Atatürk, Mustafa Kemal

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Mustafa Kemal Atatürk (1931)

Mustafa Kemal Atatürk (Lebensrune.png 19. Mai 1881 in Selânik, Todesrune.png 10. November 1938 in Konstantinopel) war Soldat, Politiker und Begründer der heutigen Türkei, deren erster Präsident er auch war. Der Mohammedanismus-Gegner Atatürk führte nach westlichem Vorbild verpflichtend Familiennamen ein, ebenso trennte er Religion und Staat voneinander. Den Nachnamenszusatz Atatürk (dt. Vater der Türken), welcher rechtlich geschützt ist, bekam er 1934 durch das türkische Parlament verliehen. Bis zum heutigen Tage genießt Atatürk in der Türkei große Verehrung. Hautsächlich der im Jahre 1921 ausgerufene Türkische Befreiungskrieg gegen die nach Anatolien vorgedrungenen Griechen, die im Osten das Land ausplündernden Franzosen und die im Bosporus herrschenden Briten haben ihn zur Symbolfigur türkischen Selbstbehauptungswillens und Nationalbewußtseins werden lassen, welche im entschiedenen Gegensatz zum Mohammedanismus steht.

Die Türkische Nation im Jahre 1920 nach dem Diktat von Sèvres

Abstammung

Atatürk erblickte 1881 als Sohn der im Jahre 1871 verheirateten Eheleute Ali Rıza Efendi und Zübeyde Hanım in Selânik (damals Osmanisches Reich, heute Thessaloniki, Griechenland) das Licht der Welt. Selânik war seinerzeit eine Hochburg des Judentums im Osmanischen Reich, es galt als „Jerusalem des Balkans“. Selânik war außerdem ein Zentrum der sogenannten Dönmeh, nämlich Kryptojuden, die sich als Mohammedaner ausgaben.[1]

Auffällig ist Atatürks äußere Erscheinung, nämlich sein blondes Haar und die blauen Augen, was oftmals zu der Frage führte, ob Atatürk wirklich osmanischer Abstammung gewesen sei. Besonders Islamisten, die immer wieder armenische und somit nicht-mohammedanische (jüdische oder christliche) Vorfahren ausgemacht haben wollen, versuchen, ihn damit zu diskreditieren.

Laufbahn

Mustafa Kemal Paşa im Jahre 1918 als hochdekorierter Kriegsveteran

Seine Laufbahn in der osmanischen Armee begann er gegen den Willen seiner gläubigen Mutter. Seine Ausbildung setzte er 1896, fernab der Familie, im heute westmazedonischen Bitola, damals türkisch Manastır, an der dortigen höheren Militärschule (Kadettenschule) fort. An dieser, wie auch an anderen militärischen Ausbildungsstätten des damaligen Osmanischen Reiches, gab es starke, westlich orientierte Reformbestrebungen.

Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts waren Öffnungstendenzen gegenüber dem Westen, bis hin zu der von Sultan Abdülhamid II. im Jahre 1876 eingeführten Verfassung nebst Abgeordnetenhaus, die er allerdings zwei Jahre später widerrief, wiederholt von osmanischen Herrschern gefördert worden. Für die jungtürkische Oppositionsbewegung (vor allem an den Militärschulen), an die Mustafa Kemal nun in Manastır Anschluß fand, war dies der Ansatzpunkt.

Weltanschauung

Kemal Atatürk und der Mohammedanismus (Islam).jpg

Die zahlreichen Reformen Atatürks lassen sowohl auf eine links-fortschrittliche wie auch auf eine völkische Weltanschauung schließen.

Großen Raum nahm die Zurückdrängung des mohammedanischen Klerus ein: Im Osmanischen Reich war der von Konstantinopel aus herrschende Großherr (weltlicher) Sultan und (geistlicher) Kalif des Islam. Im Zuge des Zusammenbruches des Osmanischen Reiches, als dem Sultan (der gleichzeitig auch Kalif war) Verrat an türkischen Interessen und Paktierungen mit den westlichen Siegermächten vorgeworfen wurden, mußte er schließlich als weltlicher Führer zurücktreten und dem Kreise um Atatürk die Macht geben. Die innen- und außenpolitischen Erfolge Atatürks, allen voran der Türkische Befreiungskrieg, der zur Aufhebung des der früheren osmanischen Regierung auferlegten Friedensdiktates führte, stärkten seine Stellung dermaßen, daß Atatürk im Jahre 1924 auch das Kalifat abschaffte.

Ende 1925 wurde die islamische Zeitrechnung durch den christlichen Gregorianischen Kalender abgelöst. Zehn Jahre später trat dann der Sonntag als arbeitsfreier Tag an die Stelle des den Mohammedanern heiligen Freitages. Außerdem wurde das metrische System eingeführt. Die am Koran orientierte Rechtsprechung (die Scharia) wurde durch das Schweizer Zivilrecht, welches mit nur unbedeutenden Angleichungen übernommen wurde, abgelöst. Die Rechtsübernahme schloß auch das neuartige Erbschafts- und Familienrecht des ZGB mit ein. Daneben wurden das deutsche Handelsrecht und das italienische Strafrecht übernommen.

