Vacano, Otto Wilhelm von

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Dr. phil. habil. Otto Wilhelm von Vacano, 1971;
„Nach einem ersten Lehrauftrag am Archäologischen Institut der Universität Tübingen 1958 konnte er 1961 endlich die Stelle eines Heimleiters gegen eine Anstellung an der Universität eintauschen. Seither war Vacano bis zu seinem Lebensende in der internationalen Etruskerforschung fest etabliert. Mit seiner Tätigkeit wurde eine dauerhafte Verankerung der Etruskologie am Archäologischen Institut der Universität Tübingen erreicht.[1] Eine weitergehende universitäre Karriere wurde ihm formal mit dem Hinweis auf die fehlende Antrittsvorlesung verwehrt [Anm.: kriegsbedingt 1944]. Otto Wilhelm von Vacano zeigte sich als Universitätsleh-rer sehr großzügig gegenüber seinen Schülern und anderen jungen Forschern. Bettina von Freytag gen. Löringhoff konnte in ihrer Dissertation über die ‚Sieben gegen Theben‘ in großem Stil auf die Forschungen Vacanos über den Terrakottagiebel vom Talamonaccio-Tempel zurückgreifen. Die Belgierin Josette Renard erhielt das Material über die Ausgrabung in Kouphovouno und publizierte es unter Einbeziehung der neuesten Literatur. Vacano wird als mitreißender und engagierter Hochschullehrer überliefert, der es verstand, seine Studenten für das Fach, insbesondere für die Etruskologie zu begeistern. […] Vacano selbst hat sich in seinen privaten, ausschließlich seiner zweiten Frau zugedachten Erinnerungen sehr intensiv mit der Zeit von seiner Jugend bis zum Beginn seiner Kustodentätigkeit auseinandergesetzt.“[2]

Otto Wilhelm von Vacano (in den HJ-Akten auch als Otto-Wilhelm geführt; Lebensrune.png 5. Mai 1910 in Erstein, Reichsland Elsaß-Lothringen; Todesrune.png 20. April 1997 in Tübingen) war ein deutscher Klassischer Archäologe, der sich als Etruskologe hauptsächlich mit Geschichte und Kultur der Etrusker beschäftigt hat, aber auch SA- und HJ-Führer im Dritten Reich sowie Unteroffizier des Heeres der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Werdegang

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Wegen der berufsbedingten Ortswechsel des Vaters ging Otto Wilhelm zunächst bis 1919 auf das Progymnasium in Colmar. In Bad Wörishofen und Münstermaifeld besuchte er die dortigen Volksschulen. in der Eifel erhielt er zudem Privatunterricht in der lateinischen Sprache. Von 1922 bis 1929 war er schließlich Schüler des Staatlichen Gymnasiums an der Apostelkirche in Köln, wo er Ostern 1929 das Abitur ablegte. Seinem Lehrer Dr. Julius Bäumer dankt Vacano in einem der Dissertation angefügten Lebenslauf überschwenglich dafür, daß er ihn „als Schüler zuerst für die zuchtvolle Kraft und Ordnung des Griechentums begeisterte“.

