Nationalpolitische Erziehungsanstalt Neubeuern

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Luftbild des Schlosses Neubeuern. Blick nach Südosten.

Die Nationalpolitische Erziehungsanstalt Neubeuern war die einzige Anstalt im Gau München-Oberbayern, sie wurde im Jahre 1942 gegründet. Unterkunft war das Schloß Neubeuern im gleichnamigen Dorf. Bekanntester Jungmann wurde später Karl Dürrschmidt, der von Januar bis April 1945 Schüler dieser Einrichtung war, und mitsamt seinen Mitschülern Ende April in ein KLV-Lager in Rimsting am Chiemsee überstellt wurde. In seinem autobiographischen Buch beschreibt er die Verhältnisse und seine Erlebnisse in der „Anstalt Neubeuern“.

Das Leben an der Anstalt

Die Hierarchieebene

Ein Jungmann- oder Hundertschaftsführer war den Erziehern unterstellt, wurde selber von Zug- und Gruppenführern unterstützt. Der ganze Vorgang auf der Burg wurde dabei seitens der Erzieher beobachtet. Eine Gruppe, oder Zug, zählte 16 Jungmannen. Der Jungmann Dürrschmidt gehörte dem fünften Zug an. „Der Unterricht allgemein lief in persönlicher und kameradschaftlicher Atmosphäre ab“, berichtet er. „Geschreit und gebrüllt“ wurde dabei nicht. Nur einmal war der „Befehlston ungewohnt laut“, als ein Treibstofftank von einem angeschossenen alliierten Flugzeug in der Nähe der Burg abgeworfen war, die Jungmannen den Schloßberg hinunter liefen, und den Tank zum Schloßplatz hochzutragen versuchten. Wegen des Schweigegebotes während der Nachmittagruhe hat die Anstalt an manchen Zeitpunkten wohl eher einem mittelalterlichen Kloster geglichen, eine wohltuende Ruhe hat dann zeitweilig die begeisterten Stimmen der Jungen in dem Schloßhof ersetzt. Es sieht aus, daß sich die Alliierten in diesem Bereich ein falsches Bild der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten gemacht, bzw. ihr eigenes Verhalten möglicherweise auf den Nationalsozialisten projektiert haben.

Der Ostbau mit der Kapelle um 1900

Die Uniform

Die Anstaltsuniform Der Waffenrock
Die lange braunolive Hose
Das Braunhemd mit schwarzem Schlips
Die schwarzen Schuhe
Die Sportbekleidung Das Sporthemd mit kurzer Hose
oder Der Trainingsanzug mit Sportschuhen
Der Drillichanzug Der graue Waffenrock
Die Reithose
Die grauen Socken
Die genagelten Bergschuhe
oder Die Schnürschuhe
Das graue Schiffchen
oder Die Schirmmütze

Der Tagesablauf

Uhrzeit Aktivität Räumlichkeit Bemerkung
6.00 Uhr Wecken und Frühsport Für den Ablauf hatte der Hundertschaftsführer zu sorgen
Körper-, Uniform-, und Schuhpflege
7.15 Uhr Morgenappell Schloßhof In der Anstaltsuniform
anschließend Frühstück Großer Speisesaal Milchsuppe mit Einlagen aus Obst und Haferflocken
8.00 Uhr Fünfstündiger Unterricht Zimmer des Zuges Nach den Lehrplänen des preußischen Realgymnasiums
mit einer Pause von 20 Minuten Schloßhof Zwischen der zweiten und dritten Unterrichtsstunde
13.00 Uhr Mittagessen Großer Speisesaal Suppe, Hauptgang mit Gemüse oder Salat, Nachspeise
14.00 Uhr Ruhe Mit unbedingtem Schweigegebot
14.30 Uhr Nachmittagsdienst In Sportkleidung, oder im Drillichanzug
16.30 Uhr Waschen und Umziehen In Anstaltsuniform zur Teestunde im Speisesaal
17.00 Uhr Studierzeit Studierzimmer Mit einem Jungmann aus meinem Zug teilte ich ein Studierzimmer
19.15 Uhr Abendessen Großer Speisesaal
20.15 Uhr Weltanschauliche Schulung Schulungen und Buchbesprechungen mit anschließender Diskussion
21.30 Uhr Waschen und Zähneputzen Wasch- und Duschräumen Im großen Schlafsaal standen die Jungmannen an ihren Betten und tauschten ein Gute Nacht aus
22.00 Uhr Bettruhe Schlafsaal Das war der Zeitpunkt für die absolute Bettruhe

Während des Nachmittagsdienstes wurde jeder Zug vereinzelt, dem festgelegten Stundenplan entsprechend, zu einer Aktivität, zur Sportausübung, zum „Schießen mit gleichzeitiger Waffenkunde“, oder in die Geländeausbildung abgeschickt. Dabei wurde gesungen. Das Lieblingslied der Jungs war das Lied aus dem Jugendfilm Kopf hoch Johannes.

