Koopmann, Erwin
Erwin Koopmann ( 1. Januar 1900 in Oldenburg; gefallen 10. November 1943 bei Ulschka, Ukraine) war ein deutscher Unteroffizier des Deutschen Heeres und der Freikorps sowie Rechtswissenschaftler und Offizier der Wehrmacht, zuletzt Oberstleutnant des Heeres und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Erwin Koopmann wurde 1900 in Oldenburg als Sohn des Großherzoglich oldenburgischen Eisenbahn-Baurates Johannes Koopmann (Inhaber des Roten Adlerordens IV. Klasse, verliehen vom König von Preußen im Mai 1909; 1859; Oktober 1924) und dessen Gemahlin Jane (nach anderen Quellen Tatjana, genannt „Jana“ oder „Jane“), geb. Asmussen ( 28. Juli 1930), geboren.
Koopmann hatte drei weitere Geschwister, alles Brüder, darunter Hermann ( 1893 in Oldenburg; gefallen 1914) und Otto (nach vereinzelter, von Bildern widersprochenen Quellen hatte Erwin nur zwei Brüder).
Erster Weltkrieg
Sein ältester Bruder Hermann, den er als Vorbild betrachte, zog als Student und Korporierter als Freiwilliger begeistert an die Kriegsfront. Der junge Erwin hatte ihm dort mehrmals geschireben. Hermann fiel in Langemark am 18. November 1914, ein Ereignis der tiefen Trauer, daß Erwin ein Leben lang begleiten sollte. 1918, nach Kriegsabitur, war es dann auch für Erwin soweit.
Nach einer kurzen infanteristischen Ausbildung kam er am 30. August 1918 an die Front, wo er sich hervorragend bewährte. Er erlebte in den Reihen des Infanterie-Regimentes „Bremen“ (1. Hanseatisches) Nr. 75/34. Infanterie-Brigade/17. Division die Stellungskämpfe an der Veste, die Rückzugskämpfe südlich der Aisne, die Kämpfe in der Champagne und vom 16. bis 25. Oktober 1918 die blutigen Kämpfe in den Argonnen. Der Krieg ist leider verloren.
Freikorps
Der junge und tatenhungrige Unteroffizier aber geht nicht nach Hause, sondern schließt sich dem Freikorps „Caspari“ an, ist dann an der Niederschlagung der Bremer Räterepublik beteiligt und kämpfte dann, ggf. in der Eisernen Division oder dem Baltischen Landeswehr, ggf. auch beim Freikorps „von Diebitsch“ bei der Westrussischen Befreiungsarmee, gegen die Bolschewisten im Kurland bis in das Jahr 1919 hinein. Zweck war die Verteidigung des deutschen Gebietes gegen die vorrückenden russischen Streitkräfte nach dem ersten Weltkrieg. Da er das baltenkreuz verliehen bekommen hat, muß er mindestens drei Monate gekämpft haben und mindestens die Befreiung Rigas durch Baltische Landeswehr und deutsche Freikorps am 22. Mai 1919 miterlebt haben.
Zwischenkriegszeit
Nach seiner Rückkehr schrieb er sich an der Marburger Universität ein und fing an Rechtswissenschaften zu studieren. Er wurde, wie schon sein Bruder Hermann, Mitglied des pflichtschlagenden C! Hasso-Nassovia zu Marburg, anschließend studierte er in Königsberg an der Albertus-Universität weiter, wo er Mitglied der Corps Hansea Königsberg, einem „reichsdeutschen Corps in Ostpreußen“ wurde. Mit stolz trug er seine sechs Schmisse zu Ehre der Korporation.
Nach seinem Hochschulabschluß fand er Anstellung beim Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten unter dem kriegsversehrten Offizier, Akademiker und Politiker Bundesführer Franz Seldte. 1933 ging der „Stahlhelm“ in der SA auf und Erwin Koopmann ging zum damals neu gegründeten Postschutz, wo er dem Staatssekretär im Reichspostministerium Wilhelm Ohnesorge unterstand. Schließlich wurde er Direktor der Postschutzschule Besenhorst im Rang eines Bezirksführers.
Am 1. Januar 1938 wurde er zum Leutnant der Reserve befördert und nahm an Übungen des Infanterie-Regimentes 90 teil.
