Deutschtum in den Niederlanden

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Die Niederlande sind ein unabhängiges niederdeutsches Gebiet. Sie lösten sich 1648 zusammen mit der Schweiz vom (Alten) Deutschen Reich. Der Artikel Deutschtum in den Niederlanden beschäftigt sich mit dem Einfluß der übrigen deutschen Gebiete auf die Niederlande.

Deutsche und die Hanse

Über Jahrhunderte hinweg gab es Wanderungsbewegungen zwischen den einzelnen niederdeutschen Stämmen, namentlich der Friesen, Sachsen (heute: Niedersachsen) und Franken. Am weitesten entfernt und abgeschnitten vom Kontinent waren durch ihre Lage im Deltagebiet der großen Ströme und im Bereich der Meereseinbrüche die Provinzen Friesland, Holland, Seeland und Flandern. Diese Landschaften empfanden sich als politisch unabhängig und standen mit dem Reich schon früh nur in einem sehr gelockerten Zusammenhang, besonders Flandern, das zu Frankreich gehörte.

Die meisten Deutschen, die aus anderen Gauen in die Niederlande kamen, waren Schiffer und Kaufleute. Die Meere verbanden den östlichen und den westlichen Teil des niederdeutschen Raumes. Die Kornernten des Ostens gingen von den Hanse- zu Schiff nach den flandrischen Städten und wurden von dort verteilt über den volkreichen Westen Europas. Den gleichen Handelsweg gingen Pelze, Wachs, Pech, Holz, Bier und Hering. Die deutschen Kaufleute, die in den niederländischen Städten für den Empfang und Weiterverkauf ihrer Waren Sorge trugen und für die Rückfracht flandrisches Tuch aufkauften, wurden dort als die östlichen Nachbarn, als „Osterlinge“, bezeichnet.

Bereits im 14. Jahrhundert ist in Amsterdam eine Bruderschaft der Hamburger Bierhändler nachweisbar, die bis zum Ende des 17. Jahrhunderts bestand. Sie besaß in der St. Nikolaikirche eine eigene Kapelle, in der ihre Angehörigen und später auch andere verdiente und in den Niederlanden namhafte Deutsche bestattet wurden, so Feldmarschall Paul Wirtz, Sohn eines Bauern aus Husum. Die meisten „Osterlinge“ waren organisiert in der Genossenschaft des „Deutschen Kaufmannes“. Seit 1356 stand das Brügger Kontor dieser Genossenschaft unter Kontrolle der Hanse, die die wichtigste und größte Gruppe der Fremdkaufleute in den Niederlanden war und eine wichtige Verbindung zum übrigen Deutschland darstellte.

Es gab fernerhin deutsche Kaufleute in Gent, Ypern, Mecheln, Antwerpen, Bergen, Op Zoom, Brielle, Vlaardingen, Schiedam, Rotterdam, Amsterdam, Utrecht und Stavoren. Ihre größte Genossenschaft befand sich während des 14. und 15. Jahrhunderts in Brügge. Als die Hanse mit der Stadt Brügge in Streit geriet, verlegte sie ihre Niederlassung nach Dordrecht, siedelte sich einige Zeit darauf aber wieder in Brügge an.

Im Dezember 1449 fand ein Hansetag in Brügge statt. Die Genossenschaft pflegte zu dieser als offizielle Geschenke Glasfenster mit dem Bildnis des Kaisers und der sieben Kurfürsten zu machen, um die Niederländer an ihre Zugehörigkeit zum Reich zu erinnern.