  • 1923 in der Jugendbewegung aktiv
    • Mitglied im Kölner Volkstanzkreis und im Katholischen Schülerbund „Neu-Deutschland“, wo er später Fähnleinführer wurde; 1928 Austritt aus Neu-Deutschland und schließlich 1935 auch aus der Kirche.
  • Sommer 1929 Beginn des Studiums der Klassischen Philologie und Alten Geschichte an der Universität Köln
    • im zweiten Semester Wechsel an die Universität Wien, wo er durch Museumsbesuche und Teilnahme an der Vorlesung Emil Reischs zur Archäologie kam
    • nach nur einem Semester Rückkehr nach Köln, wo er weitere sieben Semester studierte; bei seiner Rückkehr Eintritt in den SA-Sturm 18 in Köln.
  • 1930 Fußwanderung von Basel bis Rom begleitet von seiner Schwester Maria und deren Verlobten Hans Siehoff
  • 1930 bis 1932 als Assistent seines Doktorvaters Prof. Dr. Andreas Rumpf (1890–1966) angestellt
  • 1931 Eintritt in den NSDStB
  • 1932 im Februar Übertritt von der Sturmabteilung zur Hitler-Jugend
    • ab 1. Mai 1932 Übernahme der HJ-Schulungsarbeit im Gau Köln-Aachen
  • 1932 Sommerreise mit dem Rad nach Etrurien, aber auch Paestum
    • Pensionierung 1943, von 1945 bis zu seinem Tode 1947 in Reichenbach im Schwarzwald ansässig
  • 1. Mai 1933 Eintritt in die NSDAP (Mitglieds-Nr. 2.095.177)
  • 1933 nach dem Wintersemester und der Grabungskampagne in Paestum bis 8. August 1933 zunächst Abbruch des Studiums, um hauptamtlicher Führer bei der Hitler-Jugend zu werden
  • 1. Juni 1934 nach Berlin berufen, um im Stab des Reichsjugendführers das Hauptreferat „Führerschulung im Amt für weltanschauliche Schulung“ zu leiten
  • 15. November 1935 bis Ende des Sommersemesters 1936 von Reichsjugendführer Baldur von Schirach in Berlin beurlaubt, um an seiner Dissertation mit dem Titel „Das Problem des Alten Zeustempels in Olympia“ zu arbeiten sowie zur Ableistung seines Examens in Köln.
  • 27. Juni 1936 Promotion zum Dr. phil., Rückkehr nach Berlin; „Das Problem des Alten Zeustempels in Olympia“ wurde 1937 veröffentlicht
  • 1. Juli 1936 Übernahme des Pressereferate des „Hauptamtes für Vorgeschichte“ innerhalb des „Amtes Rosenberg“ sowie des „Reichsbundes für Deutsche Vorgeschichte“
  • 15. August 1936 von der Reichsjugendführung offiziell an den „Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte“ entsandt
    • Der Reichsbund wurde am 9. November 1937 in „Reichsamt für Vorgeschichte beim Beauftragten des Führers für die gesamte weltanschauliche Schulung der NSDAP“ umbenannt von Hans Reinerth in enger Abhängigkeit von Alfred Rosenberg geleitet.
  • 1936 bis 1941 Veröffentlichen von zahlreichen populärwissenschaftlichen Aufsätzen, u. a. in der Zeitschrift „Germanen-Erbe – Monatsschrift für deutsche Vorgeschichte“, so z. B. „Die Nordische Halle im Griechentempel“ (1936), „Über Mädchensport in Griechenland“ (1937), „Jonien und Hellas, ein Beitrag zur Rassengeschichte der Griechen“ (1937) oder „Der Lebenskampf einer nordischen Herrenschicht“ (1940)
  • 9. April 1937 Teilnahme an einer Aussprache zwischen Alfred Rosenberg und 32 Prähistorikern
  • Wintersemester 1937/38 Gastdozent für Kunstgeschichte an der Mode- und Textilschule der Stadt Berlin
  • April 1938 Kündigung als Pressereferent des „Hauptamtes für Vorgeschichte“
