Pritzel, Klaus

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Wehrmachtbericht (14. Mai 1941): „Die Luftwaffe versenkte in der letzten Nacht im Seegebiet ostwärts Sunderiand 3 Handelsschiffe mit zusammen 14 000 BRT und bombardierte mehrere wichtige Häfen in Süd- und Mittelengland. Auf der Insel Malta griffen deutsche Kampffliegerverbände bei Tage und in der letzten Nacht wiederum den Flugplatz Lucca mit guter Wirkung an. Der Feind bombardierte mit schwachen Kräften in den gestrigen Abendstunden die Insel Helgoland. Militärischer Schaden entstand nicht. Es wurden lediglich Wohnhäuser zerstört und mehrere Zivilpersonen getötet oder verletzt. Flakartillerie schoß 2 der angreifenden britischen Kampfflugzeuge ab. Über dem Reichsgebiet fanden in der letzten Nacht keine Kampfhandlungen statt. Die Besatzung eines Aufklärungsflugzeuges mit Hauptmann Pritzel, Feldwebel Heinemann, Feldwebel Hoppe und Unteroffizier Haus zeichnete sich bei der Durchführung schwieriger Bildaufklärung über England besonders aus.“

Klaus Pritzel (Lebensrune.png 8. April 1913 in Burschen bei Zielenzig, Kreis Oststernberg; Todesrune.png 22. März 1974 in Rheydt bei Mönchengladbach,[1] Nordrhein-Westfalen) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Major der Luftwaffe, Aufklärungsflieger und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges sowie zuletzt Oberstleutnant der Luftwaffe der neu gegründeten Bundeswehr in der Nachkriegszeit.

Werdegang

Theodor Rowehl (Mitte) und Staffelkapitän Pritzel in Oldenburg im Herbst 1941, wo die Staffel an einem Auffrischungslehrgang teilnahm. Das verschaffte den Besatzungen nach erheblichen Verlusten eine Verschnaufpause von den nervenaufreibenden Frontflügen.
Von links: Generaloberst Keller, Hauptmann Klaus Pritzel und Hauptfeldwebel Linder an der Ostfront

Zwischen dem Polenfeldzug und dem Westfeldzug 1940 gehörten die Aufklärungsflieger zu den aktivsten Flieger der Luftwaffe. Pritzel war zu diesem Zeitpunkt Oberleutnant in der 4. (Fern-)Staffel/Aufklärungsgruppe 121, die der Luftflotte 1 unterstellt war. 1939 flog die 4. Staffel mit der Do 17 noch Aufklärung für die Luftwaffen-Lehr-Division über Nordpolen, 1940 dann für das V. Flieger-Korps mit He 111 und Ju 88 im Nordabschnitt der Westfront. Am 20. April 1940, nach einem Aufklärungsflug im Raum Saint-Dizier – Romilly-sur-Seine wurde Pritzels Ju 88 A-1 im Raum Ozolles, 60 km nordnordwestlich von Lion, von Hawker Hurricane der Royal Air Force abgeschossen. Pritzel gelang es, die schwer beschädigte Maschine ohne Fahrgestell zu landen (Bauchlandung), die Besatzung geriet daraufhin in französische Gefangenschaft, wurde aber im Juni 1940 von den siegreichen deutschen Truppen befreit. Ob er anschließend zur Staffel zurückkehrte, die bald darauf am Unternehmen „Adlerangriff“ teilnahm, oder Urlaub erhielt, ist unbekannt. Im Februar 1941 wurde die in Frankreich stationierte 2.(F)/Aufklärungsgruppe 121 in 2.(F)/Aufklärungsgruppe ObdL umbenannt, dessen Kapitän Hauptmann Pritzel als Nachfolger von Major Friedrich-Karl Prager ( 13. April 1943 als Oberstleutnant und Kommandeur der Fernaufklärungsgruppe 1) wurde.

