Drieu la Rochelle, Pierre

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Pierre Eugène Drieu la Rochelle (Lebensrune.png 3. Januar 1893 in Paris; Todesrune.png 16. März 1945 ebd.), auch: Drieu LaRochelle war ein französischer Schriftsteller, Dandy und Eurofaschist. Weil er den Skeptizismus und die „Dekadenz“ des Bürgertums überwinden wollte, wurde er seit 1934 ein Parteigänger des französischen Faschismus, den er allerdings eher paneuropäisch-abendländisch als nordisch-rassisch faßte. Er wurde der Wortführer der Kollaboration mit den deutschen Nationalsozialisten. Mit dem Vertreter der Besatzungsmacht, Gerhard Heller, gründete Drieu im Verlag Gallimard die im Juni 1940 eingestellte NRF im Dezember 1940 neu. Drieu war der Chefredakteur bis zur Einstellung der Zeitschrift mit der Julinummer 1943. Nach der „Befreiung“ Frankreichs durch die Alliierten beging er am 16. März 1945 Suizid.

Privates

Rochelle war von 1917 bis 1925 mit der Jüdin Colette Jéramec verheiratet.

Ein Rufer in der Wüste - Pierre Drieu La Rochelle

Quelle
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Pierre Drieu la Rochelle wurde am 3.1. 1893 als Sohn einer wohlhabenden Architektenfamilie in Paris geboren. Schon früh zeigte der Zögling einer katholischen Privatschule reges Interesse an Napoleon und dem Ersten Kaiserreich. Zu diesen Einflüssen gesellten sich bald Friedrich Nietzsche und Georges Sorel hinzu. Im Jahr 1910 nahm Drieu la Rochelle an der Sorbonne das Studium der Geschichte, der Anglistik und der Rechtswissenschaften auf. Er fiel jedoch 1913 beim Examen durch und wurde prompt zum Militärdienst einberufen. Als Soldat erlebte er den Ersten Weltkrieg von Beginn an, wobei er zweimal verwundet wurde.

In die Kriegszeit fielen auch die ersten literarischen Gehversuche. Im Gedichtband „Interrogation“ von 1917 wurden die Deutschen nicht wie allgemein üblich, als hassenswerte Feinde, sondern als dem gleichen Schicksal verhaftete Brüder dargestellt. „Ich hasse euch nicht, doch ich trete euch mit der ganzen Kraft meiner Waffen entgegen.“ Die Soldatenzeit endete 1919, und Drieu la Rochelle, durch Herkunft und Heirat nie von finanziellen Sorgen geplagt, trieb sich in Intellektuellenzirkeln herum. Aus der Erkenntnis von Bindungslosigkeit, Leere und Isolation in einer Welt ohne gültige Werte entsprang der Kampf gegen die erstarrte, korrupte bürgerliche Gesellschaft. Der Bohémien sympathisierte zunächst mit der Action francaise, auch wenn er deren antideutsche Einstellung nicht teilte.

1922 konstatierte Drieu la Rochelle: „Europa, zwischen zwei Reichen mit kontinentalen Dimensionen gelegen, beginnt zu leiden, daß es in 25 Staaten geteilt ist, von denen keiner fähig ist, alle anderen zu überragen, oder sie würdig zu repräsentieren ... Vielleicht wird es uns durch die Praxis der Föderation gelingen, die verstorbene Seele des europäischen Vaterlandes wachzurufen ...“ Diesen Paneuropismus ergänzte die Suche nach einer funktionsfähigen politischen Ordnung. In der „Europäischen Revue“ veröffentlichte der heranreifende Ideologe 1927 den Artikel „Kapitalismus, Kommunismus und europäischer Geist“. Das althergebrachte Wertesystem wurde weltweit durch den Weltkrieg zerstört, alle Rettungsmaßnahmen waren sinnlos. Die Anwälte der alten Werte waren nichts als Schwächlinge. Es gab in Drieu la Rochelles Augen keinen Gott, keine Aristokratie, kein Bürgertum, kein Eigentum, kein Vaterland und kein Proletariat mehr. „Es gibt nur noch Menschen, die gezwungen sind, etwas Neues zu schaffen, um nicht zu sterben.“ Die orthodoxen Marxisten wies er darauf hin, daß es mehr als zwei Klassen gebe, zudem verändere sich das soziale Gefüge laufend. Der Artikel plädierte für einen durch kapitalistische Einflüsse veränderten Kommunismus als bodenständig-europäische Opposition gegen den Westen.

