Schultze, Walter (1894)

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
SS-Gruppenführer Prof. Dr. med. Walter „Bubi“ Schultze, links zu erkennen sind das Band des Blutordens und der Ehrenwinkel für Alte Kämpfer.

Walter August Ludwig „Bubi“ Schultze (zuweilen auch Walther; Lebensrune.png 1. Januar 1894 in Hersbruck, Mittelfranken; Todesrune.png 16. August 1979 in Krailling bei München) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres und der Freikorps, promovierter Facharzt für Chirurgie, Medizinalbeamter, Politiker, Mitglied des Reichstages, SS-Führer sowie Sanitätsoffizier der SA und der Wehrmacht, zuletzt DRK-Landesführer, Oberstabsarzt der Reserve und SS-Gruppenführer im Zweiten Weltkrieg.

Leben und Wirken

SA-Sanitäts-Oberführer Dr. Schultze; hier mit dem EK I, dem Beobachterabzeichen, dem Verdienstabzeichen der Marine-Brigade „Ehrhardt“ und dem Ärmelabzeichen des Freikorps „Epp“.
„Reichsdozentenwerk“, in: „Deutsche Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung“ (1936); Dr. Schultze war erster und einziger Leiter der kurzlebigen Institution. Das Reichsdozentenwerk sollte u. a. auf den Hochschulen die hochqualifizierten Assistenten und Oberassistenten mit niedrigverzinsten Darlehen unterstützen, auch um sie von einem Wechsel in die Industrie abzuhalten. Allerdings sollten die verbeamteten Hochschullehrern zehn Prozent des jeweiligen Steuerabzuges als Beitrag an das Reichsdozentenwerk abzuführen. Dies stieß auf erhebliche Kritik und Widerwillen – die Großindustrie sollte den finanziellen Hauptteil der Last tragen, nicht die Hochschullehrer –, so daß das vom Preußischen Kultusminister und Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust initiierte Projekt ebenso von ihm kommentarlos Anfang Februar 1937 aufgelöst wurde.
SS-Brigadeführer (Kragenspiegel vor 1942) Prof. Dr. Schultze mit dem Ärmelstreifen „SA-Hauptamt“ für einen Angehörigen des SS-Sanitäts-Hauptamt (Sanitätswesen der Waffen-SS im SS-Führungshauptamt).

Schultze studierte nach dem Abitur als Korporierter in Landshut und München. Er nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil, wo er, inzwischen bei der Fliegertruppe, als Leutnant der Reserve schwer verwundet wurde. Ende 1917 schied er als schwerkriegsbeschädigter Oberleutnant der Reserve aus. Er diente 1919 im Freikorps „von Epp“ und vollendete seine durch den Krieg unterbrochene Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie.

1920 wurde er Mitglied der NSDAP. Beim Marsch auf die Feldherrnhalle ging Schultze, als Chef des Sanitätswesens der SA direkt neben Adolf Hitler, als die Polizei das Feuer eröffnete. Nach der Aktion behandelte er den verwundeten späteren Reichskanzler in der Villa Hanfstaengl, außerhalb Münchens an der Schulter (Luxation). Er arbeitete dann in verschiedenen Krankenhäusern.

1926 zog der überzeugte Nationalsozialist in den Bayerischen Landtag ein und wurde 1933 Leiter des bayerischen Gesundheitswesens, 1934 Honorarprofessor an der Universität und 1938 Reichstagsabgeordneter. Von 1935 bis 1943 war er Reichsdozentenführer. Wegen Teilnahme an der „Aktion T4“ wurde er 1945 interniert und in zwei Gerichtsverfahren angeklagt. Er wurde 1960 zunächst zu vier Jahren Haft verurteilt, danach aber das Verfahren eingestellt.

