Olympia (Film)

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Olympia
Olympia Plakate.jpg
Filmdaten
Deutscher Titel: Olympia
Produktionsland: Drittes Reich
Erscheinungsjahr: 1938
Stab
Regie: Leni Riefenstahl
Drehbuch: Leni Riefenstahl
Produktion: Olympia-Film GmbH
Kamera: Walter Frentz, Guzzi Lantschner, Kurt Neubert, Willy Zielke, Hans Scheib, Hans Ertl, Wilfried Basse, Josef Dietze, Edmund Epkens, Fritz von Friedl, Andor von Barsy, Hans Karl Gottschalk, Willy Hameister, Wolf Hart, Hasso Hartnagel, Walter Hege, Eberhard von der Heyden, Albert Höcht, Paul Holzki, Werner Hundhausen, Sepp Ketterer, Heinz von Jaworsky, Hugo von Kaweczynski, Herbert Kebelmann, Wolfgang Kiepenheuer, Arthur Anwander, Leo de Laforgue, Alexander von Lagorio, Eduardo Lamberti, Otto Lantschner, Waldemar Lembke, Georg Lemki, C. A. Linke, Erich Nitzschmann, Albert Schattmann, Wilhelm Schmidt, H. O. Schulze, Leo Schwedler, Alfred Siegert, Wilhelm Georg Siehm, Ernst Sorge, Helmuth von Stvolinski, Karl Vass
Schnitt: Max Michel, Guzzi Lantschner, Johannes Lüdke, Arnfried Heyne, Leni Riefenstahl
Ton: Hermann Storr, Siegfried Schulze
Musik: Herbert Windt, Walter Gronostay
Musikalische Leitung: Obermusikmeister Müller-John, Prof. Kittel (Chorleitung)
Musik-Ausführung: Obermusikmeister Müller-John (Obermusikmeister, Leibstandarte), Musikkorps der SS-Leibstandarte, Kittelscher Chor
Sprecher: Johannes Pagels, Rolf Wernicke, Henri Nannen, Paul Laven

Olympia ist ein zweiteiliger Dokumentarfilm der deutschen Regisseurin Leni Riefenstahl aus dem Jahr 1938. Der Film dokumentiert die 1936 während der Zeit des Nationalsozialismus in Berlin ausgetragenen Olympischen Spiele. Die Filmarbeit wurde 1938 und 1948 ausgezeichnet.

Weitere Titel

  • Die Götter des Stadions (späterer Verleihtitel)
  • Olympia (Gesamttitel, Deutschland)
  • Olympiade 1936 Berlin. 1. Teil – Fest der Völker (Videotitel)
  • Fest der Schönheit. II. Teil des Olympiafilms Berlin 1936 (späterer Verleihtitel)
  • Olympiade 1936 Berlin. 2. Teil – Fest der Schönheit (Videotitel)

Geschichte

Die Proben für die Aufnahmen beginnen im Mai 1936. Riefenstahl hat die besten Kameraleute verpflichtet: u. a. Willy Zielke, Hans Ertl, Walter Frentz, Guzzi Lantschner, Hans von Jaworsky und Walter Hege. Unter Riefenstahls Leitung entwickeln und erproben sie geeignete Methoden, um einzelne Disziplinen optimal ins Bild zu setzen.