In „Geneve ou Moscow“ (1928) führte Drieu la Rochelle seine Ansichten näher aus: „Das wird ohne Zweifel eine recht merkwürdige Zivilisation sein; abstrakt, maschinell und surrealistisch, sportlich und drogenabhängig, onanistisch und malthusianisch ..., nicht kunstbegabt, dafür aber wissenschaftlich und abergläubig, wie sie sich jetzt zu unserem Entsetzen unter uns breitmacht, an der der Kapitalismus nicht weniger als der Marxismus arbeitet - Chicago genauso wie Moskau.“ Kommunismus und Kapitalismus waren gleichrangige Feinde Europas, die „unzertrennlichen Agenten des Ruins der bekannten Kulturen“. „Europa wird von dem amerikanischen Kapitalismus und dem russischen Imperialismus ... bedroht. Es ist das Schlachtfeld, wo die beiden Systeme sich offen entgegentreten ... Wir müssen Europa schaffen, so wie es nötig ist, zu atmen, um nicht zu sterben. Wir müssen Europa schaffen, wenn wir nicht wie Bolschewisten von links oder rechts handeln wollen, wenn wir nicht einen riesigen Scheiterhaufen errichten wollen, auf dem innerhalb von zwanzig Jahren die ganze Kultur, die Hoffnung, die menschliche Ehre verbrennen werden.“ Drieu lehnte die Europa zerreißenden alten Vaterländer ab und forderte den Kampf gegen die alten Formen.

Konsequenterweise wies er 1930/31 die Mitgliedschaft in der Ehrenlegion zurück - die Annahme dieser Ehrung war nicht mit dem Kampf gegen die bürgerliche Gesellschaft vereinbar. 1931 folgte der Essay „L´europa contre les patries“. Im neuen Europa sollten die ethnischen Bedingungen respektiert werden. Drieu la Rochelle sah eine Autonomie für Elsaß-Lothringen vor, während beispielsweise in Savoyen oder Korsika eine Volksabstimmung über die staatliche Zugehörigkeit abzuhalten sei. Nach den bürgerkriegsähnlichen Unruhen vom Februar 1934 erfolgte der endgültige Bruch mit Demokratie und Kapitalismus.

Er forderte im Artikel „Gegen die Rechte und gegen die Linke“ die Bildung einer Partei neuen Typs. „Diese Partei muß, wenn sie überleben will, gegen folgendes kämpfen: 1. Die Monarchisten, die reaktionären Cliquen, die vom Kapital besoldet, den Parlamentariern und Journalisten der alten Rechten applaudieren. 2. Die Radikalen und Sozialisten, die die alte parlamentarische Routine nachahmen, die sich schadlos halten an dem alten Spiel des geheimen Einverständnisses zwischen dem Kapitalismus und den Repräsentanten der Demokratie. 3. Die Kommunisten, die sich mit einer sterilen und beschränkten Arbeiterpolitik isolieren. Diese Partei wird die ernüchterten Radikalen, die Syndikalisten, die keine Funktionäre sind, die französischen Sozialisten, die Ex-Kämpfer und die Nationalisten, die nicht die Lockvögel der kapitalistischen Manöver sein wollen, vereinen.“

