Menschen ohne Vaterland
Filmdaten | |
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Originaltitel: | Menschen ohne Vaterland |
Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | 1937 |
Laufzeit: | 105 Minuten |
Sprache: | Deutsch |
Filmproduktion: | Universum-Film AG |
Erstverleih: | Universum-Film Verleih GmbH |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Herbert Maisch |
Regieassistenz: | Milo Harbich |
Drehbuch: | Walter Wassermann, Lotte Neumann, Ernst von Salomon |
Vorlage: | Dr. Gertrud von Brockdorff (Roman in der „Berliner Illustrierten Zeitung“ „Der Mann ohne Vaterland“) |
Produktionsleitung: | Bruno Duday |
Musik: | Harold M. Kirchstein |
Ton: | Hermann Fritzsching |
Kamera: | Konstantin Tschet |
Kameraassistenz: | Erich Rudolf Schmidtke |
Standfotos: | Willi Klitzke |
Bauten: | Erich Kettelhut |
Kostüm: | Willi Ernst |
Aufnahmeleitung: | Dietrich von Theobald |
Herstellungsleitung: | Bruno Duday |
Schnitt: | Milo Harbich, Gottfried Ritter |
Besetzung | |
Darsteller | Rolle |
Willy Fritsch | Oberleutnant Maltzach |
Maria von Tasnady | Irene Marellus |
Willy Birgel | Baron Falen |
Grethe Weiser | Chansonette Jewa |
Siegfried Schürenberg | Hauptmann Angermann |
Werner Stock | Leutnant Berndt |
Josef Sieber | Bursche Pleikies |
Alexander Golling | Ischnikoff |
Erich Dunskus | Unteroffizier Steputat |
Nikolaj Kolin | Diener Stepan |
Willy Schaeffers | Landesrat Soykas |
Lissy Arna | Agentin Mila Wentos |
Hans Stiebner | Kigull |
Louis Rainer | Wolynski |
Aribert Grimmer | Bauer Rauta |
Maria Loja | Wirtin Orla |
Valy Arnheim | Russischer Kommandeur |
Werner Kepich | Russischer Agent |
Erich Nadler | Russischer Agent |
Johannes Bergfeldt | Russischer Offizier |
Jur Arten | Russischer Offizier |
Karl Meixner | Aufwiegler |
Jakob Sinn | 2. Unteroffizier der Kompanie Maltzach |
Trude Baumbach | Russisches Bauernmädchen Maruschka |
Tamara Höcker | Kommunistisches Bauernmädchen |
Hellmuth Passarge | Soldat der Kompanie Maltzach |
Herbert Klatt | Soldat der Kompanie Maltzach |
Arthur Reinhardt | Soldat der Kompanie Maltzach |
Kai Möller | Soldat der Kompanie Maltzach |
Theo Stolzenberg | Tanzlokalbesitzer Popott |
Boris Alekin | Kellner im „Sarasan“ |
Walter Raat-Kraatz | Kommunist |
Hans Sobierayski | Kapellmeister |
Hermann Mayer-Falkow | |
Hans Meyer-Hanno | |
Gustav Püttjer | |
Anny von Bomsdorff | |
Hugo Gau-Hamm | |
Zlatan P. Kascheroff |
Menschen ohne Vaterland ist ein Freikorpsfilm von 1937. Die „Eiserne Division“ als Kern der Westrussischen Befreiungsarmee soll angeblich als Vorbild gedient haben.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Dreharbeiten
Die Dreharbeiten fanden in dem Zeitraum vom September bis Dezember 1936 in Erlenhof in Rhinluch und beim Schloß Malchow bei Neuruppin statt.
Uraufführung
Die Uraufführung war am 6. März 1937 in Berlin am Ufa-Palast am Zoo.
Handlung
Der Weltkrieg ist zu Ende. Das deutsche Heer, im Felde unbesiegt, in der Heimat beschimpft, ist aufgelöst. Politikerkaste und Schieber herrschen im Lande. Die Knechtsseligkeit feiert Triumphe. Am Rhein stehen der Franzose und der Engländer. Von Schlesien reißt der Pole Stück um Stück ab. Vom Mutterlande getrennt liegt Ostpreußen da, umgeben von gierigen Feinden. Da naht von Osten her die große Weltkatastrophe. In Strömen von Blut entsteht der Bolschewismus, die blutige Unkultur, die Zerstörung, das Ende. Niemand im Lande erkennt die ungeheure Gefahr. Geschäftige, schleimige Unterhändler glauben das beginnende Chaos durch ewiges Nachgeben bannen zu können.
