Wach-Regiment Berlin (Reichswehr)

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Reichspräsident Paul von Hindenburg in Generalfeldmarschalluniform schreitet die Front des Kommandos der Wachtruppe im März 1932 entweder vor (ggf. 1. März) oder kurz nach der Reichspräsidentenwahl ab; 1. v. l. Generalleutnant von Blomberg, 2. v. l. Generalleutnant von Rundstedt, 3. v. l. General der Infanterie von Hammerstein-Equord, 4. v. l. Oberst von Reichenau, dann mit Stahlhelm der Kommandeur des Kommandos der Wachtruppe.

Das Wach-Regiment Berlin der Vorläufigen Reichswehr und ab März 1921 der Reichswehr (kurz darauf in Kommando der Wachtruppe umbenannt) wurde im November 1920 aufgestellt. Es sollte dem Vorbild des Garde-Korps der Preußischen Armee nacheifern und zu repräsentativen Zwecken (protokollarischer Dienst beim Staatsoberhaupt und vor den offiziellen Gebäuden) eingesetzt werden. Während das Wach-Regiment das Reichsheer repräsentieren sollte, stellte die Reichsmarine eine eigene, kleine Wacheinheit, die „Marinewache für das Präsidentenpalais“.

Geschichte

Begrüßung des Kommandos der Wachtruppe durch den neuen Stadtkommandanten von Berlin Generalmajor Schreiber (Nachfolger von Generalmajor Walter Freiherr von Schleinitz, einem späteren Tannenberg-General), Februar 1930. Neben dem Generalmajor der Kommandeur der Wachtruppe Berlin Oberstleutnant von Tiedemann, außerdem noch auf dem Bild Hauptmann von Basse und Major Strack.

Die Angehörigen des „Wach-Regimentes der Kommandantur Berlin“ waren handverlesen und stammten von Traditionsregimentern aus ganz Deutschland. Das Regiment unterstand dem Reichspräsidenten, zuerst Friedrich Ebert und anschließend Paul von Hindenburg, dem jeweiligen Oberbefehlshaber.

Kommando der Wachtruppe

Stabsmusikmeister (Hauptmann) Friedrich Ahlers mit dem Musikkorps des Wach-Regimentes „Berlin“, 1940[1]

Nach kaum mehr als einem halben Jahr wurde das Regiment im Juni 1921 wieder aufgelöst, Auslöser waren sozialistische, antimilitaristische und antideutsche Politdebatten in der Weimarer Republik sowie eine fehlende Akzeptanz für die Formation nach preußischem Vorbild, aber auch ein scharfer Protest des alliierten Feindes.

Im selben Jahr jedoch erkannte die politische Führung des Landes, daß sie Schutz brauchte, eine neue Wacheinheit wurde gegründet, das stark verkleinerte und deutlich weniger bedeutende „Kommando der Wachtruppe“. Auch dieses wurde in Berlin (Kaserne Moabit in der Rathenower-Straße, vormals Kaserne des 4. Garde-Regimentes zu Fuß) stationiert. Die sieben Divisionen der Reichswehr mußten jeweils eine Kompanie für das Kommando stellen. Die Soldaten wurden im Wechsel für jeweils drei Monate nach Berlin zu dieser Einheit abkommandiert.

„Die Ursprünge des Wach-Bataillons Berlin gehen zurück auf das Kommando Wachtruppe der Reichswehr. Dieses Kommando bestand aus sieben Schützen-Kompanien, von denen jede der sieben Divisionen der Reichswehr jeweils eine Kompanie stellte. Das Kommando Wachtruppe bestand aus sieben Schützen-Kompanien und zusätzlich einer MG-Kompanie und einer Artillerie-Batterie, die hierfür extra abgestellt wurden. Die Kompanien wurden in der Regel nach drei Monaten abgelöst. Ab 1936 bestand das Kommando dann aus acht Schützen-Kompanien ohne MG-Kompanie. Am 23. Juni 1937 wurde die Wachtruppe Berlin in das Wach-Regiment Berlin umbenannt, ohne daß es dabei zu Änderungen in der Gliederung kam. Die Offiziere und Unteroffiziere wurden jetzt nur noch jährlich, die Mannschaften halbjährlich ausgewechselt. Mit dem 6. Juni 1939 wurde der Befehl für die Umgliederung des Regiments im Herbst erteilt. Das Regiment sollte von da an sein Personal selbst ausbilden. Am 12. Juni 1939 wurde das Wach-Bataillon zum Infanterie-Regiment ‚Großdeutschland‘ erweitert und umgegliedert. Zurück blieb ein Regimentsstab mit vier Kompanien. Diese Einheit behielt den Namen Wach-Bataillon Berlin. Am 1. Mai 1941 wurde das Bataillon auf fünf Kompanien erweitert. Am 1. Oktober 1942 erfolgte dann die Umbenennung in Wach-Bataillon ‚Großdeutschland‘. Am 7. Februar 1945 wurde das Bataillon als Alarm-Einheit mobil gemacht und in Wach-Regiment Berlin umbenannt. Hierzu wurde die Einheit auf zwei Bataillone mit zehn Kompanien erweitert. Anschließend wurde das Regiment der Infanterie-Division Berlin unterstellt und an der Oder bei Küstrin eingesetzt.“ — Lexikon der Wehrmacht