Drieu la Rochelle bezeichnete sich fortan als einen Faschisten. Er sah im Faschismus die politische Bewegung der erneuerungswilligen Jugend Europas. „Der Faschismus ist ein reformierter Sozialismus, aber ein Sozialismus, der nach meinem Dafürhalten mehr Reichtum und Energie besitzt, als der der alten politischen Parteien.“

Eine große Enttäuschung war für Drieu la Rochelle die Verbindung der KPF mit den Sozialisten und Radikalen in der Volksfront von 1935. „Ich wollte statt dessen die Demonstranten vom 6. Februar mit denen vom 9.Februar verbinden, die Faschisten mit den Kommunisten.“ Im September 1935 folgte eine Deutschlandreise, wo er mit seinem alten Freund Otto Abetz und mit Ernst von Salomon zusammentraf. Sehr eindrucksvoll wirkte sich der Reichsparteitag in Nürnberg aus. „Was ich sah, übertrifft alles, was ich erwartete. Es war berauschend und schrecklich. Es scheint mir immer gewisser, daß die Zukunft, auf die eine oder andere Weise, nicht ruhig sein wird. Auf jeden Fall ist es unmöglich, daß Frankreich neben einem solchen Europa unbeweglich weiterlebt ... Der Vorbeimarsch der ganz in Schwarz gekleideten Elitetruppen war von hochmütiger Pracht. Seit den russischen Balletten habe ich keine vergleichbare künstlerische Erschütterung empfunden.“ Anschließend ging die Reise weiter nach Moskau an – das zwiespältige Verhältnis zum Kommunismus sollte Drieu la Rochelle sein Leben lang begleiten.

1936 trat er der vom ehemaligen KPF-Politiker Jacques Doriot begründeten „Parti Populaire Francaise“ (PPF) bei, wo er als Mitglied des ZK und Mitarbeiter des Parteiblattes „L´Emancipation National“ fungierte. Der Anhang der PPF wurde hauptsächlich von Intellektuellen und Arbeitern gestellt. Ihr Programm lehnte den Klassenkampf, Egalitarismus und staatliche Planwirtschaft ab. Die Arbeiter sollen Eigentumsanteile an der hergestellten Ware oder eine Gewinnbeteiligung erhalten. Diese Anteile würden den fonds social bilden, mit dessen Mitteln die Arbeiterschaft zu entproletarisieren und sozial gleichzustellen war. Nach zweieinhalb Jahren erfolgte 1939 der Parteiaustritt, da Doriot in Drieu la Rochelles Augen den Sozialismus vernachlässigte und die nationalen Belange Frankreichs ebenfalls hinter die der Achse stellt. Er zeigte sich erschüttert von der Annexion der Tschechei, da Hitler hiermit zu den alten Methoden imperialistischer Eroberungspolitik überging.

Das Buch „Gilles“ von 1939 war ein Manifest des Aktivismus. Die Hauptfigur kämpfte in der Bandera Jeanne d´Arc auf Seiten Francos in Spanien: „Er war allein, er fand sich wieder. Was war er zwanzig Jahre lang gewesen. Nichts ... Jetzt, von neuem, konnte er sein.“ Zum politischen Kampf hieß es: „Mach sofort ein Büro auf, um Kampfabteilungen zusammenzustellen. Kein Aufruf, kein Programm, keine neue Partei. Nur Kampfabteilungen, die sich auch Kampfabteilungen nennen ... Besetze nacheinander eine Zeitung von Rechts und eine von Links. Laß diesen oder jenen in seinem Hause verprügeln. Laß vor allem ab von der Routine der alten Parteien, der Aufrufe, der Versammlungen, der Zeitungsartikel und der Reden. Und du wirst sofort eine mächtige Sammelbewegung bilden. Die Barrieren zwischen Rechts und Links werden für immer niedergelegt und Lebensströme sich in alle Richtungen ergießen. Spürst du nicht, wie der Strom schwillt? Er ist da, vor uns, man kann ihn in die gewollte Richtung lenken, aber er muß sofort gelenkt werden, um jeden Preis.“

