Gefecht um die Wittenberger Elbbrücke

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Das Gefecht um die Wittenberger Elbbrücke fand auf den Elbwiesen zwischen Wahrenberg und Losenrade am 12. April 1945 statt. Es war die wichtigste und größte Schlacht in der Altmark im Zweiten Weltkrieg. Die Brücke konnte vor den VS-amerikanischen Invasoren erfolgreich verteidigt und kurz darauf gesprengt werden.

Vorgeschichte

Nach der Einschließung der Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Walter Model im Ruhrgebiet am 1. April 1945 war die Westfront praktisch zusammengebrochen. Der Weg nach Berlin war geöffnet, allerdings erkannten die VS-amerikanischen Frontstäbe erst am 8. April die Möglichkeit, die Elbbrücken in der Altmark erobern zu können. Zu detaillierten Planungen mit Luftwaffe und Luftlandetruppen blieb jedoch keine Zeit. Die Bodentruppen operierten allein und sogar ohne Luftunterstützung, da einerseits die Jagdbomber den schnell vorstoßenden Panzerverbänden nicht folgen konnten und andererseits sie nicht verfügbar waren, weil sie die neuen frontnahen Flugplätze beziehen und einrichten mußten. Eisenhower hatte zwar nicht die Absicht, Berlin einzunehmen, aber davon hatten die Frontkommandeure jedoch Kenntnis. Sie stürmten mit ihren Panzerspitzen in ungestümen Vormärschen Richtung Altmark.

Ausgangssituation

Der Weg zur Brücke

Das Kampfkommando R (CCR) unter dem Kommando von Oberst Glen W. Anderson überschritt am Morgen des 9. April die Leine. Am 10. April wurde Peine eingenommen und die Oker überquert. Bei Edemissen trafen die Panzer des CCR auf einige Jagdpanther vom 2. Bataillon Panzer-Lehrregiment 130. Nach einem zweistündigen Feuergefecht war die Vormarschstraße wieder frei. Bei Meinersen traf die Kolonne erneut auf einen Jagdpanther, zwei Sherman-Panzer wurden abgeschossen. Bei diesen Gefechten zerstörten die VS-Amerikaner fünf Jagdpanther. In Wesendorf schließlich traf die Kolonne erneut auf Widerstand. Versprengte deutsche Soldaten und Luftwaffensoldaten versuchten, das CCR zu stoppen. Das Ergebnis waren über 70 tote Deutsche und ein stark zerstörtes Dorf.

Am 11. April teilte sich das CCR in zwei Kampfgruppen. Unter Führung des 10. Panzer-Bataillons marscheirte eine von ihnen von Wesendorf Richtung Knesebeck und die zweite unter Führung des 47. Panzer-Grenadier-Bataillons auf der Strecke Ehra-Boitzenhagen. Von dort ging der Vormarsch über RadenbeckGladdenstedtJübar, wo der Dorfpolizist erschossen wurde, – Lüdelsen und Stöckheim weiter nach Rohrberg, das um 22.00 Uhr erreicht wurde. In Rohrberg versuchte der Volkssturm noch, eine Panzersperre zu errichten, es kam zu einem kurzen Gefecht, in dessen Verlauf ein Volkssturmmann fiel und eine Scheune in Brand geriet.

Befehlsgemäß setzte das CCR seinen Angriff am 12. April Richtung Wittenberge fort. Auf Widerstand trafen die Amerikaner nur in Winterfeld, wo gegen 10.00 Uhr einige Landser die Panzer aufzuhalten versuchten. Acht tote und drei schwerverwundete Soldaten waren das Ergebnis sowie ein Wohnhaus und fünf Scheunen, die in Brand gerieten. Der Vormarsch wurde durch das Gefecht nur unwesentlich behindert. Bereits gegen 12.00 Uhr erreichte die Kolonne Fleetmark und fuhr über Lohne Richtung Elbe. Gegen 16.00 Uhr erreichte das CCR Seehausen, dort teilte sich das Kampfkommando. Die A- und C-Kompanien fuhren weiter Richtung Elbbrücke, während die B-Kompanien den Aland überquerten und in Richtung Werben davonrollten. Gegen 20.00 Uhr eroberte die Kampfgruppe über Neukirchen und Wendemark Werben, um die Fährstelle zu blockieren.

Die Lage in Wittenberge

Wie überall, so war auch in Wittenberge der Volkssturm aufgerufen. Das Volkssturm-Bataillon 16/299 mit seinen vier Kompanien hatte eifrig geübt, doch zum Einsatz kamen diese Kompanien nicht. Sie hatten bis zum Einmarsch der Sowjets am 3. Mai 1945 lediglich Sicherungsaufgaben zu erfüllen. In Wittenberge selbst wurden Panzersperren an allen wichtigen Straßen errichtet. Sie bestanden aus eingerammten Baumstämmen, in deren Zwischenräume Erde und Steine gefüllt wurden.

