Spranz, Bodo
Bodo Heinrich Ferdinand Otto Spranz ( 1. Januar 1920 in Nordhausen; 1. September 2007 in Bremen) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Hauptmann, erfolgreicher Sturmgeschützkommandant des Heeres und Ritterkreuzträger der Sturmartillerie im Zweiten Weltkrieg.
Spranz gehörte zu den ganz wenigen Soldaten des Krieges, die das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit dem Eichenlaub gleichzeitig erhielt. Von 1962 bis 1984 war Prof. Dr. Spranz Leiter des Völkerkundemuseums in Freiburg und Mittelamerika-Archäologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Bodo Spranz wurde am 1. Januar 1920 in Nordhausen geboren. Er besuchte die Grundschule und das Realgymnasium in Schwerin, das er mit dem Abitur abschloß.
Wehrmacht
Nach dem Reichsarbeitsdienst kam er am 1. November 1938 als Fahnenjunker zur 8. Batterie des Artillerie-Regiments 12 (Schwerin). Mit dieser Einheit kämpfte er im Rahmen der 12. Infanterie-Division beim Polenfeldzug. Schon am 1. August 1939 wurde er zum Fahnenjunker-Unteroffizier befördert und dann am 26. Januar 1940 zum Fahnenjunker-Wachtmeister.
Zweiter Weltkrieg
Ab dem 25. Oktober 1939 wurde er zur Artillerieschule in Jüterbog kommandiert. Im Januar 1940 wurde er zum Artillerie-Regiment 209 versetzt (209. Infanteriedivision), wo er am 20. April 1940 (mit Wirkung vom 1. April) zum Leutnant befördert wurde. Nach der Teilnahme am Westfeldzug meldete er sich zur Sturmartillerie und kam am 21. Juli 1940 zur IV. Abteilung des Artillerie-Lehr-Regiments.
Am 18. August 1940 wurde er Zugführer der Sturmgeschütz-Abteilung 185, mit der er ab Juni 1941 mit der Heeresgruppe Mitte beim Rußlandfeldzug kämpfte. Am 16. Dezember 1940 nahm er an einem Gasschutzlehrgang an der Korps-Gasschutzschule teil. Im August 1941 wurde er zum ersten mal verwundet und verbrachte eine kurze Zeit im Lazarett.
Am 16. März 1942 (mit Wirkung vom 1. Oktober, Rangdienstalter vom 1. April) wurde er zum Oberleutnant befördert und Chef der 2. Batterie der Sturmgeschütz-Abteilung 185, die er im Herbst 1942 bei den heftigen Kämpfen im Raum Welikije Luki führte. Am 4. Dezember 1942 wurde er erneut verwundet.
Batteriechef
Am 2. Juni 1943 wurde er Batteriechef der 1. Batterie der Sturmgeschütz-Abteilung 237, die er im Sommer und Herbst 1943 im Raum Smolensk erfolgreich führte, wofür er am 1. August 1943 zum Hauptmann befördert wurde. Am 17. September 1943 wurde er erneut verwundet und am 3. Oktober 1943 von Adolf Hitler mit dem Ritterkreuz und mit dem Eichenlaub (einzige Verleihung dieser Art im Heer) ausgezeichnet. Bis zu diesem Tag hatte er 187 feindliche Panzerkampfwagen vernichtet und gehörte somit zu den erfolgreichsten Sturmgeschützkommandanten der Wehrmacht.
- „Oberleutnant Spranz, der bis zu diesem Zeitpunkt schon 50 Abschüsse vorweisen konnte, hat mit seiner Batterie im Abschnitt der 330. Infanterie-Division in sechs tagen Ende August/Anfang September 61 weitere Panzer vernichtet. Dafür reichte ihn die Division zum Ritterkreuz ein. Kaum 14 Tage später begann der Gegner mit dem [...] Großangriff. Sein Schwerpunkt lag im Abschnitt derselben Division. Eine unübersehbare Menge von Panzern und Massen von Infanterie gingen gegen die schon stark gelichteten reihen der Grenadiere vor und drohten diese zu überrennen. Das wäre dem Feind sicher auch gelungen, wenn nicht die Batterie Spranz gewesen wäre. Mit dem Mut der Verzweiflung warfen sich die Sturmgeschütze auf den Gegner. Taktisch hervorragend vom Batteriechef geführt, vernichteten die Geschütze in kürzester Zeit 27 Feindpanzer, die anderen machten kehrt und rasselten zurück, wodurch die sowjetische Infanterie in Panik geriet und ebenfalls zurückflutete. Der Angriff war abgeschlagen, die Reste der Infanterie konnten sich planmäßig absetzen und eine vorbereitete Auffangstellung beziehen. Die Besatzung Spranz hatte mit diesem Tag [weitere] 76 Feindpanzer vernichtet. Für diese Rettung in höchster Not schlug die 330. Infanterie-Division, die in diesen Kämpfen so herbe Verluste erlitt, daß sie vom OKH am 2. November offiziell aufgelöst wurde, Oberleutnant Spranz auch noch für das Eichenlaub vor.“
Am 8. Oktober 1943 (mit Wirkung vom 1. August 1943, RDA vom 1. August) wurde er zum Hauptmann befördert. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen und der damit verbundenen Erfahrung übernahm er in ab April 1944 als Hörsaalleiter einen Panzernahbekämpfungslehrgang an der Sturmgeschützschule in Magdeburg.
