Kieslich, Franz
Franz Kieslich ( 17. März 1913 in Bochum; 31. August 2012 in München) war ein deutscher Polizist und Offizier der Wehrmacht sowie Sturzkampfflieger, zuletzt Flugzeugführer, Schlachtflieger, Major der Luftwaffe und Eichenlaubträger des Zweiten Weltkrieges sowie Oberstleutnant der Bundeswehr.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Franz Kieslich war Angehöriger der Landespolizei und kam am 15. Juli 1935 als Unteroffizier zur Luftwaffe, wobei er sich unter Anrechnung der Dienstzeit als Polizeibeamter für 12 Jahre verpflichtete. Hier wurde er zum Flugzeugführer ausgebildet, diente ab dem 1. Oktober 1937 als Flugzeugführer in der 1./Kampfgeschwader 167, kam am 1. April 1938 in die 1. Staffel/I. Gruppe/Sturzkampfgeschwader 168 „Immelmann“ (St.G.168 in Lübeck)) nach Graz[1] und wurde im März 1939 Lehrer an der Stuka-Schule 1 in Kitzingen/Main, die am 3. November 1939 nach Insterburg/Ostpreußen verlegte.
Am 1. Oktober 1940 wurde er in die 1. Staffel/Sturzkampfgeschwader 77 und am 30. Oktober in die 3. Staffel nach Frankreich versetzt. Er flog im April 1941 seine ersten Feindeinsätze auf dem Balkan als Flugzeugführer der 7. Staffel. Ab Juni 1941 flog er über Rußland und wurde am 1. Oktober 1941 vom Oberfeldwebel als aktiver Offizier zum Oberleutnant befördert. Ab dem 14. Februar 1942 war er Adjutant der III. Gruppe/Stuka-Geschwader 77. Ab dem 27. August 1942 führte er die 7. Staffel des Geschwaders und wurde am 14. Oktober 1942 deren Kommandeur.
Nach 513 Feindflügen wurde er am 5. Januar 1943 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Anschließend zum Hauptmann befördert, flog er am 25. Juli 1943 seinen 600. und am 30. November 1943 seinen 800. Einsatz. Am 28. Januar 1944 wurde er Kommandeur der III. Gruppe des Schlacht-Geschwaders 77 und flog am 25. Juli 1944 über Lemberg seinen 1.000. Einsatz.
Endkampf
Nach 1.038 Feindflügen bekam er am 10. Oktober 1944 das Eichenlaub verliehen. Am 18. Februar 1945 absolvierte er seinen letzten Feindflug. Anschließend wurde er Kommodore des Ergänzungs-Schlachtgeschwaders 148 in Ingolstadt-Manching. Am 8. Mai 1945 geriet er in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er bereits im Juni 1945 entlassen wurde.
Erfolgsbilanz eines Kampfflieger-Asses
Auf 1.078 Feindflügen (u. a. 1038 mit der Ju 87, weitere 40 mit der Fw 190) zwischen dem 6. April 1941 und dem 18. Februar 1945 hatte Kieslich 10 Transportschiffe mit, je nach Quelle, 21.500 bis 23.000 BRT, einen Zerstörer und ein U-Boot versenkt (ein weiterer Zerstörer in Brand geworfen und ein Torpedoboot beschädigt), über 134 Lastkraftwagen, über 100 sowjetische Panzer (Panzerjäger der Sturzkampfflieger), sieben Flakbatterien, 17 schwere Geschütze und einen Munitionszug vernichtet, zahlreiche Brücken zerschlagen, feindliche Infanterieangriffe zusammengeschossen und Nachschublinien unterbrochen. Er wurde dabei selber 20mal abgeschossen und mußte einmal mit dem Fallschirm abspringen.