Technische Vorbereitungen – Nova der Sportdokumentation

„Diese Erfahrungen werden in die Filmplanung mit einbezogen, so dass sich eigenständige Stile bzw. Dramaturgien für jede Sportart entwickeln. Filmmaterialien, Kameras und verschiedene Filter werden ausprobiert und auf ihre Qualität hin geprüft. Um schließlich den hohen Ansprüchen zu genügen, werden vierundzwanzig verschiedene Filmsorten geordert sowie eigens entwickelte Optiken und Filter eingesetzt. Am Ende der komplexen Vorbereitungen ist man technisch für alle Eventualitäten gerüstet. Noch niemals zuvor ist ein Dokumentarfilmprojekt durchgeführt worden, bei dem die verschiedensten Wetterlagen bzw. Lichtstimmungen so variabel in Erscheinung treten können und daher immense Relevanz für die Filmrezeption besitzen. Der zweite Teil Fest der Schönheit beginnt analog dem ersten mit Benennung der Regisseurin und den am Gesamtwerk Beteiligten – nun jedoch untermalt mit wehenden Olympiafahnen. Die ersten Aufnahmen zeigen keinen erneuten Einstieg in die Wettkämpfe. Es sind Bilder von einem ruhigen, weit ab vom Wettkampfgeschehen stattfindenden Alltagstreiben männlicher Sportler im Olympischen Dorf. Inhaltlich gefüllt sind die Filmszenen hauptsächlich mit Bildern der Ruhephasen. Man sieht Sportler beim Zeitung lesen, beim Schlendern durch das Dorf, beim Training sowie der allgemeinen Ablenkung. Der Beginn markieren zahlreiche Natur- und Tieraufnahmen innerhalb des Olympischen Dorfes, denen Aufnahmen von Sportlern während eines Waldlaufs in den Morgenstunden im Frühnebel folgen. Die Einstellungen der Tier- und Naturaufnahmen zeigen Bäume, Äste, Teiche, Käfer und Vögel. Allesamt erwecken sie Eindrücke der Ruhe und Zufriedenheit. Daran knüpfen Aufnahmen badender und saunierender Männer. Weiterhin werden Bilder trainierender Olympioniken in der Unterkunft gezeigt. Der Zuschauer beobachtet sie beim Schatten-Boxen, Basketballspiel, Üben von Kopfbällen, Umrunden des Sportplatzes, Überqueren von Hürden oder etwa bei Sprungübungen. Wiederholt werden Einblendungen aus Flora und Fauna des Olympischen Dorfes vorgenommen. Die Chronologie maskuliner Visualisierung erfährt ihre Zäsur mit dem Einmarsch männlicher und weiblicher Turner in das voll besetzte Olympiastadion. In der Manier stilistischer Überhöhung von Athletik und Ästhetik schließen sich umgehend die Wettkämpfe männlicher Turner an: Bodenturnen, Pauschenpferd, Ringe, Barren und Reck.

Dem Turnen folgen die Regatten verschiedener Bootsklassen im Kieler Olympiahafen. Sie beginnen jedoch nicht mit dem eigentlichen Wettkampfgeschehen, sondern vielmehr mit Demonstrationen der Deutschen Kriegsmarine. Während der Fahrt durch den Kieler Hafen sind ein deutsches Kriegsschiff und Matrosen während ihrer Tätigkeiten zu sehen. Die Regatten selbst sind dominiert von atemberaubenden und überaus schnell wirkenden Segelmanövern. Der langen Segelsequenz folgt die kurz ausfallende Fechtsequenz. Sie markiert den Wechsel vom Mannschafts- zum Individualsport. Es folgen Boxen (Deutschland-Argentinien) und der Moderne Fünfkampf, der sich wie folgt unterteilt: Fünf- Kilometer-Geländeritt, Pistolenschießen, Fechten, Schwimmen und 4.000-Meter-Lauf. Der Fokus richtet sich auf die Auseinandersetzung zwischen Deutschland, Italien und den USA. Es folgen sich ins Gigantische steigernde Aufnahmen von Frauen, die Sportgymnastik betreiben. Am Ende steht als Höhepunkt der Leichtathletik der Zehnkampf. Die Sequenz ist gekennzeichnet durch die Auseinandersetzung zwischen Deutschland und den USA und zeigt den Siegeswillen des Amerikaners Morris. Den Endspielen im Feldhockey und Fußball schließen sich das 100-Kilometer-Straßenrennen sowie die Military an. Stehen beim Radrennen die Tortur und das Zusammenwirken von Mensch und Technik im Vordergrund, so ist es bei der Military das von Mensch und Tier. Ähnlich peinigend gestalten sich auch die Ruderregatten: Vierer ohne Steuermann und Achter. Nach Beendigung der Rudersequenzen endet vorerst auch die Aufeinanderfolge männlicher Wettkämpfe durch das Kunstspringen der Frauen. Es wird durch ästhetische Aufnahmen als Kampf zwischen Deutschland, Amerika und Japan dargestellt. Als spannungsgeladene Kurzstreckenkämpfe folgen Schwimmwettbewerbe der Männer und Frauen. Die unmittelbar anknüpfenden Sequenzen des Kunst- und Turmspringens der Herren gipfeln in einem Rauschzustand absoluter Ästhetik und perfekter Körper. Namen und Länder spielen überhaupt keine Rolle mehr und der Zuschauer verfällt in einen Sog perfekter Körper und totaler Demonstration. Nach Beendigung des letzten Wettkampfes folgen die Abschlussfeierlichkeiten zum Ausklang der 16tägigen Spiele. Beeindruckend sind die imposanten Bilder des Blickes in den Abendhimmel Berlins sowie des Blickes auf das Olympiastadion. Dieses wird von einem Lichter-Dom aus Flakscheinwerfern umrahmt. Ergänzt werden die Aufnahmen durch das Einblenden der Olympiaglocke sowie das erlöschende Feuer im Dreifußkessel. Daneben gibt es Zeremonien absinkender Fahnen, denen Kränze auf die Spitzen gesetzt werden. Am Ende blickt der Zuschauer in das gebündelte Licht des Lichter-Doms. Die letzte Aufnahme zeigt den Namen der Regisseurin als Steinrelief. Damit endet der Film von den XI. Olympischen Spielen von Berlin 1936.“[1]

