Busse, Theodor
Ernst Hermann August Theodor Busse ( 15. Dezember 1897 in Frankfurt (Oder); 21. Oktober 1986 in Wallerstein) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Infanterie und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg sowie Militärhistoriker.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Soldatenlaufbahn
Theodor Busse trat 1915 als Offiziersanwärter in das Grenadier-Regiment „Prinz Carl von Preußen“ (2. Brandenburgisches) Nr. 12 ein, erlebte das Kriegsende als Leutnant und wurde in die Reichswehr übernommen.
Drittes Reich
Januar 1933 hatte er noch den Dienstgrad Oberleutnant inne und wurde bis Kriegsbeginn 1939 zum Oberstleutnant im Generalstab des Heeres befördert.
Zweiter Weltkrieg
Seit dem 19. Januar 1945 wurde Busse mit der Führung der 9. Armee beauftragt, mit der er als de facto Oberbefehlshaber während der Oder-Neiße-Schlacht und dem Kampf um Berlin kämpfte.
Endkampf
Am 24. April 1945 wurden Busse und ungefähr 200.000 deutsche Soldaten von der Roten Armee im Kessel von Halbe eingeschlossen. Obwohl man ihm die Kapitulation angeboten hatte, befahl Busse seinen letzten gepanzerten Truppen, den rettenden Weg nach Westen freizukämpfen. Über Massow, Kummersdorf, Märtensmühle, Hennickendorf, Dobbrikow, Rieben und Beelitz-Schönefeld erreichten am Vormittag des 1. Mai diese Einheiten mit Busse und seinem Stab südlich von Beelitz die 12. Armee. Walther Wenck war ihm hierzu mit seiner Armee aus Westen entgegengekommen, um den Divisionen der 9. Armee zu ermöglichen, sich in VS-amerikanische Gefangenschaft zu begeben. Über 100.000 Deutsche gingen in Kriegsgefangenschaft, Busse selbst wurde erst im Juli 1945 gefangengenommen und wurde bis zum 12. Dezember 1947 in Landsberg am Lech inhaftiert.
- „Wenige Tage vor dem Ende des 2. Weltkrieges schreibt Busse als Wehrmachtsgeneral in den Gefechten um die Seelower Höhen und die Kesselschlacht um Halbe Geschichte. Militärstrategisch geschickt, befreit er sich aus der Umklammerung der Sowjetarmee, die den südöstlich von Berlin liegenden Ort Halbe eingeschlossen hat. Anschließend übergibt er die Reste seiner 9. Armee dem Oberbefehlshaber der 12. Armee, Walter Wenck. Doch während der im Rathaus von Stendal die Kapitulationsurkunde am Tisch der Amerikaner unterschreibt, arbeitet Busse mit seinem Fahrrad längst am nächsten strategischen Meisterstück. Der Chef der 9. Armee schafft den Weg quer durch das von alliierten besetzte Deutschland – trotz intensiver Fahndung der Siegermächte nach ihm – und erreicht nach mehr als 500 Fahrrad-Kilometern von Berlin den zwischen Nürnberg und Ulm liegenden Heimatort Wallerstein.
- Frühsommer 1945. Annemarie Busse spielt vor dem Haus in Wallerstein, als ein Radfahrer auf sie zukommt. Der Großvater hackt Holz. Erst als der Mann vor ihr vom Rad absteigt, erkennt sie ihn. Abgemagert und in Kleidung, die sie an ihm nicht kannte. Vater lebt! Was für eine Freude. [...] Stratege Busse hat sich durchgeradelt und erreicht nach Wochen den Wohnsitz in Wallerstein, der seit 250 Jahren der Familie mütterlicherseits gehört. Damit nicht sofort der ganze Ort weiß, wer da Heim gekommen ist, verbietet er Tochter Annemarie, 16 Jahre alt, die große Wiedersehensfeier vor der Tür. Drinnen darf sie sich freuen – und mit ihr weitere Bewohner. Durch die Wohnstube hüpfen nicht nur Busses drei Kinder, auch die von Hitlers Chefadjutant Wilhelm Burgdorf samt Mutter – eine Tante von Annemarie - freuen sich über den Heimkehrer.“[1]
Nachkriegszeit
General der Infanterie a. D. Busse war nach der Gefangenschaft in leitende Funktionen der Zivilverteidigung bzw. des Zivilschutzes tätig und veröffentlichte mehrere militärhistorische Werke. Busse wirkte im Bundesinnenministerium bei der Erarbeitung der Notstandsgesetze mit, entwarf wichtige Eckpunkte bei der Zusammenarbeit im militärisch-zivilen Bereich für den Kriegs-und Krisenfall. Und er legte mit seiner Arbeit im Bundesinnenministerium die Grundlage für den Bau des Regierungsbunkers im Ahrtal. Noch vor dessen Fertigstellung im Ostteil ging der General in Pension. Sein Beratervertrag mit dem BMI lief aus. Und doch wurde er auf persönlichen Wunsch des Bundesinnenministers kurze Zeit später für eine Funktion an entscheidender Stelle reaktiviert: Bei der ersten NATO-Übung „Fallex 66“ im Regierungsbunker 1966 übernahm er die Gesamtleitung auf deutscher Seite.