Bordfunker
Sein Bordfunker ab Mitte September 1943 auf 440 Feindeinsätzen mit dem Sturzkampfflugzeug Ju 87 war, nachdem sein erster Bordfunker Feldwebel August Holländer bei einem Luftkampf über sowjetischen Feindgebiet gefallen war, dann der bereits vielfach bewährte Oberfeldwebel Leonhard „Leo“ Burr ( 13. März 1913 in Zirndorf bei Nürnberg), der nach etwa 940 Feindflügen am 30. November 1944 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet wurde und bereits am 2. März 1968 in Bremen verstarb.
Nachkriegszeit
Am 11. September 1956 trat Major a. D. Kieslich der Luftwaffe der neu gegründeten Bundeswehr bei, aus der er am 31. März 1969 als Oberstleutnant in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Tod
Oberstleutnant a. D. Franz Kieslich verstarb am 31. August 2012 in München.
Beförderungen (Auswahl)
- Polizeianwärter der staatlichen Schutzpolizei 8. April 1931, Polizeischule Bonn
- Polizei-Wachtmeister 1. April 1932 (unter Berufung in das Beamtenverhältnis)
- Oberwachtmeister der Landespolizei 30. Januar 1935
- Unteroffizier 15. Juli 1935
- Feldwebel 1. Oktober 1937
- Oberfeldwebel 1. April 1938
- Oberleutnant 1. Oktober 1941 (direkt vom Oberfeldwebel)
- Major 1. Dezember 1944
Auszeichnungen (Auszug)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. Klasse am 2. Oktober 1936 als Unteroffizier und Schüler in der 3.(Schüler) Kompanie/Fliegerschule Fürth
- Flugzeugführerabzeichen (Wehrmacht) am 22. Februar 1937
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938 am 16. Dezember 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange „Prager Burg“ am 1. Oktober 1939 als Oberfeldwebel vom Kommandeur der Fliegerdivision 2 Generalmajor Loerzer
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 5. Mai 1941
- 1. Klasse am 10. August 1941
- Bulgarisches Flugzeugführerabzeichen am 5. Mai 1941
- Frontflugspange für Kampfflieger in Bronze, Silber und Gold
- Bronze am 10. Juli 1941 als Flugzeugführer in der 7. Staffel/Sturzkampfgeschwader 77
- Gold am 24. Oktober 1941 als Oberfeldwebel
- Anhänger zur goldenen Frontflugspange (Sternenanhänger) am 13. Oktober 1942 als Oberleutnant und Staffelführer 7./Sturzkampfgeschwader 77
- Deutsches Kreuz in Gold am 10. Juli 1942 als Oberleutnant und Adjutant der III. Gruppe/Sturzkampfgeschwader 77
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“ am 13. August 1942 als Oberleutnant
- Krimschild am 15. März 1943 als Oberleutnant
- Königlich Rumänische Luftwaffenmedaille „Medalia Aeronautica“, III. Klasse am 29. März 1943 als Major
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz am 5. April 1944 als Hauptmann im Stab III./Sturzkampfgeschwader 77
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Ritterkreuz am 5. Januar 1943 als Oberleutnant und Staffelkapitän 7./Sturzkampfgeschwader 77
- Eichenlaub am 10. Oktober 1944 (619. Verleihung) als Hauptmann und Kommandeur der III. Gruppe/Sturzkampfgeschwader 77
- Ritterkreuzverleihungszeremonie gemeinsam mit Diether Lukesch, Walter Schuck und sechs weiteren durch den Oberbefehlshaber der Luftwaffe Reichsmarschall Hermann Göring
Bildergalerie
Verweise
- Major Kieslich, Franz, Das-Ritterkreuz.de
- Kieslich, Franz, Lexikon der Wehrmacht
- Kieslich, Franz, ww2awards.com (englischsprachig)
- Werdegang und Ehrungen (portugiesischsprachig)
Fußnoten
- Geboren 1913
- Gestorben 2012
- Deutscher Militärflugzeugführer
- Deutscher Oberstleutnant
- Deutscher Polizist
- Major (Luftwaffe der Wehrmacht)
- Oberstleutnant (Luftwaffe der Bundeswehr)
- Träger der Frontflugspange in Gold
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
- Kriegsgefangener
- Ritterkreuzträger der Bundeswehr