Chronologie

  • Volksschule und Humanistisches Gymnasium
  • 1912 Abitur in Landshut
  • 1912 bis 1914 Studium der Medizin an der Universität München
    • 1913 trat er dem Münchener „Corps Isaria“ bei, wobei er bei den „Isaren“ sowohl auf dem Pauk- als auch auf dem Mensurboden als besonders verwegen galt. Schultze war zeit seines Lebens zurecht stolz auf seine respektablen Schmisse war.
  • August 1914 bis Ende 1917 Kriegsdienst
    • zunächst im 2. Königlich Bayerischen Schweren-Reiter-Regiment „Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este“, später Flugzeugbeobachter, zuletzt Oberleutnant d. R., schwerkriegsbeschädigt
  • 1918 bis 1919 Fortsetzung des Studiums an der Universität München
  • 1919 Freikorps „Epp“
  • Frühjahr 1919 Eintritt in die DAP
  • 1919 Promotion (Dr. med.)
  • 1920 Approbation, danach Arzt an verschiedenen Krankenhäusern
  • 1920 Eintritt in die NSDAP
  • 1921 Eintritt in die SA
    • März bis November 1923 Chef des Sanitätswesens im Oberkommando der SA
  • 1923 Teilnahme am Marsch auf die Feldherrnhalle als Stabsarzt des SA-Regiments München
    • Am 9. November 1923 marschierte er direkt neben Adolf Hitler. Als um 12.45 Uhr die Bayerische Landespolizei das Feuer auf die Aufständischen eröffnet und Hitler leicht verletzt wird, ist es Schultze, der ein Sanitätsauto als Fluchtwagen organisiert und Hitler zum Haus von Ernst Hanfstaengl nach Uffing am Staffelsee begleitet, wo er ihn medizinisch versorgt.
  • 1925 Wiedereintritt in die NSDAP (Nr. 99.822)
  • 1925 bis Februar 1926 Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie
  • 1. März 1926 bis 1. März 1931 Amtsarzt bei der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft in der Pfalz (Speyer)
    • 1926 Medizinalrat
    • 1930 Medizinische Beamtenprüfung
  • 1926 bis 1931 Ortsgruppenleiter der NSDAP und Stadtrat in Speyer
  • 1. März 1931 bis 1933 Obermedizinalrat und hauptamtlicher Vertrauensarzt der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft Oberbayern (München)
  • 1931 Stellvertretender Reichsarzt der SA
  • 1. Juli 1931 SA-Standartenarzt (1933 in SA-Sanitäts-Standartenführer umbenannt)
  • 1. Juli 1931 bis 13. April 1932 Standartenarzt der SA-Standarte L (München)
  • 1932 bis 14. Oktober 1933 MdL-Bayern
  • 1. Juli 1932 SA-Gruppenarzt (1933 in SA-Sanitäts-Gruppenführer umbenannt); sein Adjutant war bis Herbst 1934 Willy Jung.
  • 1. Juli 1932 bis 25. August 1933 Gruppenarzt der SA-Gruppe Hochland (München)
  • März bis November 1933 Staatskommissar für das Gesundheitswesen im Bayerischen Staatsministerium des Innern
  • November 1933 Ministerialdirektor
  • November 1933 bis 1945 Leiter der Abteilung Gesundheitswesen im Bayerischen Staatsministerium des Innern
  • September 1934 Honorarprofessor für Volksgesundheitslehre an der Medizinischen Fakultät der Universität München
  • 1934 bis 1936 Mitglied des Vorstands des Organisationskomitees der IV. Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen
  • 24. Juli 1935 bis Juni 1944 Reichsdozentenführer und Führer des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes (NSDD, auch NSDDB)
  • 24. Juli 1935 Reichsamtsleiter der NSDAP und als Oberstabsarzt d. R. Sanitätsoffizier der Wehrmacht
  • 24. Juli 1935 bis 1943 Reichsfachschaftsleiter der Reichsfachschaft 1 (Lehrer an Hochschulen) des NSLB
