Olympische Spiele 1912

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Stockholm 1912: Der Einzug der schwedischen Turner unter den Augen der begeisterten Königsfamilie in das aus Granit und Backstein im gotischen Stil erbaute Stadion von Stockholm

Die Olympischen Spiele 1912 (offiziell Spiele der V. Olympiade genannt) fanden vom 5. Mai bis zum 27. Juli 1912 in Stockholm, Schweden statt. Die Eröffnungsfeier fand am 6. Juli und die Schlußfeier am 22. Juli 1912 statt. An den Sommerspielen haben 28 Mannschaften teilgenommen. Die offizielle Eröffnung wurde von König Gustav V. von Schweden vorgenommen. Insgesamt gingen 2.547 Athleten aus 28 Ländern, davon 57 Damen,[1] an den Start. Die Medaillen wurden bei 102 Wettbewerben in 16 Sportarten vergeben (nach anderen Quellen 18 Disziplinen und 14 Sportarten). Dazu gab es erstmals 5 Kunstwettbewerbe.

Geschichte

Fremdenverkehr-Plakat (Deutschland); am 28. Juni begannen die Schießwettbewerbe, am 29. Juni die Fußballspiele. Schon am 5. Mai 1912 begannen die Tennisausscheidungensspiele.
Einzug der deutschen Mannschaft mit Fahnenträger Karl Ferdinand Halt bei den Olympischen Sommerspielen 1912. Insgesamt waren 185 deutsche Athleten nominiert, davon 180 Männer und fünf Frauen.
Gedenkmüntzen zu den Olympische Spiele 1912

Die Wahrheit der Vergangenheit ist oft ein bitteres Lied. Wie grausame Verleumdung muß es den Enkeln erscheinen, daß Deutschland 1909 die Übernahme der Olympischen Spiele für 1912 ablehnte. Schweden sprang dafür freudig in die Bresche, und Stockholm, das nordische Venedig, wurde zum Schauplatz der V. Olympischen Spiele. Schweden war ein kleines Land. Es besaß nicht das Schwergewicht der Tradition, das die griechischen Spiele überglänzt hatte, aber es zeigte sich, daß auf dem kargen Boden zwischen Gebirgen und Seen ein starkes Volk wohnte, das erste Sportvolk der Erde. Hier ruhte der sportliche Gedanke nicht auf einer kleinen Schicht, sondern bildete einen Wesensbestandteil der Nation. Mitten in den Reihen der Sportleute marschierte wie in der alten Heldenzeit der König des Landes.

Mit der echten Begeisterung, die eine tiefe Liebe zu einer Sache erzeugt, wurden die Mittel in drei großen Lotterien für den Bau des Stadions zusammengebracht. Gesundes Gefühl und starker Heimatsinn sprachen aus der Gestaltung der Anlage. Zwischen Birken und Fichten sollte sich kein weißer Marmorbau gespenstisch erheben; aus Ziegeln und Granit formte der Wille des Baumeisters um den Kampfplatz eine gewaltige Ringmauer mit Bögen und Gewölben, aus der beherrschend zwei wuchtige Türme mit mächtigen Zinnen emporwuchsen.

Die Spiele

Die Ausströmungen der Umwelt schlugen sich in kühnen und großartigen Leistungen nieder, deren anspornendes Vorbild sich bald bemerkbar machte. Unter den bedeutungsvollen Vorgängen überzeitlicher Entwicklung steht das Auftreten eines finnischen Langstreckenwunders an führender Stelle. In H. Kolehmainen schickte das kleine finnische Volk seinen ersten großen Repräsentanten, der eine ebenso wunderbare wie einzigartige Nachfolgerschaft fand. Drei olympische Siege – über 5.000, 10.000 Meter und 8.000-Meter-Hindernislaufen – zeichneten vollauf das Bild seiner Großartigkeit. Die 5.000-Meter-Strecke wurde zum ersten Male in die Wettbewerbe eingereiht, und hier traf der Finne auf einen Gegner, den schon damals der Hauch eines Weltruhmes umwehte. Es war der Franzose Jean Bouin, der wahrhaft zu den großen Könnern gehörte, aber in der Stunde der Entscheidung auf einen noch größeren traf. Er führte das ganze Rennen in überlegener Haltung, bis der kleine sehnige Finne ihn im Endkampf niederrang. Die nackte Zeit von 14.36,6 spricht noch eindringlich über die Jahrzehnte hinweg. Olympische Glut strömte aus dem Zielbild des kanadischen Marathonsiegers Mac Arthur. Trompetenstöße kündeten der harrenden Menge die Ankunft des Siegers. Langsamen Schrittes strebte der Kanadier dem Ziele zu, drehte sich um den Pfosten und brach zusammen. Ein übermächtiger Geist hatte dem Körper den letzten Willen einer übernatürlichen Kraft aufgezwungen.

Tragik umwitterte das Schicksal des Zehnkampfsiegers Thorpe (Amerika). Als Halbblutindianer war er der erste olympische Sieger der farbigen Rassen, die von nun an stärker und stärker den weißen Völkern die Sitze streitig machten. Bei der Preisverteilung pries ihn der schwedische König als den wunderbarsten Athleten der Welt. Ein Nachspiel raubte ihm den olympischen Sieg, da er sich früher im Baseball als Berufsspieler betätigt hatte. Als echter Vorläufer der japanischen Schwimmwunder rauschte Kahanamoku über die 100-Meter-Bahn und leitete die Umwälzung des Kraulstils in Europa ein. Mit hoher Achtung gedenkt die olympische Geschichte der deutschen Leistungen in diesem Jahr. Es ist nicht möglich, alle anzuführen, aber der einzelne ist nur ein Zeuge für das Leistungsniveau der Gesamtheit. Hans Liesche und Hanns Braun waren Könner von Weltformat, denen zum Sieg allein der letzte Hauch des Glückes fehlte. Liesche schaffte im Hochsprung 1,91 Meter, während der Amerikaner Richards mit 1,93 Meter Sieger blieb. Hanns Brauns Leistung war mit dem zweiten Platz über 400 Meter in 48,3 s nicht erschöpft. Er war der ideale Vorkämpfer der Leichtathletik schlechthin, dessen Leben in Vollkommenheit mit dem Fliegertod in Flandern abschloß.

Einzigartig blieb ist der Triumph, den der deutsche Schwimmsport seinem Vaterlande bescherte. Im 200-Meter-Brustschwimmen und im Kunstspringen blieben je drei deutsche Kämpfer an der Spitze. W. Bathe, W. Lützow und M. Malisch sowie P. Günther, H. Luber und K. Behrens erlebten mit heißem Herzen das Hissen der stolzen Fahne Schwarzweißrot an allen drei Flaggenmasten.

Ein unvergeßliches Bild, Denkmal der Vergangenheit, Mahnmal der Gegenwart und Zukunft zugleich.

Medaillenspiegel

Plazierung, Nation, Gold, Silber, Bronze und Gesamtmedaillenanzahl:

Fußnoten

  1. Nach anderen Quellen waren es 2.359 und 48 Damen.

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