Goltz, Rüdiger von der (1865)
Gustav Adolf Joachim Rüdiger Graf von der Goltz ( 8. Dezember 1865 in Züllichau, Preußen; 4. November 1946 in Kinsegg bei Bernbeuren, Allgäu) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps im Baltikum und der Wehrmacht, zuletzt als Tannenberg-General mit dem Charakter als Generalleutnant des Heeres. Sein Sohn war der gleichnamige Offizier und Jurist.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Der aus der weit verzweigten Adelsfamilie Goltz stammende von der Goltz begann seine militärische Karriere am 3. März 1885 mit dem Eintritt als Fahnenjunker in einem Garde-Regiment, dem 1. Garde-Regiment zu Fuß im Garde-Korps. Nach dem Besuch der Kriegsakademie folgten verschiedenen Generalstabs- und Truppenstellungen.
Erster Weltkrieg
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war von der Goltz Oberst und Kommandeur des Infanterie-Regiments „Hamburg“ (2. Hanseatisches) Nr. 76, mit dem er an der Westfront in den Krieg zog. Nach seiner Genesung von einer in der Schlacht an der Marne erlittenen Verwundung wurde er im weiteren Kriegsverlauf mit der Führung verschiedener Brigaden an der West- und Ostfront beauftragt.
Seit 1916 Generalmajor, übernahm er im Juni 1917 die 37. Division. Am 25. Februar 1918 wurde er zum Kommandeur der 12. Landwehr-Division ernannt, die ab 20. März zur Ostsee-Division umgebildet wurde. Die Ostsee-Division war ein ca. 12.000 Mann umfassender deutscher Interventionsverband, der 1918, gegen Ende des Ersten Weltkriegs, im Rahmen der Finnland-Intervention im Finnischen Bürgerkrieg eingesetzt wurde.
Mit dem Verband kämpfte von der Goltz zusammen mit den von Carl Gustaf Emil Mannerheim befehligten Truppen erfolgreich gegen die aufständischen sowjet-bolschewistischen Roten Garden im finnischen Bürgerkrieg. Hierfür wurde ihm von Kaiser Wilhelm II. am 15. Mai 1918 der Orden „Pour le Mérite“ verliehen, ebenso Oberst Otto Freiherr von Brandenstein.
Zwischenkriegszeit
Als Deutscher General in Finnland arbeitete er danach bis Dezember 1918 am organisatorischen Aufbau der finnischen Armee mit. Im Januar 1919 kämpfte er beim Grenzschutz Ost. Am 1. Februar 1919 wurde von der Goltz Militärgouverneur von Libau (Lettland) und wenig später Kommandierender General des VI. Reservekorps. Ab Februar 1919 unterstand die Baltische Landeswehr, die Eiserne Division, die eintreffende 1. Garde-Reserve-Division und verschiedene kleinere Freikorps dem VI. Reserve-Korps unter Rüdiger von der Goltz. Am 22. Mai gelang den Baltikumkämpfern die Befreiung Rigas.
Nach der Schlacht bei Cesis gegen die Esten und dem Waffenstillstandsvertrag von Strasdenhof vom 3. Juli wurde bestimmt, daß die Landeswehr dem Lettischen Oberkommando unterstellt wird. Die freiwilligen Reichsdeutschen mußten den Verband verlassen. Ebenfalls verließen die lettische Brigade, Oberst Balodis, und die Abteilung Lieven die Baltische Landeswehr. Nach Kämpfen an der sowjetischen Front bis 1920 wurde die Landeswehr am 1. April 1920 in das lettische 13. Tuckumschen Infanterie-Regiment umgebildet und damit aufgelöst.
Nach seiner von der Entente erzwungenen Abberufung durch die Reichsregierung im Oktober 1919 nahm Generalmajor von der Goltz den Abschied und stand künftig dem neuen republikanischen Deutschland in persönlicher Opposition gegenüber.
Bei Gelingen des konservativen Kapp-Aufstandes war er als Chef des Truppenamtes vorgesehen. Zwischenzeitlich wirkte er in der Harzburger Front und wurde 1934 Führer des Reichsverbandes deutscher Offiziere. Von 1924 bis 1930 leitete er den Bund Jungdeutschland. Von 1924–1933 war er Vorsitzender und dann Präsident der Vereinigten Vaterländischen Verbände Deutschlands (VVVD).
Am 17. Juli 1931 übergab er persönlich eine Eingabe der Wirtschaftspolitischen Vereinigung Frankfurt am Main an den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, die forderte, die NSDAP an der Regierung zu beteiligen.
Drittes Reich
Von der Goltz erhielt am 27. August 1939, dem sogenannten Tannenbergtag, den Charakter als Generalleutnant verliehen.