Schreibfeder.png

Unsere jungen Herzen sich vereinen,
Vaterland, in Liebe stets zu Dir.
Unsere Losung heißt, mehr sein als scheinen
und getreu der Losung leben wir.

Victor de Kowa, „Kopf hoch Johannes!“, Oranienstein an der Lahn, 1940
Die Wolfsschlucht.

Der Sonntagmittag

Zum Sport am Nachmittag gehörten Leichtathletik, Geräteturnen, Schwimmen, und Schilaufen, also keine Wehrsporte. Nach dem Sport am Sonntagmorgen hatten die Jungmannen an diesem Tag ab 14.30 bis 18.30 Uhr frei. Der Jungmann Dürrschmidt erzählt, wie manchmal ein Fahrradausflug in das etwa 25 km entfernte Kufstein unternommen wurde, wo dann die zur Verfügung stehende Zeit „gerade zu einer Eispause reichte“. Weiterhin wurden von den Napolaschülern in der Wolfsschlucht, an der Nordwestseite des Schloßberges, oft „Indianerspiele nach Karl May“ veranstaltet. Einmal wurde dabei „vergessen“, daß ein Bauernhof nicht unbedingt einen Pferdeverleih darstellt, als von den Jungmannen sattellose Pferde zu einem wilden Ritt „aus der Koppel des Bauernhofes am Fuß des Schloßberges entführt“ wurden. Am nächsten Tag wurden sie sich dieser Tatsache bald wieder bewußt, als „der Verwalter des zum Schloß gehörenden Hofes“ bei der Anstaltsleitung über ihr Verhalten geklagt hatte, und eine Ertüchtigung „prompt erfolgte“.

Die Geländeausbildung

Besonders positiv bewertet Karl Dürrschmidt den Geländedienst.

Schreibfeder.png

Für die Nachkriegsereignisse war besonders diese Ausbildung für mich
von größter Bedeutung, ich möchte sogar behaupten: überlebenswichtig.

Karl Dürrschmidt, „Mit 15 in den Krieg“, Seite 17

Er beschreibt wie während der Kartenkunde, und bei dem Umgang mit Kompaß und Entfernungsschätzen den Napolaschülern Fähigkeiten vermittelt wurden, die sie die am Wochenende abgehaltene Tag- und Nachtmärsche überstehen ließen. Jungmannen hatten selber Geländespiele, die sich manchmal über das ganze Wochenende erstreckten, inklusive die Übernachtung, zu planen. Für den Transport der Zelte stand der anstaltseigene Lastwagen und dessen Fahrer zur Verfügung. Bei einer getrennten Planung wurden von „Angreifern“ und „Verteidigern“ jeweils ihre eigenen Vorbereitungsmaßnahmen getroffen. Der ganze Vorgang wurde von einem Erzieher beobachtet. Mit der Tierkunde, und der Wirkung der Heilpflanzen, so muß man aus erster Sicht aus der Beschreibung des Jungmannes Dürrschmidt schließen, wurden die Schüler nicht bekannt gemacht.

Der Unterricht

Insgesamt 25 Unterrichtsstunden soll der Lehrplan umfaßt haben. Im Buch „Mit 15 in den Krieg“ ist die Rede von Fächern wie Latein, Englisch, und Geschichte. Während also in Ländern wie Großbritannien und den Vereinten Staaten Amerikas deutschsprachige Personen als verdächtig galten, wurde an den deutschen Erziehungsanstalten, auf jedem Fall in Neubeuern, die englische Sprache unterrichtet. „Es standen eigene Räume für den Musik-, Kunst-, Physik-, und Chemieunterricht zur Verfügung“, so meldet der Verfasser, zugleich Augenzeuge, weiterhin.

Als Lehrer werden genannt Dr. G., Sport- und Lateinlehrer, der 1936als Olympiatrainer für den Laufsport eingesetzt“ worden war [1], sowie der stellvertretende Anstaltsleiter, zudem Englisch- und Geschichtslehrer, aus Bremen [2]. Lehrer wurden also nicht notwendig aus Anstaltsnähe einbezogen, der Vorwurf, er könne wegen der alliierten Angriffe aus seiner Heimatstadt in die oberbayerische Anstalt umgezogen sein, läßt sich nicht beweisen, er hätte dann leichter in die bis Ende März 1945 fortgeführte Nationalpolitische Erziehungsanstalt Emsland umziehen können.