  • 1. Mai 1938 bis Ende des Zweiten Weltkrieges „Stammerzieher“ (Dozent) und Bibliothekar (1941 bis 1944 Alleinverantwortlicher für Leitung und Auf- bzw. Ausbau der Bibliothek) am Erzieherseminar (nach 1938 Erzieherakademie) in der Allgäuer Ordensburg Sonthofen, wo er die angehenden Lehrer aller Adolf-Hitler-Schulen in den Fächern Klassische Archäologie, Prähistorie, Alte Geschichte und Latein ausbildete. Des Weiteren war er Leiter der Erzieher-Arbeitsgemeinschaften „Religionskunde“, „Der Lehrplan der Adolf-Hitler-Schulen“ sowie 1944 auch der Arbeitsgemeinschaft „Volkskunde“.
    • sporadisch unterrichtete er auch die Schüler der AHS Mecklenburg (Schule 9) und der AHS München-Oberbayern (Schule 8), die sich beide auf der Ordensburg Sonthofen befanden.
    • Im Herbst 1938 grub von Vacano mit Erzieheranwärtern der Erzieherakademie sechs ins 6. bis 8. Jahrhundert nach der Zeitrechnung zu datierende Gräber eines schon im Jahre 1888 beim Bau der Bahnlinie Sonthofen – Oberstdorf angeschnittenen alemannischen Reihengräberfeldes bei Altstädten im Allgäu aus. Die Mittel für die Grabung, die den Erzieheranwärtern Einblick in die Arbeitsweise vorgeschichtlicher Forschung geben sollte, wurden auf Vorschlag des Denkmalamtes Augsburg vom Bezirksamt Sonthofen zur Verfügung gestellt. Auch die Schüler der in Sonthofen untergebrachten Adolf-Hitler-Schulen wurden auf der Grabung in die Geschichte des Allgäus eingeführt.
  • Juli bis Oktober 1938 militärische Grundausbildung der Wehrmacht im Gebirgsjäger-Regiment 99 in Sonthofen
  • August 1939 bis Mai 1940 dem Infanterie-Regiment 488 in der Nähe von Pirmasens zugeteilt, jedoch wegen seinen Verpflichtungen in Sonthofen zurückgestellt.
  • 1941 Als der Leiter der Erzieherakademie Max Klüver mit seiner Division „Großdeutschland“ zur Ostfront ging, übernahm von Vacano die kommissarische Leitung.
  • 1941 In den Sommerferien führte er für den Sonderstab „Griechische Altertumskunde“ im Amt Rosenberg eine Oberflächenbegehung in Lakonien durch. Dabei wurde vom 25. August bis zum 9. September 1941 in der neolithischen und frühhelladischen Siedlung Kouphovouno bei Sparta vermessen und ausgegraben. Er vermutete, daß „vielleicht schon damals dieses oder jenes nordische Herrengeschlecht nach der Peloponnes gekommen sein“ könnte.[3] Die Möglichkeit zu dieser Ausgrabung vermittelte ihm Richard Harder, Professor für Griechische Philologie an der Universität München und Leiter des „Instituts für Indogermanische Geistesgeschichte“ der Außenstelle München der geplanten „Hohen Schule der Partei“.[4]
    • „Nachdem Vacano sich am 8. Juli 1942 in einem Gespräch mit Martin Schede, dem Präsidenten des Instituts, in Berlin dazu bereit erklärt hatte, seine Sparta-Grabung als gemeinsames Projekt des Archäologischen Instituts mit den Adolf-Hitler-Schulen durchzuführen – eine Abmachung, die auch der Kommandeur der Adolf-Hitler-Schulen Kurt Petter am 9. Juli 1942 unterstützte –, war das Amt Rosenberg nicht mehr bereit, die Mittel dafür aufzubringen. Eine am 17. Juli 1942 für Vacano ausgestellte Grabungsgenehmigung der Griechischen Regierung blieb deshalb ungenutzt. Die von Richard Harder und Siegfried Lauffer geleiteten Arbeiten des Amtes Rosenberg in Sparta und Chalkis werden in einem Schreiben von Walther Wrede, dem Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen, an Martin Schede vom 13. Oktober 1942 als archäologisch wenig professionell bezeichnet.“[2]
