Wegener, Alfred

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Hauptmann d. R. a. D. Prof. Dr. phil. Alfred Wegener war u. a. Mitglied des Kurhessischen Vereins für Luftfahrt, und der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Marburg.

Alfred Lothar Wegener (Lebensrune.png 1. November 1880 in Berlin; Todesrune.png im November 1930 auf Grönland) war ein deutscher Reserveoffizier, Meteorloge, Geophysiker, Hochschullehrer und Polarforscher, der die Theorie von der Kontinentalverschiebung als Vorläufer der seine Thesen später bestätigenden Erdexpansionstheorie entwickelte.

Werdegang

Der junge Alfred
Dr. phil. Alfred Wegener als Reserveoffizier des Deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg; Er kämpfte in den ersten Kriegswochen als Infanterieoffizier an der Westfront und wurde während zweier Gefechte verwundet. Das zweite Gefecht überlebte er nur mit knapper Not und zumindest zeitweilig traumatisiert. Statt eines tödlichen Halsdurchschusses erhielt Wegener einen zunächst schlecht heilenden Halsstreifschuß. Nur das sich aus Belastungssituationen der Kämpfe und aus den übermenschlichen Anstrengungen der Grönlandexpedition 1912/13 entwickelte und später diagnostizierte Herzleiden bewahrte Wegener in den darauffolgenden Kriegsmonaten und -jahren möglicherweise davor, im Unterschied zu tausenden anderen Reserveoffizieren, Wissenschaftlern und Millionen weiterer Männer in den Kämpfen an der Front ums Leben zu kommen.
Der Lehrkörper der Universität Dorpat (mit Alfred Wegener vorn rechts), ca. 1918
Prof. Dr. Alfred Wegener
Alfred Wegener und sein grönländischer Begleiter Rassmus Villumsen, 1930
Meldung in der Freiburger Zeitung vom 16. Mai 1931 über Wegeners Tod im Eis
Sonderpostmarke, 1980
60-Pfennig-Sondermarke der Bundespost Berlin (1980) zur Kontinentaldrift
Dieses Bild zeigt das Haus der Familie Wegener in Zechlinerhütte. Es wurde von Tony Wegener gemalt.

Alfred Wegener verlebte seine Kindheit und Jugend in Berlin (Besuch des Gymnasiums) und dem Feriensitz der Familie in Zechlinerhütte (Land Brandenburg, heute Wegener-Gedenkstätte). Er studierte von 1900 bis 1904 Physik, Meteorologie und Astronomie in Berlin, Heidelberg und Innsbruck und war während seines Studiums von 1902 bis 1903 Assistent an der Volkssternwarte Urania in Berlin. Am 24. November 1904 erfolgte die Promotion zum Dr. phil. an der Universität Berlin

„Ich, Alfred Lothar Wegener, evangelischer Confession, bin am 1. November 1880 zu Berlin als Sohn des Predigers und Direktors des Schindlerschen Waisenhauses Dr. Richard Wegener geboren. Ich genoss den Unterricht des Köllnischen Gymnasiums zu Berlin, welches ich Michaelis 1899 mit dem Zeugnis der Reife verliess, um mich an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin dem Studium der Mathematik und Naturwissenschaften, insbesondere der Astronomie zu widmen. Abgesehen von dem Sommer-Semester 1900, in welchem ich Vorlesungen an der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg, und dem Sommersemester 1901, in dem ich solche an der Innsbrucker Universität hörte, verblieb ich auch in der Folgezeit an der Berliner Universität, absolvierte von Michaelis 1901 bis Michaelis 1902 meine Dienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger beim Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment No. 3 zu Westend und hatte von Michaelis 1902 bis Michaelis 1903 die Stelle eines Astronomen an der Sternwarte der Gesellschaft Urania inne. Die Promotionsprüfung bestand ich am 24. November 1904.“[1]

Zusammen mit seinem Bruder Kurt Wegener unternahm er dann Ballonfahrten zur meteorologischen Beobachtung und der Erprobung der astronomischen Ortsbestimmung. Beide stellten im Jahre 1906 mit über 52 Stunden Ballonfahrt einen neuen Rekord auf. Im selben Jahr nahm er an der ersten von insgesamt drei Grönland-Expeditionen teil, um die bis dahin unbekannte grönländische Nordostküste (Ultima Thule) zu erforschen. Nach seiner Rückkehr 1908 erfolgte am 7. Mai 1909 die Habilitation für Meteorologie, Praktische Astronomie und Kosmische Physik. Bis 1918 war er als Privatdozent für Meteorologie, praktische Astronomie und kosmische Physik in Marburg tätig. Am 6. Januar 1912 präsentierte er auf der Hauptversammlung der Geologischen Vereinigung in Frankfurt am Main seine Theorie von den wandernden Kontinenten. 1913 unternahm er seine zweite Grönlandreise. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er 1921 zum außerordentlichen Professor an der neu gegründeten Universität Hamburg berufen. 1924 erhielt Wegener einen ordentlichen Lehrstuhl für Meteorologie und Geophysik in Graz.

