Lorbeerkranz
Der Lorbeerkranz aus Zweigen und Blättern des Lorbeer (lateinisch laurus) ist sowohl ein Symbol für die Monarchie als auch für einen Sieg, den jemand errungen hat. Auch der Eichenlaubkranz (corona civica) war eine Auszeichnung der Antike für die Rettung eines Kameraden auf der Wahlstatt oder, wie im Falle von Augustus, für die Wiederherstellung des Staates und somit der „Rettung aller Bürger“.
Inhaltsverzeichnis
Träger
Der in der Geschichte vielleicht bekannteste Träger des Lorbeerkranzes war Julius Cäsar. Nachdem er sich öffentlich mit einem solchen gezeigt hatte, führten dies seine Gegner darauf zurück, daß er die Monarchie im Römischen Reich wieder einführen wolle und beabsichtige, sich irgendwann selbst zum Kaiser oder zum König auszurufen. Auch der selbst gekrönte Napoleon Bonaparte wird zuweilen verherrlichend auf Gemälden mit Lorbeerkranz auf dem Haupte dargestellt.
- „Ermüdet steh’ ich jetzt am Ziel der Bahn,
- Das matte Haupt kann kaum den Lorbeer tragen:
- Doch blick’ ich froh auf das was ich gethan,
- Stets unbeirrt durch das, was Andere sagen.“ — Arthur Schopenhauer
Olympische Spiele
Während der Olympischen Spiele im alten Griechenland bekam der Sieger eines Wettkampfes einen Lorbeerkranz aufgesetzt, wobei historisch immer wieder angeführt wird, daß der Siegeskranz ursprünglich aus Eichenlaub war.[1]
Deutsches Reich
Auch in der Symbolik wird Lorbeer als wehrhaftes Schwertgewinde zum Zeichen des Ruhms. Am Niederwalddenkmal in Rüdesheim am Rhein ist Lorbeer an den Ecken des Denkmalsockels zu finden und an der Kaiserkrone des Deutschen Reiches, die von der Germania emporgehalten wird. Bei der Einweihung 1883 hieß es u. a.:
- „Die Fürsten voran, stand das Volk in Waffen auf, um die Landesmark gegen feindlichen Ueberfall zu schützen. Schweigend bereitete der Kriegskunst Meister des Kampfes großen Plan, kühn und besonnen lenkten die Schlachten die Heerführer, die Feldherren zumal aus Königlichem Stamm; Offiziere und Mannschaften wetteiferten in Muth und Tapferkeit. Von dem obersten Kriegsherrn geführt, stürmte unwiderstehlich das Heer von Sieg zu Sieg, bis das Ziel erreicht, der ruhmvolle Friede erkämpft war. Die heimkehrenden Sieger brachten die Einigung Deutschlands mit und das neue Reich, die in der einmüthigen Erhebung, in dem großen Kampfe erwachsen waren. Darum, wie beim jubelnden Willkomm, vom Lorbeer und von jedem Laub im deutschen Wald der Kränze reichste Fülle dem deutschen Heere.“
Zahlreiche Orden und Ehrenzeichen des Deutschen Reichs verwenden Lorbeer, zuweilen in Halbkranzform in Verbindung mit Eichenlaub. Auf der Siegessäule in Berlin-Tiergarten steht die Siegesgöttin Viktoria mit Reichsadler auf dem behelmten Haupt und erhobenem Lorbeerkranz, während das Eiserne Kreuz an ihrem Speer von Eichenlaub umkränzt ist. Ehrenkränze für die Toten und Gefallenen werden oft je zur Hälfte aus Lorbeer und Eichenlaub gefertigt, Lorbeer findet man auch symbolhaft auf verschiedenen Heldenhaine.