Busse verband eine tiefe Freundschaft mit Walther Wenck und Erich von Manstein.
Tod
General der Infanterie a. D. Ernst Hermann August Theodor Busse verstarb 1986 und wurde feierlich von Familie, Freunden und Kameraden beigesetzt.
Ruhestätte
In dem Gemeinschaftsgrab (Reihe 22 rechts, Grab 11 und 12) auf dem Friedhof in Wallerstein (Landkreis Donau-Ries) ruhen auch seine Gattin Camilla Mathilda, geb. Hahn ( 4. Januar 1900 in Liegnitz; 16. Oktober 1968 in München) und Sohn Joachim Christian Busse ( 1936). Tochter Annemarie, verheiratete Schlafer, wurde am 13. September 1929 geboren. Camilla war die Schwester von Erika Hahn, die 1930 den späteren General der Infanterie Wilhelm Burgdorf heiratete.
Auszeichnungen (Auszug)
Beförderungen
- Eintritt in die Armee (1. Dezember 1915)
- Fahnenjunker-Gefreiter (24. März 1916)
- Fahnenjunker-Unteroffizier (13. April 1916)
- Fähnrich (11. Juli 1916)
- Leutnant (13. Februar 1917)
- Oberleutnant (31. Juli 1925)
- Rittmeister (1. Februar 1933)
- später in Hauptmann umbenannt
- Major (1. April 1936)
- Oberstleutnant i. G. (1. April 1939)
- Oberst i. G. (1. August 1941)
- Generalmajor (1. März 1943)
- Generalleutnant (1. September 1943)
- General der Infanterie (9. November 1944)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- II. Klasse am 3. November 1916
- I. Klasse am 22. August 1917
- Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern am 29. Juli 1918
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer am 5. Dezember 1934
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis II. Klasse
- II. Klasse am 2. Oktober 1936
- Kgl. Jugoslaw. St. Sawa-Orden, III. Klasse am 23. Oktober 1939
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum EK II am 27. Mai 1940
- Spange zum EK I am 30. Mai 1940
- Kgl. Rumän. Orden „Michael der Tapfere“, III. Klasse: 8. Mai 1942
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ am 10. August 1942
- Krimschild am 10. September 1942
- Ärmelband „Kurland“
- Deutsches Kreuz in Gold am 24. Mai 1942 als Oberst i. G. und Ia der 11. Armee
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 30. Januar 1944 als Generalleutnant und Chef des Generalstabes der Heeresgruppe Süd
- Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit Stern am 25. Januar 1966
Verweise
Fußnoten
- Geboren 1897
- Gestorben 1986
- Deutscher Autor
- Deutscher General der Infanterie
- Leutnant (Preußen)
- Leutnant (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Hauptmann (Reichswehr)
- General der Infanterie (Heer der Wehrmacht)
- Kommandierender General des I. Armeekorps (Heer der Wehrmacht)
- Kommandeur einer Infanterie-Division (Heer der Wehrmacht)
- Oberbefehlshaber einer Armee (Heer der Wehrmacht)
- Generalstabsoffizier (Heer der Wehrmacht)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern
- Kriegsgefangener