  • April 1942 Beförderung zum HJ-Oberbannführer (mit dem SS-Oberführer vergleichbar)
  • 1944 Habilitation mit der Schrift „Lelegia – Eine vorgriechische Siedlung auf dem Kufówuno bei Sparta“
    • Über die Ergebnisse der Ausgrabung in Kouphovouno[5] habilitierte sich Vacano im Jahre 1944 an der Philosophischen Fakultät der Reichsuniversität Graz. Im Mai und Juni 1944 hatte ihm der Kommandeur der Adolf-Hitler-Schulen, Obergebietsführer Kurt Petter, die Möglichkeit gegeben, verstärkt an dieser Habilitationsschrift zu arbeiten, da es durchaus erwünscht war, daß die Dozenten der Erzieherakademie eine Habilitation anstrebten. Das Habilitationsverfahren war schon am 14. Juli 1944 abgeschlossen.
„Dass die Wahl Vacanos für seine Habilitation auf die Universität Graz gefallen war, lag sicherlich daran, dass dort der Althistoriker Fritz Schachermeyr lehrte, zur damaligen Zeit die größte Kapazität auf dem Gebiet der griechischen Vorgeschichte. Mit Fritz Schachermeyr sowie mit Rudolf Ströbel vom Reichsamt für Vorgeschichte in Berlin tauschte sich Vacano während der Auswertung der Grabungsergebnisse aus. Fritz Schachermeyr als Betreuer seiner Habilitationsschrift, die sich mit der griechischen Frühgeschichte beschäftigt und den Fragestellungen wie etwa der ‚rassischen Struktur und der Lebensweise der Heloten und Periöken‘ nachgeht, war durchaus naheliegend, befasste sich doch auch Schachermeyr vor 1945 stark mit der ‚Rassenfrage‘ der Indogermanen insbesondere im Mittelmeerraum. Für eine persönliche Kontaktaufnahme zu Fritz Schachermeyr gab es zumindest im Jahre 1942 eine Gelegenheit: Vacano war mit anderen Erziehern und Dozenten der Adolf-Hitler-Schulen von Baldur von Schirach nach Wien zu den Feierlichkeiten des hundertsten Jubiläums der Wiener Philharmoniker eingeladen worden. Die Hilfestellungen Rudolf Ströbels waren sicher methodischer Natur. Ströbel konnte Vacano auch zeigen, wie man solche Fundstücke am besten abbildet und zeichnet. Rudolf Ströbel promovierte 1939 in Tübingen über die Feuersteingeräte der Pfahlbaukultur. Des Weiteren publizierte er zum Teil populärwissenschaftliche Bücher und Aufsätze über die ‚nordische Vorzeit‘ und den ‚Sport der Germanen‘. Vacano und Ströbel kannten sich aus ihrer gemeinsamen Zeit am ‚Reichsamt für Vorgeschichte‘ in Berlin. Der damalige Lehrstuhlinhaber für Klassische Archäologie an der Universität Graz war Arnold Schober, den Vacano vielleicht aus seinem Wiener Studiensemester kannte.“[2]
  • September 1944 freiwillige Meldung zum Kriegsdienst als Unteroffizier in dem erst am 25. September aufgestellten Werfer-Regiment 89 (das Werfer-Regiment 89 wurde am 11. Oktober 1944 mit dem Werfer-Regiment 88 zur Werfer-Brigade 17 zusammengefaßt), das im Dezember 1944 dem an der Deutsche Westfront 1944/1945|deutschen Westfront in Holland und im Raum Aachen operierenden 67. Armee-Korps und ab 12. Januar 1945 dem in Ungarn und in der Ostmark kämpfenden 4. SS-Panzer-Korps unterstellt war. Nach einer Verwundung kam er in das in der Ordensburg Sonthofen eingerichtete Lazarett, wo er das Kriegsende erlebte.

