Egloffstein, Wilhelm Freiherr von und zu

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Straßburger Köpenickiade 1913)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Wilhelm Freiherr von und zu Egloffstein

Wilhelm Ernst Karl Freiherr von und zu Egloffstein (Lebensrune.png 12. Oktober 1853 in Weimar; Todesrune.png 15. September 1929 in Eisenach) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt General der Infanterie und stellvertretender Kommandierender General des VI. Armeekorps im Ersten Weltkrieg.[1]

Werdegang

Grabstätte auf dem Eisenacher Diakonissen-Friedhof
  • 3.5.1870 Kadett der Marine des Norddeutschen Bundes
  • 28.12.1870 Sekonde-Lieutenant
    • für das Gefecht bei Beaumont wurde er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet; sein Bruder Leonhard Freiherr von und zu Egloffstein fiel am 30. November 1870 vor Epinay.
    • 19.3.1871 auf sein Gesuch hin aus der Marine entlassen, um weiterhin Dienst in der Armee leisten zu können.
    • Oktober 1875 bis Ende Juli 1878 Besuch der Kriegsakademie
  • 14.12.1877 Premier-Lieutenant
    • Mitte Mai 1880 von der 4. Kompanie seines Regiments auf ein Jahr zum Großen Generalstab kommandiert
    • Mai 1881 bis 20.11.1882 Regimentsadjutant
    • anschließend als Adjutant zur 11. Infanterie-Brigade kommandiert
    • 14. März 1885 unter Belassung in diesem Kommando in das 1. Hanseatische Infanterie-Regiment Nr. 75 versetzt
  • 14.4.1885 Hauptmann
    • 16.9.1885 bis 21.5.1889 Chef der 3. Kompanie des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91
    • Adjutant beim Generalkommando des VII. Armee-Korps
  • 17.4.1890 Major
    • 16. Mai 1891 in das „Königin Elisabeth“ Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3 versetzt
    • 19. September 1891 zum Kommandeur des II. Bataillons ernannt
    • 8. Juli 1893 unter Stellung à la suite des Regiments erfolgte seine Ernennung zum persönlichen Adjutanten des Prinzen Albrecht von Preußen.
  • 16.6.1896 Oberst-Lieutenant
    • 22. März 1897 Regimentsstab/„Königin Elisabeth“ Garde-Grenadier-Regiments Nr. 3, Charlottenburg
    • 27.1.1898 zum Militärkabinett kommandiert
    • 5. März 1898 unter Stellung à la suite zum Abteilungschef im Militärkabinett ernannt
  • 27.1.1899 Oberst
    • 24.8. bis 24.9.1901 Stellvertretender Kommandeur des „Königin Elisabeth“ Garde-Grenadier-Regiments Nr. 3, Charlottenburg
    • 14.11.1901 Rang und Gebührnisse als Brigadekommandeur erhalten
  • 22.4.1902 Generalmajor
    • 19.6.1902 Kommandeur der 3. Garde-Infanterie-Brigade/Garde-Korps, Berlin
    • 15. Februar 1906 mit der Führung der 20. Infanterie-Division in Hannover beauftragt
  • 20.3.1906 Generalleutnant
  • 12.4.1910 General der Infanterie
    • 22.3.1913 mit der gesetzlichen Pension zur Disposition und gleichzeitig in Würdigung seiner Verdienste à la suite des Infanterie-Regiments „Fürst Leopold von Anhalt-Dessau“ (1. Magdeburgisches) Nr. 26 gestellt
    • 2.8.1914 Kommandierender General des VIII. Reserve-Korps/4. Armee
    • 28.12.1914 Offizier à la suite der Armee („Kaiser Franz“ Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2)
    • 25.8.1917 Kommandierender General des Stellvertretenden Generalkommandos des VI. Armee-Korps im Hauptquartier in Breslau
      • in dieser Dienststellung gehörte es zu seinen Pflichten, zahlreiche Anordnungen für den Kriegsalltag zu erlassen[2]
  • 15.12.1918 Mobilmachungsbestimmung aufgehoben