Jeweils wohnten die Erzieher mit ihren Frauen und Kindern in der Burganlage [3], und kamen wie die Napolaschüler in Uniform [4]. „Mit Ausnahme des Kunsterziehers, der täglich in die Schule von auswärts einpendelte. Mit seiner Mähne und dem Spitzbart entsprach er ganz und gar nicht den militärischen Gepflogenheiten der Anstalt“. In Bürgerbekleidung an einer Nationalpolitischen Erziehungsanstalt die Jungmannen zu unterrichten war im Dritten Reich also außergewöhnlich, jedoch möglich.

Ein ehemaliger Jungmann als Zeitzeuge

Nicht nur zu seiner ehemaligen Anstalt weiß Karl Dürrschmidt späteren Generationen Wissenswertes zu vermitteln, er wurde zudem Augenzeuge so manchen Umstandes seiner bewegten Zeit. Die Hilfeleistung der Jungmannen in Rosenheim, nach dem alliierten Bombenangriff; die Witterungsverhältnisse, und die darauf angepaßte Bekleidung, während der Ausführung des Sonderauftrags vom 6. bis 8. April 1945 in Amberg; seine Berichterstattung zu diesen Geschehnissen enthält aus der Hinsicht der Geschichtserforschung so manche Besonderheit. „An den ersten Maitagen des Jahres 1945 hatte es noch einmal kräftig geschneit[5], eine Aussage, mit der möglicherweise einem Gefühl Ausdruck verliehen wird, die Natur habe die Trümmerhäufen Deutschlands noch einmal mit einer zarten weißen Decke verhüllen wollen; aus wissenschaftlicher Hinsicht gerade eine bemerkenswerte Mitteilung.

Dazu kommen die Eindrücke, die er von den wenigen in Amberg verbrachten Tagen behalten konnte, so die Warnung des dortigen Majors, „mit größter Eile das gefährdete Gebiet in Amberg zu verlassen“; „Hatte der Major den bevorstehenden Luftangriff nur vermutet, oder wo war die Quelle seines Wissens?“.[6] Die Beschreibung der Anreise nach Amberg, sowie des Rückweges nach Neubeuern, umfaßt Informationen zu alliierten Tieffliegerangriffen auf Personenzüge, Schienenersatzverkehr im Raum Regensburg-München, zu Angriffen auf Bahnhöfen, zu den Wehrmachtsvorräten in München, und zu vielen Umständen mehr. In Verbindung mit den Gegebenheiten zu dem Angriff auf Cham, wo am 18. April der Lehrer Ludwig Schwan starb, kann sich des alliierten Vormarsches im bayerischen Raum eine Vorstellung gemacht werden. Deutlich zeigt sich heraus, Lebensmittel waren vorhanden, und das Reisen mit dem Zug war, wenn es auch gefährlich war, möglich. Das Dritte Reich funktionierte, trotz der immensen Beschwernisse, bis zur letzten Stunde. Der völlige Zusammenbruch kam nicht bevor, sondern mit der angeblichen „Befreiung“.