Nachkriegszeit

„Vacano wurde nach Kriegsende zunächst als Gefangener der französischen Besatzung im Lazarett in Sonthofen und dann ab 13. August 1945 für zehn Monate im amerikanischen Internierungslager Moosburg in Oberbayern festgehalten. In solchen Lagern wurden nach den Bestimmungen des ‚Automatischen Arrests‘ Tausende Angehörige verschiedener nationalsozialistischer Organisationen interniert. In Moosburg gab es eine sogenannte ‚Lagerakademie‘, die sich durch den hohen Akademikeranteil unter den Internierten zu regelrechten Volkshochschulen mit einem relativ breiten Angebot an Lehr- und Unterhaltungsveranstaltungen ausweitete. Vacano hielt dort die Vorträge zur Kunst und Kultur des frühen Griechenland, die er 1952 unter dem Titel ‚Im Zeichen der Sphinx‘ in Buchform publizierte. Nach dem Krieg zog die Familie Vacano in die Heimat von Erna von Vacano nach Oldenburg. Auch Otto Wilhelm folgte nach seiner bedingungslosen Entlassung aus dem Internierungslager im Juni 1946 dorthin. Ohne feste Anstellung versuchte er seine achtköpfige Familie durch Nachhilfestunden in Latein und Griechisch zu ernähren. Ende 1948 unterzog er sich in Oldenburg dem Entnazifizierungsverfahren mit dem Ziel, eine Arbeit als Archäologe aufzunehmen. Er wurde zunächst in die Kategorie IV eingeordnet, das heißt ‚in den Kreis der Personen eingereiht, die den Nationalsozialismus unterstützt haben, ohne dass eine wesentliche Förderung vorliegt‘. Nach Ablauf der gesetzlichen Frist von einem Jahr erreichte er im Januar 1950 die Einstufung in die Kategorie V (Mitläufer). […] Im Jahre 1950 organisierte Vacano im Auftrag des niedersächsischen Ministers für Flüchtlingsangelegenheiten Heinrich Albertz mehrere ‚Freizeitwochen für Spätheimkehrer‘, bei denen er zumindest einmal auch mit einem ehemaligen Sonthofener Schüler zusammentraf. Da er in der Archäologie zunächst nicht Fuß fassen konnte, nahm Vacano 1951 die Leitungsstelle eines im Auftrag des Jugendsozialwerks geführten Heims für obdachlose Jugendliche in Tübingen an. Das Jugendsozialwerk suchte seit 1946 mit Hilfe des Staatssekretärs der provisorischen Regierung in Württemberg-Hohenzollern, des SPD-Politikers Carlo Schmidt, und unter Duldung der französischen Besatzungsverwaltung gezielt Kontakt zu früheren Führungskräften der HJ, des BDM sowie zu ehemaligen Wehrmachtsoffizieren, um diese für die Betreuung der Jugendlichen einzusetzen. Aus dem ‚Tübinger Brief‘, dem seit 1955 erscheinenden Publikationsorgan des Jugendsozialwerks, wird deutlich, dass Vacano in die Arbeit dieser Vereinigung organisatorisch und inhaltlich voll eingebunden war. So hielt er Vorträge über moderne Sozialpolitik oder das ‚Gesicht unserer Jugend‘, leitete Seminare für Gruppen- und Heimleiter und organisierte das ‚Vorstudienwerk für Jungarbeiter‘, Förderkurse für Abiturienten und Studenten aus der DDR sowie Berufshilfeseminare. Er referierte über die Sonderprüfungen für technischen Nachwuchs, die Ankunft von Spätaussiedlern aus Nordostpreußen und den baltischen Ländern, den Einsatz von Studenten bei der Arbeit des Jugendsozialwerks oder ‚Sozialpädagogische Aspekte‘. […] Weil die Etruskologie an deutschen Universitäten fehlte, erteilte Bernhard Schweitzer 1958 Vacano einen ersten Lehrauftrag am Archäologischen Institut der Universität Tübingen. Schweitzers Nachfolger Ulrich Hausmann berief Vacano schließlich 1961 auf die neugeschaffene Kustodenstelle der Archäologischen Sammlung. Diese Stelle hatte er bis zu seiner Pensionierung 1975 inne. Durch seine Ausgrabungen am etruskischen Tempel auf dem Talamonaccio (seit 1960) und die von ihm vorgeschlagene Neuzusammensetzung des Giebelreliefs dieses Tempels im archäologischen Museum Florenz, die nach der großen Flutkatastrophe 1966 notwendig geworden war, machte sich Vacano einen Namen in der Etruskologie. Besonders in Volterra fanden er und seine zweite Frau Juliane viele Freunde. Seine Frau, die immer regen Anteil an den Forschungen ihres Mannes genommen hatte, wird als Mitarbeiterin des ersten Etruskerbuches genannt und schrieb auch selbst einen Beitrag zum Katalog der Etruskerausstellung in Köln. Im November 1974 nimmt Vacano nochmals Kontakt mit Fritz Schachermeyr, dem Mentor seiner Habilitation auf. Für die Anerkennung von Vorbereitungsjahren für die Habilitation, die Vacano für seine Pensionierung im Mai 1975 benötigt, bittet er um eine Bestätigung und erhält diese auch. Auf seine alljährlichen Reisen nach Italien musste Vacano erst ab 1994 krankheitsbedingt verzichten. Bis ins hohe Alter nahm er aktiv an Kongressen sowie am Institutsleben im Archäologischen Institut Tübingen teil. Am 20. April 1997 verstarb er knapp 87jährig in Tübingen.“[2]