Kurzchronologie

  • bis 1899 Köllnisches Gymnasium Berlin
  • 1900–1904 Studium der Astronomie, Meteorologie, Physik, Mathematik, Philosophie, Geologie, Botanik und Zoologie in Berlin und je ein Semester in Heidelberg und Innsbruck
  • 1901–1902 Wehrdienst
    • Einjährig-Freiwilliger in der 3. Kompanie des Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nr. 3, einer Eliteeinheit der Preußischen Armee. Auf jährlich stattfindenden Reservistenübungen war diese Zeit seitdem auch bei Wegener lebendig gehalten worden. Die Einjährig-Freiwilligen wurden in Wegeners Militärzeit im Rahmen ihrer Ausbildung nicht mehr nur als Offiziersanwärter z. B. in Infanterie-Taktik, militärischer Topographie und Kartenlesen und Logistik ausgebildet, sondern auch mit den Pflichten der einfachen Soldaten vertraut gemacht. Vor allem mußten sie wie ihre zukünftigen Untergebenen auch lange Ausdauermärsche mit Feldgepäck und Waffen auf Hauptstraßen bewältigen.
  • 1902–1903 Assistent an der Volkssternwarte Urania in Berlin (neben dem Studium)
  • 24.11.1904 Promotion zum Doktor der Philosophie in Berlin, bei Julius Bauschinger
  • 1.1.1905 Assistent am Königlich Aeronautischen Observatorium Lindenberg in Berlin
    • Nach der Promotion über ein astronomisches Thema (1905) wurde er, wie schon zuvor sein Bruder Kurt, Assistent am neu gegründeten Aeronautischen Observatorium in Lindenberg bei Beeskow und erlernte Techniken zur Erforschung höherer Luftschichten mit Drachen und Fesselballons. Besonders reizten ihn Flüge im Freiballon. Hierin stellte er im April 1906 gemeinsam mit Bruder Kurt einen Dauerweltrekord mit 52 Flugstunden auf. Alfreds Ausweis als Freiballonführer kann noch heute in der Gedenkstätte Zechlinerhütte besichtigt werden.
  • 1.4.1906–1908 Teilnahme als Meteorologe an der dänischen Polarexpedition von Mylius-Erichsen nach Nordostgrönland (24.6.1906-24.8.1908)
  • 1906 Weltrekord im Ballondauerflug (diente der meteorologischen Beobachtungen und der Erprobung der astronomischen Ortsbestimmung mit dem Libellenquadranten)
  • 7.5.1909 Habilitation für Astronomie und Meteorologie und Privatdozent für praktische Astronomie, Meterologie und kosmische Physik in Marburg
    • In dieser Zeit war neben den Hörgeldern, welche die Studenten für den Besuch seiner Vorlesungen zahlen mußten, ein geringes Stipendium von ca. 1.200 bis 1.500 Mark im Jahr seine einzige Einkommensquelle. Die Höhe eines solches Stipendiums lag unter dem Lohn z. B. eines Maschinisten der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin in Höhe von 1.650 Mark jährlich, der dazu auch noch eine freie Wohnung erhielt. Professoren verdienten dagegen zwischen 1906 und 1913 durchschnittlich 13.106 Mark jährlich.
  • 1910 Leiter der Sternwarte
  • Wintersemester 1909/10 Ausfall der Vorlesungen wegen Expedition ins Passatgebiet des Atlantik
  • 1911 Berufungspläne der Universität Leipzig
  • 6.1.1912 Vortrag vor der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main über die Kontinentaldrift
  • Sommersemester 1912-Somersemester 1913 beurlaubt wegen Grönland-Expedition mit dem Glaziologen Hauptmann Johann Peter Koch
    • Zu seinen weiteren Aktivitäten gehörte beispielweise die publizistische Nachbereitung seiner Teilnahme an der „dänischen Expedition nach Königin Louises Land und quer über das Inlandeis von Nordgrönland“ in den Jahren von 1912 bis 1913 unter Leitung des dänischen Geodäten Hauptmann Johan Peter Koch (1870-1928) genauso wie weitere theoretische Untersuchungen von atmosphärischen Turbulenzen im Rahmen seines Plans, eine generelle Physik der Atmosphäre zu entwickeln. Auch arbeitete er weiter an seiner Theorie der Kontinentalverschiebung, die er im Januar 1912 in einem Vortrag vor der Naturforschenden Gesellschaft Senckenberg in Frankfurt/Main erstmals einer wissenschaftliche Öffentlichkeit vorgestellt hatte und die in einer dreiteiligen Fassung in Petermanns Geographischen Mitteilungen (PGM) erschienen war.
  • 1.12.1913 Wiederaufnahme der Vorlesungen
  • 1914 bis 1918 Kriegsdienst
    • Wegener schrieb im September 1914 an seinen Schwiegervater:
      „Mit der Wissenschaft gebe ich mich jetzt nicht ab, habe sie vielmehr für die Zeit des Krieges ganz an den Nagel gehängt. Man kann nicht zwei Herren dienen, und da ich nun einmal Soldat sein muß, so will ich es auch möglichst ganz und mit Begeisterung sein. Und die Wissenschaft stört mich immer in dieser Begeisterung. Ich brauche Dir das ja nicht weiter auszuführen. Ich bin nicht so empfänglich für Massensuggestion wie die meisten anderen Menschen. Trotzdem hat sie mich glücklicherweise schon so weit gebracht, daß ich, wie ich glaube, bisher ein guter Soldat gewesen bin. Die Schlacht hat mich wirklich ganz gefangen genommen, ich war dabei ‚Feuer und Flamme‘ […]“
    • Sommersemester 1915 Vorlesungen wegen militärischer Abkommandierung abgebrochen
    • 22.9.1916 Prädikat „Professor
  • Sommersemester 1919 wegen Anstellung der Deutschen Seewarte in Hamburg beurlaubt (Abteilungsvorsteher der Deutschen Seewarte)
  • Umhabilitation an die Universität Hamburg für das Fach Geophysik insbesondere Meteorologie
  • 1921 außerordentlicher Professor in Hamburg
    • u. a. mit Bruder Kurt und Hugo Hergesell Teilnahme an der Tagung am Aeronautischen Observatorium in Lindenberg bei Berlin
  • 1924 ordentlicher Professor für Meteorologie und Geophysik in Graz
  • 1929 dritte Reise nach Grönland als Vorbereitung für eine geplante Expedition
  • 1930 die Hauptexpedition nach Grönland fand unter Wegeners Leitung statt, jedoch starb er zwischen der Weststation Kamarujuk und der Zentralstation in Westgrönland
    • als Todesursache wird Herzversagen vermutet
  • 1980 wurde das Alfred Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven gegründet und nach ihm benannt, die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung (Dachverband der geowissenschaftlichen Vereinigungen und Großforschungseinrichtungen in Deutschland) trägt ebenfalls seinen Namen[2]