Handlung

1. Teil: Fest der Völker

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Mit dem Bild der Akropolis beginnt der Prolog des Filmwerkes. Er verbindet damit die Olympischen Spiele unserer Zeit mit der Antike, in der schon viele Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung die Kampffestspiele von Olympia in Blüte standen.

Das klassische Altertum formte die Ideale von Kraft, Schönheit und Anmut, so wie sie die Bau- und Bildwerke großer Künstler dieser Epochen festgehalten haben. Selbst die Steinruinen eines Zeustempels geben Kunde von diesem Schönheitssinn wie die Säulen und Mauern des Parthenon und Erechtheion.

Aus ihren Säulengängen blicken die Gestalten und Antlitze, die die klassische Kunst geformt hat. Götterbilder sind es, Köpfe und Statuen von Halbgöttern, Helden und Kämpfern. Achilles, Paris, Alexander der Große, wie verschieden drücken sie das Idealbild männlicher Schönheit aus.

Doch auch die Frauengestalt in der unsterblichen Plastik der Aphrodite steht als notwendige Ergänzung des Ideals von der menschlichen Schönheit in diesem Kreis, die ewige Sehnsucht neben der Kraft.

Aus der gespannten Verhaltenheit des Diskuswerfers von Myron löst sich das Ebenbild männlicher Kraft aus unserer Zeit, der Diskuswerfer und Athlet aus unseren Tagen, der nach den Erscheinungen der steinernen Wandelbilder leben wird. Athletengestalten aus dem Heute zeigen, wie das klassische Ideal sein getreues Abbild gefunden hat. Und wie Aphrodite zu der männlichen Kraft sich ergänzend stellte, so treten Frauengestalten mit ihren Spielen und entspannten Tänzen neben die Athleten. Sie symbolisieren mit ihrem Schreiten, ihren Gebärden die Sehnsucht nach den Idealen, und aus dem Rhythmus der Sehnsucht nach der Schönheit und Vollkommenheit wird die Flamme geboren.

Die Flamme, aus der Sehnsucht geboren, entzündet die Fackel, die das ewige Feuer vom uralten Altar aus Olympia nach sieben Ländern in das Stadion nach Berlin trägt, wo es an den 16 Tagen der XI. Olympischen Spiele über der Jugend aus 52 Nationen und ihren Kämpfen leuchtete.

