Voigtländer, Rudolf Ritter von

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Generalmajor Rudolf Ritter von Voigtländer

Rudolf Ritter von Voigtländer (Lebensrune.png 9. Januar 1884 in Brüssel; Todesrune.png 31. Mai 1959 in Tutzing) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres (Hauptmann der Infanterie), der Vorläufigen Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalmajor der Luftwaffe und Kommandeur des Wehrbezirks-Kommandos II (München) im Zweiten Weltkrieg.

Leben

Rudolf Ritter von Voigtländer war der Sohn von Friedrich Wilhelm Ritter von Voigtländer und dessen Frau Luise (geb. Buchler). Sein Urahn war Johann Christoph Voigtländer aus Leipzig (1732–1797), der 1756 in Wien das Unternehmen Voigtländer[1] gründete. Fotopionier Peter Wilhelm Friedrich Ritter von Voigtländer (1812–1878, seit 1867 geadelt) verlegte den Hauptsitz der späteren Voigtländer AG nach Braunschweig.

Als Sproß einer deutschen Adelsfamilie mit Wohnsitz in Braunschweig und Wien war eine militärische Karriere für Rudolf Ritter von Voigtländer beinahe selbstverständlich.

Militärische Laufbahn

Ritter von Voigtländer trat am 27. Januar 1903 dem Traditionsverband des Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 (Stiftungstag: 1. April 1809 als Schwarze Schar[2] bekannt) bei. Hier diente er als Fähnrich und Kompanieoffizier (ab dem 24. April 1904 Leutnant) bis zum 31. März 1909. Danach war er Ausbilder an verschiedenen Kriegsschulen in Neubreisach, Sigmaringen und Wetzlar.

Erster Weltkrieg

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er am 2. August 1918 Kompanieführer in einem Reserve-Infanterie-Regiment, wo er am 24. Dezember 1914 zum Hauptmann befördert wurde. 1915 übernahm er das Kommando über ein Bataillon. Bis Juli 1916 war Hauptmann Ritter von Voigtländer Bataillonskommandeur des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 78,[3] danach im Generalstab der Obersten Heeresleitung bzw. der Obersten Heeresleitung (OHL) und im Stab der 4. Garde-Division sowie Operationschef der 3. Infanterie-Division aus Stettin bis 1917. Bis zum 30. April 1919 war Ritter von Voigtländer Operationschef im Stab der 3. Infanterie-Division und dann in der 29. Infanterie-Division. Bis zu seiner Entlassung am 9. Dezember 1919 war der Hauptmann im Stab des Grenzabschnittkommandos Wipperfürth. Er wurde als Charaktermajor entlassen.

Studium und Beruf

Während der Weimarer Republik, von 1920 bis Oktober 1931, studierte Ritter von Voigtländer an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin[4] in Berlin mit Schwerpunkt Gutsverwalter (Ökonom, Landvogt) einschließlich Praktikum. Bis März 1933 besuchte er vorbereitende Kurse für den Freiwilligen Arbeitsdienst (FAD).[5]

Drittes Reich

Von März 1933 bis 31. Juli 1936 wurde Ritter von Voigtländer im Dritten Reich persönlicher Berater des Staatskommissars für das Zivilingenieurwesen und Gutsverwalter der Hauptstadt Berlin. Am 22. August wurde er dann ein Anwärter zum Ergänzungsoffizier der Luftwaffe, besuchte hierzu Kurse (Erg.-Offiziers-Anwärter-Lehrgänge) und war Offizier mit Spezialaufgaben (z. b. V.) im Reichsluftfahrtministerium (RLM). Ab Januar 1937 wurde er Ergänzungsoffizier im Rang eines Majors, wurde zum Stab des Luftkreis-Kommandos II kommandiert, besuchte im Februar die Flak-Artillerie-Schule in Wustrow und wurde am 1. Oktober 1937 schließlich aktiver Offizier der Luftwaffe. Vom 1. Juli 1938 bis 5. Oktober 1939 war Major/Oberstleutnant Ritter von Voigtländer Chef der Nachrichtenverbindungen (Ic) im Stab des Luftgaukommandos III (in der Luftflotte 1) in Berlin-Dahlem.