Nach dem Zusammenbruch Frankreichs durch die deutsche Blitzkrieg-Eroberung 1940 wurde Pierre Drieu la Rochelle einer der führenden Kollaborateure. Er machte Kommunisten, Freimaurer, Juden und Sozialisten für die Zersetzung des nationalen Selbstbehauptungswillens verantwortlich. Der Schriftsteller hoffte auf die gerechte soziale Neuordnung Europas und den europäischen Zusammenschluß, womit er am deutschen Imperialismus scheitern sollte. Sein Ideal war das europäische Reich nach dem Vorbild des mittelalterlichen Kaiserreiches, das auf den Prinzipien des nationalen Sozialismus fußen sollte. Vergebens drängte er den nunmehr als deutschen Botschafter tätigen Abetz, eine französische Einheitspartei aufzubauen. Die Deutschen wollten diese jedoch nicht, sondern betrieben systematisch die Zersplitterung der Kollaborateure. Drieu la Rochelle zeigte sich als Gegner von Staatschef Marschall Pétain, den er als Verkörperung archaischen Denkens ansah. Auch der dubiose Laval genoß keinerlei Sympathien bei ihm.

Im Dezember 1940 ermöglichte Abetz Drieu la Rochelle weitgehende Freiheiten und die Übernahme der Zeitung „Nouvelle Revue Francais“. Diese wurde nun ein intellektuelles Zentrum der Kollaboration. Man verglich Hitler mit Napoleon; der deutsche Führer erschien als Künder des neuen europäischen Sozialismus. Bald stand der Kreis auch mit dem in Paris stationierten Ernst Jünger sowie mit Carl Schmitt in Verbindung.

Eine Deutschlandreise im Oktober 1941 wirkte sehr ernüchternd. Der Hitlerismus zeigt sich eher nationalistisch als sozialistisch. Im Rahmen dieser Fahrt nahm Drieu la Rochelle zusammen mit Robert Brasillach als Vertreter Frankreichs am von Goebbels organisierten Weimarer Dichtertreffen teil. Hier entstand die Europäische Schriftstellervereinigung, deren Mitglieder im deutschen Machtbereich in jeder Weise gefördert wurden. 1942/43 trat der Schriftsteller erneut vorübergehend der PPF bei. Dennoch zeigte sich bei ihm angesichts der politischen und militärischen Entwicklung zunehmende Frustration, erste Selbstmordgedanken traten auf. Im April 1943 wechselte Drieu la Rochelle zur Zeitschrift „Révolution Nationale“.

Beim Sturz Mussolinis im Juli 1943 notierte er im Tagebuch: „Die Marxisten haben Recht behalten: Letztendlich war der Faschismus nichts anderes als bourgeoise Wehr. Jetzt (es ist seit einem Jahr so) gelten alle meine Wünsche dem Kommunismus.“ Dieser war ihm immer noch lieber als Kapitalismus und Amerikanismus. Im August 1943 griff Drieu la Rochelle das italienische Korporativsystem heftig an. Mussolini war stets an Krone, Kirche und Kapital gebunden und wies keinerlei sozialrevolutionäre Züge auf. „Unter dem sozialen Gesichtspunkt ist das Werk des Faschismus immer ungenügend geblieben. Der Korporativismus ist keine Lösung. Wie er seine Unfähigkeit in Frankreich demonstriert hat, so hat er dies, denke ich, auch in Italien demonstriert. Der Korporativismus taugt nur als Weg zum Sozialismus, aber wenn man ihn in eine Bremse verwandelt, ruft man nur Unzufriedenheit hervor ... Der italienische Korporativismus dient gerade wegen seiner Unzulänglichkeiten und Zweideutigkeiten all den zögernden und getarnten Regimen als Modell, die versuchen, sich zwischen der demokratisch-kapitalistischen und der sozialistischen Periode schlecht und recht durchzuschlagen. Dieses System hat nur die Monopole und Trusts unter der furchtsamen Kontrolle des Staates gestärkt. Übrigens sind wir heute bei einer paradoxen Situation angekommen: Der Kapitalismus hat begonnen, den Korporativismus zu hassen, den er zu früheren Zeiten als seine Rettung genehmigt hat.“

