Mengelberg, Willem

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Professor Willem Mengelberg im Jahre 1924; Mengelbergs Eltern waren gebürtige Deutsche, wenige Jahre vor seiner Geburt in die Niederlande gezogen. Zunächst studierte Mengelberg in Köln, übernahm dann die Generalmusikdirektor-Stellung in Luzern 1892 und wurde bereits 1895 Leiter des „Concertgebouw-Orchesters“ im Amsterdam, eine Position, die er bis 1945 innehatte. Dazwischen war er auch über viele Jahre Leiter in Frankfurt und Musikdirektor des „New York Philharmonic Orchestra“.

Joseph Wilhelm Mengelberg (ndl: Josef Willem Mengelberg; Lebensrune.png 28. März 1871 in Utrecht; Todesrune.png 22. März 1951 in Zuort im Graubünden) war ein deutscher Dirigent des „Concertgebouw-Orchesters“ in Amsterdam in der niederdeutschen Provinz Nordholland von 1895 bis 1945.

Leben

Kapellmeister Wilhelm Mengelberg lauscht einer Rundfunksendung
Mengelbergs Hof in Zuort, den er im Jahre 1910 entdeckte

Seine reichsdeutschen Eltern Friedrich Wilhelm Mengelberg und Helena Schrattenholz waren gerade 1869 aus Köln nach Utrecht umgezogen, als dort ihr Sohn Joseph Wilhelm geboren wurde. Er war das vierte Kind, eines von 15 Geschwistern. Die meisten seiner Geschwister starben, als sie noch minderjährig waren. Joseph Wilhelm studierte Klavier und Komposition an der „Hochschule für Musik Köln“. Dort hob er am Pult des Gürzenich-Orchesters zum ersten Mal den Taktstock. 1892 wurde er als Generalmusikdirektor (GMD) in Luzern vorgesehen, ab 1895 dirigierte er mehrere Orchester.

Jahr Orchester
1895–1945 Concertgebouw-Orchester
1907–1920 Frankfurter Museumsorchester
1922–1928 Neu Yorker Philharmoniker

Bereits im Jahre 1899 begann er mit einer alljährlichen Ausführung der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach am Palmsonntag im Großen Saal des Konzertgebäudes (ndl: Concertgebouw). Auch Beethoven-Zyklen gehörten wiederholt zu seinem Programm. Mit Ehrungen bzw. Auszeichnungen niederländischer Orden wurde er reichhaltig bedacht. Auch über die Grenzen dieses Staates hinweg wurde er bekannt, die Komposition Ein Heldenleben von Richard Strauss wurde ihm gewidmet.

Zweiter Weltkrieg

Als am 10. Mai 1940 die Niederlanden von reichsdeutschen Truppen gesichert und der plutokratischen Oberschicht befreit wurden, verblieb Mengelberg in Frankfurt am Main, später im Kurort Bad Gastein. Anfang Juli reiste er wegen geplanter Konzerte und Einspielungen mit den Berliner Philharmonikern in die Reichshauptstadt. Am 5. Juli 1940 wurde im Völkischen Beobachter ein Gespräch mit Wilhelm Mengelberg veröffentlicht:

„Anläßlich des Waffenstillstandes gönnten wir uns keine Bettruhe. Es war in Bad Gastein, und ich war dort wegen der Kur. Jedoch setzten wir uns mit allen Freunden, bestellten Sekt und feierten diese bedeutende Stunde... Europa geht auf einen neuen Weg... Selbstverständlich gab es in Holland Personen und Kreisen, die anders ausgerichtet waren, aber die sollten bereits viel gelernt haben, sowie mir berichtet wurde... diese Kreaturen waren alle so kurzsichtig. Mangelnde Einsicht prägte die Politiker der Westmächte, die den Krieg entfesselt haben.“[1]

Als das Gespräch wenige Tage später von der mit den reichsdeutschen Besatzern problemlos kollaborierenden niederländischen Tageszeitung Der Telegraf (ndl: De Telegraaf) auf Niederländisch veröffentlicht wurde, beteuerte Mengelberg, er habe keinen Sekt bestellt. Während des Zweiten Weltkrieges veranstaltete er in Amsterdam zahlreiche Konzerte im Beisein des Reichskommissars Arthur Seyß-Inquart. Andererseits leitete er noch im Herbst 1940 eine Aufführung der ersten Sinfonie Gustav Mahlers und beschäftigte noch 1941 12 Juden in seinem Orchester, so den Flötisten Hubert Barwahser, was ihm die Reserviertheit mancher reichsdeutscher Behörden eintrug.