Zweiter Weltkrieg

Vom 6. Oktober 1939 bis 30. April 1942 war Oberst Ritter von Voigtländer Chef des Nachrichtenwesens im Generalstab des I. Flak-Korps,[6] im Stab des Luftgaukommandos III und im Stab der Kommandobehörde Fliegerführer Afrika.[7] Von 1. Mai 1942 bis zum 8. Mai 1945 war Ritter von Voigtländer (zuletzt als Generalmajor) Kommandeur der Wehrbezirks-Kommandos Bielefeld („Festung Bielefeld“) und, je nach Quelle,München I oder 1/II.[8]

Am 8. Mai 1945 wurde der Generalmajor von den VS-Amerikanern festgenommen und war bis 1947 Kriegsgefangener.

Beförderungen

Unterschrift: Ritter von Voigtländer, Generalmajor der Luftwaffe a. D. vom 15. September 1953

Auszeichnungen (kleiner Auszug)

Literatur

  • Werner Otto: Geschichte des herzoglich braunschweigischen Infanterie Regiments Nr. 92 seit dem Eintritt in den Norddeutschen Bund bis zur Jetztzeit (1867–1877), Braunschweig 1878
  • Gustav von Kortzfleisch: Geschichte des Herzoglich Braunschweigischen Infanterie-Regimentes und seiner Stammtruppen 1809–1902, 3 Bände, Braunschweig [1896–1903]
  • Friedrich von Sobbe: Geschichte des Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 im Weltkriege 1914–1918, Erinnerungsblätter deutscher Regimenter (preußischer Anteil, Band 311), Berlin (1929)
  • Hanns Möller: Königlich Preußisches Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 78 im Weltkrieg 1914/18, Deutsche Tat im Weltkrieg Bd. 75, Bernard & Graefe, Berlin (1937)