Als Amtssprache wurde die osmanische Hochsprache der bisherigen Eliten, die stark von der höfischen Sprache Persisch und von der „heiligen“ Sprache Arabisch beeinflußt war, in einem von Sprachwissenschaftlern begleiteten Vorgang durch die türkische Volkssprache abgelöst. Er forderte die bestmögliche Verdrängung untürkischen Wortgutes (besonders eben persischer und arabischer Wörter) und die Ersetzung dessen durch einen rein türkischen Wortschatz. Bis 1928 wurde die osmanische Sprache nach islamischer Tradition in der arabischen Schrift notiert. Mustafa Kemal ließ diese durch das lateinische Alphabet ersetzen, das der vokalreichen türkischen Sprache besser entsprach. Außerdem ließ es sich mit deutlich weniger Zeitaufwand erlernen und verstärkte die durch Mustafa Kemal angestrebte Westorientierung. Auch auf diesem Felde legte Mustafa Kemal persönlich Hand an, indem er, mit Tafel und Kreide umherreisend, Unterricht erteilte. Den Koran ließ er ins Türkische übertragen und las im Dolmabahçe-Palast als erster aus der Übersetzung vor. Das Ziel jedoch, daß in den Moscheen statt auf Arabisch nur noch auf Türkisch gebetet werden sollte, erwies sich als unerreichbar und wurde nach seinem Tod nicht weiter verfolgt.

Mögliches Freimaurertum

Einzelne private (nichtfreimaurerische) Freimaurer-Verzeichnisse, welche sich wiederum häufig auf Dritte berufen, führen Atatürk als Mitglied auf. Es wird auch behauptet, er habe der Loge Macedonia Risorta et Veritas No. 80, Thessaloniki angehört. Nach Ansicht des Historikers und Atatürk-Biographen Andrew Mango ist seine Mitgliedschaft zwar nicht völlig erwiesen, aber zumindest doch sehr wahrscheinlich.“[2] An anderer Stelle heißt es im Freimaurer-Wiki, ein anonymer türkischer Hochgradfreimaurer habe geschrieben: „Seine Angehörigkeit an die Loge Macedonia Risorta in Saloniki wird nur von einer Quelle (immer die selbe) in einer italienischen Encyclopedie bestätigt (auch in Daniel Ligou) aber wir haben leider keine andere Bestätigung gefunden.“[3] Entsprechend der Verschworenheit und Geheimhaltungsübung der Freimaurerzusammenschlüsse lassen sich solche Angaben oft nicht verifizieren.[4]

Zitate

Folgende Zitate geben Aufschluß über die Weltanschauung und das Denken Atatürks gegenüber Kriegen, dem Frieden und dem Islam, den er als Hindernis für den Fortschritt des türkischen Volkes sah:

  • „Diese Hirtenreligion eines pädophilen Kriegstreibers ist der größte Klotz am Bein unserer Nation [auf dem Wege zur Zivilisation]. Der Islam, diese absurde Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen, ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet.“[5]
  • „Sie wundern sich, daß die Moscheen sich so schnell leeren, obwohl sie niemand schließt? Der Türke war von Hause aus kein Moslem, die Hirten kennen nur die Sonne, Wolken und Sterne; [...] Der Türke verehrt nichts als die Natur. [...] Ich lasse jetzt auch den Koran zum ersten Mal auf Türkisch erscheinen, ferner ein Leben Mohammeds übersetzen. Das Volk soll wissen, daß überall ziemlich das Gleiche steht und daß es den Pfaffen nur darauf ankommt zu essen.“[6]


Filmbeiträge

Seltene Aufnahmen aus dem politischen Leben des Begründers der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, von 1922
Sehr seltene Aufnahmen aus dem Izmir des Jahres 1923, wie es kurz nach der Ausrufung der Republik dankbar seinen Befreier Mustafa Kemal Paşa begrüßt.
Weitere Aufnahmen Atatürks

Literatur

  • Dagobert von Mikusch: Gasi Mustafa Kemal. Zwischen Europa und Asien, Paul List Verlag, 1935
  • Hanns Froembgen: Kemal Atatürk. Soldat und Führer, Frankische Verlagbuchhandlung, Stuttgart 1935
  • Bernd Rill: Kemal Atatürk. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1985, ISBN 978-3-4995-0346-7
  • Klaus Kreiser: Atatürk: Eine Biographie, C.H.Beck Verlag, München 2008, ISBN 978-3-4065-7671-3
  • Dirk Tröndle von Hansen-Schmidt / Detlef Junker (Hgg.): Mustafa Kemal Atatürk. Mythos und Mensch – Persönlichkeit und Geschichte, Verlagsgesellschaft Muster-Schmidt 2011, ISBN 978-3-7881-0169-5

Verweise

Fußnoten

  1. Sehr vereinzelt wird spekuliert, ob Atatürk ebenfalls Jude war, vgl. Kyle HuntBlitz: Exposing Islam’s Crypto-Jews – The Dönmeh, 24. April 2019
  2. Aus dem Namenseintrag im Freimaurer-Wiki
  3. Artikel Keine Freimaurer sind
  4. Berühmte Freimaurerinternetloge.de
  5. Jacques Benoist-Mechin: Mustapha Kemal. La mort d’un Empire (1954); zit. nach Bert Conrados: Die islamische Ideologie: archaisch, totalitär und naivgläubig
  6. Klaus Kreiser: Atatürk. Eine Biographie. München 2008, S. 235 f.
  7. Atatürk – Erdogans großes Vor- und Feindbild, Die Welt, 17. Juni 2013