Deutsche Sagenwelt

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Deutsche Sagenwelt ist der Überbegriff für alle aus Deutschland stammenden Sagen, Märchen, Legenden und ähnliches. Manche dieser Sagen haben noch direkt germanischen Ursprung, einige entstanden aber auch erst im christlichen geprägten Mittelalter.

Deutsch-germanische Heldensage

Die deutschen Helden- und Göttersagen sind im germanischen Kulturkreis im wesentlichen während der sogenannten Völkerwanderung, genauer: während der Siedlungsbewegungen von Teilen der germanischen Völker (350-650), entstanden. Während die Germanen ihren Mythos größtenteils schon aus der vorgeschichtlichen indogermanischen Zeit mitbrachten, erwuchs die Heldensage in ihrem geschichtlichen Sonderleben vor allem während der Spätantike.

So hat vielleicht die Gestalt des Siegfried neben einem mythischen Kern Züge von dem Römerbesieger Arminius. Die eigentliche Heldensagenzeit der Germanen und ihrer bedeutendsten Nachfahren und Erben, der Deutschen, aber war die „Völkerwanderungs“-Zeit. Die mächtigen geschichtlichen Gestalten der Gotenkönige Ermanarich und Theodorich, der Ostgotenführer Totila und Teja, des Hunnen Attila, des glücklosen Burgundenkönigs Gundahar, der Austrasier Theuderich und Theudebert und ihres Gegners, des Dänen Chochilaich, des Langobarden Rothari, der Wikingerkönige der Nordsee, sind die Lieblinge der Sage geworden, die ihre Taten freilich oft bis zur Unkenntlichkeit verändert hat – nicht mit Absicht, sondern im Wesen der Überlieferung liegend. Die Heldensage ist somit auch eine naive Form geschichtlicher Überlieferung, die, wenn sie die alten Motive nicht mehr erkannte, die Ereignisse in einen neuen Zusammenhang rückte ohne Rücksicht auf Ort und Zeit.

Die Heldensage beruht auf Stammessagen, die, durch Sänger oft vornehmen Geschlechts (man denke an Horand) in kurzen strophischen Liedern verbreitet, zu einer deutschen Gesamtsage zusammenwuchsen. Die ältesten Reste dieser Heldendichtung sind in angelsächsisch erhalten, namentlich im „Widsith“, einer Art Heldenkatalog, und im „Beowulf“, der, aus Liedern entstanden, mit seinen ältesten Bestandteilen noch ins 7. Jahrhundert zurückreicht. In Deutschland ist der einzige Rest des Heldengesanges in Liedern das Hildebrandslied aus dem 9. Jahrhundert. Karl der Große ließ die epischen Heldenlieder sammeln, aber seine Sammlung ist durch die Gleichgültigkeit seiner Nachfolger und die Feindschaft der christlichen Geistlichkeit verlorengegangen. Mit der vollständigen Vorherrschaft des Christentums ließ diese Feindschaft allerdings nach; einem Mönch Eckehart I. verdanken wir die einzige vollständig erhaltene Bearbeitung der Walthersage (in seinem lateinischen „Waltharius“).

Besonders zeugen vom Fortleben der Heldensage in Deutschland auch die Personen- und Ortsnamen der Urkunden, die oft die Verbreitung der einzelnen Sagen nach Ort und Zeit erkennen lassen. Aus Niederdeutschland drang die Heldensage wiederholt (im 8. und 13. Jahrhundert) nach dem Norden; die Heldenlieder der Edda (aus dem 9. bis 11. Jahrhundert) sind wichtige Quellen, welche die alte Form des kurzen strophischen Liedes bewahrt haben; dazu kommen die prosaischen nordischen Sagas des 13. Jahrhunderts, die Völjungasaga, gewisse Partien der Snorra-Edda und andere. Die Thidrekssaga, ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert, gibt ziemlich genau eine niederdeutsche Fassung der Nibelungensage wieder, die in Soest lokalisiert war.

Siehe auch

Literatur

„Perlen deutscher Sagen“, Auswahl von Max Wirth