Zweiter Weltkrieg
Am 26. August 1939 wurde er aktiviert und Ausbilder im Infanterie-Ersatz-Bataillon 90 des Regimentes. Am 1. Januar 1940 wurde er zum Oberleutnant der Reserve befördert, kurz darauf verlegte das Regiment an die zukünftige Kriegsfront im Westen. Beim Westfeldzug 1940 im Infanterie-Regiment 90 (unter Oberst/Generalmajor Dietrich Kraiß) bewährte er sich erneut und wurde mehrfach ausgezeichnet.
Es scheint, daß der Reserveoffizier bis zu Beginn des Rußlandfeldzuges inzwischen zum aktiven Offizier ernannt wurde, da die Verleihungsurkunden nun Oberleutnant ohne Zusatz d. R. aufzeigen. An die Ostfront gelangte Koopmann als Chef der 2. Kompanie/Infanterie-Regiment 90 (unter Generalmajor Erich Jaschke), wo er sogleich am 21. Juli 1941 von einem Granatsplitter verwundet wurde. Er konnte bei der Truppe verbleiben, wurde jedoch am 5. November 1941 erneut verwundet, diesmal erheblich am rechten Arm.
Am 6. November 1941 bis 23. Juni 1942 wurde er, auch aus Gründen der Genesung, zum Infanterie-Ersatz-Bataillon 76 nach Hamburg kommandiert. Am 1. Mai 1942 wurde er zum Hauptmann befördert.
Kaum zurück beim I. Bataillon/Infanterie-Regiment 90 an der Ostfront (seit 1. Juli 1942), wurde er am 9. August 1942 durch Granatsplitter im Rücken erneut verwundet. Aber er hatte kaum Zeit, seine Verwundung auszukurieren, denn er wurde vorübergehend (20. August bis 16. September 1942) Kommandeur des Aufklärungsbataillons (Kradschützen-Bataillon 30/KS 30), da zwei Kommandeure binnen einer Woche gefallen waren. Vom 31. Oktober 1942 bis 6. Februar 1943 war er Kommandeur des Feld-Ausbildungs-Bataillons (FAB 20).
Nachdem das Grenadier-Regiment 90 (Umbenennung Oktober 1942) an der verlustreichen Schlacht von Welikije Luki teilgenommen hat, wurde er zum Schwesternregiment, dem Infanterie-Regiment 76 versetzt, daß ebenfalls seit Oktober 1942 Grenadier-Regiment (mot.) 76 hieß.
Am 1. Februar 1943 wurde er zum Major befördert (nach anderen Quellen Major der Reserve; ab 1. Juni 1943 aktiver Major), ab dem 6. Februar 1943 war er Kommandeur des I. Bataillons/Grenadier-Regiment 76 (motorisiert). In der Schlacht von Smolensk am 30/31. August 1943 zeichnete er sich erneut derart hervorragend aus, daß er im Ehrenblatt des Heeres genannt wurde. Ab dem 28. August 1943 war er nun Führer (nicht Kommandeur) des Grenadier-Regimentes 76 (motorisiert).
Soldatentod
Am 10. November 1943 traf auch ihn die tödliche Kugel und er starb als Regimentsführer in den Reihen seiner Grenadiere. Das ihm mit Wirkung vom 28. November 1943 verliehene Ritterkreuz wurde seiner Frau übergeben, er selbst erfuhr es leider nicht mehr, welch hohe Auszeichnung ihm zuteil wurde. Auch wurde er posthum am 10. Dezember 1943 mit Wirkung vom 1. November 1943 zum Oberstleutnant befördert. Für die Witwe und den fünf gemeinsamen Kindern war gesorgt, die Familie erhielt Sterbegeld, Witwengeld, Waisengeld und Umstellungsgeld. Im Februar 1945 wurde eine einmalige Zahlung des Führers bewilligt (durch General der Infanterie Burgdorf schriftlich angekündigt), 5.000 Reichsmark für jedes Kind, ob es kriegsbedingt jemals zur Auszahlung kam, ist zu bezweifeln.
Ruhestätte
Oberstleutnant Erwin Koopmann, der noch auf der Wahlstatt neben seinen Kameraden beigesetzt wurde, wurde noch nicht auf einen vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge errichteten Soldatenfriedhof überführt.
Familie
Erwin Koopmann war ggf. zweimal verheiratet. Aus der ersten Ehe soll sein Sohn Kurt Sigismund Koopmann ( 6. September 1921 in Berlin), der von der HJ zur Wehrmacht ging, Ritter des Eisernen Kreuzes 2. Klasse war und am 31. August 1941 als Gefreiter im Regiment des Vaters, Infanterie-Regiment 90, an der Ostfront bei Nikolskoje tödlich verwundet wurde. Er wurde vom Regiment posthum mit Wirkung vom 1. September 1941 zum Unteroffizier befördert und zum Fahnenjunker ernannt.