Pritzel ging seinen Männern, wie Max Lagoda nach dem Kriege schrieb, väterlich, vorbildlich, tapfer und stets mit gutem Beispiel voran. Er machte es vor und seine Leute eiferten ihm nach. Die schwersten Aufträge flog Pritzel selbst mit seiner Chefbesatzung, Flugzeugführer Feldwebel/Oberfeldwebel Erwin Heinemann, Bordfunker Feldwebel/Oberfeldwebel Gerhard Hoppe und Bordschütze Unteroffizier/Feldwebel Heinz Haus. Hauptmann Pritzel selbst übernahm die Funktion als Beobachter, der gleichzeitig, aufgrund seines Dienstgrades, der Kommandant der Maschine war. Die Einheit verfügte über eigene Techniker und sogar eine Flugzeugwerft für jede Art der Reparatur bis zum Motorwechsel. Zur Verfügung standen Ju 88, einige Do 215, eine Ju 52 und ein Sportflugzeug, eine Focke-Wulf Fw 44 „Stieglitz“ – letzteres für die Flugzeugführer zur Übung und zum Kunstflug.

„Der 20.05.1941 konfrontierte Max Lagoda zum ersten Mal mit dem ganzen furchtbaren Ausmaß des Krieges. Er flog mit Ofw. Puls nach Cherbourg, wo eine Do 215 nach einem Feindflug notgelandet war. Der Bordfunker, Sepp Lindorfer, war im Luftkampf gefallen, die anderen drei Besatzungsmitglieder waren schwer verletzt und vorerst nicht einsatzfähig. Sepp Lindorfer hatte man bereits aus der havarierten Maschine geborgen, als Max Lagoda und Ofw. Puls sie inspizierten. Der Innenraum der Do bot ein entsetzliches Bild voller Blut, Fleischfetzen am Funkgerät und Bordfunkersitz, der Sitzfallschirm durchlöchert und blutgetränkt, die Stahlschutzplatten verbogen und ebenfalls durchlöchert. Die Außenhaut der Do von Einschußlöchern durchsiebt und es schien fast ein Wunder, daß sie noch bis Cherbourg gekommen war. Dieses Bild vor Augen verschlug Max Lagoda den Appetit und der Einsatzbefehl am nächsten Tag ließ ihn regelrechtkrank werden. Doch das alles half nichts – nun mußte er sich auch einreihen. Doch die ‚Neuen‘, zu denen auch Max Lagoda gehörte, wurden zunächst nur eingeteilt zur Vorbereitung. Dazu gehörte die Maschine startklar zu machen, nachdem man eine benannt hatte. Das Wetter bereitgelegt, der Kurs bestimmt und der Kompaßkurs und die Flugzeit berechnet. Die Taktik mußte fest-gelegt werden, d. h. wie das Ziel anzufliegen wäre. Der erste Wart bremste die Maschine auf Vollast ab und mußte sein OK geben, der Bild- und Waffenwart, sowie der Funk- und der Fallschirmwart mußten ebenfalls der Besatzung melden, daß alles in Ordnung wäre. Es erging der Auftrag: ‚Vom Hafen und der Stadt Glasgow ein Wirkungsbild zu machen‘. Diesen übernahm der Chef Hptm. Pritzel mit Heinemann, Hoppe und Haus selber. Startzeit war 04.00 Uhr. Die Besatzung wurde geweckt, bekam ein leichtes Frühstück und wurde zum Flugplatz gefahren. Sie legten Fallschirm und Schwimmweste an, überprüften nochmals alle Geräte und nahmen Kurs auf die Irische See. Die Maschine hielt zunächst den Kurs weit seitlich über das Ziel hinaus, um es dann aus taktischen Gründen von der anderen Seite aus anzufliegen. Glasgow wurde in einer Höhe von 7800 m angeflogen. Ab einer Höhe von 6500 m bildeten sich verräterische Kondensstreifen, sowohl bei den Aufklärern, wie auch bei den Jägern. Diese Maschinen mit einer vierköpfigen Besatzung waren für die Jäger eine leichte Beute. Man mußte sich also mit den vorhandenen Bordwaffen und einigen Tricks wehren. Hptm. Pritzels Staffelmaschine wurde von den Engländern schon beim Anflug entdeckt und durch Flak begrüßt. Die Flugplätze wurden vorgewarnt – auch Glasgow – und erste Jäger steigen auf. Es gelang Pritzel dennoch, sich bei wolkenlosem Himmel dem Hafen zu nähern und einige Aufnahmen zu machen. An einigen Stellen waren noch kleine Brände. Das plötzliche Verstummen der Flak zeigte an, daß sich jetzt Jäger dem Aufklärer näherten. Diese waren gefährlicher als die Flak und der Auftrag mußte sofort abgebrochen werden. Die Ju 88 drehte nach Nordosten ab und suchte das Weite, während die Jäger an ihr hingen. Sie gab per Funk JJJ und NO durch – d. h. fliegen Richtung Osten von drei Jägern verfolgt. Durch Sturzflug wurde die Geschwindigkeit erhöht, aber die Höhe verlassen. Der Kurs grob Richtung Norwegen wurde beibehalten bis sie über der Nordsee waren. Hier hatten sie bereits einige Treffer abbekommen, aber es gelang keinem Jäger sie abzuschießen. Die Jäger mußten nun abdrehen und die Ju 88 ziehen lassen, die über eine wesentlich größere Reichweite verfügte. Aber auch die Besatzung der Ju 88 mußte den Rückflug kalkulieren. Der Weg nach Norwegen war länger, so beschloß Pritzel Kurs Richtung Süden in respektvoller Entfernung von England aufzunehmen, um irgendwo an der Küste zu landen. Per Funk wurde dies übermittelt. Der Flug blieb ereignislos bis kurz vor der holländischen Küste, wo ein Motor zerschossen, der Bordfunker Hoppe und Flugzeugführer Heinemann verletzt wurden. Letzterer konnte aber noch mit dem verbleibenden Motor über die Wolken ziehen und nahe der holländischen Insel Texel im seichten Wasser notlanden. Der Auftrag war erfüllt und trotz der 150 Treffer an der Maschine blieb das Bildgerät unbeschadet. Hptm. Pritzel selbst barg es und die Filmauswertung ergab Aufnahmen vom Hafen und der Stadt. Das brachte der Besatzung am nächsten Tag eine namentliche Nennung der gesamten Besatzung im Wehrmachtsbericht des O.K.W. (Oberkommando der Wehrmacht) ein – damals auch eine hohe Auszeichnung. […] Wenige Tage später wurden die Aufklärungsflüge über England eingestellt und nach Osten per Bahn nach Insterburg in Ostpreußen verlegt.“[2]