Im Oktober 1943 folgte offene Kritik an der deutschen Seite: „Es ist nicht zu verbergen, daß die Franzosen, die an der Seite der Deutschen eine Stütze gesucht haben, um ihr Land wieder aufzurichten, sich schlecht engagiert haben. Sie haben in der deutschen Politik kaum jenes Gefühl des Universalismus, der europäischen ‚systematisation‘ gefunden, das sie erwarteten.“ Eine Tagebuchnotiz vom 1.III.1944 lautete: „Die Deutschen sind politische Nullen. Ihre ganze römische Politik brutaler Herrschaft zahlt sich nicht aus. Was für ein europäischer Verfall! Deutschland unfähig wie England und Frankreich! Nach einem Jahrhundert kleinbürgerlicher Zivilisation gibt es kein politisches Genie mehr. Hitler ist ein deutscher Revolutionär, aber kein europäischer ... Er ist nicht sozialistisch genug - mehr national als sozialistisch - mehr militaristisch als politisch.“

Der zur gleichen Zeit ausgearbeitete Artikel „Faschistische Bilanz“ wurde verboten. Laut Drieu la Rochelle war die deutsche Politik in allen eroberten Ländern an Vorurteilen, alten Kriegsgewohnheiten und alter Diplomatie gescheitert. Deutschland hatte seinen Eroberungskrieg nicht in einen revolutionären Krieg verwandeln können. Die nationalsozialistische Revolution erschien wirtschaftlich, sozial und politisch ein Fehlschlag. Die Annexion der Tschechei, des Elsaß, Nordfrankreichs und Polens wurde kritisiert, ebenso die Ausplünderung Europas durch Deutschland oder die Zurückhaltung der Kriegsgefangenen. In einem geeinten Europa wäre Deutschland ohnehin Führungsmacht, also erschienen die Exzesse völlig unnötig. Drieu la Rochelle forderte den Abschluß von Friedensverträgen und die europäische Zollunion. Endziel waren die Vereinigten Staaten von Europa, entstanden durch Plebiszite in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Norwegen und Dänemark. Die Wehrmacht sollte Kern der europäischen Armee werden, die Waffen-SS das Zentrum der kriegerischen europäischen Jugend.

„Die nationalsozialistische Revolution wurde auf keinem einzigen Gebiet weit genug durchgeführt ... Die nationalsozialistische Revolution hat in erster Linie zuviel Rücksicht auf die Mitglieder der alten militärischen und wirtschaftlichen Führung genommen; sie hat das kapitalistische Personal und die alten Kader zu sehr geschont.“ Dennoch hatten Mussolini und Hitler ein großes Loch in die kapitalistische Front geschlagen. „In dieser Hinsicht werden wir uns nicht geirrt haben. Wir europäischen Faschisten, wir werden richtig revolutionär gewesen sein, wie wir es auch sein wollten. Wir können beruhigt sterben. Wir haben eine Aufgabe vollbracht, die andere als wir in Europa nicht vollbringen konnten. Später werden die Kommunisten feststellen, daß wir ihnen den Weg freigegeben haben, einen Weg, an dessen Anfang sie recht zaghaft vorankamen.“

Nachdem die Amerikaner im August 1944 Paris besetzten, versteckte Drieu la Rochelle sich im Untergrund, um der brutalen Abrechnung der Sieger zu entgehen. Zum Jahreswechsel notierte er im Tagebuch: „Was wird mit mir geschehen? Ich weiß es nicht, es hat nichts zu bedeuten. Die Alternative zwischen Demokratie und Kommunismus interessiert mich nicht. Ich war für Europa und Europa wurde von Hitler 1940 zerstört; ich war für den europäischen Sozialismus, aber der existiert heute nicht mehr, denn Europa ist zwischen den Anglo-Amerikanern und den Russen aufgeteilt worden.“