Der Fackellauf von Olympia nach Berlin leitet über zu dem grandiosen Schauspiel der Wettkämpfe, an die wir in eine noch nie so erlebte Nähe herangeführt werden, denn das Kameraauge sieht mehr als das Menschenauge. Wir sind untergetaucht unter die Hunderttausende im Stadion und sehen doch mehr als sie und schauen doch überallhin, wo auch der günstigste Platz bei den Spielen uns nicht einen Bruchteil dieser Erlebnisfülle hätte bescheren können. Das kleinste Detail jedes Kampfes wird ebenso sichtbar wie sein großer Rhythmus.

Die sechs schnellsten Läufer der Welt am Start! Jede Sekunde vor dem Schuß ist wahrzunehmen, die Startgruben, die nervöse Hochspannung aller sechs, bis Owens gegen das Zielband fliegt. Frauenhochsprung – die letzte Entscheidung, höchste Konzentration, federndes Loslassen. die Zeitlupe macht es zu einer Offenbarung. So hat es noch keiner auskosten können, jedes Rundenereignis, jede Phase von hundert Meter zu hundert Meter im 10.000-Meter-Lauf. Drei Finnen zermürben den tapferen Japaner Murakoso, geben sich selbst an der Spitze noch den höchsten Ansporn, bis über den würdigen Nachläufer Nurmis, über Salminen, Askola und Iso-Hollo, an den drei Masten die Flagge Finnlands dreimal hochgehen kann.

Oder die Nacht des Stabhochsprungs! Nishidas religiöse Bereitschaft, Meadows vollkommenes Muskelspiel bis in den kleinsten Nerv, wenn er die 4 Meter 35 schafft. Die Dramatik der Staffeln mit ihren tragischen Zwischenfällen – bis der Marathonlauf, schon im Namen Altertum und Neuzeit überbrückend, sich in seiner einzigartigen Größe offenbart. Wer konnte sonst Zeuge sein von dem Geschehen auf der 42-Kilometer-Strecke?

Noch nie stand ein Heldenlied der Ausdauer und des Siegeswillens greifbarer, deutlicher vor unseren Augen als hier, wenn es dem Ziele zugeht, wenn die letzten Reserven des Körpers auszugehen drohen, während im Innern des Marathonkämpfers der Wille seinen unentrinnbaren Rhythmus des Durchhaltens bis zum letzten Atemzug anstimmt, hörbar und sichtbar gemacht durch ein Filmwerk, dessen Fortsetzung wir mit größter Spannung erwarten.

Quelle: Illustrierter Film-Kurier


2. Teil: Fest der Schönheit

Quelle
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Plakat zum Film, Olympia 2. Teil - Fest der Schönheit.jpg

Der Film führt uns im Morgengrauen zum „Olympischen Dorf“. Das Scherzo einer filmischen Sinfonie hebt an: Kaum ist die Natur erwacht, sind auch die jungen Athleten auf den Beinen. Das Morgentraining im Olympischen Dorf setzt ein. Als Zaungäste dürfen wir der Kamera folgen, die bis in die „Sauna“, dem erfrischenden Dampfbad der Finnen, eindringt. Dann schlägt wieder die Stunde der Kämpfe.

Zehnkampf! Die Leistung eines fanatischen Kämpfers wie Glenn Morris ersteht neu.

Fünfkampf! Männer, verwachsen mit ihren Pferden, Offiziere, die im ungewohnten Lauf das Letzte aus sich herausholen.

Military – ein anderes Bild höchster Reitkunst.

Auf der Kieler Föhrde: Segel blähen sich, Steuer greifen kraftvoll durch – die Segelolympiade rollt ab, die Regatta in Grünau zeigt aufregende Kampfmomente an Start und Ziel.

Und wieder reißt ein Wirbel von Pferdebeinen mit, dem die Augen kaum folgen können. Auf dem Maifeld geht es um die Poloentscheidung. Hohe Kunst, hohe Schule, was die Polosieger da vor unseren Blicken zeigen.

Wie verschwistern sich in ihrer edlen Wirkung Gymnastik und Turnen! Von allem Ballast befreite Wesen, so schwingen sie, springen im Doppelsalto heran, schweben am Barren, verkörperte Ideale der Kraft, Schönheit und Anmut.