Alfred Wegener im Ersten Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg kämpfte Wegener zuerst in der Infanterie an der Westfront, aufgrund zweifacher Verwundung und dem Herzleiden, das er 1912/13 aus Grönland mitbrachte, wurde er zum Heereswetterdienst versetzt, wo er auch den Nachwuchs ausbildete, zuletzt unterstand er dem Kommandierenden General der Luftstreitkräfte (KoGenLuft).

Entsprechend der laut Schlieffen-Plan vorgesehenen Einsatzregion der 2. Armee in Belgien wurde auch Leutnant d. R. Alfred Wegener als Befehlshaber über eine Kompanie, d. h. über einen militärischen Kleinstverband mit einer Stärke von 150 Mann, in der Schlacht um das belgische Fort Namur eingesetzt. Hier wurde ihm am 23.08.1914 während eines Infanterieangriffs der Unterarm durchschossen. Da aufgrund der vielen Verwundeten die Feldlazarette überfüllt waren und Wegener nur vergleichsweise leicht verwundet war, wurde er auf Urlaub nach Marburg geschickt. […] Weil Wegener in Mülhausen zudem seine militärischen Dienstpflichten und seine wissenschaftlichen Ambitionen in Übereinstimmung bringen konnte, war er erneut zur Forschung motiviert. Gefördert wurde diese Motivation dadurch, dass die Universitätsbibliothek Freiburg nahe (48 km) und leicht per Eisenbahn zu erreichen war. Außerdem konnte er dort auch mit seinem Bruder Kurt (1878-1964) diskutieren, der dort 1916 Kommandant einer Bomberschwadron36 war. Hilfe erhielt er auch von seinem Schwiegervater Wladimir Köppen, der ihm als Leiter des Seewetterdienstes an der Deutschen Seewarte in Hamburg seltene Literatur besorgen konnte. Die zentrale Lage Mülhausens als Verwaltungszentrum für das deutsche Heer an der Westfront und seine gute Anbindung an das Eisenbahnnetz sorgte schließlich dafür, dass diese Literatur Wegener auch schnell und zuverlässig erreichte.
Unter diesen günstigen Bedingungen konnte er hier oder auf Urlaub in Marburg bereits begonnene Publikationsprojekte fortsetzen und neue Forschungsprojekte beginnen. Er beschäftigte sich in dieser Zeit – wie er auf einer Feldpostkarte an Wladimir Köppen am 30.06.1916 schrieb, „mit Bomben, Meteor, Militär-Böen und Tromben“. Mit „Bomben“ war wahrscheinlich seine Berechnung von Windgeschwindigkeiten für Bomber gemeint, die er im Auftrag seine Bruders Kurt durchführte, und mit „Militär-Böen“, die Untersuchung von Windböen in großen Höhen mit den Pilotballons seiner Wetterwarte. Demgegenüber deutet die Verwendung des Begriffs „Meteor“ auf Wegeners Untersuchung des „detonierenden Meteors vom 3. April 1916, 3 ½ Uhr nachmittags in Kurhessen“ und der Gebrauch des Fachausdrucks „Tromben“, d. h. Wind- und Wasserhosen, auf die Fortsetzung seines im Jahr 1915 begonnenen, gleichnamigen Projekts hin. Das Jahr 1916 brachte Wegener nicht nur Fortschritte in wichtigen Forschungsprojekten, sondern auch in seiner wissenschaftlichen Karriere. Er wurde am 22.09.16. zum außerordentlichen („Titular“-) Professor für praktische Astronomie, Meteorologie und kosmische Physik an der Philosophischen Fakultät der Universität Marburg ernannt. Mit dieser Stelle war die Zahlung eines regelmäßigen, wenn auch mäßigen, Gehalts in Höhe von 300 Mark im Monat verbunden, was Wegeners unsichere finanzielle Situation zusammen mit dem Hauptmannssold zumindest zeitweise stabilisierte.38 Allerdings ist davon auszugehen, dass die schon während des Krieges anziehende Inflation diesen Gehaltszuwachs zumindest teilweise wieder zunichtemachte. Spätestens im Sommer 1917 fand diese ruhige und produktive Phase im Leben Wegeners im 1. Weltkrieg ihr jähes Ende und wurde von einer Zeit der Abkommandierungen teils im Deutschen Reich, teils an die Ost- oder an die Westfront abgelöst. So wurde Wegener zur Leitung der „Hauptwetterwarte der Heimat“, so die offizielle Bezeichnung, in Jüterbog (Brandenburg), 65 Kilometer südwestlich von Berlin abkommandiert, um den deutschen Wetterdienst zu reorganisieren. Eine solche Reorganisation war notwendig geworden, damit der Wetterdienst dem zunehmenden militärischen und zivilen Luftverkehr im Deutschen Reich Rechnung tragen konnte. […] Wegener erkrankte an der Ruhr, d. h. an einer schweren bakteriellen Durchfallerkrankung, und wurde deshalb auf Heimaturlaub nach Marburg geschickt. Dort angekommen, wurde er vom Hausarzt der Wegeners und Else gesundgepflegt. Um den 12.10.1917 war Wegener wieder auf Heimaturlaub. Diesmal war der Anlass ein trauriger: Wegeners Vater Richard war in Zechlinerhütte an Speiseröhrenkrebs gestorben und Wegener wollte auf dessen Beerdigung anwesend sein.
Anfang Oktober wurde Wegener in die Hauptstadt Bulgariens Sofia beordert, um dort die Hauptwetterwarte des deutschen militärischen Wetterdienstes für den Balkan zu leiten. Bulgarien war im Jahr 1915 auf Seiten Deutschlands und Österreich-Ungarns in den Krieg eingetreten und hatte die Gelegenheit genutzt, sich serbisches und griechisches Territorium anzueignen. Auch waren bulgarische und deutsche Truppen in Rumänien eingefallen. Dabei waren auch Luftstreitkräfte eingesetzt worden. Aus diesen Gründen wurde auch deutscherseits eine militärische Wettervorhersage notwendig, was dazu führte, dass in Sofia eine Hauptwetterwarte eingerichtet wurde, der alle deutschen Wetterwarten auf dem Balkan unterstanden. Diese Einrichtung führte alle Wetterdaten von den Wetterstationen in der Türkei, in Albanien, um das Schwarze Meer herum und im besetzten Teil von Rumänien zusammen und arbeitete mit dem Bulgarischen Meteorologischen Institut in Sofia zusammen. Auf diese Weise sollte die Hauptwetterwarte in Sofia Wettervorhersagen für die gesamte Balkan-Region bereitstellen. […] Ab Anfang Januar 1918 veränderte sich die Situation an der Ostfront grundlegend. Nach dem Erfolg der bolschewistischen Oktoberrevolution in Russland wollten die neuen Machthaber, Wladimir Iljitsch Lenin (1870-1924) und Leo Trotzki (1879-1940), den Krieg mit Deutschland beenden und leiteten Friedensverhandlungen ein, die Anfang März 1918 mit dem für Russland äußerst ungünstigen Friedensvertrag von Brest-Litowsk endeten. In der Zwischenzeit herrschte daher an der Ostfront ein Waffenstillstand. Diese Situation führte in der Hauptwetterwarte in Sofia zwar zu einer abnehmenden Dringlichkeit der meteorologischen Arbeit, aber nicht zu einer Vernachlässigung der Stationsarbeit. Wegener oblag es nach wie vor, die kleineren Wetterwarten auf dem Balkan zu inspizieren. So schrieb Wegener an Wladimir Köppen am 09.01.18 aus Sofia:
„Wir haben heute Hochbetrieb, namentlich mit dem Tätigkeitsbericht, der morgen abgeschickt wird. Am 12. fahre ich dann nach Prilep [einer Stadt in Mazedonien] und muss inzwischen hier noch eine Arbeit in Gang bringen, die ich in Brüssel voranbringen will.“
[…] Vermutlich deshalb und aufgrund seines Wissens von der sich ständig verschlechternden Kriegslage änderte Wegener seine Anfang Januar 1917 in einem Brief an Köppen geäußerten Pläne, zusammen mit seinem Bruder an die Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg zu gehen. Stattdessen kam er auf die Idee, sich an die deutschsprachige Universität Dorpat (heute Tartu) in Estland zu bewerben. Zwar waren nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk die estnischen Staaten unabhängig geworden, doch nach Kriegsende waren sie immer noch von einer deutschen Armee besetzt. Die deutsche Heeresleitung bestimmte, dass diese Armee die Wiedereröffnung der Universität übernehmen sollte, um den Studenten in diesem Heeresteil die Beendigung ihres Studiums zu ermöglichen. Wohl auf Wegeners Wunsch hin, setzte sich Wladimir Köppen im Spätsommer für ihn in Dorpat ein. Köppen, der in Russland geboren und aufgewachsen war, besaß einen akademischen Ehrentitel der Universität Dorpat. Er schrieb daher an seinen Kollegen Boris Ismailowitsch Sreznewski (1857-1934), dort seit 1894 Professor für Meteorologie, ob an Wegener ein Ruf für einen Lehrauftrag ergehen könne. Diese Anfrage war offenbar erfolgreich, denn Wegener wurde im Oktober 1917 tatsächlich ein Lehrauftrag für Meteorologie an der dortigen Universität erteilt. Zugleich wurde ihm dort das Amt des „Vorstehers des Meteorologischen Kabinetts und Observatoriums“ übertragen. In den folgenden Wochen begann Wegener ein Kolloquium zu entwickeln, Vorlesungen für das bevorstehende Winter- und Sommersemester zu konzipieren und Pläne für die Ausrüstung des Observatoriums auszuarbeiten. Wegeners Pläne zerbrachen jedoch Anfang November 1918 so schnell wie sie entstanden waren, da die Novemberrevolution im Deutschen Reich ausbrach. […] Für Wegener, der Anfang November noch in einen Soldatenrat gewählt worden war, bedeutete diese neue Lage, dass er am 25.11.18 an die Heimat-Wetterwarte in Charlottenburg beordert wurde und dass er, aus dem Militärdienst entlassen, am 05.12.18 zu seiner Familie nach Marburg zurückkehren konnte. […] Er fand seine Familie zwar in beengten Verhältnissen in einer neuen, kleineren Wohnung lebend und unter Nahrungs-, Brennstoff- und Lebensmittelknappheit leidend, doch immerhin gesund vor.[3]

Frankfurter Personenlexikon

Aus einer Theologenfamilie in der Mark Brandenburg. Jüngerer Bruder von Kurt W. Seit ihrer Jugend wollten beide Brüder, entgegen der langen Familientradition des Pastorenberufs, Polarforscher werden. 1899 Abitur am Köllnischen Realgymnasium in Berlin. Von 1900 bis 1904 Studium der Physik, Meteorologie und Astronomie in Berlin, Heidelberg und Innsbruck, abgeschlossen mit der Promotion an der Berliner Universität (1904). Von 1901 bis 1902 Dienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger beim Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment No. 3 in (Berlin-)Charlottenburg. Von 1902 bis 1903 Stelle als Astronom an der Sternwarte der Gesellschaft Urania in Berlin. Ab 1905 Tätigkeit als technischer Assistent am Aeronautischen Observatorium Lindenberg bei Berlin. In dieser Zeit erforschten Alfred und sein Bruder Kurt W. die Atmosphäre durch Ballonfahrten. Vom 5. bis 7.4.1906 gelang den beiden eine 52-stündige Weltrekorddauerfahrt im Freiballon. Von 1906 bis 1908 nahm Alfred W. an der dänischen Grönlandexpedition unter der Leitung Ludvig Mylius-Erichsen (1872-1907) teil. Seit 1909 lehrte W. als Privatdozent für Physik, Meteorologie und Astronomie in Marburg, wo er auch 1909 habilitierte. Unter seinen Hörern befand sich damals Johannes Georgi. Auf der Hauptversammlung der Geologischen Vereinigung in Ffm. hielt W. am 6.1.1912 einen Vortrag über „Die Herausbildung der Großformen der Erdrinde (Kontinent und Ozean) auf geophysikalischer Grundlage“, worin er erstmals seine Theorie der Kontinentalverschiebung vorstellte. Bald darauf legte er diese Theorie in einer ersten Veröffentlichung, erschienen im April-, Mai- und Juni-Heft 1912 der bekannten geografischen Fachzeitschrift „Petermanns Geographische Mitteilungen“, ausführlicher dar. Dabei ging er von der Hypothese aus, dass die Landmassen der Erde ursprünglich in einem einzigen Kontinent (Pangäa) zusammengeschlossen waren, welcher erst im Erdmittelalter (Mesozoikum) zerspalten worden und auseinandergedriftet sei, wodurch die getrennten Kontinente in ihrer heutigen Lage entstanden. Zur Erklärung dieses Phänomens entwickelte er ein erstes Modell der Plattentektonik, wonach die äußere Erdhülle in Platten aus spezifisch leichteren Gesteinen gegliedert ist, die auf einer tieferen und schwereren Erdschale schwimmen und sich dadurch verschieben können. Eine überzeugende Ursache für die Kontinentaldrift, die W. in der Astronomie suchte, konnte er noch nicht benennen. Nach seinem Ffter Vortrag im Senckenbergmuseum erntete W. einen Sturm der Entrüstung. Die versammelten Geologen verlachten ihn als „fachfremden“ Fantasten. Aus ihrer wissenschaftlichen Sicht schien es damals noch unvorstellbar, dass sich die Lage der Kontinente und Ozeane im Laufe der Erdgeschichte verändert haben könnte. Tatsächlich geht die Idee, dass die Erdteile einst vereinigt waren und sich erst später trennten und verschoben, bis auf Sir Francis Drake (um 1620) zurück. W., dem der Gedanke der Kontinentaldrift erstmals 1910 beim Betrachten einer Weltkarte gekommen war, kannte die Schriften seiner Vorläufer bei seinem Ffter Vortrag noch nicht. Erst später setzte er sich damit auseinander, in seinem Hauptwerk „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“, das er 1915 veröffentlichte (4. Aufl. 1929; Neudruck 2005). Es dauerte mehr als ein halbes Jahrhundert, bis sich W.s Theorie der Kontinentalverschiebung durch moderne Untersuchungsmethoden festigte. Heute ist er als „Vater der Plattentektonik“ anerkannt. 1913 nahm W. an seiner zweiten Grönlandexpedition, nun unter der Leitung des Dänen Johan Peter Koch (1870-1928), teil. Im Ersten Weltkrieg 1914 an der Westfront verwundet. Danach Einsatz im Heereswetterdienst bis Kriegsende. 1919 Umzug nach Hamburg. Dort Leiter der Abteilung für Theoretische Meteorologie an der Deutschen Seewetterwarte. Zudem außerordentlicher Professor an der neu gegründeten Universität Hamburg. 1924 Berufung zum ordentlichen Professor für Meteorologie und Geophysik an der Universität Graz. 1929 ging W. auf seine dritte Grönlandreise, diesmal eine deutsche Grönlandexpedition unter seiner eigenen Leitung und in Begleitung von Johannes Georgi u. a. Vorrangiges Ziel der Forschungsreise, die mit einer Vorexpedition 1929 begann und mit der Hauptexpedition ab Frühjahr 1930 fortgesetzt wurde, war es, drei dauerhafte Stationen zur Untersuchung der polaren Luftströmung einzurichten und dadurch wissenschaftlichen Nachwuchs mit Polarerfahrung auszubilden, um Deutschland seinen Rang im Wettbewerb der Nationen in der Polarforschung zu sichern. W. kam auf der Expedition in der zweiten Novemberhälfte 1930 ums Leben. Am 12.5.1931 wurde sein Grab im Eis entdeckt. Sein grönländischer Begleiter, Rasmus Villumsen (1909-1930), der ihn bestattet hatte, blieb verschollen. Nach Alfred W.s Tod übernahm sein Bruder Kurt W. die Leitung der Expedition. Weitere Werke: „Thermodynamik der Atmosphäre“ (1911, 2. Aufl. 1924), „Versuche zur Aufsturztheorie der Mondkrater“ (1920), „Die Entstehung der Mondkrater“ (1921), „Pilotballonaufstiege auf einer Fahrt nach Mexiko März bis Juni 1922“ (1922), „Mit Motorboot und Schlitten in Grönland“ (1930; Neuausgabe 2013) sowie Fachaufsätze zur Meteorologie und Geophysik. 1986 Ausstellung „Alfred W. 1880-1930. Polarforscher und Geowissenschaftler“ in der 1822-Galerie der Ffter Sparkasse. 2012 Jubiläumsveranstaltung „Die Hypothese von der Drift der Kontinente wird 100 – Alfred W.s Idee hat Geburtstag“ im Senckenbergmuseum Ffm. Alfred-W.-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), in Bremerhaven. W. Center für Klima und Globalen Wandel in Graz. Alfred-W.-Straße am Campus Riedberg der Goethe-Universität in Ffm. Außerdem sind nach W. u. a. ein Inlandeis-Plateau in der Antarktis, eine Inselgruppe, eine Halbinsel und ein Berg in Grönland sowie ein Asteroid, ein Mond- und ein Marskrater benannt.[4]

Tod

Prof. Dr. Wegener unternahm 1929 seine dritte Grönlandreise, wo er im November 1930 kurz nach seinem 50. Geburtstag an Erschöpfung verstarb. Sein grönländischer Begleiter Rasmus Villumsen (1909–1930), der ihn bestattet hatte, blieb verschollen. Nach Alfred Wegeners Tod übernahm sein Bruder Kurt Wegener die Leitung der Expedition.

Am 12. Mai 1931 fand die Suchmannschaft seine Leiche im Schnee. Er lag auf einem Rentierfell, eingewickelt in seinen Schlafsack. Über seinem Körper wurde als provisorisches Grab ein Iglu errichtet und später ein großes Eisenkreuz aufgestellt.[5]

Familie

Zwei seiner Geschwister sterben früh, sein Bruder Kurt (später ebenfalls Naturwissenschaftler) und seine Schwester Tony (sie wird Malerin) werden ihn überleben. Das Elternhaus ist geprägt von humanistischer Bildungstradition, verbunden mit preußischer Pflichterfüllung und einem ausgesprochen starken Verantwortungsgefühl.

Alfred Lothar Wegener wurde am 1. November 1880 als 5. Kind des Theologen und Altphilologen Dr. phil. Franz Richard Wegener [Anm.: Lebensrune.png 13. Juli 1843 in Wittstock; Todesrune.png 12. Oktober 1917 in Zechlinerhütte an Speiseröhrenkrebs gestorben] und dessen Frau Anna Wilhelmine Johanna Auguste, geb. Schwarz [Anm.: Lebensrune.png 9. Dezember 1847 in Zechlinerhütte; Todesrune.png 11. Oktober 1919 in ebenda] in Berlin geboren. Sein Vater war Leiter des Schindlerschen Waisenhauses und Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin. Alfreds Schwester Käthe starb 1884 im Alter von 5 Jahren, was die Eltern den ungesunden Lebensverhältnissen in der Stadt Berlin anlasteten. Als im Jahre 1886 Alfreds Großvater, der Wittstocker Tuchfabrikant Friedrich Wilhelm Wegener starb, war Alfreds Vater in der Lage, für sich und seine Kinder das Geburtshaus seiner Frau, besagtes Direktorenhaus in Zechlinerhütte, als Sommer-, Ferien- und Alterssitz zu erwerben. Alfreds Mutter, die am 9. Dezember 1847 in Zechlinerhütte geborene Anna Schwarz, hatte 1849 ihren Großvater, den aus der Niederlaussitz eingewanderten Besitzer der Glashütte verloren. Sie wurde Vollwaise, als im gleichen Jahr ihr anderer Großvater, 1852 ihre Mutter und 1853 Vater und Großmutter starben. Gemeinsam mit ihren beiden jüngeren Schwestern wuchs Anna Schwarz in Wittstock bei Verwandten auf, der elterliche Besitz in Zechlinerhütte wurde mit allen Einrichtungsgegenständen verkauft. Richard Wegener gelang nicht nur der Rückkauf des Direktorenhauses, sondern auch eines Teils der in der Umgegend verstreuten Mahagonimöbel von Annas Eltern. Die „Hütte“ wurde zum Ferienziel und zur eigentlichen Heimat der Wegenerkinder. Während die Eltern von Gransee aus mit dem Wagen das Sommerhaus erreichten, liefen die Kinder Willi (* 1870), Tony (1873–1934; Malerin), Kurt (1878–1964) und Alfred den Weg durch die Wälder zu Fuß. Alfred und Kurt lernten hier das Schwimmen, fuhren im Winter auf dem Eis der umgebenden Seen Schlittschuh und segelten später auf ihnen. Alfreds Notizen einer 7tägigen Segeltour im Jahre 1904 von Zechlinerhütte nach Plau/Mecklenburg und zurück sind erhalten geblieben. Sie enthalten genaue Angaben zum Wetter und zu den Schleusengebühren. Das intensive Leben in der Natur von „Hütte“, verbunden mit einer guten körperlichen Ertüchtigung, haben die lebenslang unzertrennlichen Brüder Alfred und Kurt geprägt und den Grundstein für die Bewältigung entbehrungsreicher Expeditionen gelegt. Bruder Willi starb im Alter von 18 Jahren an einer Blinddarmentzündung. Alfred entwickelte sich zu einem scharfsinnigen Beobachter der Natur, der stundenlang vor dem Bau eines Dachses ausharren konnte und sich ein Terrarium mit Blindschleichen und Fröschen anlegte. Kurt und Alfred verließen die Schule als Klassenbeste und studierten Naturwissenschaften, nicht zur Freude ihres Vaters, der sie lieber in einer Lehrerlaufbahn gesehen hätte. Kurt wandte sich der Meteorologie zu. Alfred studierte Astronomie zunächst in Heidelberg, wo er vielfach studentischen Freuden auf Fechtböden und Kneipen zugesprochen hat, was er aber durch intensives Studium in Berlin und Innsbruck später wieder ausglich. Ein Heidelberger Strafmandat, das ihn zur Zahlung von 5 Mark wegen „Unfugs und ruhestörenden Lärms“ um 3 Uhr in der Nacht vom 2. zum 3. Juli 1900 verpflichtet, ist erhalten geblieben.[6]

Ehe

1913 heiratete er seine Verlobte Else Wegener (Lebensrune.png 1. Februar 1892 in Hamburg; Todesrune.png 27. August 1992 in Sindelfingen ), Tochter des Meteorologen Wladimir Köppen (1846–1940). Das Paar wohnte zuerst in der Biegenstraße in Marburg an der Lahn zur Miete. Von hier aus konnte Prof. Dr. Wegener entweder schnell zum Bahnhof oder zur Universität Marburg gelangen. Dort hielt er seine Vorlesungen über Astronomie und Meteorologie und nahm am Physik-Kolloquium oder an einer Sitzung der Marburger naturkundlichen Gesellschaft teil. Aus der Ehe sind drei Töchter entsprossen:

  • Hilde (Lebensrune.png 29. August 1914 in Marburg; Todesrune.png 1936), sie starb kurz nach ihrer Hochzeit
  • Sophie Katharina „Käte“ (Lebensrune.png 2. März 1918 in Marburg; Todesrune.png 9. Januar 2012 in Sindelfingen) ∞ 1939 Sigfried Uiberreither, vier Söhne
  • Hanna Charlotte „Lotte“ (Lebensrune.png April 1920 in Hamburg; Todesrune.png Mai 1989), Geodätin (Landvermesserin) und Bewahrerin des väterlichen Erbes ∞ Dezember 1938 Heinrich Harrer, Sohn Peter

1919 zieht die Familie nach Hamburg ins Haus Köppen. Alfred Wegener wird Nachfolger seines Schwiegervaters als Abteilungsleiter für Meteorologie an der Deutschen Seewarte. Im Jahre 1924 folgt der Umzug nach Graz, wohin Wegener einen Ruf als ordentlicher Professor für Geophysik und Meteorologie erhält.

Mit viel Einfühlungsvermögen und interessiertem kritischen Verstand lebt Else Wegener an der Seite ihres Mannes. So stimmt sie auch den Plänen für eine neuerliche Grönlandexpedition zu. Als aber 1931 die Nachricht vom Tode ihres Mannes eintrifft, bricht sie fast zusammen. 1932 gibt Else Wegener gemeinsam mit Fritz Loewe den Bericht „Alfred Wegeners letzte Grönlandfahrt" heraus. Später verfasst sie eine Biografie ihres Vaters („Wladimir Köppen, ein Gelehrtenleben für die Meteorologie", 1955). Es folgt eine Biografie ihres Mannes („Alfred Wegener: Tagebücher, Briefe, Erinnerungen", 1960). Bis ins hohe Alter ist sie an der Polarforschung und der Weiterentwicklung der Theorie ihres Mannes interessiert. Zu ihrem 100. Geburtstag am 1. Februar 1992 wird sie zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Polarforschung ernannt. Nach dem Krieg siedelt Else Wegener von Graz nach Seefeld in Tirol über, 1980 von dort nach München zu ihrer Tochter Charlotte und 1989 nach Sindelfingen zur Tochter Käte. Sie stirbt dort am 27. August 1992. Ihre Urne wird im Oktober 1992 wie die ihrer ältesten Tochter, ihrer Schwiegereltern und der Geschwister Alfred Wegeners, in Zechlinerhütte in der Mark Brandenburg beigesetzt. Die älteste Tochter Alfred und Else Wegeners, Hilde, stirbt schon kurz nach ihrer Heirat im Jahre 1936. Charlotte Wegener, die jüngste, wird Geodätin, also Landvermesserin, und bewahrt das wissenschaftliche Erbe ihres Vaters. Sie stirbt im Mai 1989. Die mittlere Tochter Käte lebt heute in Sindelfingen und hat dort ihre Mutter Else Wegener bis zu ihrem hundertsten Geburtstag betreut.[7]

Das Tagebuch 1912/13 hat seine Witwe 1961 unter dem zutreffenden Titel „Tagebuch eines Abenteuers“ herausgegeben. Else Wegener hat stets wörtlich korrekt aus den Aufzeichnungen ihres Mannes zitiert, diese aber nicht vollständig wiedergegeben. Wegener war humorvoll, witzig, dabei selbstkritisch und verfügte über eine erstaunliche Portion Verständnis für andere Menschen. Dieses entnimmt man vielen Stellen seiner Briefe und Tagebücher.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

  • Alfred-Wegener-Medaille der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) seit 1968
  • Alfred Wegener Medal der „European Geosciences Union“ (EGU) seit 1983

In Anerkennung von Wegeners wissenschaftlicher Bedeutung wurden nach ihm benannt:

  • das 1980 gegründete Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven
  • das Wegener Center für Klima und Globalen Wandel (WEGC) in Graz
  • die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung (Dachverband der geowissenschaftlichen Vereinigungen und Großforschungseinrichtungen in Deutschland)

In Deutschland:

  • das Alfred-Wegener-Gymnasium in Neuruppin
  • die Alfred-Wegener-Schule in Kirchhain bei Marburg
  • eine Gedenktafel am Gebäude seiner früheren Schule (1980)
  • eine Oberschule in Berlin-Zehlendorf (1985)
  • die Wegenerstraße in Rheinau (Mannheim)
  • der Alfred-Wegener-Weg in Hamburg-Neustadt
  • Alfred Wegener Museum Zechlinerhütte
  • die Alfred-Wegener-Straße in Bremerhaven
  • Büste im Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main

In Grönland:

  • die Wegenerhalbinsel
  • die Wegenerinseln (Wegener Øer)
  • der Alfred-Wegener-Berg (Alfred Wegener Bjerg) in den Stauningalpen

In der Antarktis:

In der Astronomie:

  • der Asteroid (29227) Wegener
  • der Mondkrater Wegener
  • ein Marskrater

Werke (Auswahl)

Filmographie

Literatur

Verweise

Fußnoten