Waldenburg, Siegfried von

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Generalmajor von Waldenburg, der letzte Kommandeur der Windhund-Division (116. Panzer-Division).

Siegfried Hans Paul Günther von Waldenburg[1] (Lebensrune.png 30. Dezember 1898 in Groß Leipe, Niederschlesien; Todesrune.png 27. März 1973 in Hannover) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalmajor des Heeres, Divisionsführer als Nachfolger von Gerhard Graf von Schwerin (ab 14. bzw. 19./20.9.1944; bis 1.12.1944 noch mit der Führung beauftragt, dann zum Kommandeur ernannt) und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges. Am 15. April 1945 geriet er im Ruhrkessel in Gefangenschaft, aus der er Ende 1947 entlassen wurde.

Werdegang

Heiratseintrag Nr. 69 von 1924 (Hannover)
Waldenburg, Siegfried von.jpg
Geburtseintrag der ersten Tochter (Nr. 11)
„Seine Heimat war Schlesien; auf dem Lande nördlich von Breslau wurde Siegfried von Waldenburg am 30. Dezember 1898 geboren. Mit 17 Jahren war er im ersten Weltkrieg Soldat beim Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiment, mit 18 Jahren Leutnant in diesem stolzen Regiment. Er focht als Zug- und Kompanie-Führer an der Westfront, wurde dreimal verwundet und erhielt das Eiserne Kreuz erster Klasse. Einen Monat vor Kriegsende geriet der junge Offizier in englische Gefangenschaft, in der man ihn bis ins Frühjahr 1920 festhielt. Heimgekehrt und infolge der Heeresverminderung aus dem Dienst entlassen, trat Siegfried von Waldenburg dem Selbstschutz Oberschlesien bei, um seine Heimat gegen die polnische Annektion zu verteidigen. Im Jahre 1922 wird er in das sich konsolidierende Reichsheer übernommen, und zwar nun als Kavallerist. Acht Jahre Friedensdienst im Reiter Regiment 11 im schönen Schlesien bringen dem jungen Offizier eine gewisse Entschädigung für die verlorenen Jugendjahre. Ab 1924 begleitet seine Frau Jutta geb. von Alten-Linden seinen Weg durch alle Höhen und Tiefen über fast 50 Jahre.
Die 1930 bestandene Wehrkreisprüfung — Voraussetzung für den Eintritt in die Generalstabsausbildung — und der erfolgreiche Abschluß dieser dreijährigen harten Schulung zeigen, daß der Oberleutnant von Waldenburg die Jahre nicht ohne intensive Arbeit an sich selbst verbrachte. Nach verschiedenen Generalstabsverwendugen, unterbrochen durch eine einjährige Verwendung als Schwadronschef, finden wir den Major im Generalstab bei Kriegsausbruch als Ia der 6. Infanterie Division in Bielefeld. Im Frankreichfeldzug ist er Ia des VI. Armeekorps, ab Oktober 1940 Chef des Generalstabes des XII. Armeekorps. Die Stellung des Chefs des Generalstabes eines Korps hatte einen hohen Rang. Für sie wurden nur besonders qualifizierte Generalstabsoffiziere ausgewählt.
Das XII. Korps kämpfte 1941 von Brest Litowsk bis vor Moskau. Ab Dezember folgten die krisenhaften Wintermonate, die Abwehr- und Rückzugskämpfe und schließlich die Festigung der Front. Anfang März 1942 führten Auseinandersetzungen über die Beurteilung der Lage zur Ablösung des Oberst i. G. von Waldenburg — ein zu dieser Zeit leider häufiges Ereignis. Die Jahre 1942 und 1943 bringen zwei Verwendungen, die sowohl hohe militärische Fähigkeiten als auch diplomatisches Geschick und menschliches Einfühlungsvermögen verlangen, nämlich die Stellung als Chef des Verbindungsstabes bei der 2. Ungarischen Armee im Osten und beim deutschen General beim Hauptquartier der italienischen Wehrmacht in Rom.
1944 beginnt die Laufbahn des Truppenführers, zunächst als Kommandeur des Panzergrenadierregimentes 26 im Osten, sodann für kurze Zeit als Führer der neuaufgestellten 25. Panzergrenadier-Division und ab 19. 9. 1944 als Kommandeur unserer 116. Panzerdivision in deren wohl schwerster Zeit in den letzten Monaten des Krieges. Die Abwehrkämpfe bei Aachen, die Zerschlagung der feindlichen Luftlandung bei Arnheim und Nimwegen und das erbitterte Ringen im Hürtgenwald sind die Namen der Herbstschlachten. Sie sprechen für sich. Für seine Führung und für seinen persönlichen Einsatz erhielt der am 01.12. frisch beförderte Generalmajor von Waldenburg am 09.12.1944 das Ritterkreuz. Nennung der Division und ihres Führers im Wehrmachtsbericht waren vorangegangen.
Nach kurzer Auffrischung trat die Division zur Ardennenoffensive an. Das letzte Aufbäumen des deutschen Heeres sah die Division am rechten Flügel des auf Dinant gerichteten Angriffskeiles. Houffalize, Samräe, Hotton, Marche sind die Meilensteine unseres Angriffes. Unser General führte vorn. Aber zu Weihnachten – das Wetter war klar geworden – erlahmte die deutsche Angriffskraft. Schritt für Schritt mußten die Angriffsverbände in eisigem Winter bei hohem Schnee auf die Ausgangsstellungen zurückgenommen werden. Nach abermaliger kurzer Auffrischung kämpfte die Division in Gegenangriff und Abwehr am Reichswald, bei Uedem, Xanten und im Wesel-Brückenkopf und schließlich im Ruhrkessel zunächst an dessen Westfront, ab Ostern an dessen Ost- und Nordfront. Überall war die Division der Rückhalt in der Front, half sie den Nachbarn mit ihren schweren Waffen. Mehrfach wurde sie im Wehrmachtsbericht oder in seinen Zusätzen genannt. In der New York Times erschien eine Artikelserie über sie, der höchsten Anerkennung voll.
Die Kampfweise der Division wurde als stubborn — hartnäckig — gerühmt. Die Division kämpfte bis zum letzten Tag tapfer und ehrenvoll und sie ging aufrechten Hauptes, in sich geschlossen, in und durch die Gefangenschaft. Ihre Leistungen und ihr Geist sind nicht denkbar ohne ihren Kommandeur. Fast drei Jahre Kriegsgefangenschaft folgten für General von Waldenburg. Aufrecht schritt er durch sie hindurch.
Mühevoll war der Neubeginn in der Freiheit. Aber dann wurde doch Ausharren und Dulden gelohnt durch eine Reihe von friedlichen und glücklichen Jahren mit seiner Frau in Hannover, der Heimat seiner Frau. Wer am 70. Geburtstag teilnehmen oder den General in der Kameradschaft Hannover der Windhunde erleben durfte, weiß um seine stille, humorvolle und fürsorgliche Art, ohne Aufhebens Mittelpunkt, von allen um ihn verehrt. Glauben an Gott, preußische Pflichtauffassung, Ritterlichkeit und menschliche Wärme bestimmten sein Tun.“