Familie
Rüdiger war der Sohn des Juristen, Landrats und Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung sowie als preußischer Wirklicher Geheimrat Vizepräsident der Preußischen Oberrechnungskammer in Potsdam Gustav Albrecht Carl Ferdinand Graf von der Goltz (1831–1909) und dessen Ehefrau Cäcilie Agnes Karoline Philippine, geb. von Perbandt (1839–1871). Seine (bekannten) Geschwister waren:
- Antoinette Gottliebe Klementine Emilie Luise Cäcilie ( 3. November 1863; 25. März 1941)
- Antoinette Cäcilie Elisabeth ( 13. Juli 1868) ∞ Theodor Gustav Hermann Adam Krummacher ( 1867 in Halberstadt; 1945 in Potsdam), deutscher evangelischer Theologe
- Gustav Adolf Andreas Günther ( 29. August 1869; 16. Februar 1947) ∞ 2. Februar 1924 Luise Jenny Stella, verwitwete von Bassewitz,[1] geb. Freiin von Quadt-Wykradt-Hüchtenbruck (1873–1965)
Zu seinen vielen Vettern gehörte der spätere Flügeladjutant des deutschen Kaisers, Generalmajor und Kommandeur der 3. Kavallerie-Brigade Carl Leopold Eugen Graf von der Goltz (1864–1944), Sohn des Generals der Kavallerie Carl Friedrich Ferdinand Graf von der Goltz (1815–1901).
Ehe
Von der Goltz war mit Hannah Caroline, geb. von Hase (1873–1941) verheiratet, eine Enkelin von Karl Hase. Seine beiden Söhne waren ebenfalls Parteimitglieder und mit den Schwestern des Mitbegründers der Nasjonal Samling, Johan Bernhard Hjort, verheiratet. Der gleichnamige Sohn, Rüdiger von der Goltz, wurde Jurist und war darüber hinaus Verteidiger bei den Fememord-Prozessen und Anwalt Joseph Goebbels’.
Beförderungen
- 3. März 1885: Fahnenjunker beim 1. Garde-Regiment zu Fuß (Garde-Korps)
- 15. Mai 1885: Fähnrich
- 12 November 1885: Sekondeleutnant
- 14. September 1893: Premierleutnant
- 13. Mai 1895: Patent als Oberleutnant
- 17. April 1897: Hauptmann
- 14. November 1903: Major
- 27. Januar 1911: Oberstleutnant
- 20. Mai 1913: Oberst
- 18. August 1916: Generalmajor
- 27. August 1939: Charakter als Generalleutnant (Tannenbergtag)
Auszeichnungen (Auszug)
- Roter Adlerorden, IV. Klasse
- Kaiser Wilhelm I. Erinnerungsmedaille 1897
- Hausorden Albrechts des Bären, Ritterkreuz I. Klasse (AB3a)
- Preußischer Kronenorden, III. Klasse
- Militär-Verdienstorden (Spanien), II. Klasse (SMV2)
- Orden der Württembergischen Krone, Ritterkreuz mit den Löwen (WK3mL)
- Orden vom Zähringer Löwen, Ritterkreuz I. Klasse, 1908 (BZ3a)
- Greifenorden, Ehrenkreuz (MG2c)
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Komtur II. Klasse (HSEH2b/HSH2b)
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz, 1910
- Roter Adlerorden, III. Klasse mit der Schleife
- Albrechts-Orden, Komturkreuz II. Klasse (SA2b)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Schwertern (Halsorden)
- Königlicher Kronen-Orden (Preußen), II. Klasse mit Schwertern und Bruststern
- Pour le Mérite am 15. Mai 1918 als Kommandeur der deutschen Truppen in Finnland in Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen bei der Niederwerfung der Roten Garde in Finnland
- Finnischer Orden des Freiheitskreuzes, I. Klasse mit Schwertern und Brillanten am 8. Juli 1918 (Halsorden)
- dieser wurde neben ihm nur noch in einem weiteren Exemplar mit Brillanten an den Admiral Meurer verliehen.
- Erinnerungsmedaille des Freiheitskrieges 1918
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
- Baltenkreuz
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Schriften (Auswahl)
- Meine Sendung in Finnland und im Baltikum, K. F. Koehler, Leipzig 1920. (PDF-Datei)
- Vaterlandsverteidiger und Revolutions-Deutschland. Deutscher Michel, wach auf! Heft 8. E. Letsch, Hannover und Leipzig 1923.
- Als politischer General im Osten (Finnland und Baltikum) 1918 und 1919
Fußnoten
- Geboren 1865
- Gestorben 1946
- Deutscher Generalleutnant
- Generalleutnant (Heer der Wehrmacht)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Militärperson (Finnland)
- Freikorps-Mitglied
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Finnischen Ordens des Freiheitskreuzes
- Träger der Erinnerungsmedaille des Freiheitskrieges 1918
- Träger des Roten Adlerordens 2. Klasse
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 2. Klasse
- Graf
- Tannenberg-General