Kleist, Ewald von (1881)
Paul Ludwig Ewald von Kleist ( 8. August 1881 in Braunfels an der Lahn; November 1954[1] in Wladimirowka, Archipel Gulag ermordet) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalfeldmarschall des Heeres, Befehlshaber einer Heeresgruppe und Schwerterträger des Zweiten Weltkrieges.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Kleist war Angehöriger des Adelsgeschlechts Kleist und Sohn des Studienrates Christof Hugo von Kleist.
Militär
Ewald von Kleist trat am 9. bzw. 13. März 1900 als Fahnenjunker in das Feld-Artillerie-Regiment „Generalfeldzeugmeister“ (1. Brandenburgische) Nr. 3 ein. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 18. August 1901 zum Leutnant befördert, sein Patent wurde dabei auf den 19. August 1900 datiert. Danach wurde er in seinem Regiment als Batterieoffizier eingesetzt.
Vom 1. Oktober 1909 bis 30. September 1910 war er am Königlich Preußischen Militär-Reitinstitut, vom 1. Oktober 1910 bis 22. Juli 1913 war er an der Preußischen Kriegsakademie kommandiert. Am 22. März 1914 wurde er als Rittmeister zum 1. Leib-Husaren-Regiment Nr. 1 versetzt.
Erster Weltkrieg
Im Ersten Weltkrieg nahm er an der Schlacht bei Tannenberg teil und wurde von 1915 bis 1918 als Stabs- und Truppenoffizier an der Westfront verwendet.
Zwischenkriegszeit
Kleist trat 1919 in ein Freikorps ein. Im Baltikum führte er die Angriffsgruppe der Eisernen Division während der Schlacht von Wenden. 1920 wurde er in die Vorläufige Reichswehr übernommen. Ab 1924 war er als Taktiklehrer an der Kavallerieschule in Hannover tätig, bevor er 1928 als Chef des Stabes zur 2. Kavallerie-Division nach Breslau versetzt wurde. Dieselbe Position hatte er anschließend von 1929 bis 1931 bei der 3. Division in Berlin inne. Der inzwischen zum Oberst beförderte Kleist wurde 1931 Kommandeur des 9. (Preußischen) Infanterie-Regiments in Potsdam und mit Beginn des Jahres 1932 Kommandeur der 2. Kavallerie-Division. Im Oktober 1932 erfolgte in dieser Stellung die Beförderung zum Generalmajor.
Seit der Enttarnung der Verbände 1935 trug er den Titel des Befehlshabers im neugebildeten Wehrkreis VIII und Kommandierenden Generals des VIII. Armeekorps. Am 1. August 1936 wurde er als solcher zum General der Kavallerie befördert. Im Februar 1938 wurde von Kleist im Zusammenhang mit den Vorgängen während der Blomberg-Fritsch-Affäre aus dem Dienst verabschiedet, wobei er die Erlaubnis zum Tragen der Uniform des 8. Kavallerie-Regiments erhielt. Zur Sicherung seines Ruhestands erwarb er anschließend ein Gut bei Breslau.
Zweiter Weltkrieg
Von Kleist wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges reaktiviert und war mit seinen Panzertruppen maßgeblich an den deutschen Siegen im Westfeldzug 1940 und auf dem Balkan beteiligt.
1943 wurde er zum Generalfeldmarschall befördert, aber 1944 nach schweren Rückschlägen des Kommandos enthoben und durch Ferdinand Schörner ersetzt. Vor den anrückenden Bolschewisten mußte Kleist von seinem Landgut in Schlesien fliehen.
Kriegsgefangenschaft
In Niederbayern ereilte ihn die Rache der VS-amerikanischen „Befreier“, die ihn am 25. April 1945 in Mitterfels bei Krenzkirchen gefangennahmen. Zuerst wurde er gemeinsam mit Generalleutnant Josef Rußwurm den Briten übergeben, die ihn ausführlich im Kriegsgefangenenlager Trent Park verhörten. Anschließend wurde er am 31. August 1946 völkerrechtswidrig an Tito ausgeliefert. In einem Schauprozeß nach Stalin'scher Machart wurde er in Jugoslawien zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt und 1948 an die Sowjetunion ausgeliefert. Dort wurde er 1952 erneut zu 10 Jahren Lager verurteilt, u. a. wurde er für schuldig befunden, „das Volk der Sowjetunion durch Freundlichkeit und Großzügigkeit entfremdet“ zu haben.[2]
Von Kleist erlebte 30 verschiedene Konzentrationslager, zu dessen Gefangenen unter anderem auch Generalfeldmarschall Friedrich Paulus, der letzte Berliner Wehrmachts-Stadtkommandant General der Artillerie Helmut Weidling, der letzte Oberbefehlshaber des Heeres Ferdinand Schörner und der Chef von Hitlers Leibwache SS-Gruppenführer Johann Rattenhuber gehörten.
Tod
Generalfeldmarschall Paul Ludwig Ewald von Kleist starb im November 1954 im Archipel Gulag (Lager Wladimir) als der Offizier mit dem höchsten Dienstgrad in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.[3] Ob die Russen ihn einfach zu Tode schindeten oder vor der Entlassung als Spätheimkehrer ermordeten, ist unbekannt.
Ruhestätte
Er wurde von den Russen anonym beigesetzt, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist es bis dato (Stand: 2017) nicht gelungen, die sterblichen Überreste zu bergen und auf eine vom Volksbund errichtete Kriegsgräberstätte zu überführen.
Wehrmachtberichte
Ewald von Kleist wurde insgesamt zehnmal im Wehrmachtbericht genannt:
- 10. April 1941
- 13. April 1941
- 26. August 1941
- 27. August 1941
- 11. Oktober 1941
- 12. Oktober 1941
- 22. November 1941
- 30. Mai 1942
- 19. August 1943
- 9. Oktober 1943
Auszüge
13. April 1941 | Wie bereits durch Sondermeldung bekanntgegeben, besetzten deutsche Truppen unter Führung des Generalobersten von Kleist am frühen Morgen des 13. April die serbische Hauptstadt und Festung Belgrad von Süden her, nachdem am 12. April nachmittags eine kleine Abteilung der SS-Division „Reich" unter Führung des Hauptsturmführers Klingenberg von Norden her über die Donau in die Stadt eingedrungen war und die deutsche Flagge auf der deutschen Gesandtschaft gehißt hatte. Im Raum um Agram setzten Truppen des deutschen Heeres ihre Bewegungen planmäßig fort. Bei Karlstadt stellten sie die Verbindung mit den italienischen Kräften her. Die Zahl der bei Agram gemachten Gefangenen beträgt nach den bisherigen Meldungen: 22 Generale, darunter zwei Armeeführer, 300 weitere Offiziere und 12000 Mann. Außerdem wurden etwa hundert Geschütze, zehn Flugzeuge, zahlreiche Munitions- und Treibstofflager sowie eine noch nicht zu übersehende Menge an Infanteriewaffen und anderem Kriegsgerät erbeutet. Die ungarischen Truppen haben nördlich Osijek sowie zwischen Donau und Theiss die feindlichen Grenzbefestigungen durchstoßen und befinden sich in weiterem Vorgehen. In Südserbien vollzog sich der Vormarsch nach Überwindung örtlichen Widerstandes versprengter serbischer Truppenteile planmäßig. Die Luftwaffe bekämpfte im Südostraum auch gestern kriegswichtige Ziele mit stärkstem Erfolg. Sie zerstörte auf Flugplätzen in Bosnien und in der Herzegowina insgesamt 39 feindliche Flugzeuge. Im Raum um Belgrad gelang es, Transport- und Materialzüge durch Bombenwurf zu vernichten und Marschkolonnen zu zersprengen. |