Lexikon der Wehrmacht

„Siegfried von Waldenburg war der Sohn des Gutsbesitzers Friedrich von Waldenburg und seiner Frau Marie. Am 15. Juli 1916 trat er als Fahnenjunker in das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 ein. Am 2. August 1917 zum Leutnant befördert, kam von Waldenburg nach einem kurzen Einsatz im Osten bereits im Oktober 1917 an die Westfront, wo er als Zug- und Kompanieführer eingesetzt wurde. Einen Monat vor Kriegsende geriet er in britische Gefangenschaft, aus der er im Frühjahr 1920 entlassen wurde. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland trat er dem Selbstschutz Oberschlesien bei und kämpfte in Schlesien. 1922 wurde er in die Reichswehr übernommen und in das Reiter-Regiment 11 versetzt. Am 3. Dezember 1924 heiratete er Jutta von Alten. Am 1. April 1925 zum Oberleutnant befördert, absolvierte er 1930 erfolgreich die Wehrkreisprüfung, (Voraussetzung für den Eintritt in die Generalstabsausbildung) und wurde am 1. Oktober 1931 in den Stab der 4. Division versetzt und gleichzeitig zur Führergehilfenausbildung kommandiert. Nach seiner Beförderung zum Rittmeister am 1. Mai 1933 besuchte er ab dem 1. Oktober 1933 die Kriegsakademie und wurde am 1. Mai 1934 zum Generalstab der Wehrersatz-Inspektion in Breslau kommandiert. Am 1. Mai 1935 folgte die offizielle Versetzung in den Generalstab der Wehrersatz-Inspektion Breslau. Vom 1. Juli bis zum 30. September 1936 war er zum Generalstab des Gruppenkommandos 4 kommandiert. Am 1. Oktober 1936 folgte die Beförderung zum Major und am 6. Oktober 1936 die Ernennung zum Eskadronschef im Reiter-Regiment 1 ernannt. Am 12. Oktober 1937 wurde von Waldenburg Ia im, Stab der 6. Infanterie-Division in Bielefeld. Mit der Division nahm er ab September 1939 am Zweiten Weltkrieg teil und wurde am 1. März 1940 zum Oberstleutnant befördert. Am 25. Oktober 1940 folgte die Ernennung zum Chef des Generalstabes des XII. Armeekorps. Das XII. Armee-Korps kämpfte ab Juni 1941 von Brest Litowsk bis vor Moskau. Ab Dezember folgten die krisenhaften Wintermonate, die Abwehr- und Rückzugskämpfe und schließlich die Festigung der Front. Am 1. Februar 1942 wurde er zum Oberst befördert. Anfang März 1942 führten Auseinandersetzungen über die Beurteilung der Lage zur Ablösung des Oberst i. G. von Waldenburg und zu seiner Verwendung als stellvertretender Militärattaché in Rom und Chef des Stabes beim deutschen General beim Hauptquartier der italienischen Wehrmacht. Am 17. April 1944 erhielt von Waldenburg schließlich wieder ein Kommando und wurde Kommandeur des Panzergrenadier-Regiments 26. Ab dem 14. September 1944 war er mit der Führung der 116. Panzer-Division beauftragt,[2] deren Kommandeur er am 1. Dezember 1944 wurde. Am gleichen Tag folgte die Beförderung zum Generalmajor. Für den Einsatz seiner Division während der Abwehrkämpfe im Hürtgenwald wurde von Waldenburg am 9. Dezember 1944 das Ritterkreuz verliehen. Am 15. April 1945 geriet er in Gefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde.“[3]

