Tannenberg-Generäle

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Die Tannenberg-Generäle waren deutsche Generäle des Deutschen Heeres und der kaiserlichen und königlichen Armee, die am „Tannenbergtag“, dem 27. August 1939, zum 25. Jahrestag des großen deutschen Sieges bei der Schlacht bei Tannenberg von Adolf Hitler den Titularrang des Charakters eines Generals, Admirals oder Generalarztes der Wehrmacht verliehen bekamen.

Dieser Artikel behandelt nur die Generäle, obschon zahlreiche weitere verdiente Kämpfer an diesem Tag befördert wurden. Exemplarische Beispiele sind der Freikorpsführer Hauptmann a. D. Cordt von Brandis, der an diesem feierlichen Tag den Charakter als Major erhielt, Major a. D. Wolff von Graeffendorff, der den Charakter als Oberstleutnant erhielt, Major der Reserve Horst von Wolff, der den Charakter als Oberstleutnant a. D. erhielt, Luftschifferlegende Oberstleutnant Horst Freiherr Treusch von Buttlar-Brandenfels, der den Charakter als Oberst erhielt und Oberstleutnant a. D. Siegfried Graf zu Eulenburg-Wicken, der ebenfalls den Charakter als Oberst erhielt.

Weiße Porzellanmedaille 1939 aus Meißen anläßlich dem Tannenberg-Tag
Medaille von Fritz Behn zu Ehren des Feldmarschalls Paul von Hindenburg und des Sieges bei der Tannenbergschlacht 1914. Der von einer Lanze durchstoßene Bär symbolisiert die Niederlage des russischen Kaiserreiches.

Vorgaben, Rechte und Pflichten

Sonderstempel „Staatsakt Tannenberg“

Voraussetzung für die „Tannenberg-Beförderung“ anläßlich des Jubiläums der Tannenbergschlacht war der ehrenvolle und hochdekorierte Waffengang während des Ersten Weltkrieges. Eine Teilnahme an der eigentlichen Schlacht bei Tannenberg galt nicht als Verleihungsvorgabe. Manche Offiziere erhielten eine frühere Beförderung (z. B. Rangdienstalter vom Anfang August 1939), die Beförderung wurde jedoch erst am Tannenbergtag bekanntgegeben. Es soll auch vereinzelte Offiziere gegeben haben, die nachträglich befördert wurden (z. B. 1940), wobei das rückwirkendende RDA der Charakterisierung mit Wirkung vom 27. August 1939 protokolliert wurde.

Die mit dieser hohen Ehre eines Charaktertitels der deutschen Streitkräfte bedachten Offiziere waren mit wenigen Ausnahmen Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ und/oder Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens. Sie erhielten u. a. das Recht, die Uniform der entsprechenden Waffengattung zu tragen. Ebenfalls gehörten andere Vorzüge zum Ehrentitel.

„Am 27.08.1939 wurde im Gedenken der Schlacht von Tannenberg von 1914 ein Denkmal eingeweiht. Hierbei erhielten fast alle noch lebenden Träger des Pour le Mérite-Ordens, des bayer. Max-Josephs-Ordens, des sächs. Militär-St.-Heinrichs-Ordens und des österr. Maria-Theresien-Ordens eine Charakter-Erhöhung ihres letzten Dienstgrades.“ — Lexikon der Deutschen Generale

Manche Tannenberg-Generäle wurde im Zweiten Weltkrieg zur Verfügung (z. V.) gestellt, wenige auch zur Verwendung aktiviert, die meisten jedoch wurden nach dem Ersten Weltkrieg bzw. ggf. nach Dienst in der Reichswehr noch in der Weimarer Republik in den Ruhestand verabschiedet.

Zahlen

Die verschiedenen Verleihungszahlen laut militärgeschichtlichen Quellen schwanken zwischen 150 und 180 Beförderungen, im allgemeinen geht man von 167 Charakterverleihungen mit Wirkung vom 27. August 1939 aus:

Staatsakt Tannenberg 1939

Die „Tannenbergfeier“ fand vom 25. bis 27. August 1939 im Reichsehrenmal Tannenberg samt Zeppelinflug statt. Über 12.000 einstige Kriegsteilnehmer waren anwesend. Adolf Hitler sollte ursprünglich am letzten Tag auf der feierlichen Kundgebung sprechen und danach zu einer weiteren Kundgebung am Niederwald Denkmal am Rhein abreisen. Noch am 25. August 1939 hatten zahlreiche Medien gemeldet, der Staatsakt Tannenberg würde aufgrund der „polnischen Provokationen“ abgesagt. Allerdings zeigen z. B. Telegramme an Hitler, daß die Feierlichkeiten stattfanden:

