Andergast, Maria

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Maria Andergast (1912–1995)
Maria Andergast
Maria Andergasts Grab
Wien, Zentralfriedhof
Inschrift des Grabsteins

Maria Andergast, geboren als Maria Pitzer (Lebensrune.png 4. Juni 1912 in München;[1] Todesrune.png 14. Februar 1995 in Wien), war eine deutsche Schauspielerin.

Leben

Jugend

Maria Andergast wurde in München als Tochter eines Landwirtes als Maria Pitzer geboren. Nach dem Tode ihrer Eltern kam sie im Alter von zwei Jahren in die Obhut ihrer Pflegeeltern nach Wien. Das junge Mädchen interessierte sich lebhaft für die Bühne. Beispiel und Anregung waren ja in nächster Nähe, denn Maria Andergasts ältere Schwester hatte den Beruf der Schauspielerin erwählt. Es lag nahe, daß Maria es ihrer Schwester nachtun wollte. Dabei stieß sie aber auf den energischsten Widerstand ihrer Pflegemutter, die für diesen Wunsch auch nicht das geringste Verständnis zeigte. Als sie erfuhr, daß Maria auch zur Bühne wollte, meinte sie beschwörend, daß sie an einer „schauspielernden“ Tochter schon genug habe und daß die zweite besser daran täte, sich einen anderen Beruf zu wählen. Aber Maria ließ nicht von dem Gedanken, zur Bühne zu gehen. In ihrem Falle ging es gut, und sie erreichte, wenn auch auf Umwegen, schließlich ihr Ziel.

Maria Andergast wandte sich zunächst dem Studium des Tanzes zu, ging dann zu einem kunstgewerblichen Beruf über und erreichte es schließlich, ihrer Pflegemutter durch viele Schmeicheleien die Erlaubnis abzuringen, wenigstens eine Schauspielprüfung machen zu dürfen. Der Tag der Prüfung am Neuen Wiener Konservatorium rückte immer näher, und als Maria Andergast diese Prüfung bestanden hatte und man ihrer Pflegemutter gratulierte, stellte es sich heraus, daß die Prüfung bereits als Aufnahmeprüfung galt.

Der erste Erfolg war für die junge Ruhmesanwärterin ein schmerzlicher, nämlich eine Ohrfeige der überrumpelten Pflegemutter. Aber da Maria nach Ansicht der prüfenden Lehrer unzweifelhaft über ein beachtliches Talent verfügte, ließ sich die Mutter schließlich doch erweichen, ihre Zustimmung zur Aufnahme des Studiums zu geben.

Weimarer Republik

Nach Beendigung des Studiums versuchte Maria Andergast, zu einem Engagement zu kommen. Als sie nämlich einmal bei einem Agenten vorsprach, war zufällig der Direktor des Theaters in Aussig in der Tschechoslowakei anwesend. Er hörte sie und engagierte sie 1928 für seine Bühne. Dort spielte sie eine ganze Zeit hauptsächlich als Lustspieldarstellerin. Von Aussig wurde sie später nach Prag engagiert. Dort sah sie der Produktionsleiter einer deutschen Filmfirma und sagte ihr zu, beim Film etwas für sie zu tun. Aber dabei blieb es zunächst.

Drittes Reich

Maria Andergast in dem Wien-Film der Terra „Der liebe Augustin“ (1940)

Von Luis Trenker wurde die Schauspielerin 1934 für den Film „Der verlorene Sohn“ entdeckt, schaffte damit den Durchbruch auf der Leinwand und eroberte sich rasch einen Platz im Heimat- und Operettenfilm, aber auch im Melodram und in Komödien. Mit ihren herben Frauengestalten zählte sie rasch zu den beliebtesten weiblichen Stars der dreißiger Jahre. Von Prag ging sie 1936 nach ihrer Heirat mit dem Regisseur Heinz Helbig nach Berlin, spielte ab 1939 in Wien, später auch in München und auf Gastspielreisen in Rom, Warschau, in der Schweiz und in Schweden.[2]