Familie

Wilhelm entstammte dem Adelsgeschlecht von Egloffstein. Er war der Sohn des Oberlandesgerichtspräsidenten in Jena Gottlob Julius Christian Karl Freiherr von und zu Egloffstein (1809–1884) und dessen Ehefrau Marie, geborene Vitzthum von Egersberg (1817–1885). Seine älteren Brüder Klaus Gottfried Friedrich (1844–1933) und Heinrich Karl Adelbert (1845–1914) stiegen auch zu Generalen der Infanterie auf. Seine Schwester Auguste Wilhelmine Karoline (Lebensrune.png 3. Januar 1850) heiratete am 27. September 1871 den Geheimen Hofrat Prof. Dr. med. Bernhard Schulze. Zu den Verwandten gehörte Generalmajor Leonhard Theodor Freiherr von und zu Egloffstein war (1815–1900; sachsen-meiningischer Oberstallmeister und preußischer General).

Ehe

Freiherr von und zu Egloffstein war mit Elisabeth „Else“, geb. Freiin von Rotenhan (Lebensrune.png 2. Mai 1865 in Rentweinsdorf; Todesrune.png 29. Oktober 1948 in Eisenach) verheiratet. Aus der Ehe sind der Sohn Julius Gottfried Bernhard Ernst (Lebensrune.png 26. März 1885 in Berlin) und die Tochter Marie (Lebensrune.png 11. März 1887 in Oldenburg) entsprossen.

Als seine beiden Großneffen im Zweiten Weltkrieg fielen, erlosch im Mannesstamm der 2. Zweig des 1. Astes (Stammvater: Christian August Rudolf Friedrich Dietrich Karl von und zu Egloffstein 1764–1834) der I. (Hauptmännischen) Linie derer von und zu Egloffstein; Stammvater: Karl Ludwig Ernst Franz von Egloffstein (1734/36–1773).[3]

  • Klaus-Rüdiger Friedrich Wilhelm Oskar von und zu Egloffstein (2. Dezember 1913 in Berlin-Charlottenburg), Major (Oberleutnant am 1.8.1938, Major am 1.8.1943) der Kriegsschule Potsdam, fiel am 13. Januar 1945 bei Baranow (1943–1945 Rundstätt) im Endkampf um Deutschland; ggf. bei Kielce verwundet und im Lazarett Baranow/Rundstätt verstorben.
  • Leonhard Radulph Heinrich Hans-Eglolf Freiherr von und zu Egloffstein (Lebensrune.png 1. April 1915 in Karlsruhe), Leutnant in der 1./Panzer-Abwehr-Abteilung 38/2. Panzer-Division, fiel am 22. September 1939 beim Polenfeldzug in Groß-Mosty. Er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Laurahütte; Endgrablage: Block 7, Reihe 1, Grab 50.

Auszeichnungen (Auszug)

Rangliste 1914

Straßburger Köpenickiade 1913

Ansichtskarte, August Wolter, der Urheber und Überbringer des falschen Telegrams vom 5. Februar 1913.jpg

Am Aschermittwoch, dem 5. Februar 1913, wurden die Straßburger durch schmetternde Trompetensignale und rollenden Trommelwirbel aus den Betten aufgeschreckt. Der einstige Zahlmeister-Aspirant August Wolter vom Rheinischen Fußartillerie-Regiment Nr. 8 in Metz, der als „notorischer Querulant mit starkem geistigem Defekt“ galt,[4] der wegen „dienstlicher Verfehlungen“ aus der Armee entlassen worden war, ließ sich wohl von dem „Hauptmann von Köpenick“ inspirieren, besorgte sich die Uniform eines Postbeamten und überbrachte dem Stab des Generalgouverneurs in der Hauptwache am Kleber-Platz ein angebliches „Telegramm aus Berlin“, mit dem Inhalt, daß der Deutsche Kaiser noch am selben Tag in Straßburg eintreffen wird, die vollzählig angetretene Garnison habe auf dem Polygon anzutreten, jeder Urlaub ist aufgehoben. Der junge Leutnant konnte keinen Vorgesetzten erreichen, drückte dann auf den Knopf „Großer Alarm“.