Fliegende Menschen – auch sie, die im Schwimmstadion gleichsam die Apotheose der Schönheit in ihrer sportlichen Pflichterfüllung und ihrem Siegeswillen schufen. Ein unvergeßlicher Zusammenklang von Mensch und Wasser, Luft und Licht konnte filmisch festgehalten werden.

Eine Welt der Schönheit, Sehnsucht und Erfüllung des Menschen, hat sich in diesem Fest der Jugend offenbart, dem das Neue Deutschland in seiner Hauptstadt einen so würdigen schönheitbegeisterten Rahmen bieten konnte. Die „Schlußfeier“ bedeutet darum kein Ende, sondern ein Weiterklingen, einen ewigen Akkord, der einmal angeschlagen ist. Die Olympische Flamme verlöscht, da reißt sich die Kamera am Scheinwerferdom empor, der sich über dem Stadion wölbt. Das Dach des Lichtdoms grüßt als Feuerbotschaft, es ist dasselbe Licht, das einst über der Akropolis aufging.

Vom kühnen Flug in die Antike, wo Feuer und Fackel entzündet wurden, bis in die realistischste Nähe der Kämpfe bannte der Film, wie nur er es zu erfassen und zu umfassen vermag, die „sechzehn Tage“ zu einem dauernden Abbild und Vorbild. Ein Denkmal der Jugend unseres Jahrhunderts – und der Film war dazu berufen, es zu errichten!

Quelle: Illustrierter Film-Kurier


Wissenswertes

Leni Riefenstahl mit dem Olympiafilm-Abzeichen „Olympische Ringe“ als Halsdekoration, 1938

Leni Riefenstahl war sehr skeptisch. Adolf Hitler trat an sie heran mit der Aufforderung, einen Film über die Olympischen Spiele zu drehen, die 1936 in Berlin stattfinden sollten. Sie war verwundert. Ein solcher Film mußte doch spätestens ein paar Wochen nach Beendigung der Spiele herauskommen, zumal ja die Wochenschauen schon während des sportlichen Ereignisses erscheinen würden. So etwas war mit ihr aber nicht zu machen. Wenn sie einen Film machte, dann ein Kunstwerk und keine abgefilmten Nachrichten. Hitler aber ließ sich nicht beirren. Von ihm aus könne es zehn Jahre dauern, bis sie fertig wäre.

Das Wichtigste war, daß ihr Werk ein filmisches Großereignis würde. Wie aber kann man aus einem abgefilmten sportlichen Wettkampf ein so spannendes Kinoabenteuer machen, daß die Leute auch noch nach Jahren gebannt sein würden? Die Ergebnisse der einzelnen Wettkämpfe wären ja eh längst bekannt, und ein paar Stunden lang Diskuswerfer, Reiter oder Schwimmer zu zeigen, in ähnlichen Aufnahmen, wie es die Wochenschau brachte, hörte sich nicht gerade aufregend an. Riefenstahl wußte aber bald, was sie zu tun hatte. Sie würde mit dem Material, das ihre herausragenden Kameraleute gedreht haben, spielen. Sie würde die Wettkämpfer aus Blickwinkeln aufnehmen, aus denen bisher noch kein Sportler fotografiert wurde.

Die dreizehnjährige Marjorie Gestring (VSA), Goldmedaille im Kunstspringen (Leni Riefenstahl)
Ästhetische Freikörperkultur

Riefenstahl erschien zu den Olympischen Spielen mit einer Armada von Kameramännern und Technikern. Sie stellte die Kameras auf, wo es nur eben ging. Es war ihr egal, ob ihre Kameraleute, die sich in die Laufbahn eingruben, die Sportler verunsicherten, ob das Blitzlicht die Pferde scheu machte oder ob die hohen Parteikader sich über eingeschränkte Sicht beschwerten. Sie konnte sich vieles leisten, denn Adolf Hitler persönlich war es, der sich für sie einsetzte.