Liste der Jungmannen

Fünfter Zug

Bemerkungen

  • Im Buch werden zudem zwei sudetendeutschen Schüler, obwohl namentlich nicht vollständig, genannt, mit denen die Reise von Rimsting am Chiemsee nach Wintersgrün, dem Geburtsort Karl Dürrschmidts, im Juni 1945 zu Fuß begangen wurde. Hans Cz. konnte wegen einer Erkrankung die Wanderung bis Cham (Oberpfalz) mitmachen, Heinz G. wurde ab Wintersgrün bis zu Chodau von Dürrschmidt begleitet, wanderte ab dort alleine in Richtung seines Heimatortes Neudek. Ob sie dem fünften Zug gehörten, ist nicht klar.
  • Während des Fußmarsches von Amberg nach Schwandorf, einer Teilstrecke des Rückweges nach Neubeuern, am Abend des 8. April 1945, bekommt der Leser einen Einblick in die an dem derzeitigen Sonderauftrag beteiligte Gruppe.[7] Ein „Kamerad aus dem Elsaß befürchtete, angesichts der Zustände lange nicht mehr nach Hause fahren zu können“, und „den aus dem Vogtland plagten Gedanken, daß die Russen seine Heimat früher als die Amerikaner erreichen könnten“. Weiterhin gab es Teilnehmer aus Oberschlesien und Ostpreußen, die „hatten nichts mehr von den Müttern und den Geschwistern gehört, ...fragten sich, ob sie geflüchtet oder in die Hand der Russen gefallen waren“. Wie im Bezug auf die Erzieher muß man auch hier darauf schließen, daß Schüler aus dem ganzen Reichsgebiet aufgenommen wurden. Kameraden aus Ostpreußen und Oberschlesien wurden möglicherweise wegen des Vormarsches der Roten Armee noch auf die Neubeurer Anstalt umgesiedelt. Das traf auf den Kameraden aus dem Vogtland nicht zu, auch nicht auf einen Kameraden aus Niedersachsen, der wie der Lehrer aus Bremen in die Anstalt in Haselünne hätte umziehen können.
  • Eine vollständige Liste der Anfang 1945 auf der Anstalt Neubeuern verbleibenden Jungmannen läßt sich aus dem Buch Karl Dürrschmidts nicht hervorheben, das Buch ist dazu auch nicht erdacht. Wegen der Zahl der Züge[8], sowie der Zahl der Jungmannen pro Zug, muß man auf ungefähr 96 zu diesem Zeitpunkt in Neubeuern studierende Schüler schließen. Bemerkenswert bleiben die Aussagen zu den Verhältnissen in ihren Heimatgauen. „Der Niedersachse ängstigte sich um seine blauäugige, blonde Mutter, die vielleicht jetzt schon von einem schwarzen Besatzer belästigt würde - ein Alptraum für ihn“. Diese Aussage möge etwas höhnisch klingen, die vorgeführten Ängste des Schicksalsgenossen könnten jedoch der Wahrheit entsprochen haben. Im Emsland, im Südwesten des 1945 noch zu bildenden, späteren Bundeslandes Niedersachsen, hielten im April 1945 die britischen Truppen ihren Einmarsch, gefolgt von polnischen Divisionen ihrer „Rheinarmee“. Dabei wurde die Bevölkerung Vergewaltigungen und Plünderungen ausgesetzt [9]. Ob dabei Negersoldaten an der Spitze der alliierten Kräfte standen ist nicht bekannt, zu diesem Thema liegen keine Untersuchungen vor. Die Angst des „Niedersachsen“ aber war nicht auf Gerüchten, oder auf „rassistischen Gedanken eines verbrecherischen Regimes“, sondern auf reinen Tatsachen begründet.

So sind auf jedem Fall die Ängste so manchen NPEA-Schülers in den letzten Kriegswochen bestätigt worden. Die Anstalt in Neubeuern gehörte zu den letzten funktionierenden Erziehungsanstalten im Dritten Reich. Mit dem Verlassen des Schlosses Neubeuern seitens der letzten Züge und dem Umziehen in ein provisorisches KLV-Lager in Rimsting am Chiemsee am 26. April 1945 wurde wahrscheinlich nicht nur der „Nationalpolitischen Erziehungsanstalt Neubeuern“, sondern der ganzen Geschichte der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten ein Ende gesetzt.

Bildergalerie

Obwohl viele Jahre später gemacht, sollten diese Bilder einen Eindruck der ehemaligen Napola-Anlage vermitteln, so wie sie um 1940 ausgesehen hat. Der Blick nach Westen muß von den Jungmannen oft beobachtet worden sein, als sie in Richtung Raubling, zum Bahnhof, den Schloßberg hinunter liefen. Am alljährlich auf dem Markt in Neubeuern mit einem Aufmarsch und Fanfarenzug gefeierten Führergeburtstag konnten die Schüler hochschauen, und die Anlage sehen, wie auf dem zweiten Bild. Das Tor auf dem dritten Bild dient der Unterquerung der Burg, von der Nordseite, wo man bei der Rückkehr vom Bahnhof eintrifft, zur Südseite, wo sich eine Terrasse mit Blick auf Neubeuern, und der Schloßhof befinden. Beide sind zum Privatgelände geworden und deshalb nicht mehr zugänglich. Die Innenseite der Burganlage läßt sich nur auf im Weltnetz vorhandenen Bildern anschauen, wer die alten Bilder mit den Modernen vergleicht, wird bemerken, wie z. B. der Speisesaal von Entstuckung betroffen ist. Studierzimmer und Zimmer der Züge sind wohl nicht mehr aufzufinden. Im übrigen war Karl Dürrschmidt von Januar bis April in der Anstalt, also vor dem Laubaustrieb, und hat er die Anlage vornehmlich schneebedeckt vorgefunden.

Siehe auch

Literatur

  • Karl Dürrschmidt, „Mit 15 in den Krieg“, Leopold-Stocker-Verlag Graz 2004, ISBN 3-7020-1079-3

Fußnoten

  1. Seite 16
  2. Seite 47
  3. Seite 47
  4. Seite 14
  5. Seite 53
  6. Seite 38
  7. Seite 39
  8. Seite 47
  9. Dazu liest man hier mehr.