Die Stadt war im Ausnahmezustand, es wurde Alarm geschlagen. August Wilhelm Prinz von Preußen eilte herbei, auch der Reichsstatthalter Karl Graf von Wedel und General der Infanterie Max von Fabeck, Kommandierender General des XV. Armee-Korps in Straßburg, fanden sich alle mit ihren Stäben bei General der Infanterie Freiherr von und zu Egloffstein ein. Polizeipräsident Wilhelm Ludwig von Lautz war für den Sicherheits- und Absperrdienst zuständig. Flaggen wurden gehißt, Tausende Soldaten marschierten auf, Hunderte Pferde, ein Zeppelin umkreiste die Stadt, Luftschiffer und Flieger waren im Einsatz.

Alle warteten in „Großer Gala“ und in großer Kälte auf dem Truppen- und Exerzierplatz „Polygon“ im Süden der Stadt gespannt, unglaubliche 13 Regimenter wurden aufgeboten, aber der Kaiser kam nicht. Nun wurde ab 14.00 Uhr fieberhaft in alle Richtungen telefoniert, aber bald war klar, daß es sich um einen üblen Scherz handelte. Um sich nicht ganz der Lächerlichkeit preiszugeben, bat man Joachim Prinz von Preußen, der in Straßburg studierte und Mitglied des „Akademischen Sport-Clubs Straßburg“ war, die eigentliche „Kaiserparade“ der Truppen abzunehmen. Es war Glück im Unglück, daß ein Hohenzoller zugegen war.

„Straßburg im Februar 1913. Die Stadt blüht von einem Tag auf den anderen auf. An jedem Mast, von jedem Fenster wehen die Fahnen des Deutschen Reichs. Die ganze Stadt ist in heller Aufregung, denn der Kaiser selbst, Seine Majestät Kaiser Wilhelm II., will die Stadt besuchen. Der Herrscher ist im Volk beliebt, hatte er sich doch in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts für die Armen stark gemacht. Außerdem macht er eine blendende Figur – die Italiener mit ihrer Vorliebe für die Bella Figura müssten ihn eigentlich lieben. Er redet mit Feuer. Auch wenn das in der Welt nicht immer gut ankommt. Die Deutschen lieben ihren Kaiser. Dem Herrscher voraus eilt die Aufregung. Die Konditoren schmücken ihre Auslagen mit den Insignien des Reiches. Die Gärtner binden Kränze. Die guten Bürger eilen zum Coiffeur, um sich den Kaiser-Wilhelm-Bart zwirbeln und mit Pomade haltbar machen zu lassen. Die Hemden werden frisch gestärkt und gebügelt. Unter den warmen Mänteln wird der Sonntagsstaat angezogen. Und das Gefolge zeigt an, dass der erste Mann im Staate bald da sein wird. 18.000 Mann aller Truppengattungen marschieren auf und paradieren seit dem frühen Morgen. Aufgeschreckt hatte die Stadt ein Telegramm, das ein Postbeamter im Gouvernement am Morgen abgeben hatte, mit dem Inhalt: ‚Kaiser Wilhelm trifft heute gegen 12 Uhr im Automobil ein.‘ Da solle jemand sagen, die Straßburger seien nicht schnell. In wenigen Stunden ist die Stadt im Ausnahmezustand. Die Bärte sind gerichtet, die Truppen stehen Spalier und die Masse braucht gar kein ‚Warm up‘, um begeistert zu sein. Wenn man wartet, dann dauern die Minuten doppelt so lang. Um 12 Uhr ist der Kaiser nicht da. Die Menge denkt sich nichts. Um 13 beginnen die ersten zu frieren. Der Kaiser ist immer noch nicht da. Um 14 Uhr forscht der Gouverneur nach, wo der Kaiser denn bliebe. Und siehe da: Niemand weiß überhaupt etwas von dem anstehenden Besuch. In Berlin heißt es sogar, Seine Majestät halte sich am anderen Ende des Reiches auf – in Königsberg. Der Traum ist zu Ende. Die Menschen gehen kopfschüttelnd nach Hause. Die Diskussion beginnt. Wie konnte das kommen? Wer war der Postbeamte? Die Polizei untersucht den Fall und klärt die Sache rasch auf. Die Meldung verbreitet sich durch das ganze Land. Deutschland lacht, denn man ist einer Köpenickiade zum Opfer gefallen. Der Soldat August Wolter war derjenige, der eine ganze Stadt an der Nase herumgeführt hatte. Er war Soldat und wurde für unzurechnungsfähig erklärt. Um das Gegenteil zu beweisen, verschaffte sich Wolter eine Postuniform und überbrachte das Telegramm. Übrigens auch der Kaiser soll über diesen Ulk herzlich gelacht haben.“