Verweise

Fußnoten

  1. Das Unternehmen Voigtländer wurde bereits im Jahre 1756 in Wien von Johann Christoph Voigtländer gegründet und stellte zunächst optische Instrumente her, darunter optische Meßgeräte und Operngläser. Ab 1839, dem Jahr, als die Erfindung der Fotografie veröffentlicht wurde, kamen Objektive und ab 1840 vollständige Kameras für die Fotografie dazu. Die Objektive Voigtländers waren revolutionär, denn sie waren die ersten mathematisch berechneten Präzisionsobjektive der Fotografiegeschichte, konstruiert von dem Mathematikprofessor Jozef Maximilián Petzval. Sie haben eine zuvor ungekannt hohe Lichtstärke von 1/3,5 und wurden deshalb zur Verkürzung der damals noch nötigen langen Belichtungszeiten vor allem auch für Portraitaufnahmen eingesetzt. Wegen Streitigkeiten mit Petzval, der Peter Wilhelm Friedrich von Voigtländer das Objektiv ohne Vertrag oder Patentierung für eine Einmalzahlung von nur 2.000 Gulden überlassen hatte, entstand 1849 in Braunschweig das Zweigwerk Voigtländer & Sohn, Optische Anstalt, später wurde die Firmenzentrale nach Braunschweig verlegt (Campe-Straße / Ecke Adolfstraße). Das Familienunternehmen Voigtländer wurde 1898 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, an der 1925 die Schering AG die Mehrheit erwarb. 1915 machten steigende Absatzzahlen einen Neubau der Fabrik und den Umzug in den Stadtteil Gliesmarode (Petzvalstraße) erforderlich. 1929 wurde die Produktionskapazität erweitert. 1956 verkaufte die Schering AG die Voigtländer AG an die Carl-Zeiss-Stiftung, in der gleichzeitig auch Zeiss-Ikon und das Braunschweiger Zett-Werk aufgingen. 1957 wurde für die optische Fertigung ein Neubau bezogen und die Verwaltung ebenfalls nach Gliesmarode verlegt. 1965 wurde die Zeiss-Ikon/Voigtländer-Vertriebsgesellschaft gegründet.
  2. Die Schwarze Schar, ursprünglich Herzoglich Braunschweigisches Korps genannt oder Schwarze Legion und später in britischen Diensten als Black Brunswickers („Schwarze Braunschweiger“) bekannt, war ein Freikorps, das am 1. April 1809, zur Zeit des Fünften Koalitionskrieges, vom „Schwarzen Herzog“ Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Oels aufgestellt wurde, um auf verschiedenen europäischen Kriegsschauplätzen gegen Napoleon Bonaparte und die französische Besatzung Deutschlands zu kämpfen.
  3. Verluste 1914/18: ca. 3.600 Unteroffiziere und Mannschaften.
  4. 1934 wurde die Landwirtschaftliche Hochschule gemeinsam mit der 1790 als Tierarzneischule gegründeten Tierärztlichen Hochschule in die Friedrich-Wilhelms-Universität eingegliedert, die heutige Humboldt-Universität zu Berlin.
  5. Der Freiwillige Arbeitsdienst (kurz FAD) war ein Arbeitsdienst in der Weimarer Republik. Er wurde 1931 unter der Regierung Brüning gegründet. 1935 resultierte daraus der Reichsarbeitsdienst (RAD).
  6. Der Stab des I. Flak-Korps wurde am 3. Oktober 1939 zum Teil aus dem Stammpersonal des Luftgaukommandos III in Berlin unter seinem ersten Kommandierenden General, General der Flakartillerie Hubert Weise, als Teil der Luftflotte 3 aufgestellt. In der Anfangszeit von Oktober 1939 bis Ende 1940 hießen die beiden zu dieser Zeit aufgestellten Flak-Korps zunächst noch Flak-Korps I bzw. Flak-Korps II.
  7. Fliegerführer Afrika war die Bezeichnung einer Dienststellung bzw. einer Kommandobehörde auf Brigadeebene der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Sie wurde im Februar 1941 kurz nach dem Deutschen Afrikakorps (DAK) im Luftgau(-Kommando) VII für den Einsatz im Afrikafeldzug aufgestellt und führte die von afrikanischem Boden aus eingesetzten Teile des X. Fliegerkorps bzw. ab Ende 1941 der Luftflotte 2, deren Hauptaufgabe die taktische Luftunterstützung der Bodenkämpfe des DAK bzw. der Panzergruppe und späteren Panzerarmee Afrika war. Dem Fliegerführer waren jeweils verschiedene Geschwader bzw. einzelne Gruppen unterschiedlicher Waffengattungen sowie die entsprechenden Unterstützungseinheiten unterstellt. Das Gegenstück hierzu auf britischer Seite war die sogenannte Desert Air Force. Während des Tunesienfeldzuges wurde der Stab des Fliegerführers Afrika im Februar 1943 zum Fliegerkorps Tunis umgewandelt.
  8. WK VII, Wehrersatzbezirk München. Zuständig für das Wehrmeldeamt München 2
  9. In der preußischen Armee wurden Hauptleute, die es nicht zum Stabsoffizier gebracht, sich aber ansonsten bewährt hatten, mit dem Charakter eines Majors („Charaktermajor“) verabschiedet, das heißt, sie erhielten das Ruhegehalt eines Hauptmannes, durften sich aber Major nennen. Die oft lange Wartezeit bis zur Beförderung zum Major bezeichnete man auch scherzhaft als Majorsecke.
  10. Der Militär-Max-Joseph-Orden wurde durch den bayerischen König Maximilian I. Joseph mit Armeebefehl vom 1. März 1806 rückwirkend zum 1. Januar 1806 gestiftet und war der höchste militärische Verdienstorden des Königreichs Bayern. Seine Devise lautete VIRTUTI PRO PATRIA (Tapferkeit für das Vaterland). Der Orden geht auf das kurpfalz-bayerische Militär-Ehrenzeichen zurück. Durch Armeebefehl vom 22. März 1806 ernannte der König Generalleutnant Johann Nepomuk von Triva zum Großkanzler des Ordens. Sein Nachfolger wurde Feldmarschall Fürst von Wrede. Nach dessen Tod nahm die Aufgaben des Großkanzlers der amtierende Kriegsminister oder ein von ihm Beauftragter wahr. Am 22. August 1878 wurde General der Infanterie Ludwig von der Tann-Rathsamhausen zum Großkanzler ernannt. Nach seinem Tode am 26. April 1881 wurde wieder der jeweilige Kriegsminister berufen. 1954 wurde Wilhelm von Leeb zum Großkanzler des Max-Joseph-Ordens ernannt. Ihm folgte Oberst a. D. Rudolf von Kramer.