Familie

„Otto Wilhelm von Vacano wurde am 5. Mai 1910 als zweites von zwölf Kindern des Amtsrichters Franz Johannes von ­Vacano (1876 – 1947) und seiner Frau Margarete, geborene Freiin von Feilitzsch (1885 – 1962), in Erstein im Elsass geboren. Der Vater hatte zunächst eine diplomatische Karriere begonnen, war dann aber als Staatsanwalt im Elsass geblieben, wo er von 1909 bis 1912 in Erstein und später in Colmar arbeitete. Der aus Simmern im Hunsrück stammende Großvater Jakob Joseph Otto von Vacano (1827 – 1897) war 1871 ins Elsass gekommen, zunächst als Generaladvokat und seit 1887 als Landesgerichtspräsident am Appellationsgericht Colmar. Jakob Joseph Otto Vacano wurde am 3. August 1881 durch Kaiser Wilhelm I. für seine Verdienste um den Aufbau der deutschen Justiz im Reichsland Elsass-Lothringen in den erblichen Reichsadel erhoben. Die Familie hat ihre Wurzeln am Comer See in Oberitalien und seit dem 17.  Jahrhundert in der Pfalz und Kurtrier belegt. Als Angehöriger der Justiz des Deutschen Reiches im Elsass wurde Franz Johannes von Vacano mit seiner Familie im April 1919 aus Frankreich ausgewiesen. Die zu diesem Zeitpunkt schon neunköpfige Familie lebte zunächst ein Jahr in Bad Wörishofen im Unterallgäu, ehe der Vater eine Stelle zunächst als Amtsgerichtsrat in Münstermaifeld in der Eifel und ab 1922 als Landgerichtsdirektor in Köln antrat. Die Kinder waren bis 1920 teilweise in Waisenhäusern und Kinderasylen untergebracht. Im März 1937 wurde Franz Johannes von Vacano, bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung im Juni 1943, zum Landgerichtspräsidenten in Bochum ernannt.“[2]

Otto Wilhelms Vaters, der damalige Landgerichtsdirektor Franz Johannes von ­Vacano, wurde 1932 NSDAP-Mitglied. Die Mutter Margarete von Vacano verbrachte nach dem Tode ihres Mannes Franz Johannes von ­Vacano 1947 immer wieder Zeiten in einem Kloster in Klausen (Landkreis Bernkastel-Wittlich). Sie verstarb am 10. Januar 1962 in Köln-Rath.

Ehen

Erna Bohlmann

Am 29. Oktober 1936 heiratete von Vacano die BDM-Obergauführerin Erna Bohlmann, Tochter des Bäckermeisters Wilhelm Bohlmann. Die Hochzeitsfeier in Oldenburg wurde gemeinsam mit Ernas älterer Schwester Ilse gefeiert. Die Familie wohnte zuerst in Babelsberg, dort wurde 1937 das erste Kind geboren. Es folgten noch fünf weitere Kinder.

Erna Johanne Katharina Bohlmann (Lebensrune.png 13. März 1911 in Oldenburg) war Kunstgewerbelehrerin und trat der NSDAP am 1. Dezember 1931 (NSDAP-Nr. 800.166) bei. Sie war zunächst in Heide, ab Juni 1932 in Itzehoe, ab 1934 in Neubabelsberg bei Potsdam, wo sie 1934 BDM-Schulungsreferentin im Gauverband Ost und dann BDM-Referentin in der Abteilung S (Schulung) der Reichsjugendführung wurde. Im März 1935 wurde sie zur Obergauführerin befördert und im Juli 1935 in die Reichsjugendführung versetzt. Dort wurde sie im September 1935 zur BDM-Hauptreferentin im Kulturamt der RJF ernannt. Trotz Heirat und Mutterschaft blieb sie als glühende Nationalsozialistin aktiv. Ab Juni 1938 war in Immenstadt/Schwaben und ab Mai 1939 bei ihrem Mann auf der Ordensburg Sonthofen.

Von ihr erschienen einige Aufsätze sowie das Buch „Jugend im Jahresring“. Dieses „aus der praktischen Arbeit gewachsene Buch“ erläutert sämtliche Feste des Jahreskreises und erklärt den germanischen Ursprung der Bräuche der Sonnwendfeiern, aber auch von Ostern und Weihnachten. Darauf folgen Anweisungen, wie diese Feste von den Jugendorganisationen Hitler-Jugend und Bund Deutscher Mädel zu feiern seien. Das Vorwort schrieb der HJ-Obergebietsführer in der Reichsjugendführung und SS-Obersturmführer Karl Cerff. Erna von Vacano-Bohlmann verstarb völlig überraschend am 24. Mai 1950.