Nach seiner Verhaftung stellte August Wolter, „genannt das Roß“, klar, daß er keine politische Motive hatte, sondern es auf eine „Herzdame“ abgesehen hatte, die ein Rendezvous mit einem deutschen Leutnant verabredet hatte, der aber aufgrund der Alarmierung der gesamten Garnison nicht anwesend sein konnte. Wolter kam glimpflich davon, er wurde zwar zu sechs Monaten Zuchthaus verurteilt, aber nach drei Tagen durch kaiserlichen Gnadenerlaß wieder auf freien Fuß gesetzt. Internationale Medien haben über den Vorfall berichtet, darunter die Zeitung „Vancouver Daily World“ am 7. Februar 1913.

Reichstag

Für Freiherr von und zu Egloffstein war das „Straßburger Debakel“ weniger amüsant, er wurde wenig später, offiziell wegen „Krankheit“, mit vollen Pensionsbezügen zur Disposition gestellt. Im Reichstag wetterten die Sozialdemokraten gegen den General. Daniel Stücklen (1869–1945) verbreitete am 18. April 1913 zuerst Heiterkeit im Hohen Haus,[5] warf aber dann dem ehemaligen Gouverneur und verdienten Offizier „Kadavergehorsam“ vor und kritisierte die 19.000 Mark jährliche Bezüge.

Kurz darauf verteidigte Kriegsminister Josias von Heeringen das Vorgehen von Freiherr von und zu Egloffstein, der für das Debakel nicht verantwortlich war, auch wenn er zugab, daß der „Alarm in Straßburg seine stark komische Seite“ hette. Er klärte die Mitglieder des Reichtages auf, daß als die Depesche im „Gouvernementsbureau“ eintraf, nur ein Stabsoffizier (eigentlich handelte es sich um den diensttuenden Leutnant) anwesend war, der, weil der Gouverneur außer Haus und der Kommandierender General bei einer Übung war, sofort Alarm befahl. Als die beiden Generäle dann eintrafen, war die Garnison, die auf eine große Zahl von Kilometer verteilt war, schon beim Ausrücken, ein aufhaltendes Eingreifen nicht mehr möglich. Kriegsminister von Heeringen bestärkte abschließend:

„Jedenfalls habe ich auf das allerbestimmteste zu erklären, daß die Verabschiedung des Generals v. Egloffstein mit dem Alarm in Straßburg in keinerlei Verbindung steht.“[6]

Fußnoten

  1. Wilhelm Freiherr von und zu Egloffstein, The Prussian Machine, hier jedoch mit dem falschen Todesjahr 1925
  2. Anordnungen als Stellv. Generalkommando VI. A. K.
  3. Die Familie von Egloffstein ist ein fränkisches Uradelsgeschlecht mit gleichnamigem Stammhaus in der Fränkischen Schweiz im Regierungsbezirk Oberfranken. Es erscheint erstmals urkundlich 1187 mit Heinrich genannt Stuchs, mit dem auch die Stammreihe beginnt. Es gehört der fränkischen Reichsritterschaft an.
  4. Ralf Bernd Herden: Straßburg Belagerung 1870, S. 141
  5. Reichstagsprotokolle, Daniel Stücklen (SPD)
  6. Reichstagsprotokolle, Erwiderung Josias von Heeringen