Tod

Generalmajor a. D. Siegfried von Waldenburg verstarb 1973 in Hannover.

„Am 27. März 1973 verstarb der Generalmajor a. D. Siegfried von Waldenburg, letzter Kommandeur der 116. Panzer-Division. Die Nachricht traf die Angehörigen des Familienverbandes und insbesondere die hannoverschen Windhund-Kameraden schwer, bestand doch in den letzten Tagen vor seinem Ableben Hoffnung auf Besserung seiner Krankheit. Mit seiner Familie trauern wir um einen guten Kameraden und väterlichen Freund. So wie sein Gesundheitszustand es erlaubte, besuchte der General mit seiner Ehefrau Jutta die Veranstaltungen der O.K. Hannover, und es war für die Kameraden immer wieder ein Erlebnis ernster oder heiterer Natur, ihren Kommandeur aus dem Kriege in ihrer Mitte zu wissen. Sein Rat hatte Gewicht in den Beschlüssen der O.K., und es zeigte sich immer wieder, daß sein Rat ein guter war. Den Damen begegnete er mit dem Charme alter Schule, und die Kameraden sahen in ihm einen echten Freund, der niemanden vergaß. So ist auch die echte Trauer zu verstehen, die ihn auf seinem letzten Wege begleitete. Wir Kameraden der O.K. Hannover sind stolz, ihn in unserer Mitte gehabt zu haben. Wir werden ihn nicht vergessen, in seinem Sinne weiter arbeiten, so als ob er noch unter uns sei, und ihn in der Erinnerung wach halten. Fahr wohl. Generalmajor Siegfried von Waldenburg ging von uns. Wir – seine alten Soldaten – trauern mit seinen Lieben und werden sein Andenken in unseren Herzen bewahren.“ — Ortskameradschaft Hannover (OK Hannover) des „Familienverbandes der ehemaligen Angehörigen der Windhund-Divison“[4]

Familie

Siegfried von Waldenburg war der Sohn des Gutsbesitzers Friedrich August Eduard von Waldenburg (1872–1925) und dessen Ehefrau Marie, geb. von Kessel (1876–1917) aus Torgau. Seine Geschwister waren Joachim Friedrich Alfred Ernst von Waldenburg, Friedrich August von Waldenburg, Edeltraut Marie Johanne Elise Magdalene Freiin von Lüttwitz, geb. von Waldenburg und Dorothee Helene Charlotte Freiin von Engelhardt, geb. von Waldenburg.

Ehe

Leutnant von Waldenburg heiratete am 3. Dezember 1924 Jutta Hert(h)a Luise von Alten (Lebensrune.png 26. März 1905). Aus der Ehe sind ein Sohn (Lebensrune.png 1936) und drei Töchter (Lebensrune.png 1925/1928/1934) entsprossen. Die erste Tochter ist Marie-Eva Alexandra Brigitte Herta (Lebensrune.png 26. Dezember 1925).

Auszeichnungen (Auszug)

Beförderungen

Verweise

Fußnoten

  1. Waldenburg, Freiherr von, Siegfriedww2awards.com (englischsprachig)
  2. Die 116. Panzer-Division wurde nach der Absetzung von Generalleutnant von Schwerin für kurze Zeit von Oberst Heinrich Voigtsberger, dem Kommandeur des Panzergrenadier-Regiments 60, übernommen, der von Oberst Siegfried von Waldenburg abgelöst wurde. Sie blieb im Raum Aachen eingesetzt, bis sie am 27. September 1944 zur Auffrischung für die Ardennenoffensive aus der Front gezogen wurde.
  3. von Waldenburg, SiegfriedLexikon der Wehrmacht
  4. Generalmajor Siegfried von Waldenburg
  5. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-938845-17-2
  6. Walther-Peer Fellgiebel: Die Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes 1939–1945 - Die Inhaber der höchsten Auszeichnung des Zweiten Weltkrieges aller Wehrmachtteile, Dörfler Verlag, Eggolsheim 2004, S. 353, ISBN 3-7909-0284-5