Zahlreiche junge Männer traten in diesem Film auf, die nicht Olympiateilnehmer waren, die aber allesamt zeigten, daß die gesamte deutsche Jugend sehr sportiv an diesem Ereignis teilnahm. Einer dieser jungen Amateursportler, der in Riefenstahls Film als Ansager auftrat, hätte nach dem Kriege eigentlich nur noch mit Abscheu über sich selbst schreiben dürfen, wurde doch in seinem publizistischen Organ häufig genug zur Vergangenheitsbewältigung aufgefordert. Denn dieser junge Mann wurde später zum Herausgeber der Zeitschrift „Stern“ und hieß Henri Nannen.

Nach dem Filmdreh lag der Film am Schneidetisch. Aber was auswählen? Jedes Sportereignis war doppelt und dreifach aufgenommen worden. Würde man alle Aufnahmen aneinanderreihen, ergäbe sich ein Film von fünf- bis sechshundert Stunden. Aber natürlich gelang es Riefenstahl, und als der Film dann nach zwei Jahren endlich fertig war, wurde er überall gefeiert. Es war der modernste Film seiner Zeit, ausgefeiltere Aufnahmen als in diesem Film konnte wohl kein Kameramann der Welt drehen. Die Zuschauer schienen förmlich mittendrin zu sein. Bei manchen Sportlern schien man jeden Muskel sich einzeln bewegen zu sehen. Fast meinte man, neben den Recken und den aparten Sportlerinnen zu stehen, und wenn die Stimme des Ansagers ertönte, dann machte sich wohl jeder Zuschauer schon einmal innerlich bereit, selbst mitzulaufen, mitzureiten oder mitzuschwimmen.

So viel sportlicher Ehrgeiz hatte Folgen. Nicht nur das deutsche Publikum feierte das „Fest der Schönheit“ enthusiastisch mit, der Film lief fast überall auf der Welt.

Leni Riefenstahl, die Regisseurin, Drehbuchautorin und Verantwortliche für den Schnitt dieses Films, unternahm in den Jahren 1938/39 eine Welttournee, um diesen Film in anderen Ländern vorzustellen.

Die Presse berichtete in großer Aufmachung 1939 über die Privatvorführung des Olympiafilms vor der Präsidentschaft der Handelskammern von San Franzisko. Oberbürgermeister Rossi empfing Leni Riefenstahl, um ihr seine Anerkennung für das Filmwerk auszusprechen. Auf Einladung des deutschen Gesandten und des portugiesischen Olympischen Komitees fand in einem der größten Lichtspieltheater Lissabons die festliche Erstaufführung des deutschen Olympiafilms statt. Staatspräsident Carmuna, der in letzter Minute am Erscheinen gehindert wurde, ließ sich durch den Chef des Militärkabinetts, General Motta, vertreten. Außer der Gemahlin des Staatspräsidenten wohnten der Vorführung mehrere Mitglieder der Staatsregierung, die Missionschefs des diplomatischen Korps und die Mitglieder des portugiesischen Olympischen Komitees sowie Vertreter sämtlicher Sportorganisationen des Landes bei. Die Aufführung wurde mit begeistertem Beifall aufgenommen.[2]

Der deutsche Konsul Dr. G. Gyssling veranstaltete 1939 in Los Angeles in seinem Hause zu Ehren der zu Studienzwecken in den Vereinigten Staaten weilenden Schöpferin des Olympiaflims, Leni Riefenstahl, einen Empfang, an dem rund 200 Personen, darunter der englische, der französische und der italienische Konsul, teilnahmen. Leni Riefenstahl, die kurz danach über Paris nach Deutschland zurückkehrte, teilte bei dieser Gelegenheit mit, der Olympia-Film werde in den Vereinigten Staaten nicht gezeigt werden, weil das amerikanische Filmgeschäft von Männern beherrscht werde, die gegen Deutschlands politische Haltung eingestellt waren.[3]

Noch war nicht Krieg. Der Film wurde in Frankreich, Italien und England gezeigt, auch in der Sowjetunion. Stalin verfaßte handschriftlich ein Anerkennungsschreiben an Leni Riefenstahl.

