Reinhardt, Walther (1887)

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Der deutsche Konsul von Seattle Dr. jur. Reinhardt (links mit Zylinder) beim Militärbegräbnis eines Angehörigen der Reichsmarine in Lakewood, bei Tacoma, im Jahre 1934; Der Leichte Kreuzer „Karlsruhe“ war schon 1932 während der Weltreise zu Gast in Seattle, 1934 kehrte es in die Meeresbucht Puget Sound zurück und reiste im März weiter nach Tacoma. Maschinenmaat Karl Lischke starb dort an einer Lebensmittelvergiftung. Es gab Indizien, daß germanophobe Elemente hierfür verantwortlich waren, aber Reinhardt vermochte es, diese Gerüchte auf Befehl aus Berlin diplomatisch zu unterdrücken, und der Tod des jungen Mannes brachte der Schiffsbesatzung viele Sympathien an der Westküste, sie wurden, trotz kleiner Proteste von Juden und Kommunisten vor den Türen, nun zu Tanzabende (Marine Ball, u. a. mit dem bekannten deutschamerikanischen Juristen und Wintersportler Hans-Otto Giese[1]) usw. eingeladen. Die Beisetzung für Lischke wurde auch von VS-amerikanischen Offizieren aus Fort Lewis und vom Marinewerft in Puget Sound besucht.

Walther Wilhelm August Ludwig Reinhardt (auch in der Reihenfolge Wilhelm August Ludwig Walter; Lebensrune.png 21. Dezember 1887 in Frankfurt am Main; Todesrune.png ermordet 11. Dezember 1945 im Spezialgefängnis Nr. 6 in Berlin-Lichtenberg) war ein deutscher promovierter Jurist, Offizier des Deutschen Heeres sowie der Wehrmacht und Diplomat. Zwischen 1915 und 1941 war er Autor zahlreicher Schriften, mit seinen vielen Leitartikeln für die „Frankfurter Zeitung“ gehörte er zu den maßgeblich liberalen Köpfen des Auswärtigen Amtes vor 1933. Seine George-Washington-Biographie wurde national und international mit Preisen ausgezeichnet. Er darf nicht mit dem General der Infanterie Walther Reinhardt verwechselt werden.

Chronologischer Werdegang

Generalkonsul Dr. Reinhardt mußte mit seiner Familie im Juni 1939 England verlassen.

Zweiter Weltkrieg

  • 1939 Major der Reserve der Luftwaffe (W.B.K. Ausland in Berlin) und Verbindungsoffizier des OKL zum Auswärtigen Amt
  • 1941/42 in Casablanca Mitglied der Kommission zur Überwachung der französischen Armee in Afrika
  • 1942 Offizier der Abwehr
  • 1942/43 Vertreter des Auswärtigen Amtes beim Stab für den Süd-Osten
  • 31. August 1943 vom Reserveoffizierkorps der Luftwaffe zum Wehrmachtsbeamtenkorps des Heeres übergetreten
  • 1943 Abteilungsleiter für Angelegenheiten britischer, amerikanischer und französischer Kriegsgefangenenlager in Deutschland

Verhaftung und Tod

Marschall von Bieberstein wurde am 9. Juni, Walther Reinhardt am 19 Juni 1945 in Berlin-Charlottenburg von den sowjetischen Besatzern festgenommen. Er wurde dann vom NKWD in das Spezialgefängnis Nr. 6 nach Berlin-Lichtenberg verschleppt. Essensentzug, Schlafentzug und schlimmste Folterverhöre mußte er ertragen. Ihm wurde vorgeworfen, er hätte „politische, wirtschaftliche und militärische Spionage zugunsten Deutschlands“ begangen, aber er verteidigte sich souverän. Da keine Beweise vorlagen, wurde die Anklage geändert, nun sollte er nach Artikel 52-2 („konterrevolutionärer Eindringling“) des Strafgesetzbuches der RSFSR verurteilt werden. Schließlich wurde er vom SMT der Garnison Berlin für „schuldig befunden“, als Diplomat „das Entstehen des Eroberungskrieges“ gefördert zu haben. Am 11. Dezember 1945 wurde er hingerichtet, der Mord bleibt bis heute ungesühnt (Stand: 2019), noch am 18. Dezember 2011 lehnte die GWP (Hauptmilitärstaatsanwaltschaft Rußlands) eine Rehabilitierung ab.

Familie

Walther war der Sohn des Rechtswissenschaftlers Prof. Dr. Wilhelm Emil Otto Reinhardt (1859–1917) und dessen am 2. April 1887 in Marburg-Biedenkopf geehelichten Frau Pauline Sophie Marie Anna, geb. Roser (1863–1943). Er hatte zwei Geschwister: Charlotte Elisabeth Helene Hildegard (Lebensrune.png 1889) und Carl August Victor Adolf Curt (1893-1918). Dr. Reinhardt war mit Ilse, geb. Pfeiffer (Lebensrune.png 1902) verheiratet. Aus der Ehe sind die zwei Töchter entsprossen: Sybille und Gisela.[2]

Werke (Auswahl)

  • Sechs Monate Westfront. Feldzugserlebnisse eines Artillerie-Offiziers in Belgien, Nordfrankreich und der Champagne, Reclam jun, Leipzig 1915 (mindestens drei, ggf. vier Auflagen)
  • Querweltein – Reiseeindrücke eines deutschen Diplomaten nach dem Kriege, E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1925
  • George Washington – Die Geschichte einer Staatengründung, Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1931
    • zweite Auflage 1965, ebenfalls im Societäts-Verlag
  • Die Vereinigten Staaten am Stillen Ozean, Berlin 1936
  • Schwalb fliegt nach Italien – Geschichte einer Frühlingsreise zu zweien, Verlagshandlung Georg Stilke, Berlin 1937
  • Liebe im Fernen Westen, Eden-Verlag, Universitas, Berlin 1941 (Mit 22 Zeichnungen von Paul Scheurich)

Fußnoten

  1. Hans Otto Giese (Todesrune.png 1986) siedelte 1923 in die VSA um, wurde Staatsbürger und gründete in Seattle eine Außenstelle des Vereins „Friends of New Germany“, aus dem später der German American Bund wurde. Im April 1928 bestieg der begabte Wintersportler mit zwei Kameraden als erster den Mount Rainier, um dann mit Ski hinunter zu fahren. 1935 organisierte er den ersten „Silver Skis race“. Er war auch ein begabter Segler und Gründer des „Corinthian Yacht Club“. Mit seiner Frau Borghild „Borgy“ Bulow Giese (1913–2007) war er 51 Jahre verheiratet und hatte mit ihr sechs Kinder.
  2. Wilhelm August Ludwig Walter Reinhardt, Stammbaum