Selle, Fritz von
Fritz Karl von Selle ( 15. Oktober 1868 in Zigahnen im Landkreis Marienwerder; 25. Mai 1947 in Coburg) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ und Tannenberg-General mit dem Charakter als Generalleutnant des Heeres der Wehrmacht.
Inhaltsverzeichnis
Chronologie
- Aus dem Kadettenkorps kommend 1889 als Sekondeleutnant in das Infanterie-Regiment „Graf Tauentzien von Wittenberg“ (3. Brandenburgisches) Nr. 20 der Preußischen Armee in Wittenberg eingetreten.
- 1896 zum Premierleutnant befördert
- Für zwei Jahre in den Großen Generalstab kommandiert.
- Anschließend Adjutant in Halle (Saale) bei der 15. Infanterie-Brigade (mit der Uniform des Regiments Nr. 20)
- 12. September 1902 zum Hauptmann befördert
- zweieinhalbjährige Verwendung als Adjutant des Direktors des Allgemeinen Kriegs-Departements im Preußischen Kriegsministerium
- Anschließend für zwei Jahre Kompaniechef im 4. Garde-Regiment zu Fuß des Garde-Korps in Berlin
- 24. März 1909 zum Major befördert
- Kommandierung, schließlich Versetzung in das Kriegsministerium
- 1912 in den Truppendienst übergetreten als Kommandeur des III. Bataillons des 6. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 95.
- Teilnahme am Ersten Weltkrieg
- Westfront, u. a. Belagerung und Eroberung von Namur
- Ostfront
- 5. September 1914 zum Oberstleutnant befördert
- 23. November 1914: Nachdem der Regimentskommandeur Oberst Walther von Berg am 19. November 1914 in Schlesien südlich von Janowitz gefallen war, wurde von Selle zum Kommandeur des Regiments ernannt. In dieser Funktion konnte er sich während der Schlacht um Lodsch auszeichnen.
- Anfang 1916 trat das Regiment dann wieder an der Westfront an und beteiligte sich an den Kämpfen um Verdun.
- 18. Juli 1917 zum Oberst befördert (nach der Schlacht von Arras)
- Anfang Dezember 1917 bei Passchendaele in Flandern erneute außergewöhnliche Bewährung des Regiments im verlustreichen Stellungskrieg, dabei wichtige Abwehrerfolgen errungen; hierfür wurde von Selle der Orden „Pour le Mérite“ verliehen.
- Von 31. Mai 1918 bis 11. November 1918 Kommandeur der 55. Infanterie-Brigade (er blieb bis zur Demobilisierung, am 25. Januar 1919 übernahm für einen Tag Maximilian von Pfeil
- die Brigade bildete auch den Stab der ehemaligen Division „von der Heyde“ (der Armeegruppe „von Pristelwitz“ unterstellt), die dabei am 18. Juni 1915 nach dem Brigade-Kommandeur Kurt Alexander von Olszewski in Division „von Olszewski“ umbenannt wurde.
Zwischenkriegszeit
- Nach dem Waffenstillstand führte von Selle seine Brigade in die Heimat zurück, wo sie bis Ende Januar 1919 demobilisiert wurde.
- Oberst von Selle übernahm dann wieder das Kommando über das 6. Thüringische Infanterie-Regiment Nr. 95, bevor er Ende Mai 1919 in die Vorläufige Reichswehr übernommen wurde.
- Dort wurde er zunächst als Kommandeur des Reichswehr-Infanterie-Regiments 21 und Bezirksbefehlshaber in Erfurt verwendet.
- Zu seinen wichtigsten Untergebenen gehörten der vorherige Baltikumkämpfer und Freikorpsführer Major Emil Hünicken sowie Major Major Werner Freiherr von Wangenheim auf Gut Hütscheroda,[1] einem ehemaligen Afrikakämpfer unter Paul von Lettow-Vorbeck, Kommandeur des privat finanzierten Freiwilligen-Regiments „von Wangenheim“, auch bekannt als O.E. (Ordnungshülfe Erfurt).
- Oberst von Selle fungierte von April bis Ende September 1920 als Kommandeur der Festung Neiße.
- Am 1. Oktober 1920 sollte er dann Kommandeur des Truppenübungsplatzes Zossen werden.
- Am 1. Januar 1921 folgte seine Beförderung zum Generalmajor sowie die Kommandierung zur Heeresleitung nach Berlin.
- Am 30. September 1921 wurde von Selle schließlich in den Ruhestand verabschiedet.
- Generalmajor a. D. von Selle erhielt am 27. August 1939, dem Tannenbergtag, den Charakter als Generalleutnant verliehen.
Familie
Oberleutnant von Selle heiratete am 24. September 1900 seine Verlobte Charlotte Agnes Margot von Fassong ( 26. April 1879). Aus der Ehe sind mehrere Kinder entsprossen, darunter:
- Margot Erika ( 31. Juli 1901)
- Margot Ingeborg ( 22. Juli 1904)
- Gert ( 1. Juli 1909; ⚔ 31. Juli 1941 an der Ostfront), zuletzt Hauptmann und Chef der 5. Kompanie/Infanterie-Regiment 83
Ob der Jagdflieger Erich von Selle (1908–1976) ebenfalls zu den Kindern gehörte, konnte nicht ermittelt werden.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Zentenarmedaille, 1897
- Roter Adlerorden, IV. Klasse[2]
- Kronenorden, III. Klasse[2]
- Fürstlich Hohenzollern'sches Ehrenzeichen, Ehrenkreuz III. Klasse mit der Krone (HEK3mKr)
- Ritterkreuz I. Klasse des Albrechts-Ordens mit Krone[2] (SA3a.mKr)
- Hausorden Albrechts des Bären, Ritterkreuz I. Klasse (AB3a)
- Fürstlich Schwarzburgisches Ehrenkreuz, III. Klasse (SEK3)
- Orden unserer lieben Frau, Ritterkreuz (PV3)
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz, 1914
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- Friedrich-August-Kreuz, II. und I. Klasse
- Militärverdienstkreuz (Österreich), III. Klasse mit der Kriegsdekoration
- Carl-Eduard-Kriegskreuz mit Brillanten
- Kriegskreuz am 19. Juli 1916
- Brillanten im Januar/Februar 1918 nach Erhalt des Pour le Mérite
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern am 28. April 1917
- Pour le Mérite am 6. Januar 1918
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Ehrungen
Die 95er-Kaserne in Coburg erhielt im Juni 1939 zu Ehren des ehemaligen Kommandeurs des Infanterie-Regiments Nr. 95 den Namen „General-von-Selle-Kaserne“.
Fußnoten
- Geboren 1868
- Gestorben 1947
- Deutscher Adliger
- Deutscher Generalleutnant
- Generalmajor (Reichswehr)
- Generalleutnant, Charakter (Heer der Wehrmacht)
- Oberst (Preußen)
- Oberst (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Roten Adlerordens 4. Klasse
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 3. Klasse
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Albrechts-Ordens (Ritter 1. Klasse)
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Hausordens Albrechts des Bären
- Träger des Ehrenkreuzes von Schwarzburg
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)