Aber noch steht eine Mauer im Osten, eine feste Mauer von Männern, von wenigen deutschen Soldaten, alten Kämpfern des Weltkrieges, erprobt in vielen Schlachten. Verbissen, eisern. Es sind die letzten Reste der stolzen deutschen Armee, die sich freiwillig noch einmal mit ihren Leibern vor die Heimat stellen, nur auf sich gestellt, von der eigenen Regierung beinahe vergessen, verleumdet und beschimpft. So liegen die deutschen Freikorps im Baltikum, um Libau herum, Front nach Osten, in der linken Flanke bedroht von den englischen Schiffsgeschützen, umringt von mißtrauischen Letten. Schulter an Schulter mit der baltischen Landwehr.
Wir sind die Letzten, die am Feind geblieben. Bei uns herrscht noch der alte Preußengeist, so klingt es rauh und stark aus den klirrenden Reihen der Baltikumer, die in fester Ordnung vorbeimarschieren. Oberleutnant Maltzach führt seine Kompanie zur Front. Blicke voller Haß, Angst und Bewunderung folgen der Truppe. Vor seinem Hause steht beherrscht und lässig der Baron Falen und grüßt freundlich zu Maltzach hinüber, der den Gruß höflich erwidert. Er kennt den Baron, der anscheinend lettischer Beamter ist, eine etwas umstrittene Persönlichkeit . . . Glatt, elegant, von besten Formen, vermittelt der frühere russische Gardekavallerie-Offizier geschickt zwischen Letten und Deutschen. Auf wessen Seite er eigentlich steht, weiß man nicht. Er schillert in zuviel Farben. Viele Menschen gehen bei ihm aus und ein.
Der alte Diener meldet einen Herrn Ischnikoff, der den Baron „Genosse Falen“ nennt. Das vorsichtig geführte Gespräch dreht sich um geheime Nachrichten, die die Agentin Mila Wentos von den roten Russen bringen soll. Wo steckt sie? Die Front ist doch nicht so dicht, daß eine Mila Wentos nicht durchkommen könnte. Jede derartige Geschäftsreise bringt der Spionin etwas ein; das letzte Mal war es ein Ring, diesmal ein Pelzmantel. Die Wentos wird doch hoffentlich wissen, daß die deutsche Front vorverlegt wurde . . . Inzwischen bringt der Dampfer Saratow heimlich Waffen für die Hafenbevölkerung; wenn dann die rote Offensive beginnt, geht es in Libau los, im Rücken der Deutschen. Der Plan müßte klappen. Aber kann Ischnikoff dem „Genossen“ Falen vertrauen?
Die Wentos weiß, daß die Front vorverlegt wurde. Sie weiß aber nicht, das Maltzachs Feldwache ihrer Botin, einem Bauernmädchen, die geheime Meldung abgenommen hat. Wer ist M. W., fragt sich Maltzach. Aber er weiß jetzt, daß ein roter Panzerwagen im Anrollen ist und sagt sofort der deutschen Batterie Bescheid. Dann informiert er kurz telefonisch den Hauptmann Angermann in Libau.
Dort muß ein Verräter sitzen, denn diese M. W. wußte bereits, wo Maltzachs Vorposten sitzen. Mila Wentos wird diesmal rasch an die deutsche Front kommen. Sie sitzt, elegant im Sommerpelz, unter den Rotarmisten im Panzerwagen. Durch sumpfige, buschreiche Ebene rattert der Panzerwagen. Jetzt nähert er sich ein kleinen alten Bauernhof. Da! Was ist das? Auf dem Knüppeldamm läuft eine Frau hastig, in Todesangst auf die deutschen Linien zu. Keuchend nähert sich der Panzerwagen, noch fünfzig Schritte. Jetzt noch zwanzig! Rechts und links ist Sumpf. Es gibt kein Entrinnen. Da plötzlich bricht die Hölle los! Krachend schlagen die deutschen Granaten in den Knüppeldamm, reißen, mächtige Löcher. Brennend stürzt der Panzerwagen in einen Granattrichter. Nach alten Seiten fliehen die Reste der Rotarmisten in den Sumpf. Die Frau stürzt blindlings den Damm hinunter. Maltzachs Soldaten finden Spuren von Frauenfüßen, die in den Sumpf führen — sonst nichts.
Aber der Alte Rauta, der Bauer, dem das Haus gehört, sieht später, als die Soldaten fort sind, ein Mädchen vor sich stehen, totmüde, halb verhungert und elend. Es ist Irene Marellus, die Frau, die vor dem Wagen herlief. Mitleidig hilft ihr der Alte und bringt sie in Richtung Libau. Mag sie ruhig den Pelz behalten samt dem Paß, der darin steckte, denn die richtige Mila Wentos, auf die der Paß lautet, liegt tot und begraben im Gärtchen des Rauta, was Irene nicht ahnt. So kommt sie nach Libau. Nach vielen Irrfahrten endet sie als Klavierspielerin im Glaspalast des Herrn Kigull, dessen Publikum Soldaten und Matrosen sind, die allabendlich laut nach der feschen Jewa, der Chansonette, brüllen.
