Tangermünde

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Tangermünde

Wappen
Staat: Deutsches Reich
Gau: Magdeburg-Anhalt
Landkreis: Stendal
Provinz: Sachsen
Einwohner (2013): 10.525
Bevölkerungsdichte: 117 Ew. p. km²
Fläche: 89,87 km²
Höhe: 43 m ü. NN
Postleitzahl: 39590
Telefon-Vorwahl: 039322, 039322
Kfz-Kennzeichen: SDL
Koordinaten: 52° 32′ N, 11° 58′ O
Tangermünde befindet sich entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet.
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Bürgermeister: Rudolf Opitz (CDU)

Die Hansestadt Tangermünde ist eine deutsche Kleinstadt, die im südöstlichen Teil der Altmark liegt. Die Ortschaft ist ebenfalls eine gleichnamige Einheitsgemeinde in Sachsen-Anhalt.

Lage

Die Hansestadt liegt an den Ufern des kleinen Flusses Tanger, welcher in Tangermünde in die Elbe fließt, nördlich von Tangerhütte und südlich von Arneburg an der Bundesstraße 188. Der Elbestadt werden zwei weitere Ortsteile zugeordnet: Kehrs Ziegelei und Pappelhof. Seit der Gebietsreform vom 1. Januar 2010 werden auch die zur Einheitsgemeinde Tangermünde gehörenden Dörfer (aus politischer Sicht) zur Hansestadt hinzugezählt.

Tangermünde liegt mit den beiden Ortsteilen Bölsdorf und Hämerten in der westlichen Elbniederung. Auf der gegenüberliegenden Elbseite liegt das durch den Deichbruch beim Sommerhochwasser 2013 bekannt gewordene Dorf Fischbeck (Elbe) sowie Schönhausen. Westlich der Hansestadt Tangermünde liegt unweit die Kreisstadt Stendal.

Geschichte

Eine Briefmarke aus dem Jahr 1933 zur 1000-Jahr-Feier

Mittelalter

Im Jahr 1009 wurde die Burg von Tangermünde erstmals vom Chronisten Bischof Thietmar von Merseburg erwähnt. Die Burg stand auf einer Hochfläche – dem Burgberg – und bot dementsprechend idealen Schutz vor feindlichen Angreifern. Aufgrund dieser besonderen Lage in der ansonsten flachen Altmark ließen sich nachweislich schon in der Bronzezeit Siedler rund um den Burgberg nieder.[1] Die Stadt Tangermünde selbst fand zum ersten Mal im Jahr 1275 urkundliche Erwähnung als markgräfliche Residenzstadt.

Mitte des 14. Jahrhunderts trat Tangermünde der Hanse bei. Der Kaiser Karl IV. verlegte von 1373 bis 1378 seinen Zweitsitz nach Tangermünde, das nach seinen Vorstellungen zur Hauptstadt der mittleren Provinzen aufsteigen sollte. Die alte Burg wurde in eine Kaiserpfalz umgewandelt. Seitdem wird Tangermünde auch als Kaiserstadt bezeichnet. Nach dem Tod des Kaisers brachen in der Altmark Unruhen aus, die erst mit der Ernennung der Hohenzollern im Jahr 1415 beendet wurden. Die Hohenzollern residierten zunächst ebenfalls in der Kaiserstadt Tangermünde.

Die Hansestadt Tangermünde um 1650

Neuzeit

Im 15. Jahrhundert erlebte die reiche Hansestadt ihre Blütezeit, in der auch zahlreiche Bauwerke entstanden, wie zum Beispiel sämtliche Stadttore oder das Rathaus. Jedoch empörte sich die Tangermünder Bevölkerung im Jahr 1488 nach der Erhöhung der Biersteuer über den Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg, der daraufhin seine Residenz nach Cölln verlegte.