Lorbeeren ernten
Die Redewendung „Lorbeeren ernten“ bedeutet, zu Ruhm und Ehren zu kommen, aber auch, Karriere zu machen oder Lob und Würdigung nach verdienstvollen Leistungen in Empfang zu nehmen. „Vorschußlorbeeren ernten“ bedeutet dagegen, Anerkennung zu erhalten oder einzufordern, bevor die ggf. zu würdigende oder zu belohnende Tat ausgeführt wurde. „Sich auf seinen Lorbeeren ausruhen“ beschreibt einen ehrgeizlosen Zustand, in dem man nach einem Erfolg nicht auf weitere Erfolge hinarbeitet bzw. glaubt, zuweilen aus Trägheit oder Hochmut, das bereits Geleistete und die dafür erhaltene Ehrerbietung sei ausreichend und bedürfe weder Wiederholung noch Veredelung.
Gedichte (Auswahl)
Der Lorbeerkranz (Herder)
„Der Lorbeerkranz“ von Johann Gottfried Herder aus dem Jahre 1771:
Für die süße, zarte Liebe,
Was ist Lorbeer, was ist Kranz?
Wenn er dreimal ewig bliebe,
Für die süße, zarte Liebe
Nichts ist alles Ruhmes Glanz.
Unter allen Göttersöhnen,
Wer war einst wie Gott Apoll?
Er, der Schönste aller Schönen,
Zart am Herzen und in Tönen,
Muth- und Stolz- und Weisheit-voll.
Seht, und alle Götter neiden
Seine Tugend, bannen ihn
Ab vom Himmel; – raubt ihr Neiden,
Raubt es ihm die Himmelsfreuden,
Die ihm auch auf Wiesen blühn?
Auf der Au’, im grünen Thale
Weidet, singet er, beglückt,
Mehr als dort im Göttersaale
Wird sein Herz zum ersten Male,
Wird sein Herz zum Gott entzückt.
Lieben lernt er! lernet lieben
Zärtlich – und auch glücklich? Wann
Warst Du glücklich, treue Liebe?
Wurdest bald von Thränen trübe
Und erstarbst im Jammer dann!
Kaum noch, als er kaum zu siegen
Blöde wähnet, blöde sie
Sanft erröthend will entfliegen,
Sich ihr Liebling um sie schmiegen,
Götter, ach, da starret sie!
Schrecklich starrt sie. Seine Arme
Ringen um den kalten Baum,
Ach, daß noch er sanft erwarme!
Daß sich noch ein Gott erbarme!
Aber ach, er lispelt kaum.
„Sind es Seufzer, die sich regen,
Treue Liebe, die da wägt
Dir die Zweige! ach, sie wägen
Schauernder – mit Herzensschlägen!
Todesangst ist, was hier schlägt.
Sie ist Baum! – O Baum, so wehe
Du mir Trost und süße Ruh,
Hier in Deiner heil’gen Nähe,
Wann ich weide, wann ich gehe,
Weh, o Baum, mir Labung zu!“
Also klagt’ er, doch nur bänger
Ward ihm sein verödet Herz.
Was, o Jüngling, weilst Du länger?
Klagst dem Baume, süßer Sänger,
Klagst umsonst ihm Deinen Schmerz.
Und Apollo ging, und lichter
Ging er nun der Ehre Bahn,
Ward Apollo Musenrichter,
Held, Prophet und Arzt und Dichter,
Ging gar wieder himmelan.
Allgepriesen, allen Weisen,
Allem Erdenraum bekannt,
Jünglingen ein Muster, Greisen
Wie zu loben, wie zu preisen!
Und Apollo Alles – Tand!
Statt der Feste, statt der Kronen,
Schlich er oft zu seinem Baum:
„Süßer Baum, hier will ich wohnen!
Statt der Feste, statt der Kronen
Gieb mir meinen Jugendtraum!
Kränze mich, zwar dürr und wilde,
Aber mir ein süßer Kranz,
Meine Daphne mir im Bilde!
Daphne, schön und zart und milde,
Daphne in der Jugend Glanz!
Kränze mich!“ Und seht, die Thoren
Sahn’s und sahen nur den Brauch;
Daphne war für sie verloren –
Arme, weise, dürre Thoren,
Nahmen nun den Lorbeerstrauch!
Dürren Lorbeer! Und für Liebe,
Was ist Lorbeer, was ist Kranz?
Wenn er dreimal ewig bliebe,
Für die süße, zarte Liebe
Nichts ist alles Ruhmes Glanz.