Nestor, Harry
Harry Nestor, auch Nestor Ariani, gebürtig Franz Harry Pridun (geb. 11. Mai 1893 in Wien, Österreich-Ungarn; gest. 11. November 1969 in Wien, Österreich) war ein Filmschauspieler in Deutschland und Frankreich von russischen Eltern.
Leben
Nach dem Ersten Weltkrieg stand Harry Nestor - wie so viele Frontkämpfer - einem Leben gegenüber, für das er nichts mitbrachte. Er versuchte sich in allen möglichen Berufen und kam als Kunstreiter bei einem Zirkus 1920 nach Berlin.
Harry Nestor beschloß eines Tages Schauspieler zu werden und ging zu der Filmgesellschaft Rex-Film, wo man in ihn auch organisatorische Talente entdeckte, so daß er bei dieser Firma 1921 zum Produktionsleiter arrivierte. In dieser Zeit entstand der erste Film ohne Zwischentexte, „Scherben“ und ein Film nach Émile Zolas „Paradies der Damen“, in dem die Produktionsfirma Außenaufnamen in Paris herstellte. Diese Aufnahen waren die ersten ausländischen Außenaufnahme nach dem Ersten Weltkrieg.
Neben seiner Tätigkeit bei den Rex-Filmen spielte er in zahllosen Filmen bei anderen Firmen, in einer Nat Pinkerton Detektivserie, in den avantgardistischen Filmen „Stadt in Sicht“ (1923) und „Das Haus ohne Lachen“ (1923) und in etlichen Wiener-Filmen. Dann kamen große Vorbereitungen für einen neuen Film bei der Rex, „Karl XII"“ der aber dann von einer schwedischen Firma übernommen wurde, und für den in London gedrehten Lilian-Harvey Film „Eine Nacht in London“ (1928).
Nach der Liquidierung der Rex-Film kamen ihm die bei dieser Firma angebahnten ausländischen Beziehungen und seine Sprachkenntnisse - er sprach Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch und Russisch perfekt - zugute; es kam ein Film in Italien bei Carmine Gallone „S.O.S. Schiff in Not“ (1929) und in Paris bei Marcel L’Herbier „Nuits de Prince“ („Balalaikanächte“) (1930).
Nach seinem ersten deutschen Tonfilmen „Armer Gigolo“, „Zwei Menschen“ usw. kam eine Einladung nach Paris, wo er dann bis 1933 blieb und wirklich große Erfolge in den Filmen der bedeutenden französischen Regisseure, wie Jacques Feyder, Marcell L’Herbier, Mauriv Tousneur und Jean Greville, erringen konnte; von seinen zahlreichen französischen Filmen wie „Visages oublies“, „Tortures“, L’enfant’ d’amour“, „Au nom de la loi“, „Le grand jeu“, „Pension Mimosa“, „La lionne“, kamen ja auch zwei nach Wien, „Das große Spiel“ („Le grand jeu“) und „Die Dame mit den weißen Handschuhen“ („Au nom de la loi“); es folgte dann noch ein Film in London, „Themau from chicago“.
Mit dem Einsetzen der deutschen Emigration in Frankreich wurde seine Stellung in Paris systematisch umterminiert und er kehrte in seine Heimatstadt Wien zurück. Er wurde als Sohn russischer Eltern in Wien geboren und war österreichischer Frontkämpfer; trotzdem hatte er bei seinen Heimkehr zunächst nervenaufreibende Schwierigkeiten mit seiner österreichischen Staatsbürgerschaft zu überwinden und nur die treue Kameradschaft der Aufnahmeleiter, die ihretwegen mit ihren jüdischen Auftraggebern Schwierigkeiten hatten, hat sich in den bitteren Jahren der Systemzeit über Wasser gehalten; er war schließlich in Paris ein anerkannter Darsteller mit Namen und Wien bot ihm ja kein richtiges Bestätigungsfeld, nur lauter kleiner Sachen, um gerade das Leben zu fristen.[1]
Filmographie
- 1920 Der Totenkopf
- 1921: Scherben
- 1921 Das Achtgroschenmädel, Teil 1
- 1921 Das Geheimnis der Mumie
- 1921 Das Kind der Strasse, 1. Teil
- 1921 Das Kind der Strasse, 2. Teil
- 1921: Der Stier von Olivera
- 1921 Eines großen Mannes Liebe
- 1921 Großstadtmädels - 1. Teil
- 1922 Aus den Erinnerungen eines Frauenarztes - 1. Fliehende Schatten
- 1922 Aus den Erinnerungen eines Frauenarztes - 2. Lüge und Wahrheit
- 1922 Zum Paradies der Damen
- 1923 Das Haus ohne Lachen
- 1923: Stadt in Sicht
- 1924 Jedermanns Weib
- 1924 Moderne Ehen
- 1924 Zirkus Brown
- 1925 Die große Gelegenheit
- 1925 Entsiegelte Lippen
- 1925 Pension Groonen
- 1925 Zapfenstreich
- 1926 Der Stolz der Kompagnie
- 1926 Die Waise von Lowood
- 1926 Überflüssige Menschen
- 1926 Unser täglich Brot
- 1927 Der Sieg der Jugend
- 1927 Die elf Teufel
- 1927 Dr. Bessels Verwandlung
- 1927 Gehetzte Frauen
- 1927 Lützows wilde verwegene Jagd
- 1927 Zwei unterm Himmelszelt
- 1928 Eddy Polo im Wespennest
- 1928 Eine Nacht in London
- 1928 Geschlecht in Fesseln
- 1929 Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
- 1929 Das Geständnis der Drei
- 1929 Der Mann mit dem Laubfrosch
- 1929 S.O.S. Schiff in Not
- 1930 Alimente
- 1930 Der Mann im Dunkel
- 1930 Die zärtlichen Verwandten
- 1930 Gigolo
- 1930 Nuits de princes
- 1930 Zwei Menschen
- 1931 Arme, kleine Eva
- 1931 Die Frau von der man spricht
- 1931 Drei Tage Liebe
- 1931 Hilfe! Überfall!
- 1932 Au nom de la loi
- 1932 Die nackte Wahrheit
- 1932 Großstadtnacht
- 1932 Maître chez soi
- 1933 Mirages de Paris
- 1934: Die letzte Etappe (Le Grand Jeu)
- 1934 Une fois dans la vie
- 1935 Spiel in Monte Carlo
- 1936 Burgtheater
- 1936 Manja Valewska
- 1944 Der gebieterische Ruf
- 1948 Die Schatztruhe