Endkampf
Am 10. Dezember 1944 wurde er dann in die Führerreserve OKH versetzt mit gleichzeitiger Kommandierung in die Adjutantur beim Chef des Generalstabes des Heeres Generaloberst Heinz Guderian zur Generalstabsausbildung. Ab März 1945 wurde er noch in den Generalstab der 14. Armee nach Italien zur weitern Ausbildung kommandiert.
Bei Kriegsende befand er sich bei der 12. Armee „Wenck“ (hier befand er sich seit dem 10. April im Generalstab zur Ausbildung an der Pionierschule in Roßlau) unter Walther Wenck im Raum Berlin-Brandenburg und geriet auf der Flucht vor der Roten Armee am 8. Mai 1945 bei Tangermünde in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft (er wurde dann an die Briten ausgeliefert), aus der er am 8. Oktober 1945 entlassen wurde.
Nachkriegszeit
Studium
Von 1947 bis 1950 besuchte Spranz die Kunsthochschule in Bremen und wurde 1951 als technischer Assistent am Übersee-Museum in Bremen angestellt. Mit Genehmigung des Bremer Senats durfte er, ohne die Museumspflichten zu vernachlässigen, an der Universität Hamburg Völkerkunde, Volkskunde und Vorgeschichte studieren. Der damalige Ordinarius Franz Termer bildete ihn zum Amerikanisten aus und stellte ihm auch ein Dissertationsthema in dieser Richtung.
Mit Günter Zimmermann, Wolfgang Haberland, Thomas Barthel und Hans Becher gehörte er zur sogenannten „Hamburger Amerikanistenschule“. 1958 promovierte er in Hamburg mit der Arbeit „Der Codex Borgia; Untersuchungen zur Ikonographie einer mexikanischen Bilderhandschrift der Vatikanischen Bibliothek in Rom“. Nach der Promotion blieb er am Übersee-Museum Bremen.
Museumsleiter in Freiburg
Am 1. Juni 1962 wurde er hauptamtlicher Museumsleiter in Freiburg. Er habilitierte sich 1969 mit einer Schrift „Die Pyramiden von Totimehuacan/Puebla (Mexiko) und ihre Einordnung in die Entwicklung des präklassischen Pyramidenbaues in Mesoamerika“ und erhielt die Venia Legendi (Lehrbefugnis) für Völkerkunde. Bis 1984 arbeitete er als Leiter des Völkerkundemuseums in Freiburg.
Familie
Professor Spranz’ erste Ehefrau starb im alliierten Bombenterror über Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Seine zweite Gattin war die einstige Sekretärin des Oberbefehlshabers der 12. Armee Walther Wenck. Der General hatte sie gebeten, sich um den trauernden und niedergeschlagenen Hauptmann zu kümmern. Bis zum Tode galten beide bei Vertrauten als Traumpaar. Frau Spranz kletterte mit ihrem Mann in die engsten Pyramiden, war seine Gehilfin bei Expeditionen und die beste Lebenskameradin eines Mannes.
Tod
Hauptmann a. D. Prof. em. Dr. Bodo Heinrich Ferdinand Otto Spranz verstarb am 1. September 2007 in Bremen im Alter von 87 Jahren.
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 23. Juni 1940
- 1. Klasse am 2. Juli 1941
- Allgemeines Sturmabzeichen, I. und II. Stufe
- I. Stufe am 6. Februar 1941
- II. Stufe mit Einsatzzahl „25“
- Verwundetenabzeichen (1939) in Gold
- in Schwarz am 4. September 1941
- in Silber am 2. September 1942
- in Gold am 8. Dezember 1942
- Deutsches Kreuz in Gold am 6. Mai 1942 als Oberleutnant in der 2. Batterie/Sturmgeschütz-Abteilung 185
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ am 27. Juli 1942
- vierfache Sonderabzeichen für das Niederkämpfen von Panzerkampfwagen durch Einzelkämpfer
- mindestens drei am 27. August 1942
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Ritterkreuz am 3. Oktober 1943 als Oberleutnant und Chef der 1. Batterie/Sturmgeschütz-Abteilung 237 (Übergabe durch Generaloberst Gotthard Heinrici)
- Eichenlaub (308. Verleihung) am 3. Oktober 1943 als Oberleutnant und Chef der 1. Batterie/Sturmgeschütz-Abteilung 237/330. Infanterie-Division//IX. Armee-Korps/4. Panzer-Armee/Heeresgruppe Mitte (persönliche Übergabe durch Adolf Hitler im Führerhauptquartier)
Werke (Auswahl)
- Las pirámides del Cerro Xochitecatl, Tlaxcala (México). Steiner, Wiesbaden 1978
- Die Pyramiden von Totimehuacan, Puebla und ihre Einordnung in die Entwicklung des präklassischen Pyramidenbaues in Mesoamerika. Freiburg i. B., 1969
- Göttergestalten in den mexikanischen Bilderhandschriften der Codex Borgia-Gruppe. Steiner, Wiesbaden 1964
- Der Codex Borgia. Bremen 1958