Nach anderen Quellen wurde Kurt Sigismund mit in die (ggf. erste und einzige) Ehe gebracht und stammte ggf. von Therese, somit wäre Koopmann sein Stiefvater. Wiederum andere Quellen geben an, Kurt Sigismund wurde von einer verwandten, kinderreichen Familie adoptiert, die Mutter lebte, wohl nach dem Ableben des Ehemannes, alleine in Kiel und war mit Kurts Erziehung überfordert. Vereinzelte Quellen geben an, der spätere für Deutschland gefallene Kurt wäre einer vorehelichen Liebesaffäre entsprossen.
Therese Naß
Aus der am 21. August 1928 geschlossenen (ggf. einzigen) Ehe mit Therese, geb. Naß stammten fünf (gemeinsame) Kinder: Tatjana ( 1928; genannt „Jana“ oder „Jane“), Ingeborg, Hermann, Edwin und Irmgard.
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. Klasse
- Friedrich-August-Kreuz, II. Klasse
- Hanseatenkreuz (Bremen)
- Baltenkreuz
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. Klasse (1914) am 31. Mai 1940
- Eisernes Kreuz (1939), 1. Klasse am 19. Juni 1940
- Infanterie-Sturmabzeichen am 22. Oktober 1940 als Oberleutnant der Reserve in der 2. Kompanie/Infanterie-Regiment 90
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz und Silber
- Schwarz am 1. Oktober 1941
- Silber am 24. September 1942
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Deutsches Kreuz in Gold am 19. Januar 1942 als Oberleutnant und Chef der 2. Kompanie/Infanterie-Regiment 90
- Im Ehrenblatt des deutschen Heeres genannt als Major
- ob die Ehrenblattspange zur Verleihung kam, ist unbekannt (ggf. posthum)
- Anerkennungsurkunde des Oberbefehlshabers des Heeres für hervorragende Leistungen auf dem Schlachtfeld am 17. Oktober 1943
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 28. November 1943 als Major und Führer des Grenadier-Regimentes 76/20. Infanterie-Division (posthum)
Galerie
Bilder
Erwin (unten) und zwei weitere Brüder Koopmann; ob der Soldat links überlebt hat, ist unbekannt, der Offizier des Heeres (im Bild mit Eltern) überlebte den Krieg, um später Zahnchirurg zu werde. Er war Inhaber des EK II, des Friedrich-August-Kreuzes, II. und I. Klasse sowie des Lippischen-Detmold Kriegsehrenkreuzes für heldenmütige Tat
Erwin Koopmann und Bruder bei den Freikorps in Swinemünde; hierbei soll es sich nicht um Otto handeln, der ebenfalls den Ersten Weltkrieg überlebte. Das Freikorps-Kragenabzeichen mit Eichenzweig läßt sich nicht eindeutig zuordnen, da viele Freiformationen verschiedene Eichenlaubabzeichen verwendeten.
Walter Caspari, Erwin Koopmanns Regimentskommandeur
Erwin Koopmann mit Mutter
Ritter des Eisernen Kreuzes (II. Klasse) Karl-Heinz Kleist ( 15. Januar 1917; zugedeckt), Leutnant in der 2. Kompanie/Infanterie-Regiment 90, fiel am 17. Juni 1940 bei Vesoul während des Frankreichfeldzugs.[1] Das Foto zeigt Koopmann und die betroffenen deutschen Kameraden.
Erwin Koopmann am Heldengrab seines Bruders Hermann auf der Deutschen Kriegsgräberstätte Langemark, 1940
Erwin Koopmann trauert um seinen am 31. August 1941 gefallenen Sohn Kurt Sigismund. Er war als Gefreiter im Regiment des Vaters, Infanterie-Regiment 90, an der Ostfront bei Nikolskoje tödlich verwundet worden. Er wurde vom Regiment posthum mit Wirkung vom 1. September 1941 zum Unteroffizier befördert und zum Fahnenjunker ernannt.
Hauptmann Koopmann vor Ramuschewo am Lowat-Fluß im Kampf um den Verbindungskorridor zur Festung Demjansk, August 1942
Unterlagen, Urkunden usw.
Wilhelm Ohnesorge beglückwünscht Erwin Koopmann
Beileidsbekundung von Heinz Guderian
Beileidsbekundung von Georg Jauer