Das Eisenbahn-Flak-Bataillon 418 war zum Kriegsende mit 16 Flakgeschützen vom Kaliber 12,8 cm aus dem Raum Mannheim nach Wittenberge verlegt worden. Die auf Waggons montierten schweren Flakgeschütze pendelten ständig zwischen Weisen und Perleberg und zwischen Wittenberge und Kuhblank. Weitere Batterien befanden sich in den Wäldern bei Cumlosen und Kuhblank. Am 10. April erlebte Wittenberge zur Mittagszeit den letzten Bombenangriff. Über den Stadtzentrum wurden vor allem Spreng- und Brandbomben abgeworfen.

Anfang März war Major Friedrich Rauterberg mit seinem Pionier-Ersatz- und Ausbildungs-Bataillon 30 von Küstrin nach Wittenberge verlegt worden. Die Mannschaftsstärke belief sich nach Zuführung junger Rekruten des Jahrganges 1928 auf 250 bis 300 Mann. Rauterberg wurde zugleich auch Kampfkommandant von Wittenberge. Er zeigte unbedingten Willen zur Verteidigung und lehnte jegliches Geschwätz zur Kapitulation der Stadt ab. Verräter, wie beispielsweise der Seehäuser Arzt Dr. Albert Steinert und der Wahrenberger Bürgermeister Ewald Fredrich, ließ er durch ein Standgerichtsurteil sofort erschießen. Der Kampfkommandant Rauterberg verschanzte sich während des Gefechtes mit seinem Stab in der Nähmaschinenfabrik.

Aufbau der Verteidgungslinie

Am 9. April wurde eine Gruppe von etwa 30 Mann nach Losenrade und eine Gruppe von etwa 20 Mann nach Wahrenberg verlegt, um am Elbdeich Schützenlöcher auszuheben. Auch der 10. April diente dem Ausbau der Schützenlöcher und dem Bau von Panzersperren. Am 11. April abends wurde die Panzersperre vor der Eisenbahnbrücke erstmals geschlossen.

Am Vormittag des 12. April bauten die deutschen Soldaten ihre Stellungen erneut aus und besetzten die Straßensperren, die schon Tage vorher von den Hitlerjungen und dem Volkssturm errichtet worden waren. Die Panzersperren waren nicht vermint, offenbar standen keine weiteren zur Verfügung. Sie wären ein effektives Mittel gewesen, die Panzer aufzuhalten. Es ist aber auch zu bedenken, daß bis kurz vor der Sprengung der Brücke diese von zurückflutenden Soldaten und Resteeinheiten mit und ohne Fahrzeuge passiert wurde. Am Nachmittag kamen dann von Wittenberge etwa 200 Soldaten, die in vier Gruppen unterteilt waren, als Verstärkung in den Brückenkopf. Zwei davon blieben in Losenrade und die beiden anderen Gruppen wurden in Wahrenberg stationiert.

Truppenstärke

Auf deutscher Seite standen in etwa 720 Soldaten, die nur mangelhaft ausgerüstet waren. Panzer, Artillerie und Halbkettenfahrzeuge waren nicht vorhanden.

Truppenteil Ort der Stationierung Mannschaftsstärke
30. Pionier-Ersatz Bataillon Wittenberge 300 Mann
NSKK-Ersatz Regiment „Luftwaffe“ Kuhblank 150 Mann
4. Batterie, 104. Sperrballon-Bataillon Wittenberge 75 Mann
mot. Instandsetzungspark Perleberg Perleberg 120 Mann
Matrosen und Versprengte im Wittenberger Raum etwa 75 Mann

Die Truppen der VSA umfaßten 30 Shermans M4, 60 Halbkettenfahrzeuge M3, 18 Artilleriepanzer M7 und 20 gepanzerte Munitionstransporter. Unterstützung aus der Luft erhielten die VS-Truppen nicht.

Schlachtverlauf

Kampf um die Brücke und Losenrade

Am späten Nachmittag des 12. Aprils bewegte sich die Panzerkolonne (CCR) von Seehausen nach Wittenberge zu der in der Wische gelegenen Elbbrücke. Unterwegs traf die Panzerkolonne auf einige Panzersperren, die sie aber schnell überwinden konnte. Ungefähr 500 Meter vor der südlichen Brückenauffahrt stießen die VS-Amerikaner auf eine Panzersperre, die hartnäckig verteidigt wurde. An die Panzersperre schloß in Richtung Losenrade ein Panzergraben an. Ungefähr gegen 18.00 Uhr begann das Gefecht.

Nachdem die Panzer einige Straßensperren beseitigt hatten, trafen sie auf eine, die mit Infanteristen besetzt war. Die Verteidiger eröffneten das Feuer, die ersten Panzerfahrzeuge trafen die Spitzenfahrzeuge. Mindestens drei Shermans wurden sofort abgeschossen. Nach der ersten Überraschung schossen die VS-Amerikaner aus allen zur Verfügung stehenden Rohren auf jede verdächtige Bewegung und jedes Loch. Die Panzergrenadiere saßen ab und stürmten die Widerstandsnester. Das Gefecht dauerte ungefähr eine halbe Stunde, dann flog die Wittenberger Elbbrücke in die Luft. Im weiteren Verlauf wurden drei Halbkettenfahrzeuge zerstört sowie zwei Shermans und zwei Halbkettenfahrzeuge beschädigt.

