Prochaska, Eleonore

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Lützower Jäger und „schwarze Gesellin“ Eleonore Prochaska bot Napoleon Bonaparte die Stirn, wie dies schon ihr großes Vorbild Königin Luise tat.

Maria Christiane Eleonora Prochaska (auch: Marie Christine Eleonora; Lebensrune.png 11. März 1785 in Potsdam; Todesrune.png gefallen 5. Oktober 1813 in Dannenberg) war eine deutsche Freiheitskämpferin in den Befreiungskriegen.

Leben

Gedenktafel am Haus Lindenstraße 34 in Potsdam
Denkmal für Eleonore Prochaska, die Heldin der Schwarzen Jäger

Eleonore Prochaska wurde als Tochter eines Unteroffiziers am 11. März 1785 in Böhmisch-Rixdorf bei Potsdam geboren. Weil ihr Vater, Garde-Grenadier im Garde-Korps der Preußischen Armee unter Friedrich dem Großen, in den Krieg mußte und die Mutter die Kinder vernachlässigte, wurde Eleonore im Potsdamer Militärwaisenhaus aufgenommen.

1797 nahm ihr inzwischen pensionierter Vater, der seinen Unterhalt mit Musikunterricht verdiente, die Kinder wieder ins Haus. Sie war wohlerzogen und stets durch des Vaters Erzählungen von den Taten der Frauen Tirols und Spaniens gegen die Tyrannei der Franzosenzeit begeistert. Vorerst schlug sie sich als Hausangestellte durchs Leben.

Freikorps

Nachdem der König von Preußen Friedrich Wilhelm III. von Breslau aus zur Bildung von freiwilligen Jägerkorps aufgerufen hatte (nach dem Seitenwechsel Preußens und seinem Kriegseintritt an der Seite des Russischen Kaiserreichs im Frühjahr 1813), verließ Eleonore mit 28 Jahren, von patriotischer Begeisterung erfüllt, Potsdam, verkaufte ihre Habe, besorgte sich vom Erlös Männerkleidung und trat in Breslau unter dem Namen August Renz ins Lützowsche Freikorps ein. Sie kaufte sich Waffen und Ausrüstung und wurde sogar bis zum Unteroffizier befördert. Sie diente zunächst als Trommler, dann als Infanterist im 1. Jäger-Bataillon des Lützower Freikorps.

Am 16. September 1813, bei dem erbitterten Gefecht an der Göhrde (Nähe Lüneburg), als die ersten Reihen der Soldaten im Geschoßhagel fielen, nahm Eleonore eine Trommel auf und führte den Angriff weiter. Eine Kartätschenladung zerschmetterte ihr den Schenkel.

Tod

Im Lazarett erlag die „geknickte Lilie“ am 5. Oktober 1813 ihren schweren Verwundungen. Auf dem Friedhof von Dannenberg wurde Eleonore Prochaska am 7. Oktober 1813 mit hohen militärischen Ehren beigesetzt, geehrt durch eine dreimalige Gewehrsalve. In einem Bericht heißt es dazu:

„Heute Morgens 9 Uhr wurde die Leiche der in der Schlacht an der Göhrde verwundeten Eleonore Prochaska zur Erde bestattet, welche als Jäger im Lützowschen Freikorps unerkannt ihren Arm aus reinem Patriotismus der heiligen Sache des Vaterlandes geweiht hatte. Gleich einer Jeanne d'Arc hat sie muthvoll gekämpft den Kampf für König und Vaterland. Trauernd folgten dem Sarge, der von ihren Waffenbrüdern getragen wurde, das hannöversche und russisch-deutsche Jägercorps, der Oberst Graf Kielmannsegge nebst sämmtlichen Officieren. Der königl. preußische Grand maitre de la Garderobe, Minister und außerordentliche Gesandte Graf de Groote hatte sich ebenfalls eingefunden. Eine dreimalige Gewehrsalve rief der vom Sturme des Krieges geknickten Lilie den letzten Gruß nach in das Grab.“

Würdigung

Im Jahr 1863 wurde an ihrem Grab auf dem St.-Annen-Friedhof in Dannenberg eine Gedenktafel angebracht. Zum 75. Todestag setzte die Stadt Potsdam ihr auf dem Alten Friedhof ein Denkmal:

„Der Heldenjungfrau zum Gedächtnis“.