    • zugleich Mitglied der Reichsleitung des NSLB, Mitglied des Sachverständigen-Beirats bei der Reichsleitung der NSDAP, Präsident der Staatsmedizinischen Akademie München
  • 1936 Mitherausgeber der Zeitschrift „Volk im Werden“ (Berlin/Hamburg)
  • 1936 Landesgruppenführer der Landesgruppe VII (Bayern) des DRK
  • 7. September 1936 von Bernhard Rust zum Leiter des kurzlebigen Reichsdozentenwerkes ernannt
  • 13. September 1936 Eintritt in die Allgemeine SS (Nr. 276.831)
  • April 1938 bis 1945 Mitglied des Reichstages (MdR)
  • 23. November 1941 Eröffnungsrede für die Reichsuniversität Straßburg
  • 30. Januar 1943 SS-Führer bei dem Stab SS-Oberabschnitt Süd
  • 5. April 1944 Verwarnung durch die I. Kammer des Obersten Parteigerichts der NSDAP
    • Dem Angeschuldigten wurde als Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung (bzw. Hilfswerk) „Mutter und Kind“ (München) vorgeworfen, er habe in einer das Ansehen von Partei und Staat schädigenden Weise versucht, den vom Gauleiter Julius Streicher geförderten Kinderarzt Parteigenosse Dr. med. Zimmermann (seit 1939 Leiter des Säuglingsheimes an der Münchener Lachnerstraße) aus seiner Stellung zu entfernen. Adolf Hitler soll Schultze vor die Wahl gestellt haben, entweder die Leitung des NSDDB niederzulegen oder ein Parteigerichtsverfahren in Kauf zu nehmen. Prof. Dr. Schultze, der die Anschuldigung zurückwies, legte die Leitung des NSDDB nicht nieder. Daraufhin wurde das Parteigerichtsverfahren gegen ihn eingeleitet. In dem Verfahren wurde die Verwarnung durch Martin Bormann bestätigt.
  • Juni 1944 als Reichsdozentenführer enthoben, Gustav Adolf Scheel wurde neuer Reichsdozentenführer.
  • 1945 Verhaftung durch die VS-Amerikaner
  • 16. November 1948 in einem Schauprozeß wegen „Beihilfe zum Totschlag“ vom Landgericht München I zu drei Jahren Gefängnis verurteilt
    • Der eingelegten Revision wurde stattgegeben, wegen Verhandlungsunfähigkeit kam das Verfahren jedoch erst 1960 zustande.
  • 10. Mai 1960 im Revisionsverfahren wegen „Beihilfe zum Gnadentod“ durch ein Münchener Schwurgericht zu vier Jahren Haft verurteilt
  • 6. Dezember 1960 vom Bundesgerichtshof aufgehoben und an das Münchener Schwurgericht zurückverwiesen
    • Wegen Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten wurde das aussichtslose Verfahren endgültig eingestellt.

Tod

Prof. Dr. med. Schultze verstarb 1979 er im Alter von 85 Jahren in Krailling bei München.[1]

Familie

Walter war der Sohn des Münchener Oberregierungsrat August Schultze (18631924) und dessen Gemahlin Maria Auguste, geb. Gilardone (Lebensrune.png 17. Mai 1867 in Speyer, Pfalz). Seine 1896 geborene Schwester war Dr. med. Gertrud Schultze, die 1922 Walter Schulz heiratete und mit ihm zwei Töchter (Irmgard und Ingeborg) hatte.

Ehen

Walter Schultze war dreimal verheiratet. Zuerst mit Lilly Greber, aber die später geschiedene Ehe blieb kinderlos. Am 13. März 1924 heiratete er Wilhelmine „Minna“ Lidl (1895–1986), aus dieser später geschiedenen Ehe entsprossen die Söhne Walter Otto Schultze und Albrecht Schultze. Zuletzt heiratete er in München Ada Klein, aus dieser Ehe ist Sohn Wolf Dieter Schultze entsprossen.

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten