Becker, Artur
Artur Becker (zuweilen auch: Art(h)ur Becker-Neetz geschrieben; 31. Dezember 1920 in Danzig; 12. Oktober 2016 in Berlin)[1] war ein deutscher Reserveoffizier der Wehrmacht, zuletzt Leutnant d. R. des Heeres und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges sowie Diplom-Ingenieur in der Nachkriegszeit.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Artur Beckers Eltern waren Georg Becker aus Neustettin, Architekt, und dessen Gattin Marianne, geb. Netzel aus Thorn. Die Familie wohnte in Danzig im selben Haus wie Wolfgang Völz und Eddi Arent. Becker bestand die Reifeprüfung am 8. März 1938 und absolvierte dann den Staatlichen Danziger Arbeitsdienst (4. April 1938 bis 27. März 1939). Anschließend begann er sein Studium des Bauingenieurwesens an der Technischen Hochschule in Danzig.
Zweiter Weltkrieg
Am 3. Juli 1939 trat er als Freiwilliger dem Landespolizei-Regiment I in Danzig, das im Oktober 1939 nach dem Polenfeldzug in Infanterie-Regiment 243[2] umbenannt wurde, bei. Nach der Teilnahme am Westfeldzug 1940 kam Becker in die 7. Kompanie des Schützen-Regimentes 394.
Als Kompanietruppführer im Rußlandfeldzug eingesetzt, mußte er mit seinem II. Bataillon als Flankensicherung im Raum Lykowo/Mogilew schwere Kämpfe durchstehen. Während dieser Kämpfe verlor die 7. Kompanie sämtliche Offiziere, woraufhin Becker selbständig die Führung übernahm und mit Teilen der Kompanie den Gegner mit Hurra zurückwarf und die drohende Einschließung deutscher Truppen verhinderte. Bei diesen Kämpfen selbst schwerverwundet durch Kopfschuß schwer bei Mogilew, behielt er die Führung der Kompanie und ermöglichte es dem II. Bataillon so, den gegnerischen Durchbruchsversuch abzufangen.
Nach Ende der Kämpfe mit dem Lazarettzug in ein Lazarett verlegt, erhielt er am 25. August 1941 das Ritterkreuz als 446. Soldat des Heeres einschließlich der Waffen-SS, das ihm am 1. Oktober 1941 im Reserve-Lazarett III in Frankfurt am Main überreicht wurde. Die Ritterkreuzverleihungszeremonie nahm Major Dr. Müller, Kommandeur des II. Bataillons/Schützen-Regiment 394, vor, der inzwischen ebenfalls mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet wurde.
Nach seiner Genesung kam Becker in die 4./Panzer-Grenadier-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillons 3. Anläßlich Hitlers Geburtstag überbrachte er 1943 mit seinem Ordenskameraden Feldwebel Moder✠ dem deutschen Staatsoberhaupt ein Ehrengeschenk des Deutschen Heeres auf den Berghof des Obersalzberges. Vom 6. August bis 23. November 1943 befand er sich beim 14. Fahnenjunker-Lehrgang der Panzertruppen in Wischau (Fahnenjunker-Ausbildungs-Lehrgang IV) bei Brünn. Schon im Dezember 1943 wurde er zum Leutnant der Reserve befördert.
Kriegsgefangenschaft
Bei Kriegsende war er Scharfschützenlehrer in Dänemark und geriet dort am 8. Mai 1945 in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er aber bereits am 4. September entlassen wurde.
Nachkriegszeit
Becker baute sich in Frankfurt am Main eine einträchtige zivile Existenz auf. Er wohnte neben dem dubiosen polnischen Geheimdienstmann Marceli Reich. Becker heiratete (zwei Kinder, Dietmar und Gerald), beendetet sein Studium (Diplom-Vorprüfung 27. März 1943, Diplom-Hauptprüfung am 16. Mai 1949), änderte 1956 seinen Namen in Artur Becker-Neetz und war beruflich als Baudirektor in Hessen tätig, zuletzt als Dezernent Baudurchführung Südhessen.
Er widmete sich ebenfalls der Kameradschafts- und Traditionspflege, u. a. als Sektionsleiter der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger e. V. (zuletzt 2014/15 Sektionsleiter Berlin-Brandenburg). Seit dem 1. Januar 1981 war Dipl.-Ing. Becker-Neetz pensioniert und wohnhaft in Berlin-Lichterfelde. Zu dem Büchlein „Tapfer und Ehrenhaft“ hat Becker-Neetz das Vorwort beigesteuert. Er schloß das Vorwort mit den Worten:
- „Seien wir mutig, ehrenhaft und ritterlich!“
Tod
Leutnant d. R. a. D. Dipl.-Ing. Baudirektor i. R. Artur Becker-Neetz verstarb am 12. Oktober 2016 in Berlin im Kreise seiner Familie. Er war der letzte lebende Danziger und zugleich letzte ansprechbare Berliner Ritterkreuzträger.
- „Der letzte Danziger Ritterkreuzträger und vorletzte in Berlin lebende Höchstausgezeichnete unter den deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges ist eingegangen zur Großen Armee. [...] Artur Becker(-Neetz) war ein bis zuletzt hochgebildeter und humorvoller Ehrenmann. Er war mittlerweile auch der Dienstälteste der ‚Tapfersten der Tapferen‘ (Feldmarschall von Mackensen). Am 12.10.2016 schloß der letzte Sektionsleiter Berlin-Brandenburg der vom politischen Primat dieses Systems verachteten Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger (OdR) – Traditionsgemeinschaft des Eisernen Kreuzes (TEK) für immer seine Augen. Ehre seinem seligen Angedenken!“ — Peter Hild, Facebook, 27. Oktober 2016
Bildergalerie
Auszeichnungen (Auszug)
Beförderungen
- 1939 Polizeianwärter
- 1. Juli 1940 Unteroffizier der Reserve
- 1943 Fahnenjunker
- 1943 Oberfähnrich
- 1. Dezember 1943 Leutnant der Reserve
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 24. Juni 1940
- 1. Klasse am 26. Juli 1941
- Verwundetenabzeichen (1939) in Silber
- Infanterie-Sturmabzeichen am 6. Juli 1940 (nach eigenem Lebenslauf vom 18. Januar 1989)
- Panzerkampfabzeichen in Bronze
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 25. August 1941 als Unteroffizier und Gruppenführer in der 7. Kompanie/II. Bataillon/Schützen-Regiment 394