Ein Jahr vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, am 13. September 1617, vernichtete ein Stadtbrand die gesamte Innenstadt. Die Schuld an dem Brand gaben die damaligen Stadtherren der Waisen Margarete von Minden, die aus Rache für das ihr vorenthaltene Erbe den Brand gelegt haben soll. Sie erhielt die Todesstrafe und wurde zwei Jahre später auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der bekannte Dichter Theodor Fontane schrieb über dieses Ereignis die Novelle „Grete Minde“. Trotz des Dreißigjährigen Krieges und der damit einhergehenden erneuten Verwüstung des Stadtgebietes entstand in der Kaiserstadt Tangermünde ein Stadtkern, der sich aus prächtigen Fachwerkhäusern zusammensetzt und bis heute erhalten ist. Dennoch verlor Tangermünde den Status einer bedeutenden Handelsstadt und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer unbedeutenden Landstadt, woran auch die Zeit der Industrialisierung nichts änderte.

Zweiter Weltkrieg

Die US-Amerikaner mußten sich ihren Weg Richtung Elbbrücke schwer erkämpfen, weil die Deutschen trotz der aussichtslosen Lage heldenhaften Widerstand leisteten.

Die 5. VS-Panzerdivision rückte aus dem Raum Gifhorn in drei Kampfkommandos zur Elbe vor. Während das Kampfkommando R (CCR) sich in Richtung Wittenberger Elbbrücke bewegte (→ Gefecht um die Wittenberger Elbbrücke), erreichte das Kampfkommando A (CCA) am 10. April 1945 Jahrstedt und rückte am folgenden Tag über Kusey, Klötze, Kakerbeck und Kalbe bis Bismark vor. Am 12. April 1945 marschierte dieses Kampfkommando über Kläden, Vinzelberg und Lüderitz auf Tangermünde, das gegen 12.30 Uhr erreicht wurde. Das Ziel war die Eroberung der Tangermünder Elbbrücke.

Die VS-amerikanischen Invasoren wurden von Einheiten des Volkssturms in harte Kämpfe verwickelt, die in einem zweistündigen Straßenkampf mündeten. Als die Elbbrücke zunächst durch erfolgreichen deutschen Widerstand verteidigt und danach gesprengt wurde, zogen sich die VS-amerikanischen Truppen aus Tangermünde zurück. Daraufhin forderte der Kommandeur des CCR, die Stadt von Lufteinheiten in Schutt und Asche legen zu lassen[2]. Durch einen sehr glücklichem Umstand (die VS-amerikanischen Lufteinheiten verlegten zu diesem Zeitpunkt ihre Luftstützpunkte) blieb die Elbestadt von einem Terrorangriff verschont. Am 13. April 1945 gelang es den VS-Truppen, ohne Luftunterstützung – trotz des harten deutschen Widerstandes – die Stadt zu besetzen.

Nach 1945

Das Stadtwappen wurde am 8. September 1995 durch das Regierungspräsidium Magdeburg offiziell, da der märkische Adler bereits seit dem Mittelalter das Wappen ziert, genehmigt. Die Blasonierung lautet: „In Silber ein golden bewehrter, rot gezungter roter Adler, die Sachsen besteckt mit je einer silbernen Rose mit goldenem Butzen.“

Der Stadtkern verlor zwar während der DDR-Zeit an Bausubstanz, blieb aber sonst gut erhalten. Heute liegt Tangermünde im BRD-Bundesland Sachsen-Anhalt im Landkreis Stendal an. Seit dem 2001 ist Tangermünde Mitglied der „Hanse der Neuzeit“.

Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschlossen die Gemeinderäte der Gemeinden Bölsdorf, Buch, Grobleben, Hämerten, Langensalzwedel, Miltern und Storkau am 9. Juni 2009, daß ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Einheitsgemeinde mit dem Namen „Hansestadt Tangermünde“ vereinigt werden. Dieser Vertrag trat am 1. Januar 2010 in Kraft.

Bauwerke

Ein Blick über den Tangermünde Hafen an der Elbe. Durch die günstige Lage erlebte die Kaiserstadt einen phänomenalen Aufstieg zur reichsten Stadt der Altmark. Bis heute ist die Stadtmauer fast restlos erhalten geblieben und zieht sich mit einer Länge von über zwei Kilometern durch die Hansestadt. Zwischen der Hafenanlage und der Stadtmauer befindet sich Roßfurth, ein Weg zum Steigberg. Vom Steigberg geht es direkt zur Kirche St. Stephan, die weit über den Tangermünder Stadthimmel ragt und gleichzeitig das Wahrzeichen der Stadt darstellt.
Ein Blick über den Tangermünde Hafen an der Elbe. Durch die günstige Lage erlebte die Kaiserstadt einen phänomenalen Aufstieg zur reichsten Stadt der Altmark. Bis heute ist die Stadtmauer fast restlos erhalten geblieben und zieht sich mit einer Länge von über zwei Kilometern durch die Hansestadt. Zwischen der Hafenanlage und der Stadtmauer befindet sich Roßfurth, ein Weg zum Steigberg. Vom Steigberg geht es direkt zur Kirche St. Stephan, die weit über den Tangermünder Stadthimmel ragt und gleichzeitig das Wahrzeichen der Stadt darstellt.