Juliane Wrede

Am 25. Oktober 1951 heiratete von Vacano Juliane, verwitwete Wrede, geb. Engelhardt (Lebensrune.png 7. August 1914 in München; Todesrune.png 21. Juni 1993 in Volterra, Italien), die ihm zu seinen sechs Kindern noch einen weiteren Sohn gebar. Juliane war in erster Ehe mit dem Pressereferenten der Reichsjugendführung und HJ-Hauptbannführer Franz-Otto Wrede verheiratet, der im Krieg gefallen war und mit dem sie zwei, später in der Familie von Vacano aufgezogene, Kinder hatte. Die Akademikerin und ihr erster Mann waren mit Otto Wilhelm und Erna befreundet und in nationalsozialistischer Gesinnung vereint.

Juliane stammte aus München, war die Tochter des Generalmajors Philipp Engelhardt, besuchte Volksschule und Gymnasium in München (Obersekundarreife) und hatte in Italien und in Berlin Kunst- und Literaturgeschichte studiert. Sie war im Dezember 1930 der Hitler-Jugend und 1935 der NSDAP beigetreten (NSDAP-Nr. 3.706.401). Bis mindestens Dezember 1935 war sie als BDM-Gauführerin stellvertretende BDM-Führerin des Obergaus Berlin, anschließend war sie im Stab der Reichsjugendführung, wo sie im April 1937 zur BDM-Obergauführerin ernannt wurde, um dann bis Juni 1937 „Persönliche Mitarbeiterin“ der BDM-Reichsreferentin Trude Mohr zu werden. Ihre Nachfolgerin wurde BM-Gauführerin Else Schrimpf (Lebensrune.png 5. Dezember 1910 in Saarburg), die jedoch im Mai 1938 wegen Heirat ausschied und heimatnah Gaufrauenschaftsleiterin im Gau Koblenz-Trier wurde. In der Nachkriegszeit wurde Juliane Mitarbeiterin ihres neuen Ehemannes und wird in seinem Werk „Die Etrusker“ (1955) auch als solche gewürdigt. Sie publizierte auch selbst, so z. B. mit Die Wiederentdeckung der Etrusker im 18. und 19. Jahrhundert, in: „Kunst und Leben der Etrusker“, Ausstellungskatalog Köln (Köln 1956), S. 39–45.

Schriften (Auswahl)

  • Rezension zu Wilhelm Dörpfeld, Alt-Olympia (1935), in: „Nationalsozialistische Monatshefte“ 7, 1936, S. 481–484
  • Das Problem des Alten Zeustempels in Olympia (Dissertation), Naumburg (Saale) 1937
  • Sparta – Der Lebenskampf einer nordischen Herrenschicht, Arbeitsheft der Adolf-Hitler-Schulen, Allgäuer Druckerei und Verlagsanstalt, Kempten 1940
    • 2. verbesserte Auflage 1942
  • Lelegia – Eine vorgriechische Siedlung auf dem Kufówuno bei Sparta (Habilitation), Sonthofen / Graz 1944
  • Denkschrift über die Einstellung und Tätigkeit der HJ in der Zeit des Nationalsozialismus, Mai 1946
  • Zahlreiche Artikel im Tübinger Brief. Mitteilungen, Berichte, Notizen aus dem Jugendsozialwerk, 1955–1960[6]
  • Im Zeichen der Sphinx (Sammelband von 13 Aufsätzen), Kohlhammer, Stuttgart 1952
  • Die Etrusker in der Welt der Antike, Rowohlt, Hamburg 1957 (3. Auflage 1961, 4. Auflage 1962
    • The Etruscans in the ancient world, Arnold, London 1960
    • Gli etruschi nel mondo antico, Cappelli, Bologna 1960
    • De Etrusken in de antieke wereld, Aula-Boeken Het Spectrum, Utrecht 1961
    • The Etruscans in the ancient world, Indiana University Press, Bloomington 1965
  • Tübinger Antiken, Kulturamt, Tübingen 1962
  • Der Talmonaccio – Alte und neue Probleme, Olschki, Florenz 1988

