Hoven, Waldemar

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Waldemar Hoven (1903-1948)

Waldemar Hoven (Lebensrune.png 10. Februar 1903 Freiburg/Breisgau; Todesrune.png 2. Juni 1948 in Landsberg) war ein deutscher SS-Hauptsturmführer der Waffen-SS und Chefarzt im Konzentrationslager Buchenwald.

Leben

Jugend

Waldemar Hoven wurde am 10. Februar 1903 in Freiburg in Breisgau als Sohn eines landwirtschaftlichen Grundbesitzers geboren. Nach Abschluß seiner Schulausbildung ging er ins Ausland, erlernte die Landwirtschaft in Schweden, und arbeitete darauf wechselweise in Dänemark und in den VSA im landwirtschaftlichen Bereich. 1925 kehrte Hoven nach Deutschland zurück, um auf dem Hofgut seiner Eltern tätig zu werden. Später war er in der Verwaltung im Sanatorium seines Bruders tätig.

1935 absolvierte Hoven das Abitur und immatrikulierte an der Universität Freiburg, um das Studium der Medizin aufzunehmen. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Hoven eine „Notapprobation“ ausgestellt. Waldemar Hoven trat 1934 der SS bei (Mitgliedsnr. 244.594), 1937 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 5.257.152). Am 27. Juli 1943 promovierte Hoven an der Universität Freiburg zum Doktor der Medizin mit einer Dissertation über die Behandlung von Tuberkulose.

Dienst im KL Buchenwald

Ab dem 26. Oktober 1939 fungierte Hoven als Hilfssanitätsoffizier des SS-Lazaretts im KL Buchenwald. 1940 stieg er zum Standortarzt auf, Juni 1942 wurde Hoven zum Chefarzt des KL Buchenwald befördert. Im Rahmen seiner Tätigkeit war Hoven zudem ab Januar 1943 stellvertretender Leiter der Versuchsstation für Fleckfieber- und Virusforschung des Hygieneinstituts der Waffen-SS (Block 46) unter dem SS-Sturmbannführer Erwin Ding-Schuler.

Im Zusammenhang der Korruptionsaffäre um den Lagerkommandanten von Buchenwald Karl Otto Koch, wurde Hoven im September 1943 auf Anordnung des SS-Gerichts Kassel in Untersuchungshaft genommen und zum Tode verurteilt. Hoven blieb achtzehn Monate im KL Buchenwald in Haft, bis er aufgrund des herrschenden Ärztemangels begnadigt und am 2. April 1945 aus der Haft entlassen wurde.

Nachkriegszeit

Waldemar Hoven mit seinem Verteidiger Hans Gawlik

Dr. Waldemar Hoven zählte zu den Angeklagten des Nürnberger Ärzteprozesses. Ihm wurde vorgeworfen, an der Durchführung der durch die Siegermächte inkriminierten Versuche mit Fleckfieberimpfstoffen teilgenommen zu haben. Ferner wurde Hoven zu Last gelegt, in seiner Tätigkeit als Chefarzt des KL Buchenwald todkranken Lagerinsassen Sterbehilfe geleistet zu haben (siehe Euthanasie). Noch während des Prozeßverlaufes wurde ihm am 29. April 1947 durch die Universität Freiburg der Doktortitel offiziell aberkannt, da es sich bei seiner Dissertation um ein Plagiat gehandelt haben soll. Am 20. August 1947 ergingen der Schuldspruch aufgrund angeblicher Kriegsverbrechen und das Todesurteil gegen Hoven durch das Sieger-Tribunal.

Ungeklärt bleibt, warum Hoven im alliierten Nürnberger Ärzteprozeß – trotz relativ untergeordneter Stellung im Medizinwesen des Dritten Reiches – verurteilt und nicht im Dachauer VS-Schauprozeß gegen das Lagerpersonal des KL Buchenwald April – August 1947 angeklagt worden ist. Es ist zu vermuten, daß Hoven als stellvertretender Leiter der Fleckfieberstation des KL Buchenwald als Lückenbüßer des inzwischen verstorbenen Dr. Erwin Ding-Schuler zur Kriminalisierung der Fleckfieberimpfstoffeversuche herhalten mußte.

Nach Abweisung des Gnadengesuches wurde Waldemar Hoven am 2. Juni 1948 in der Justizvollzugsanstalt in Landsberg durch die VS-amerikanische Besatzungsmacht ermordet.

Literatur

  • Angelika Ebbinghaus, Klaus Dörner, Karsten Linne (Hrsg. und andere), Der Nürnberger Ärzteprozeß 1946/47. Wortprotokolle, Anklage- und Verteidigungsmaterial, K.G. Saur-Verlag 1999. Deutsche Ausgabe. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts. Mikrofiche-Edition. München: K.G. Saur Verlag, 1999, 381 Fiches mit Erschließungsband. ISBN 3-598-32020-5 (Erstveröffentlichung der vollständigen Akten)
  • Alexander Mitscherlich; Fred Mielke: Wissenschaft ohne Menschlichkeit: Medizinische und eugenische Irrwege unter Diktatur, Bürokratie und Krieg. 1. Aufl., Heidelberg: Schneider 1949 . Die ganze Auflage wurde von den Ärztekammern aufgekauft - erst 1960 als Fischer Taschenbuch unter dem Titel Medizin ohne Menschlichkeit wieder aufgelegt- s.u. und der Inhalt einer breiteren Öffentlichkeit bekannt