Am 5. Februar 1944 wurde er von niederländischen Partisanen im Konzertgebäude in Amsterdam während einer Aufführung vom Podest gestoßen, verletzte dabei seinen Arm und konnte einige Zeit nicht dirigieren.[2]

Nachkriegszeit

Wegen seiner Kollaboration mit den deutschen Besatzern wurde Mengelberg im Jahre 1945 von einem niederländischen Entnazifizierungsausschuß zu einem lebenslangen Auftrittsverbot in den Niederlanden verurteilt, das später auf sechs Jahre verkürzt wurde. Sein Paß wurde eingezogen. Bereits 1944 war er jedoch mit Genehmigung der deutschen Obrigkeit in die Schweiz gereist. In Graubünden besaß er einen Hof, auf dem er bis zu seinem Tod im März 1951 wohnte. Er wurde neben seiner 1943 verstorbenen Ehefrau Mathilde Mengelberg-Wübbe auf dem Friedhof Friedental in Luzern begraben.[3]

Kompositionen

Orchesterwerke
  • Sinfonietta für Streicher • Präludium über „Het Oude Wilhelmus“ • Musik zu Radierungen von Rembrandt • Barcarolle für Klavier
Chorwerke
  • Feierliche Messe für Soli, Chor, Orgel und Orchester • Psalm 117 op. 34 • Ave Maria • Waldnebel • Warnung • Das kleine Fräulein • Liebeslied • Auf dem Vierwaldstättersee • Abendlied • Requiem
Lieder
  • Komm über das Meer • Die Freundschaft • Wartend • Mi's Schätzeli • Das Waldschloß • Der Ungenannten • Chasa Glockenliedchen • Das Sigridliedchen • Uw oogen • Abendlied • Hans und Grethe • Das Päckchen Gedichte • Liebeserwachen • Und wüßten's die Blumen • Nelken • Wendisches Volkslied • Vergiß mein nicht • Wenn kühl der Abend sinkt

Auszeichnungen (Auszug)