Kirchen, Rathaus und Schloß

Das Neustädter Tor
Der Kapitelturm und das Kaiser-IV.-Denkmal
  • Das Schloß Tangermünde ließ Kaiser Karl IV. in seiner Residenzstadt errichten. Dabei wurde die aus dem 1. Jahrhundert stammende Burganlage ausgebaut. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Schloß zerstört, später jedoch wieder in alter Pracht neu aufgebaut.
  • Die Kirche St. Stephan ist die große Tangermünder Stadtkirche. Die Kirche brannte beim Stadtbrand 1617 aus. Die eigentlich im gotischen Stil errichtete Kirche mitsamt der reichhaltigen gotischen Innenausstattung – Orgel, Kanzel, Altar, Bänke – wurde darauf im Stil des Barocks neu errichtet.
  • Die St.-Elisabeth-Kapelle, auch Salzkirche, entstand wahrscheinlich im 14. Jahrhundert. Urkundlich erwähnt wurde die Salzkirche jedoch erst im Jahr 1456. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts wurde sie als königliches Salzmagazin und als Kornspeicher genutzt. Heute ist sie ein Veranstaltungsraum.
  • Das Rathaus von Tangermünde ist in der Tangermünder Blütezeit im 15. Jahrhundert entstanden und ist Ausdruck des unermeßlichen Reichtums der Hanse-Kaufleute. Im heutigen Rathaus befindet sich auch das Stadtgeschichtliche Museum.
  • Das Burgmuseum befindet sich im ehemaligen Wohnhaus des Schloßhauptmannes, dem ältesten erhaltenen Wohnhaus der Stadt, das im Jahr 1453 erbaut wurde.

Stadtmauer und Wehrtürme

  • Die Stadtmauer ist noch heute fast vollständig erhalten. Auf etwa 1,8 km Länge umschließt sie die Altstadt. Die erste Mauer wurde aus Feldsteinen um 1300 errichtet und in späteren Erweiterungen als Backsteinmauer ausgebaut. Da sie im 19. Jahrhundert wegen der rasant fortschreitenden Waffentechnik ihre Funktion verloren hatte, verfiel sie zunächst. In den 1890er Jahren wurde die Mauer aufwendig restauriert.
  • Das Neustädter Tor ist das südliche Stadttor der Hansestadt und erhielt seinen Namen aus der später entstandenen Tangermünder Neustadt. Das Tor wurde in zwei Etappen errichtet: Der kleinere, eckige Turm stammt aus der Zeit der Errichtung der Stadtmauer um das Jahr 1300; der größere, runde Turm kam hinzu, als um 1450 die Stadtmauer wegen der aufkommenden Kanonen verstärkt wurde.
  • Der Grundstein des Hünerdorfer Tores erfolgte im Jahr 1300. Im 15. Jahrhundert erfolgte der Ausbau zu einer Doppeltoranlage. Heute ist jedoch nur noch der 24 m hohe Wehrturm, der Eulenturm, des Haupttores zu sehen.
  • Die Putinnen, u. a. das Elbtor, sind zwei dicht benachbarte Wehrtürme, von denen einer früher als Gefängnis diente. Dabei entstanden die eckigen Türme im 14. Jahrhundert, während die runden Türme im 15. Jahrhundert entstanden. Insgesamt gab es in der Blütezeit etwa 43 Wehrtürme.
  • Der Steigberg ist ein weiterer Wehrturm, vor dem einst eine Bastion vorgelagert war. Diese Bastion schützte die nahegelegene Roßfurt im Falle eines Angriffes.
  • Am nördlichen Rand der Innenstadt steht der Eulenturm, dessen Gestaltung entfernt an eine sitzende Eule erinnert. Es handelt sich hier um den Wehrturm des nördlichen Stadttores, des Hühnerdorfer Tores. Außerdem widmet sich das Museum Zeitzeug am Eulenturm dem Alltag der Menschen in der Altmark in den letzten 200 Jahren.
  • Der Kapitelturm wurde im 14. Jahrhundert erbaut und ragt fast 70 m in den Tangermünder Himmel. Die Elbe ließ sich von hier aus kilometerweit überwachen und diente damit vornehmlich militärischen Zwecken, später jedoch auch für das Eintreiben der Zölle.
  • Beim Schrotturm handelt es sich um einen ehemaligen Wehrturm der Stadtbefestigung. Im Jahr 1825 wurde dieser auf 47 m erhöht. Hier wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts Schrotkugeln hergestellt.
  • Im Mittelalter war die Roßfurt der einzige Weg vom Hafen direkt in und durch die Stadt. Da die Innenstadt etwa 15 m oberhalb des Elbewasserstandes liegt, mußten die gehandelten Waren mühsam mit Pferdegespannen über einen 120 m langen, steilen Hohlweg hinauf transportiert werden. Der Beginn des Hohlweges wurde durch einen Wehrturm auf dem Steigberg geschützt.

