönitz-Erlaß erfolgt sein, Walther-Peer Fellgiebel soll das Verleihungsdatum festgelegt haben.
Werk
- Das Komische und die Komödie im Weltbild und im Schaffen Friedrich Hebbels, Marburg 1956, S. 167 (Dissertation)