Nun an der Ostfront wurde Pritzel, der inzwischen das Deutsche Kreuz in Gold erhalten hatte, am 1. August 1942 zum Major befördert. Er hatte immer mehr mit der Staffelführung zu tun und sein Bordfunker, Cheffunker Oberfeldwebel Gerhard Hoppe, ging als Ausbilder in die Heimat zurück. Pritzel war auch bis ca. September 1943 zugleich Kapitän der Wettererkundungsstaffel 76 (Wekusta 76). Mittlerweile war die Krim in deutscher Hand und im Donbogen tobten große Panzerschlachten.

Nach der Auflösung der Aufklärungsgruppe des ObdL am 27. Januar 1943 wurden die drei Staffeln 1.-3./ObdL in 1.-3.(F)/Aufklärungsgruppe 100 umbenannt, blieben aber selbständig. Die 2.(F)/100 unter Major Pritzel befand sich weiterhin in Mariupol. Die Staffel verlegte gerade rechtzeitig zurück aus dem Kaukasus, bevor schlechtes Wetter das Fliegen ganz und gar unmöglich machte. Pritzel wurde nun durch im März 1943 von Hauptmann Hans-Dietrich Klette (1910–1987; zuletzt Major) ersetzt, der von der 1.(F)/123 aus Athen kam, die über Ägypten, Libanon, Libyen und Palästina im Einsatz war. Im März 1943 wurde Pritzel Führer der Ergänzungs-Fernaufklärungsgruppe, die 1942 aus der Ergänzungs-Aufklärungsgruppe Ob.d.L. entstanden war. Am 19. Mai 1943 wurde er schließlich offiziell zum Kommandeur ernannt. Sein Werdegang im Jahre 1944 weist Lücken auf. Anfang 1945 (Februar/März) wurde er schließlich Kommandeur der Fernaufklärungsgruppe 2, die der Luftverteidigung Ost bei der Luftflotte 6 unterstellt war. Als solcher geriet er am 5. Mai 1945 in Gefangenschaft.

Nachkriegszeit

Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft trat Pritzel als Major in die neue Luftwaffe der Bundeswehr ein, diente zuletzt als Oberstleutnant und wurde am 30. September 1969 verabschiedet.

Auszeichnungen (Auszug)

Bildergalerie

Fußnoten

  1. Am 1. Januar 1975 wurde Rheydt schließlich nach Mönchengladbach eingemeindet.
  2. Aus den Erinnerungen eines Fernaufklärers, B17 Museum, April 2016, S. 4–6 (archiviert)