1945 verfaßte Drieu la Rochelle den „Geheimen Bericht“ als politisches Testament. Hitler hielt er vor, Europa genauso zugrunde gerichtet zu haben wie die Alliierten. „Ich gehöre zu den Intellektuellen, deren Rolle darin besteht, in der Minderheit zu sein ... Ich bin stolz, zu jenen Intellektuellen gehört zu haben. Später wird man sich neugierig über uns beugen, um einen anderen als den gewohnten Ton zu hören. Und dieser schwache Ton wird stärker und stärker werden ... Ich bin nicht nur Franzose, ich bin Europäer. Auch ihr seid es, unbewußt oder bewußt. Aber wir haben gespielt, ich habe verloren. Ich beantrage den Tod.“

Am 15.III.1945 nahm Pierre Drieu la Rochelle sich in Paris mit Gasherd und Tabletten das Leben, um einem angekündigten Schauprozeß zu entgehen, dessen Ausgang angesichts der allen rechtsstaatlichen Gepflogenheiten hohnsprechenden Zustände unzweifelhaft war.


Zitate

von Drieu la Rochelle

  • „Ich bin als Rechter geboren und habe durch meine Erziehung den Sinn für die Autorität und auch das unzerstörbare Gefühl für das Vaterland bewahrt. Aber ich mußte nach links gehen, um das gründliche Bewußtsein der sozialen Unordnung, bewirkt durch den dekadenten Liberalismus, durch einen Kapitalismus bar jeder Tugend, zu finden.“ - Drieu la Rochelle
  • „Wir schlagen uns weder für die Diktatur des Proletariats, noch für eine Rechtsdiktatur. Wir kämpfen nicht für dies oder jenes. Wir schlagen uns gegen alle: Das ist der Sinn des Faschismus.“
  • „Ich gehöre zu den Intellektuellen, deren Rolle darin besteht, in der Minderheit zu sein ... Ich bin stolz, zu jenen Intellektuellen gehört zu haben. Später wird man sich neugierig über uns beugen, um einen anderen als den gewohnten Ton zu hören. Und dieser schwache Ton wird stärker und stärker werden... Ich bin nicht nur Franzose, ich bin Europäer. Auch ihr seid es, unbewußt oder bewußt. Aber wir haben gespielt, ich habe verloren. Ich beantrage den Tod.“

über Drieu la Rochelle

  • „Drieu hat in sich das bunt schillernde, in ungreifbaren Übergängen schwer fassbare Wesen des französischen Faschismus vielleicht am anschaulichsten verkörpert.“Ernst Nolte[1]

Werke

Werke von La Rochelle in deutscher Übersetzung:

  • Heimat Europa: Reiseberichte und andere Texte 1931–1942, hgg. von Benedikt Kaiser, Jungeuropa Verlag, 2022, ISBN‎ 978-3948145170 [272 S.]
  • Die Unzulänglichen, Jungeuropa Verlag, 2016, ISBN 978-3981782820
  • Die Unzulänglichen, Propyläen-Verlag (1966)
  • Das Irrlicht, Propyläen-Verlag (1968)
  • Verträumte Bourgoisie, Ullstein (1969)
  • Der Frauenmann, Ullstein Verlag GmbH (1974)
  • Der bolivianische Traum, Hohenheim Verlag (1981)
  • Geheimer Bericht, Matthes und Seitz (1986)

Siehe auch

Literatur

  • Benedikt Kaiser: Eurofaschismus und bürgerliche Dekadenz. Europakonzeption und Gesellschaftskritik bei Pierre Drieu la Rochelle, Regin-Verlag, 2010

Fußnoten

  1. Vgl.: Der Faschismus in seiner Epoche, Piper 2004, S. 26