Nachkriegszeit

Mit zahlreichen Filmen begründete Maria Andergast ihren bis weit in die Nachkriegszeit reichenden Ruhm. Als eine der populärsten Schauspielerinnen der vierziger und fünfziger Jahre verkörperte sie später oft den Typ der feinen, humorvollen Wienerin, wobei sie häufig als Partnerin von Paul Hörbiger und Hans Moser auftrat. Hans Lang, ihr Gesangspartner, komponierte das Lied „Mariandl“, das zu ihrem beliebtesten Schlager wurde und aus dem Film „Der Hofrat Geiger“ (1947), einer fein gestrickten Schnulze, stammt.
Auch im bundesdeutschen Nachkriegsfilm verlor die Karriere von „Mariandl“ bis Ende der 50er Jahre wenig an Glanz; neben ihrer Arbeit für den Film stand Maria Andergast am Wiener Theater in der Josefstadt und am Münchner Residenztheater erfolgreich auf der Bühne. „Auf der Alm, da gibt's ka Sünd'“ (1950), „Das Schloß in Tirol“ (1956) oder „Almenrausch und Edelweiß“ (1957) markierten weitere Höhepunkte ihrer insgesamt allein mehr als 50 Filme umfassenden Laufbahn.
Mitte der 50er Jahre wurde sie meist nur noch mit Nebenrollen besetzt.
Nachdem 1964 ihr dritter Ehemann, der Schauspieler Richard Häußler, mit dem sie seit 1957 verheiratet war, verstorben war und es ohnehin schon ruhiger um sie geworden war, zog sie sich eine Zeitlang aus der Öffentlichkeit zurück. 1966 erlitt Maria Andergast bei einem Autounfall schwere Verletzungen, die sie erneut für längere Zeit pausieren ließen. Zu ihren letzten Arbeiten für das Kino zählt Theo Maria Werners Heimat-Melodram „Der Gestohlene Himmel“ (1974, auch „Wetterleuchten über dem Zillertal“), in dem Maria Andergast die Rolle der Mutter Brandner übernommen hatte. Mitte der siebziger Jahre zog sie sich ganz vom Theater und vom Film zurück und siedelte von München nach Wien über; ab dieser Zeit tauchte ihr Name kaum mehr auf.

Maria Andergast, die 1973 mit der Silbernen Ehrennadel des Landes Wien ausgezeichnet worden war, erlag am 14. Februar 1995 in Wien 82jährig ihrem Krebsleiden. Ihre letzte Ruhestätte fand der ehemalige Star auf dem Wiener Zentralfriedhof, Teile ihres Nachlasses befinden sich im Potsdamer Filmmuseum. Außer mit Heinz Helbig und Richard Häußler war die Schauspielerin noch mit ihrem Kollegen Siegfried Breuer (ab 1941) verheiratet sowie Ende der 40er Jahre mit dem Regisseur Franz Antel liiert, der mit ihr fünf Filme realisierte.

Filmographie

Bis 1945

Nachkriegsfilme

  • Der weite Weg/Schicksal in Ketten (Eduard Hoesch, Österreich 1946) – Anni Manhardt
  • Der Hofrat Geiger (Hans Wolff, Österreich 1947) – Marianne Mühlhuber
  • Zyankali (Harald Röbbeling, Österreich 1948) – Rena Morava
  • Ein Mann gehört ins Haus/Bunkerl unterm Birnbaum (Hubert Marischka, Österreich 1948) – Rita
  • Kleine Melodie aus Wien (E. W. Emo, Österreich 1948) – Frau Weber, eine junge Witwe
  • Auf der Alm, da gibt’s ka Sünd’ (Franz Antel, Österreich 1950)
  • Der alte Sünder (Franz Antel, Österreich 1951) – Mizzi Hanak
  • Die Mitternachtsvenus (Ferdinand Dörfler, BRD 1951) – Frau Anna
  • Eva erbt das Paradies ... ein Abenteuer im Salzkammergut (Franz Antel, Österreich 1951) – Eva Spanberger
  • Hallo Dienstmann (Franz Antel, Österreich 1952) – Gaby Brandstätter
  • Der Mann in der Wanne / Verlobung in der Badewanne (Franz Antel, Österreich 1952)
  • Die Wirtin von Maria Wörth/Wirtin vom Wörthersee (Eduard von Borsody, Österreich 1952) – Franzl, die Wirtin des Seehotels
  • Die Junggesellenfalle (Fritz Böttger, Österreich 1953) – Katrin
  • Der Verschwender / Sieg des Lebens (Leopold Hainisch, Österreich 1953) – Rosa
  • Sanatorium total verrückt / Paradies der Frauen (Alwin Elling, BRD 1954) – Gutsbesitzerin
  • Wenn die Alpenrosen blüh’n (Richard Häußler, BRD 1955) – Marianne Klockenhoff
  • Verlobung am Wolfgangsee (Helmut Weiss, Österreich 1956) – Sigrid Eckberg
  • Die fröhliche Wallfahrt (Ferdinand Dörfler, BRD 1956) – Brandtner Katharina
  • Kaiserball (Franz Antel, Österreich 1956) – Fürstin zu Schenckenberg
  • Das Schloß in Tirol (Géza von Radvanyi, Österreich 1957) – Sophie
  • Almenrausch und Edelweiß (Hans Reinl, Österreich 1957) – Friedl Meier
  • Ende schlecht – Alles gut (1962; Fernsehfilm) – Gusti Gruber
  • Die kleinen Verwandten (1967; Fernsehfilm)
  • Das bin ich (1971; Fernsehfilm)
  • Der gestohlene Himmel (Theo Maria Werner, BRD/Italien 1974) – Mutter Brandner

Musikbeitrag

Maria Andergast – Mariandl

Fußnoten

  1. Herrmann A. L. Degener (Hg.): Wer ist wer?, Band X. Ausgabe, Verlag Herrmann Degener, Berlin 1935
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 46, 17. November 1935