„Am 27. August 1939, dem 25. Jahrestag der Schlacht von Tannenberg, dem eigentlichen Jubiläumstermin, erhielt Hitler um 10.45 Uhr ein Telegramm aus Hohenstein in Ostpreußen:
‚An den Führer und Obersten Befehlshaber der Wehrmacht
Adolf Hitler Berlin
Am 25. Jahrestag der Schlacht von Tannenberg übermittle ich namens der 12 000 am Reichsehrenmal versammelt gewesenen Tannenberg-Kämpfer aus allen Gauen Großdeutschlands dem Führer des Volkes den Ausdruck unwandelbaren Vertrauens und unbedingter Treue; vom Sarge des Feldmarschalls des Weltkrieges grüßen die alten Soldaten den Führer der jungen Wehrmacht, wissend, daß die Söhne ihre Pflicht tun werden, falls der Führer es verlangen muß, wie die Väter ihre Pflicht taten.
von Weiss
Gaukriegerführer Nordost im NS-Reichskriegerbund
Das Präsidialamt sandte das Antworttelegramm um 13.45 Uhr ab:
‚Den am 25. Jahrestag der Schlacht von Tannenberg am Reichsehrenmal versammelten alten Tannenberg-Kämpfern danke ich für die telegraphisch übermittelten Grüße, die ich in kameradschaftlicher Verbundenheit herzlich erwidere.
Adolf Hitler‘“[1]

Schon drei Wochen zuvor fand am 2. August 1939 in Bregenz vor dem Kriegerdenkmal eine große Tannenberg-Gedenkfeier statt, ab dem 25. August wurde im gesamten Reich der Schlacht im kleinen und großen gedacht.

Liste der Charakterisierten (ggf. unvollständig)

Heer

char. General der Infanterie

char. General der Kavallerie

char. General der Artillerie

char. General der Pioniere

char. Generalleutnant

char. Generalmajor

Luftwaffe

char. Generalmajor

Kriegsmarine

char. Admiral

  • Oskar Heinecke, 19. August 1939 Charakter als Admiral verliehen, bekanntgegeben am 27. August 1939
  • Ludwig von Reuter, 19. August 1939 Charakter als Admiral verliehen, bekanntgegeben am 27. August 1939
  • Adolf von Trotha, 19. August 1939 Charakter als Admiral verliehen, bekanntgegeben am 27. August 1939

char. Vizeadmiral

  • Karl Bartenbach, 19. August 1939 Charakter als Vizeadmiral verliehen, bekanntgegeben am 27. August 1939
  • Hugo von Rosenberg, 19. August 1939 Charakter als Vizeadmiral verliehen, bekanntgegeben am 27. August 1939
  • Lothar von Arnauld de la Perière, 19. August 1939 Charakter als Vizeadmiral verliehen, bekanntgegeben am 27. August 1939

char. Konteradmiral

  • Karl-August Nerger (Dr. med. h. c.), 19. August 1939 Charakter als Konteradmiral verliehen, bekanntgegeben am 27. August 1939
  • Hans Walther, 19. August 1939 Charakter als Konteradmiral verliehen, bekanntgegeben am 27. August 1939
  • Carl Wilhelm Weniger (1874–1945), 19. August 1939 Charakter als Konteradmiral verliehen, bekanntgegeben am 27. August 1939

Konteradmiral (Zusatzinformation)

Generalärzte (Heer)

char. Generaloberstabsarzt

char. Generalstabsarzt

char. Generalarzt

Fußnoten

  1. Henrik Eberle: Briefe an Hitler. Ein Volk schreibt seinem Führer. Unbekannte Dokumente aus Moskauer Archiven - zum ersten Mal veröffentlicht, Seite 374
  2. Rudolf Ritter von Müller, k. k. General der Pioniere, 1865–1945, Richard Ritter von Müller, k. k. General der Artillerie, 1867–1950. Die beiden Brüder verwiesen auf eine erfolgreiche militärische Laufbahn in der k. k. Armee, wofür ihnen der für außerordentliche Verdienste verliehene Maria-Theresien-Orden zugesprochen wurde. Es gibt noch einen Maximilian Ritter von Müller, Leutnant, 1. bayer. Pionierbataillon, Inhaber des bayerischen Militär-Max-Joseph-Ordens (23. Mai 1915), nicht zu verwechseln mit dem Jagdflieger Max von Müller, Ritter des Militär-Max-Joseph-Ordens und des Ordens „Pour le Mérite“ (1887–1918)
  3. 27.8.1939 Charakter als Generalmajor, 1.3.1941 aktiver Generalmajor mit RDA von 1.4.1942, 1.7.1943 Generalleutnant. Er wurde am 31.7.1943 aus der Wehrmacht verabschiedet und am 3.10.1945 von SMERSH–Truppen aus Güstrow/Mecklenburg verschleppt; er starb in sowjetischer Gefangenschaft am 24.10.1949, vermutlich an einem Foltertod in einem NKWD–Speziallager.