Kampf um Wahrenberg

Damit war der Kampf sinnlos geworden und wurde von VS-amerikanischer Seite abgebrochen. Der Rückzug sollte über drei Stationen organisiert ablaufen. Eine Gruppe der Panzerkolonne sollte über Beuster nach Schönberg und die andere direkt nach Seehausen zurückkehren. Die dritte Gruppe sollte sich über Wahrenberg und Scharpenhufe nach Groß Garz zurückziehen. Was die VS-amerikanische Einheit durch die fehlende Luftaufklärung nicht wußte, war, daß in der Ortschaft Wahrenberg noch rund 50 Soldaten der Wehrmacht stationiert waren.

Es entwickelte sich ein kleines Scharmützel, in dessen Folge ein Halbkettenfahrzeug zerstört wurde. Da die VS-Amerikaner kein Interesse an weiteren Verlusten hatten, änderten sie ihre Route über Krüden nach Groß Garz. Die in Wahrenberg stationierten Soldaten zogen sich danach nach Wittenberge zurück, von wo sie aus nach Havelberg verlegt wurden.

Verluste

Es gibt nur aus VS-amerikanischen Berichten verläßliche Quellen über die Verluste: 70 gefallene und rund 280 verwundete VS-Soldaten. Trotz des harten Kampfes waren die Verluste auf VS-amerikanischer Seite nicht besonders hoch. Insgesamt wurden drei Shermans und vier Halbkettenfahrzeuge abgeschossen, zwei Shermans und zwei Halbkettenfahrzeuge beschädigt.

Die Verluste auf deutscher Seite sind nicht vollends bekannt. Bekannt ist lediglich, daß 25 Gefallene in Margraten (Niederlande) und neun Gefallene in Buschkamp auf einem Soldatenfriedhof beerdigt wurden. Die Zahl der Gefallenen dürfte jedoch weitaus höher sein (mehr als 34).

Folgen

Durch die zerstörte Brücke konnte man den Einfall VS-amerikanischer Besatzer in die Prignitz und in die Stadt Wittenberge unterbinden. Da zwischen Wahrenberg und Wittenberge eine noch intakte Fähre fuhr und Wahrenberg erst Anfang Mai besetzt wurde, konnten viele Zivilisten aus dem Osten in Richtung Westen fliehen. Der Offizier Bodo Knersch konstatierte zum Flüchtlingsstrom:

„In der Nacht vom 1. zum 2. Mai und am 2. Mai ergoß sich der Flüchtlingsstrom der zusammengebrochenen deutschen Wehrmacht auch durch Wittenberge. Generale, Offiziere, Soldaten zogen in wilder Flucht durch die Stadt zur Elbe [mit der Fähre nach Wahrenberg] und Richtung Dömitz. Panzer und Sturmgeschütze bahnten sich rücksichtslos ihren Weg in all dem Tohuwabohu. Alles will sich zum Amerikaner retten. Ein furchtbares Bild des Elends. Rette sich, wer kann!“

Zeitzeugenberichte

Deutsche Sicht

Von deutscher Seite gibt es einen Zeitzeugenbericht des Soldaten Josef Egert. Er war Jahrgang 1928, seiner vormilitärischen Ausbildung im Wehrertüchtigungslager mit nachfolgendem Reichsarbeitsdienst (RAD) folgte Anfang März die Einberufung zum Militär. Am 15. März kam er in Wittenberge an und wurde dem Pionier-Ersatz- und Ausbildungsbataillon 30 zugewiesen. Beim Kampf um Losenrade verteidigte er in der Nähe von Eickerhöfe (zwischen Losenrade und Wahrenberg) seine Stellung.


VS-amerikanische Sicht

Es folgt ein Bericht aus VS-amerikanischer Sicht.


Siehe auch

Literatur

  • Heimatbeilage der Altmark Zeitung (24. Jahrgang – Nr. 26)
  • Heimatbeilage der Altmark Zeitung (24. Jahrgang – Nr. 27)
  • Heimatbeilage der Altmark Zeitung (24. Jahrgang – Nr. 28)

Fußnoten

  1. Die im VS-amerikanischen Bericht genannten SS rune.png-Männer hat es vor der Brücke nicht gegeben. Die VS-Amerikaner berichten in ihren Kriegserinnerungen oft, wenn es um harte Kämpfe geht, daß sie SS rune.png-Einheiten als Gegner hatten, denn vor der Waffen-SS rune.png hatten die VS-amerikanischen Soldaten wegen ihrer fanatischen Kampfesweise außerordentlich großen Respekt.