Fußnoten

  1. Seine Schülerin Bettina von Freytag gen. Löringhoff war 1977–2008 Nachfolgerin Vacanos auf der Kustodenstelle der Archäologischen Sammlung. Friedhelm Prayon war 1977–1986 als Assistent und Oberassistent sowie 1988–2006 als Professor mit dem Schwerpunkt etruskische und italische Archäologie in Tübingen tätig. 1979–1998 hatte Carlo De Simone, einer der profiliertesten Kenner der etruskischen Sprache, den Lehrstuhl für Vergleichende Sprachwissenschaften an der Universität Tübingen inne.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Martin Miller: Otto Wilhelm von Vacano (1910-1997), 2012
  3. Dr. von Vacano informierte unmittelbar nach der Kapitulation der Wehrmacht den Leiter der wissenschaftlichen Mission der französischen Besatzungsarmee, Capitaine L. Gauthier, über die Existenz der archäologischen Funde aus der Grabung in Lakonien. Sie wurde 1949 über das wiedereröffnete Griechische Konsulat in Hamburg an den griechischen Staat zurückgegeben.
  4. Im Juli 1942 sollten die Arbeiten in Kouphovouno mit vier Erziehern und Dozenten der Adolf-Hitler-Schulen unter von Vacanos Leitung fortgesetzt werden. Geplant war eine sechswöchige Grabungskampagne. Die geplante Fortsetzung des Unternehmens scheiterte an Differenzen zwischen dem Amt Rosenberg und dem Archäologischen Institut des Deutschen Reiches.
  5. Die minutiös durchgeführte Analyse der einzelnen Materialgruppen erbrachte für die neolithisch-frühbronzezeitliche Siedlung auf dem Kouphovouno neben lokalen Eigenheiten Verbindungen in den Donauraum und ins westliche Mittelmeer, nicht jedoch nach Vorderasien. Dr. von Vacano schloß daraus für das späte Neolithikum auf eine relativ einheitliche Kultur in Süditalien und Griechenland, deren Träger er jedoch als „gemischt“, nicht „von den Wurzeln her einheitlich“ und der „westischen Rasse“ angehörig bezeichnet. In der nachfolgenden Bronzezeit meint er Zuwanderer aus dem Norden ausmachen zu können, die neue Keramikformen mitbringen.
  6. Tübinger Brief. Mitteilungen, Berichte, Notizen aus dem Jugendsozialwerk 1, 1955, H. 1, 5; 2, 1956, H. 7, 10; 2, 1956, H. 2, 3 f.; 3, 1957, H. 2, Artikel 16; 3, 1957, H. 4, Artikel 36. – O. W. von Vacano, Vorstudienwerk für Jungarbeiter – Eine Initiative des Jugendsozialwerks, Tübinger Brief 5, 1959, H. 1, Artikel 1; O. W. von Vacano, Das Vorstudienwerk für Jungarbeiter im Jugendsozialwerk, Tübinger Brief 5, 1959, H. 4, Artikel 29; O. W. von Vacano, Die Berufshilfeseminare des Jugendsozialwerks – Ein Beitrag zur Entwicklung des zweiten Bildungsweges, Tübinger Brief 6, 1960, H. 4, Artikel 26; O. W. von Vacano, Das Vorstudienwerk für Jungarbeiter im Jugendsozialwerk, Tübinger Brief 6, 1960, H. 7 – 8, Artikel 51; O. W. von Vacano, Außerschulische Hilfen für die Teilnehmer an Vorstudienkursen, Tübinger Brief 7, 1961, H. 7, Artikel 31; Tübinger Brief 3, 1957, H. 4, Artikel 41; Tübinger Brief 4, 1958, H. 4, Artikel 30; O. W. von Vacano, Die Sonderlehrgänge für Abiturienten und Studenten aus der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands, Tübinger Brief 4, 1958, H. 7; O. W. von Vacano, Sonderprüfungen für technischen Nachwuchs, Tübinger Brief 3, 1957, H. 8, Artikel 74; O. W. von Vacano, Eine neue Aufgabe, Tübinger Brief 4, 1958, H. 10, Artikel 76; O. W. von Vacano, Studenten im Jugendsozialwerk, Tübinger Brief 6, 1960, H. 1, Artikel 10; O. W. von Vacano, Sozialpädagogische Aspekte, Offene Welt 66, Juni 1960 (abgedruckt in der Beilage zum Tübinger Brief 5, 1960).