Konzert- und Schallplattenverzeichnis

  • Johann Sebastian Bach, „Matthäus-Passion“. Mit dem Tenor Karl Erb (Evangelist), dem Baß Willem Ravelli (Jesus), dem Sopran Jo Vincent, dem Alt Ilona Durigo, dem Tenor Louis von Tulder, dem Baß Herman Schey, dem Amsterdam Toonkunst Chor, dem Zanglust Knabenchor (Einstudierung: Willem Hespe) und dem Concertgebouw-Orchester. Im Konzertgebäude (ndl: Concertgebouw) in Amsterdam, am Palmsonntag den 2. April 1939.
Aufnahme: Philips, A 00150 bis A 00153L (Langspielplatte).[4]
Spätere digitale Wiederherstellung: Naxos Historical ADD 8.110880-82.
  • Johannes Brahms, „Akademische Ouvertüre“ am 30. Mai 1930, Sinfonie Nr. 4 am 30. November 1938, Sinfonie Nr. 2 am 9. April 1940, Sinfonie Nr. 1 am 13. Oktober 1940, „Ein deutsches Requiem“ am 7. November 1940, „Tragische Ouvertüre“ am 17. April 1942, Violinkonzert am 15. April 1943, Sinfonie Nr. 3 am 27. Februar 1944. Mit dem Sopran Jo Vincent, dem Bariton Max Kloos, dem Amsterdam Toonkunst Chor, dem Geiger Herman Krebbers und dem Concertgebouw-Orchester.
Spätere digitale Wiederherstellung: Archipel Records, ARPCD 0193.[5]
  • Ludwig von Beethoven, Ouvertüre Leonore III am 30 Mai 1930, Ouvertüre Egmont und Sinfonie Nr. 5 am 2. Juni 1931, Sinfonien Nr. 1 und 3 am 14. April 1940, Sinfonie Nr. 8 am 18. April 1940, Sinfonien Nr. 2 und 6 am 21. April 1940, Sinfonien Nr. 4 und 7 am 25. April 1940, Sinfonie Nr. 9 am 2. Mai 1940. Mit dem Sopran To von der Sluys, dem Alt Suze Luger, dem Tenor Louis von Tulder, dem Baß Willem Ravelli, dem Königlichen Oratorium-Verein und dem Concertgebouw-Orchester.
    • Spätere digitale Wiederherstellung: Andromeda, ANDRCD 5040
  • Anton Dvorak, Sinfonie Nr. 9 am 23. April 1940, Violinkonzert am 25. März 1943, Cellokonzert am 16. Januar 1944. Mit dem Geiger Maria Neuss, dem Cellist Maurice Gendron, dem Concertgebouw-Orchester und dem Grossen Rundfunk-Orchester Paris (fr: Grand Orchestre de Radio-Paris). Die Aufführung des Cellokonzertes fand im Theater der himmlischen Felder (fr: Théatre des Champs-Elysées) in Paris statt.
Spätere digitale Wiederherstellung: Andromeda, ANDRCD 9111.
  • Gustav Mahler, Sinfonie Nr. 4, im November 1939, mit dem Sopran Jo Vincent und dem Concertgebouw-Orchester (Konzertmitschnitt).
Spätere digitale Wiederherstellung: TIM Company AG 204552-308.
Spätere digitale Wiederherstellung: TIM Company AG 204552-308
  • Sergei Rachmaninov, Klavierkonzert Nr. 3 am 28. März 1940, Klavierkonzert Nr. 2 am 31. Oktober 1940. Mit dem Pianisten Walter Gieseking und dem Concertgebouw-Orchester (Konzertmitschnitte).
Spätere digitale Wiederherstellung: Archipel Records ARPCD 0104

Weitere Kriegsaufnahmen mit reichsdeutschen Orchestern

Neben den genannten Ensembles leitete er zur Zeit des Dritten Reiches wahrscheinlich auch das Große Orchester des Reichssenders Breslau in einer Aufführung der Ungarischen Fantasie von Franz Liszt mit dem Pianisten Wilhelm Backhaus sowie das Berliner Rundfunkorchester in einer Aufführung der Sinfonie Nr. 7 von Ludwig von Beethoven am 28. Januar 1942 – beide als Gastdirigent.

Literatur

  • Martinus Nijhoff: Willem Mengelberg Gedenkboek 1895–1920, Den Haag 1920

Verweise

Fußnoten

  1. Bitte beachte, es handelt sich hier um eine Übersetzung der niederländischsprachigen Version, die dem ursprünglichen Text im Völkischen Beobachter ähneln, jedoch nicht ganz gleich sein könnte.
  2. H.J. Neumann, Arthur Seyß-Inquart, Seite 265 (Graz 1970)
  3. Block 36, Grabnummer 1323.
  4. Mit einer Aufnahmezeit von 163 Minuten gilt diese Ausführung durchaus als sehr schnell. Dabei wird jedoch vergessen, daß damals nicht alle Abschnitte der Matthäuspassion tatsächlich gespielt wurden. Hätte Mengelberg die gesamte Passion ausgeführt, so wäre die Gesamtzeit der Aufnahme auf etwa 200 Minuten anzusetzen. Zum Vergleich: Die Ausführungen von Anton von der Horst (1957) und Karl Richter (1958) dauerten der Reihe nach 202 und 198 Minuten.
  5. Auch enthalten auf der CD dieser Ausgabe sind drei Vorspiele mit dem Concertgebouw-Orchester, so „Tannhäuser“ (Mai 1926) und „Lohengrin“ (10. Juni 1927) von Richard Wagner, und „Der Freischütz“ (1. Juni 1931) Carl Maria von Webers.