Bildergalerie

Verehrung

Neben mindestens einem Dutzend anderer Frauen, die wie sie gegen Napoleon kämpften, gilt die Jeanne d’Arc aus Potsdam“ als Symbolfigur der Befreiungskriege. Zwei Jahre später schrieb Beethoven zu Friedrich Dunckers Drama „Leonore Prochaska“ eine Bühnenmusik. Der Magistrat von Potsdam ließ 1889 auf dem Alten Friedhof zu Ehren der Heldenjungfrau – so der Text – ein Denkmal errichten.

Der Tod der Heldenjungfrau Eleonore Prochaska.jpg
Jahrhundert-Feier der Befreiungskriege am 23. und 24. August 1913 in Dannenberg; Oben links: 1813 Bürgermeister Knab, 1913 Bürgermeister Koch; Oben rechts: St. Annen-Kirchhof und Prochaska-Denkmal 1863; Mitte: Eleonore Prochaska verwundet in der Schlacht bei Göhrde 1813; Unten links: Prochaska-Denkmal 1913; Unten Mitte: Körnerstein und Theodor Körner; Unten rechts: Partie Nordwestseite mit Waldemarturm und Kirche 1813.

Bericht aus der Zeitung Die Gartenlaube aus dem Jahre 1863 über ihr Leben:

Die Gartenlaube (1863) 596.jpg Die Gartenlaube (1863) 598.jpg Die Gartenlaube (1863) 599.jpg Die Gartenlaube (1863) 600.jpg

Eleonore, wer bist Du ...

Original des Schlachtgemäldes
Ansichtskarte nach dem Original

Beate Klompmaker aus Berlin schrieb 2005 das Gedicht „Eleonore, wer bist Du ...“:


Eleonore,
Du bist geboren an einem Sonntag im März 1785.
Eleonore, du hübsche,
wer warst Du?
Welche Rollen spieltest Du?
Die der Heldin, vom Zeitgeist mitgerissen.
Die des vernachlässigten Mädchens.
Die der starken Jungfrau.
Die der Tochter eines preußischen Unteroffiziers und Musiklehrers.
Warst Du ein Mann?
Eleonore,
wer warst Du?
Du schwarze Gesellin,
in der schwarzen Schar der Krieger
färbtest deine Kleidung wie alle anderen; schwarz.
Unter schwarz-weißer Flagge kämpfend.
Erst später kam neben schwarz – noch rot – und gold.
Eleonore
Wohin gingst du?
Zu kämpfen im Freikorps mit 4000 Freiwilligen.
Vor allem mit Ausländern, den Bürgern deutscher Staaten.
Mit Tagelöhnern, Knechten, Arbeitern Akademikern und Handwerkern.
Du warst Flügelmann, 3 Fuß, 8 Zoll, 3 Strich hoch.
In Bremen, Sachsen, Dannenberg.25
Eleonore
Wen hast Du gekannt?
Turnvater Jahn, der auch im Freikorps war?
Theodor Körner oder den Dichter Joseph von Eichendorff?
Oder sogar den Kindergartenerfinder Friedrich Fröbel?
Eleonore,
dich und die Lützower haben alle benutzt.
Ob Friedrich Engels, Kaiser Wilhelm II., Adolf Hitler oder Erich Honecker.
Die Guten ins Töpfchen,
die Schlechten…
So heute noch;
Hubschrauberstaffeln, Schlachtenkreuzer, Kasernen
oder Schützenregimente.
Eleonore
Was machst Du?
Du spielst Deine Rollen.
Schneiderst, kochst, wäscht, singst,
schießt wie kein anderer,
empfangen hast Du keinen Lohn,
Deine derbe Sprache – „Du kriegst die Motten!“ –
und stirbst.
Eleonore
Du starbst mit 28 Jahren,
verwundet durch einen Schuss,
den Oberschenkel zerschmettert.
Unsägliche Schmerzen, heldenhaft und mutig?
Deine letzten Worte:
„Herr Leutnant, ich bin ein Mädchen.“[1]

Siehe auch

Literatur

Verweise

Fußnoten