11. Oktober 1941 (extra) | Die Schlacht am Asowschen Meer ist abgeschlossen. Im Zusammenwirken mit der Luftflotte 4 des Generaloberst Löhr hat die Armee des Generals der Infanterie von Manstein, die rumänische Armee des Korpsgenerals Dumitrescu und die Panzerarmee des Generaloberst von Kleist die Masse der 9. und 18. sowjetischen Armee geschlagen und vernichtet. |
12. Oktober 1941 | Wie die gestrige Sondermeldung bekanntgab, ist die Schlacht am Asowschen Meer abgeschlossen. Im Zusammenwirken mit der Luftflotte des Generaloberst Löhr hat die Armee des Generals der Infanterie von Manstein, die rumänische Armee des Korpsgenerals Dumitrescu und die Panzerarmee des Generaloberst von Kleist die Masse der 9. und 18. sowjetischen Armee geschlagen und vernichtet. |
Auszeichnungen (Auszug)
Erster Weltkrieg
Beförderungen
- Eintritt in die Armee als Fahnenjunker (9. bzw. 13. März 1900
- Fähnrich (18. Oktober 1900)
- Leutnant (18. August 1901)
- Oberleutnant (27. Januar 1910)
- Rittmeister (22. März 1914)
- später in Hauptmann umbenannt
- Major (1. Februar 1922)
- Oberstleutnant (1. Dezember 1926)
- Oberst (1. Oktober 1929)
- Charakter als Generalmajor (1. Januar 1932)
- Kommandeur der 2. Kavallerie-Division (Reichswehr)
- Generalmajor (1. Oktober 1932)
- Generalleutnant (1. Oktober 1933)
- General der Kavallerie (1. August 1936)
- aus dem aktiven Dienst verabschiedet (28. Februar 1938)
- zur Verfügung des Heeres (1. Juli 1938)
- Wiedereintritt in den aktiven Dienst (26. August 1939)
- Generaloberst (19. Juli 1940)
- Generalfeldmarschall (1. Februar 1943)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Bayerischer Militärverdienstorden, IV. Klasse mit Krone
- Hanseatenkreuz Hamburg
- Kgl. Preuss. Dienstauszeichnungskreuz
- Österreichisches Militärverdienstkreuz, III. Klasse mit Kriegsdekoration
- Ehrenritter des Kgl. Preuss. Johanniter-Ordens, 1917
Drittes Reich
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Rechtsritter des Johanniter-Ordens, 1935
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse am 2. Oktober 1936
Zweiter Weltkrieg
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum EK II: 17. September 1939
- Spange zum EK I: 27. September 1939
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Großkreuz des Ungarischen Verdienstordens mit Schwertern
- Militärorden „Michael der Tapfere“ III., II. und I. Klasse
- III. Klasse am 16. Juli 1942
- II. und I. Klasse am 6. Oktober 1942
- Militärorden von Savoyen, Komturkreuz am 30. Juli 1942
- Zehnmalige namentliche Nennung im Wehrmachtbericht
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern[4]
- Ritterkreuz am 15. Mai 1940 als General der Kavallerie und Kommandierender General des XXII. Armee-Korps (Panzergruppe „von Kleist“)
- Eichenlaub am 17. Februar 1942 (72. Verleihung) als Generaloberst und Befehlshaber der 1. Panzerarmee
- Schwerter am 30. März 1944 (60. Verleihung) als Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A (direkte Verleihung; Kleist erhält die Schwerter aus der Hand Adolf Hitlers)
Verweise
Fußnoten
- Geboren 1881
- Gestorben 1954
- Deutscher Generalfeldmarschall
- Deutscher Adliger
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Freikorps-Mitglied
- Generalfeldmarschall (Heer der Wehrmacht)
- Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe (Heer der Wehrmacht)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Hanseatenkreuzes (Hamburg)
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (IV. Klasse)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern
- Träger des Militärordens „Michael der Tapfere“
- Erwähnung im Wehrmachtbericht
- Rechtsritter (Johanniterorden)
- Ehrenritter (Johanniterorden)
- Kriegsgefangener
- Generalleutnant (Reichswehr)
- Oberbefehlshaber einer Armee (Heer der Wehrmacht)
- Befehlshaber des Wehrkreises VIII (Heer der Wehrmacht)
- Rittmeister (Preußen)
- Rittmeister (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)