Der Olympia-Film, der Anfang 1939 die Uraufführung auch in Portugal erlebte und Monate allabendlich in Lissabon lief, wurde in der Zeit zu einer wahrhaften Sensation. Die portugiesische Presse hielt auch mit ihrer rückhaltlosen Anerkennung nicht zurück. So schrieb die „Diario de Lisboa“[4]:

„Der Erfolg des Olympia-Films ist wirklich etwas Grandioses. Jeden Abend ausverkaufte Plätze! Des Publikum läuft interessiert zum Sao Luöz, um eines der sensationellsten Werke zu bewundern, das die Filmkunst uns gegeben hat. Bei dieser Feststellung gibt es keinen Schatten von Übertreibung. Es ist etwas Wunderbares und Bewegendes: Männer und Frauen, Sportler und Nichtsportler, keiner kann sich der Schönheit der Bilder und dem Eindruck der erstaunlichen Leistungen entziehen, die der Film offenbart.“

Auch die übrigen Lissaboner Zeitungen waren einstimmig der Meinung, daß hier in der wunderbaren Verlebendigung Leni Riefenstahls ein Filmwerk von unübertrefflicher Schönheit und Kraft geschaffen worden war, welches das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriß.

Im Rahmen einer Galavorstellung, die unter dem Protektorat des Königs Carol 1939 stattfand, wurde der Olympia-Film zum erstenmal in Bukarest gezeigt. Die deutsche Kolonie war zahlreich vertreten. Leni Riefenstahl hatte in der Loge des deutschen Gesandten Platz genommen. Der Film wurde vom rumänischen Publikum glänzend aufgenommen. Es gab viel Beifall bei offener Szene, und es zeigte sich ein Verständnis, das die Voraussagen der jüdischen Filmbranche über den Mißerfolg dieses Films zunichte machte.

Die Bilder von den rumänischen Reitern wurden mit besonderer Wärme begrüßt. In Santiago de Chile fand zur selben Zeit die Erstaufführung des ersten Teils des Olympia-Films in den beiden ersten Theatern statt. Der Film begeisterte das zahlreich erschienene Publikum. Er wurde danach in Valparaiso und in den Südprovinzen gezeigt.[5]

Der Norddeutsche Lloyd Bremen zeigte auch auf den Schiffen seines von Neuyork ausgehenden Erholungsreisendienstes beide Teile des Olympia-Films der Tobis, Leni Riefenstahls Meisterwerk, in den Bordkinos. Hierdurch wurde einem großen Kreis von Amerikanern der Dokumentarfilm von der Olympiade Berlin zur Kenntnis gebracht, nachdem die zum größten Teil unter jüdischer Kontrolle stehenden Lichtspielhäuser der Vereinigten Staaten sich nicht dazu hatten entschließen können, den Amerikanern die gewaltigen Eindrücke von den Leistungen ihrer Olympiakämpfer im friedlichen Wettbewerb der Nationen zu vermitteln.[6] Der Film wurde schließlich am 8. März 1940 in den VSA uraufgeführt.

In unseren Tagen scheint man sich langsam auch in Deutschland daran zu gewöhnen, daß an diesem Film die Kinohistorie nun einmal nicht vorbeikommt, daß er ein Meisterwerk ist. Das geht soweit, daß der Film am 13. Oktober 2003 in Griechenland, am 4. April 2004 in Großbritanien und sogar am 31. Oktober 2012 in Deutschland eine erneute Aufführung erlebte.[7]

Filmbeiträge

Olympia: Fest der Völker
Olympia: Fest der Schönheit

Auszeichnungen

Siehe auch

Verweis

Fußnoten

  1. Leni Riefenstahl und Der Film von den XI. Olympischen Spielen Berlin 1936
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 2, 13. Januar 1939
  3. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 3, 20. Januar 1939
  4. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 4, 27. Januar 1939
  5. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 8, 24. Februar 1939
  6. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 10, 10. März 1939
  7. imdb.com