Verlagerung des Handels

In den folgenden Jahrzehnten ging der Handel in Flandern vollständig zurück, der Seeverkehr war durch den Krieg mit Spanien lahmgelegt, die großen Handelshäuser verließen das Land und siedelten sich in den freien Niederlanden an. In kurzer Zeit vollzog sich eine gewaltige Verlagerung des Handels und Verkehrs aus den südlichen in die nördlichen Niederlande. Die „Osterlinge“ zerstreuten sich und suchten in Dordrecht, Veere, Rotterdam, Amsterdam, Enkhuizen und anderen nordniederländischen Städten ihr Betätigungsfeld. Die in Deventer, Zutphen, Elburg, Groningen, Arnhem, Roermond, Nimwegen, Zwolle, Kampen, Stavoren, Zaltbommel, Tiel, Hattem, Oldenzaal, Ommen, Hasselt, Harderwijk und in Venlo schon bestehenden hansischen Niederlassungen, die teilweise schon auf das 14. Jahrhundert zurückgingen, müssen hier gesondert genannt werden, weil diese Städte des niederdeutschen Raumes sich unmittelbar der Hanse angeschlossen hatten und sich in diesem Gebiet nur vereinzelt Kaufleute aus den östlichen Teilen des Reiches niederließen.

In den Anfängen des nordniederländischen Städtewesens im 13. und 14. Jahrhundert war der holländischen Kaufmannschaft die Hilfe und Macht der großen genossenschaftlichen Organisation der reichsdeutschen Kaufleute willkommen gewesen. Sie empfanden sich ganz als reichszugehörig, wo es galt, sich die Vorteile der Hanse zu sichern, und unterwarfen sich ihrer strengen Ordnung. So bedankten sich Zwolle und Kampen um 1280 bei der Führerstadt Lübeck, daß die Hanse zum Vorteil aller Kaufleute des Heiligen Römischen Reiches die „wilden“ Fahrten der Friesen und Flamen in die Ostsee und die der Gotländer in die Nordsee unterbunden habe.

Als 1586 der Plan entstand, in Amsterdam eine ähnliche Zweigniederlassung der Hanse zu gründen, wie sie in Antwerpen bestanden hatte, kam es nicht dazu, weil die holländischen Kaufleute den „Osterlingen“ keine Rechte einräumen wollten und die deutsche Handelskonkurrenz fürchteten. Als die „reichsdeutsche Kolonie“ in Amsterdam von Wilhelm von Oranien eine Kirche zur Ausübung des Gottesdienstes im Sinne der Augsburger Konfession erbat, lehnte der Rat der Stadt, an den Wilhelm das Gesuch gesandt hatte, die Bitte ab. Man wollte keine starke selbständige reichsdeutsche Kolonie aufkommen lassen. Die Provinz Holland wandte sich vom Reich ab. Inzwischen hatten sich die Verhältnisse vollkommen geändert. Während der Blüte des burgundischen Reiches wurden die Niederlande dem Reich entfremdet. Die wirtschaftlich hoch entwickelten südlichen Niederlande standen stärker unter französischem als unter reichsdeutschem Kultureinfluß.

An Einfluß verloren

Die politische Loslösung der Niederlande vom deutschen Reich nach den 80jährigen Freiheitskämpfen bewirkte, daß auch das Deutschtum in den nördlichen Niederlanden seit dem Ende des 16. Jahrhunderts an Einfluß und Bedeutung verlor. Der politischen Selbständigkeit war die wirtschaftliche vorausgegangen. Die holländische Kaufmannschaft fürchtete die Konkurrenz der reichsdeutschen. Der reichsdeutsche Kaufmannstand in den Niederlanden ging zurück. Es blieben fast nur noch Bremer und Hamburger Kaufleute dort, die meist als Kommissionäre im holländischen Handel tätig waren. Seine führende Stellung hatte das Reichsdeutschtum verloren.

Deutsche kommen und gehen

Einen großen Auftrieb erhielt das Deutschtum in den Niederlanden nach dem Ersten Weltkrieg, als viele deutsche Kauf- und Geschäftsleute aus Belgien flüchten mußten. Holland war reich geblieben, und als im Deutschen Reich Inflation herrschte, beteiligte man sich auch in Holland an dem Ausverkauf des deutschen Volksvermögens. Andererseits fanden viele Deutsche, die in jenen schweren Jahren im Reich ihr Brot nicht mehr verdienen konnten, in Holland eine neue Existenz.