Erster offizieller Auftritt

Der erste öffentliche Auftritt des Kommandos der Wachtruppe mit Musikkorps (unter Musikmeister (Leutnant) Ahlers) war in Berlin am 11. August 1921 während der Festlichkeiten zur Ehre des 2. Jahrestages des Inkrafttretens „der Verfassung des Deutschen Reichs“. Der zweite große Auftritt war am 20. September 1921, als die erste Wachablösung Unter den Linden (Nachfolger des Großen Wachaufzuges Unter den Linden des Garde-Korps bis 1918) der Weimarer Republik (jeden Sonntag, Dienstag und Donnerstag bis 1945 mit wenigen Unterbrechungen) durch eine Wachkompanie der Wachtruppe stattfand.

Von Reichswehr zur Wehrmacht

Als 1934 Reichskanzler Adolf Hitler auch Reichspräsident wurde, wurde dieser auch Oberbefehlshaber der Reichswehr, und das Kommando der Wachtruppe wurde in Wachtruppe Berlin umbenannt. Die Wachtruppe, seit 1935 der Wehrmacht angehörend, erhielt 1936 eine zusätzliche Kompanie sowie eine Stabskompanie. Insbesondere die Stellung von unzähligen Begleit- und Ehrenformationen während der Olympischen Sommerspiele 1936 brachte die verhältnismäßig kleine Truppe an die Grenze der Belastbarkeit. 1937 wurde die Wachtruppe erheblich ausgebaut und am 24. Juni 1937 erneut in Wach-Regiment „Berlin“ umbenannt. Vom 12. Juni 1939 bis zum 21. April 1939 in Infanterie-Regiment „Großdeutschland“ (später mot.) umbenannt und am 21. April 1942 in Infanterie-Regiment „Großdeutschland“ 1 und 2 aufgeteilt. Diese beiden Regimenter gingen später in der Infanterie-Division (mot.) „Großdeutschland“ bzw. Panzer-Grenadier-Division „Großdeutschland“ auf.

Wach-Bataillon „Wien“

Im Oktober 1938, nach dem Beitritt Österreichs, wurden ausgesuchte Offiziere und Unteroffiziere des Wach-Regimentes von Berlin nach Wien kommandiert, um als Stammtruppe bzw. Kader eines neu aufgestellten Wach-Bataillons „Wien“ zu fungieren.

Kommandeure (Auswahl)

Gliederung

Die Gliederung des Kommandos der Wachtruppe von 1921/22 bis 1936:

Filmbeiträge

Reichspräsident und Oberbefehlhaber der Reichswehr Paul von Hindenburg inspiziert die Wachtruppe, 1932
President Hindenburg Reviews Berlin Guards, 10. März 1932
Kommando der Wachtruppe und Musikkorps am Brandenburger Tor / Unter den Linden, 1932 (For First Time Since The War German Guards March Through Streets)
Parademärsche des Musikkorps der Kommandantur Berlin (Wachtruppe) mit Militärkapellmeister Friedrich Ahlers

Siehe auch

Literatur

  • Hans Meier-Welcker (Begr.): Deutsche Militärgeschichte in sechs Bänden. 1648–1939. Bd. 3, Abschn. VI, Pawlak, Herrsching 1983, ISBN 3-88199-112-3, S. 320

Fußnoten

  1. Friedrich Ahlers (Lebensrune.png 9. Juni 1882; Todesrune.png 9. November 1945) war Berufssoldat (insgesamt 43 Jahre), Ritter des Eisernes Kreuzes I. Klasse (1914), ein Absolvent des Königlichen Musik-Institutes zu Berlin, Vater (zwei Töchter) und Ehemann sowie Gründer des Musikkorps der Kommandantur Berlin (Wachtruppe) mit ursprünglich 24 Angehörigen. Das Musikkorps brachte zahlreiche beliebte Kurz- und Langspielplatten hervor, u. a. „Großdeutschland – Von der Wachtruppe zum Panzerkorps“ mit 20 ausgewählten Musikstücke von 1928 bis 1943.