Die gutmütige Jewa sorgt für Irene und bringt sie in einem Dachstübchen in ihrem Hause unter, wo auch Maltzach wohnt. Der Oberleutnant sieht das junge Mädchen öfter und sein Mißtrauen verringert sich allmählich. Im Grunde gefällt ihm die hübsche, bescheidene, stille Frau, die so gar nicht in den Glaspalast paßt. Wer mag sie sein? Mlia Wentos, sagt Herr Kigull, als Falen nach der neuen Klavierspielerin fragt. „Sehr geschickt!“, denkt Falen, „der Pelzmantel ist ja auch da.“ Als Irene ihn kühl abweist, bestellt er sie als Bevollmächtigter des Landesrats in sein Büro. Dort sagt ihm Irene, daß sie gar nicht Mila Wentos ist, sondern ein deutscher Flüchtling aus Petersburg. Den Pelzmantel nebst Paß hat ihr ein alter Bauer geschenkt, damals, als die deutsche Artillerie den Panzerwagen zerstörte.
Falen horcht auf. Das hübsche Mädchen gefällt ihm, und er verspricht, sie weiter zu schützen. Ihre grade, anständige Art weckt auch in ihm die besseren Gefühle. Sein Leben ist zerstört, aber mit Hilfe von Irina, so nennt er Irene, kann er es vielleicht wieder aufbauen. Er lädt Irene ein, im Restaurant Sarafan mit ihm zu essen. Maltzach sieht Irene auf dem Wege dorthin; er zwingt sie, bei ihm zu bleiben. Beide hören vorn Hof aus, wie Falen mit Ischnikoff und zwei Bolschewisten spricht. Der Dampfer Saratow wird morgen mit Waffen kommen. Irene übersetzt Maltzach das Russische, und jetzt weiß der Oberleutnant, daß sie es ehrlich meint, denn er versteht selbst etwas Russisch. Endlich finden sich die beiden in Vertrauen und Liebe. Maltzach nimmt den verräterischen Pelzmantel an sich. Er weiß jetzt, wer M. W. ist, und seine Irene soll heraus aus all den Dingen. Der Baron läßt den Mantel in Maltzachs Wohnung beschlagnahmen und entdeckt, ins Futter eingenäht, die geheime Botschaft der Mila Wentos. Jetzt hat er Maltzach in der Hand und läßt ihn vom Landesrat als bolschewistischen Agenten verhaften. Irene hört es. Verzweifelt sinnt sie auf Hilfe. Nur der alte Rauta kann bezeugen, wem der Mantel gehörte.
Irene fährt in der Nacht hinaus zu Rauta. Sie weiß nicht, daß der deutsche Vormarsch am selben Tage beginnt. Der Weg wird unpassierbar. Sie rast zu Fuß weiter, atemlos dringt sie in Rautas Hof ein und — steht vor den Russen. Zwar zeigt der alte Rauta das Grab der Wentos, aber Ischnikoff will trotzdem Irene erschießen lassen. Schon gehen die Gewehre der Rotarmisten in Anschlag, da krachen deutsche Granaten in das Haus. Das Gefecht beginnt. Rauta rettet Irene schnell in den Keller. Die Deutschen stürmen. — Falen hat erfahren, wohin Irene geeilt ist. Sofort rast er hinterher. Die Deutschen fassen ihn. Halbach, den seine Soldaten in Libau mit Gewalt befreit haben, erkennt den Verräer, Falen aber sagt ihm, wo Irene ist. Sie muß gerettet werden. In der Reihe der Stürmenden dringt Maltzach gegen Rautas Hof vor. Falen bittet, sich unter die Kämpfer reihen zu dürfen. Er kennt einen abkürzenden Weg durchs Moor. Der Mann ohne Vaterland hat heimgefunden. Eine Kugel wirft ihn zu Boden. Für die Heimat sterbend, sühnt er seine Schuld.
In den Trümmern des Hauses findet Malzach seine Irene. Auch sie hat ihr Vaterland gefunden, im Kampf für das neue Deutschland, das Bollwerk gegen die rote Flut, an der Seite eines tapferen deutschen Soldaten.
Wissenswertes
Herbert Maisch, der die „eigentlichen“ Schauplätze im Baltikum bereist hatte, fand, daß sich im Rhinluch für den Film ein ideales Aufnahmegelände bot. Maisch, der mit der Inszenierung des Films „Königswalzer“ seine außerordentliche Filmkönnerschaft bewiesen hatte, war für den Film der richtige Mann. Er war selbst Offizier, hatte den Ersten Weltkrieg an den Fronten mitgemacht und sah die Dinge, die er hier filmisch nachzeichnet, gewiß nicht mit Etappenaugen.[1]