Denkmäler

  • Das Kaiser-Karl-IV.-Denkmal wurde im Jahr 1909 von Kaiser Wilhelm II. gestiftet. Kaiser Karl IV. residierte von 1373 bis 1378 in Tangermünde und wollte die Stadt zur Hauptstadt der nördlichen Provinzen ausbauen, was jedoch durch seinen Tod scheiterte.
  • Das Friedrich-I.-Denkmal befindet sich auf der Burganlage. Zu Ehren des Brandenburger Kurfürsten errichtete Ludwig Manzel eine überlebensgroße Bronzefigur. Das Denkmal wurde während des Jahres 1912 eingeweiht.
  • Das Grete-Minde-Denkmal am historischen Rathaus ist eine lebensgroße Bronzefigur von Lutz Gaede; es fand 2009 seine Einweihung.
  • Ein Erinnerungsdenkmal an die Soldaten der Wehrmacht und an die zivilen Flüchtlinge, die mit dem Übergang über die Trümmer der am 12. April 1945 zerstörten alten Elbbrücke der Roten Armee entkamen.

Bildergalerie

Tangermünder Schloss.jpg
Das Schloß Tangermünde
Kirche St. Stephan.jpg
Die Kirche St. Stephan
St. Elisabeth Kapelle.JPG
Die St.-Elisabeth-Kapelle bzw. Salzkirche
Rathaus.jpg
Das Rathaus
Burgmuseum.jpg
Das älteste Haus der Stadt
Stadtmauer.jpg
Die Stadtmauer
Neustädter Tor (Galerie).jpg
Das Neustädter Tor
Eulenturm mit Hünerdorfer Tor.jpg
Der Eulenturm mit dem Hünerdorfer Tor
Putinnen (Außen).jpg
Die Putinnen in der Außenansicht
Putinnen (Innen).jpg
Die Putinnen in der Innenansicht
Steigberg + Elbtor.jpg
Der Steigberg mit dem Elbtor
Kapitelturm (1910).jpg
Der Kapitelturm
Schrotturm.jpg
Der Schrotturm
Kaiser-IV-Denkmal.jpg
Das Kaiser-IV.-Denkmal
Friedrich-I-Denkmal.jpg
Das Friedrich-I.-Denkmal

Bekannte, in Tangermünde geborene Personen

Siehe auch

Literatur

  • 96-book.png PDF Karl Backhausen: Tangermünde: Ein Beitrag zur Siedelungskunde des Norddeutschen Flachlandes, 1904
  • 96-book.png PDF August Wilhelm Pohlmann: Geschichte der Stadt Tangermünde, 1829

Verweise

Fußnoten

  1. Bei Ausgrabungen wurde eine aus der Bronzezeit stammende Bronzenadel entdeckt.
  2. Heimatbeilage der Altmark-Zeitung (24. Jahrgang – Nr. 26)