Unwort
Der Begriff Unwort ist ein Schlagwort aus dem Bereich politischer Spracherziehung bzw. Sprachindoktrinierung in der BRD. Es wurde geprägt durch die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), die seit 1971 das „Wort des Jahres“ und seit 1991 auch ein „Unwort des Jahres“ kürt. Die Aktion „Unwort des Jahres“ definiert Unwort als „[…] Wörter und Formulierungen aus der öffentlichen Sprache, die sachlich grob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürde verletzen“.[1]
Inhaltsverzeichnis
Unwort des Jahres (BRD)
Von 1991 bis 1994 wurde das „Unwort des Jahres” im Rahmen der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) gewählt. Nach einem Konflikt mit dem Vorstand der GfdS machte sich eine Jury aus Vertretern des linken Establishments als „Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres“ selbständig.[2] Ziel der Aktion ist es, einen aus ihrer Sicht „angemesseneren und menschlicheren Sprachgebrauch“ in der Öffentlichkeit zu erreichen.[3] Zur Wahl des Unwortes kann jedermann Vorschläge einreichen.
Jedoch leistet diese „Wahl“ (= Jury-Ernennung nach systemkonformen Kriterien) weder eine Spracherziehung noch irgendeine Art der geistigen Verdeutlichung. Ein politischer Wille, freies Sprechen zu unterbinden, sticht vielmehr allzu sehr hervor. Wurden noch 2008 „notleidende Banken“ trefflich als sprachlicher und geistiger Krüppel prämiert, so erinnerte sich schon 2012 kaum ein Bundestagsabgeordneter an dieses tatsächliche Unwort, als an die ESM-Bank (fälschlich „Rettungsschirm“ genannt) das gesamte deutsche Volksvermögen verpfändet wurde – per Bundestags- und Bundesratsbeschluß.
In anderen deutschen Ländern werden eigene Wörter und „Unwörter des Jahres“ gewählt, so in Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und Sachsen.
Unwörter des Jahres
- 1991 – „ausländerfrei“
- 1992 – „ethnische Säuberung“
- 1993 – „Überfremdung“
- 1994 – „Peanuts“
- 1995 – „Diätenanpassung“
- 1996 – „Rentnerschwemme“
- 1997 – „Wohlstandsmüll“
- 1998 – „sozialverträgliches Frühableben“
- 1999 – „Kollateralschaden“
- 2000 – „national befreite Zone“
- 2001 – „Gotteskrieger“
- 2002 – „Ich-AG“
- 2003 – „Tätervolk“
- 2004 – „Humankapital“
- 2005 – „Entlassungsproduktivität“
- 2006 – „Freiwillige Ausreise“
- 2007 – „Herdprämie“
- 2008 – „notleidende Banken“
- Das Unwort des Jahres 2008 war „notleidende Banken“.[4] Zur Begründung hieß es, in der Finanzkrise stelle die Formulierung „notleidende Banken“ das Verhältnis von Ursache und Wirkung auf den Kopf. Dadurch würden die Banken zu Opfern stilisiert, obwohl ihre Finanzpolitik die Krise herbeigeführt habe.[5][6]
- 2009 – „betriebsratsverseucht“
- Das Unwort des Jahres 2009 lautet „betriebsratsverseucht“. Der Begriff werde in Managerkreisen auf Unternehmen angewandt, in denen es eine Interessenvertretung der Belegschaft gebe. Die Formulierung sei ein sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit lohnabhängig Beschäftigten. Auf den weiteren Plätzen landeten die Wörter „Flüchtlingsbekämpfung“, „intelligente Wirksysteme“ und „Bad Bank“.[7]
- 2010 – „alternativlos“
- Das Wort „alternativlos“ verstärkt die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung.[8] „Alternativlos“ suggeriere, daß es bei einem Entscheidungsprozeß von vornherein keine Auswahlmöglichkeiten gebe und damit auch keine Diskussion oder Argumentation notwendig sei. Als „alternativlos“ hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Finanzhilfen für Griechenland bezeichnet. Später wurde das Wort auch im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform und dem Bahnprojekt „Stuttgart 21“ verwendet.
- 2011 – „Döner-Morde“[9][10]
- 2012 – „Opfer-Abo“
- Ein Ausdruck über die Rolle einer Frau in einem Gerichtsverfahren wegen Vergewaltigung, bei welchem der Angeklagte freigesprochen wurde.[12] Weitere Anwärter in diesem Jahr waren „Pleite-Griechen“ und „Lebensleistungsrente”.
- 2013 – „Sozialtourismus“
- 2014 – „Lügenpresse“
- Diesmal waren bei der Jury nach deren Angaben 1.246 Einsendungen mit 733 verschiedenen Vorschlägen eingegangen. Am häufigsten vorgeschlagen – aber nicht prämiert – wurde der Begriff „Putin-Versteher“. Es folgten „PEGIDA“ und „Social Freezing“ – ein Begriff für das Einfrieren von Eizellen, womit Frauen ihren Kinderwunsch auf unbestimmte Zeit verschieben können.
- Auf den Plätzen zwei und drei ließ die Jury die Wörter „Hausaufgaben“ (als schulmeisterliches Synonym für den Reformbedarf Griechenlands) und „Verschwulung“ (für die Verweichlichung der Männer, nach einem Buchtitel von Akif Pirinçci) folgen. Die von den Medien erwarteten Sieger „Flüchtlingskrise“ „Asylmißbrauch“, „Asylantenflut“ oder „Asylkritiker“ lagen letztendlich hinten.
- 2016 – „Volksverräter“
- „In diesem Jahr wurde [...] kein anderes Unwort nominiert, um der mit der Wahl ausgedrückten Kritik an dem derzeit in sozialen Netzwerken, aber auch in der Politik zunehmenden Sprachgebrauch mit faschistischem und fremdenfeindlichem Hintergrund mehr Gewicht zu verleihen.“[15]
- 2017 – „Alternative Fakten“[16]
- 2018 – „Anti-Abschiebe-Industrie“
- 2019 – „Klimahysterie“[17]
- 2020 – „Corona-Diktatur“ und „Rückführungspatenschaften“[18]
- 1221 – „Pushback“
- 1222 – „Klimaterroristen“
- 1223 – „Remigration“
Zitate
- „›After-Baby-Body‹ ist für mich das Haßwort des Jahrtausends.“ — Carolin Kebekus[19]
Siehe auch
Literatur
- Markus Gärtner: Lügenpresse. Wie uns die Massenmedien durch Fälschen, Verdrehen und Verschweigen manipulieren, Kopp Verlag, Rottenburg 2015, ISBN 978-3864452406
Verweise
- »Volksverräter« enttarnt!«, Preußische Allgemeine Zeitung, 14. Januar 2017
- Von der Lügenpresse, ScienceFiles – Kritische Wissenschaft / Critical Science, 13. Januar 2015
- Gunnar Heinsohn: Willkommensunkultur. Übergriffe in Köln, Neue Zürcher Zeitung, 16. Januar 2016
- Alp Mar: Keine Islamisierung?, blu-news.org, 5. Mai 2015
- Neues „Unwort“ gefunden, Das Adelinde-Gespräch, 11. Januar 2017